
Aber fangen wir beim Inhalt an: Die Geschichte dreht sich um den 40 Jahre alten Piet, der am Grab eines Freundes stehend über sich und sein Leben nachdenkt. Bedeutend für sein Leben war und ist die „Kirschkernspuckerbande“, eine Clique, die seit Kindertagen mehr oder weniger Bestand hatte, und der auch der Verstorbene angehörte. Der Roman beschreibt nun mosaikartig einzelne Ereignisse und Anekdoten aus Piets Leben und aus dem der anderen Bandenmitglieder.
Es entsteht der Eindruck, dass die Kirschkernspuckerbande so ziemlich alles erlebt und mitbekommen hat, was man zwischen 1960 und 2000 in Deutschland erleben und mitbekommen konnte: Linksextremismus, versteckte und offen gelebte Homosexualität, das Rollenverhältnis von Männern und Frauen, Drogen und Alkoholismus, Kalter Krieg und politische Wende, Teenagerschwangerschaft, Suizidversuch,... Das ist eine ganze Menge Stoff, deutlich zuviel für ein einzelnes Buch.

Gernot Gricksch bleibt in seinen Darstellungen leider sehr oberflächlich und effekthascherisch, was schade ist, weil die Geschichte durchaus mehr zu bieten gehabt hätte. Die vielen Klischees stören das Lesevergnügen ebenso wie die Sprache. Sobald es beispielsweise um Sexualität geht, bemüht sich Gricksch um eine humorvolle, unverkrampfte Sprache, was oft nicht passt, denn Sexualität ist eben nicht immer cool. Auf der anderen Seite, vor allem zu Beginn des Buches, werden, anscheinend um dem Werk einen intellektuellen Anstrich zu verleihen, unnötig Fremdwörter eingestreut, obwohl es auch gängigere und von der Form her passendere Formulierungen gegeben hätte. Insgesamt entsteht der Eindruck, Gricksch wollte unbedingt ein großes, bedeutsames Buch schreiben und stand sich mit seinen Ambitionen selbst im Weg. Herausgekommen ist leider nicht mehr als Durchschnittsware.
Link: Wir berichteten bereits an anderer Stelle über Herr Lehmann.