Sonntag, 18. März 2012

Phoebe im Wunderland

-cp- Phoebe (Elle Fanning) ist anders als andere Kinder. Sie ist etwas verträumt, lebhaft in ihrer Fantasie, und zwischendurch, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, rutscht ihr auchschon mal eine unbequeme Bemerkung heraus, sie spuckt anderen Kindern ins Gesicht oder gibt sich ihrem Waschzwang hin. In ihrer Schulklasse hat sie einen schweren Stand, und auch ihre Eltern sind überfordert. Dann kommt eine neue Lehrerin an die Schule, eine Theaterpädagogin, die auch noch Phoebes Lieblingsgeschichte aufführen möchte: Alice im Wunderland. Ihr gelingt es, einen Draht zu dem Mädchen zu bekommen. ...

Eine Stärke des Films ist, neben der tollen Besetzung und feinfühligen Regie, dass Phoebes "abweichendes Verhalten" häufig in Bezug zu ihrer Umwelt gezeigt wird. So empfindet man ihre Reaktionen (und solche sind es) zwar hier und da überzogen, in der Sache aber nachvollziehbar. Es ist ein interessanter Blick auf ein Umfeld, in dem es ein ungewöhnliches Mädchen mit überforderten Lehrern und Eltern und mit einer oft verletzenden und ihr gegenüber ungerechten Schulklasse zu tun bekommt. Was Phoebes Stellung und ihr Problem angeht, kommt der Film ohne pädagogischen Zeigefinger aus und zeigt subtil, wie wichtig es ist, bei den Ressourcen der Kinder anzusetzen. - Dies ist in der Darstellung der Erwachsenen leider wenig geglückt, gerade die Lehrer sind etwas undifferenziert dargestellt, und die Geschichte der Theaterpädagogin scheint eine billige Variante eines ungleich besseren Lehrer-Portraits zu sein, das nämlich, das man ausDer Club der toten Dichter kennt.

Fazit: "Phoebe im Wunderland" ist ein schöner, warmherziger Film über eine Außenseiterin, der ruhig erzählt ist, manchmal vielleicht zu ruhig, und der dank einer tollen Kinderdarstellerin über die Schwächen der Geschichte, der etwas undifferenzierten Darstellung der Erwachsenenfiguren, hinwegrettet.

Technische Bewertung: Der Ton des Films ist leider ziemlich schlecht. Die einzelnen Figuren sind an vielen Stellen unterschiedlich ausgesteuert, und die Musik ist im Verhältnis zu den Dialogen viel zu laut, sodass man gezwungen ist, hier und da mit der Fernbedienung hin und her zu regeln. - Die Extras sind eher dürftig, es gibt lediglich einige Trailer, die zum Großteil eine deutlich B-Movie-Anmutung haben.

Samstag, 3. März 2012

Ich sehe den Mann deiner Träume

-cp- Die Handschrift Woody Allens ist auf Anhieb zu erkennen: Wir sehen kultivierte und vermögende Menschen in einer Weltstadt, die sich auf neurotische Weise mit ihren Träumen auseinandersetzen. Kaum einer der Protagonisten ist fähig, seinem Partner treu zu sein. Eine Mischung aus Egoismus und Selbstüberschätzung treibt die Figuren voran und zum Teil auch ins Unglück. "Ich sehe den Mann deiner Träume" ist eine gelungene Tragikomödie mit großartigen Schauspielern und einem faszinierenden Figurenspektrum. Wenn jedoch auch ein Vorwurf gestattet ist: Es gibt in der Geschichte kaum etwas, das man nicht in zahllosen anderen Woody Allen-Filmen auch schon gesehen hat. Der Film ist eine gelungene Variation seiner altbekannten Themen, jedoch wird er kaum der Film sein, an den man sich im Werk Woody Allens am deutlichsten erinnern wird. Dennoch ist er sehr sehenswert und unterhaltsam.