Montag, 23. November 2009

Immer auf die armen Vandalen

-sv- Die Vandalen werden ähnlich stigmatisiert wie Menschen, die an Schizophrenie leiden. Liebt es die Presse, über alle Resorts etwas "schizophren" zu finden, sobald ein Ding zwei Seiten zu haben scheint, müssen die Vandalen immer dann herhalten, wenn mal wieder etwas zerstört wurde [Spiegel].
So wenig zutreffend wie die Begriffsverwendung im Falle der Schizophrenie ist, ist sie dies auch im Falle der Stigmatisierung der Vandalen. Denn im Grunde scheinen sie kaum etwas getan zu haben, dass die Verwendung ihres Namens im Kontext von "blinder Zerstörungswut" rechtfertigen würde [Details hier und hier]. Insofern: arme Vandalen ...

Freitag, 20. November 2009

In memoriam: Veronika Neugebauer

-sv- Am 11. Oktober 2009 verstarb im Alter von nur 40 Jahren die deutsche Schauspielerin, Synchron- und Hörspielsprecherin Veronika Neugebauer. Menschen meiner Generation war sie vor allem bekannt als "Gaby Glockner" in der Kinder- und Jugendhörspielserie TKKG. Sie sprach die Rolle fast ununterbrochen von 1981 bis zu ihrem Tod. Aber auch als Schauspielerin war sie aktiv, u.a. im Film Comedian Harmonists.

Märchen und Sagen aus dem nördlichen Weserbergland

Es ist immer wieder spannend, sich mal die regionalen Sagen und Märchen anzuschauen, und gerade das nördliche Weserbergland hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten. Die bekannteste Geschichte dieser Region ist wohl "Der Rattenfänger von Hameln", die ja nicht nur von den Brüdern Grimm, sondern auch von einigen anderen Autoren bearbeitet wurde. Neben dem Rattenfänger bietet das Buch von Eberhard Michael Iba auf seinen 328 Seiten noch zahlreiche weitere Märchen und Sagen aus Petershagen, Minden, Porta Westfalica, Vlotho, Bad Oeynhausen, Rinteln, Bückeburg, Hessisch Oldendorf, Hameln, Bad Pyrmont, Lügde und dem "Wittekind-Land". Viele der Geschichten sind wirklich nett zu lesen, und man kann sich sehr gut vorstellen, wie sie vor 200 Jahren an den Kaminen der Region den Kindern erzählt wurden. Allerdings ist die sprachliche Aufbereitung oft etwas zäh, und viele der Sagen sind im Grunde nur ein paar Sätze lang, ohne dass sie eine wirkliche Geschichte enthalten. Sie reduzieren sich auf "dies und das ist da und da mal gewesen". Ein Buch für interessierte Sammler und Forscher, das sich allerdings kaum eignet, um Kindern daraus vorzulesen.

Eine der Geschichten aus dem Buch ist zum Beispiel "Die Sage vom wilden Schmied" aus Volmerdingsen (Bad Oeynhausen). Den Schmied hat es wirklich gegeben, und er hat wohl im 19. Jahrhundert mehr als 30 Jahre allein in den Wäldern des Wiehengebirges gelebt. Noch heute gibt es Das Gasthaus "Zum wilden Schmied", und eine handvoll Leute aus der Region hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem wilden Schmied ein Denkmal zu setzen.

Aber dies ist nur eine von mehr als hundert Märchen und Sagen, die in der Sammlung zu finden sind. Leider ist das Buch vergriffen, aber es ist noch antiquarisch erhältlich. [Amazon-Marketplace oder ZVAB]

Sonntag, 15. November 2009

Das Lied von Manuel

-cp- Musikalisch gesehen steht man dem Musikmarkt in der Kindheit ziemlich wehrlos gegenüber. Das ästhetische Gespür ist halt noch nicht so weit entwickelt. Und so kommt es, dass man manch merkwürdiges Zeug hört. In meiner Kinderheit habe ich "Das Lied von Manuel" geliebt. Zu meiner Verteidigung ist zu sagen: Ich war noch nicht mal ganz fünf Jahre als, als es die Charts (die man damals noch Hitparaden nannte) stürmte. Die Gruppe Manuel & Pony ist danach relativ schnell und völlig zurecht in der Versenkung verschwunden. Zuerst wurde die Band von Ralph Siegel eingeholt, danach der Kopf der Band (Sopransänger Achim Rodewald) vom Stimmbruch und von der Realität. Traurig ist, dass Rodewald diesem Erfolg anscheinend noch immer nachhängt. Die vier Mädels sind mit einer Ausnahme völlig in Vergessenheit geraten. Und diese Ausnahme ist keine geringere als Anke Christina Fischer, besser bekannt unter ihrem alten Namen, der immer noch ihr Künstlername ist: Anke Engelke. Heute muss man eben schon als Kind vorsichtig sein, mit dem, was man tut, denn Wikipedia und Youtube vergessen nicht! (Nicht auszudenken, wenn eine von den Gören, die von der Supernanny Besuch hatten, mal berühmt wird.) Der Clip des Tages jedenfalls ist "Das Lied von Manuel" (Manuel und Pony, 1979).

Samstag, 14. November 2009

Die Bedeutung des Vorlesens

-cp- "Vorlesen ist die Mutter des Lesens", sagte schon Goethe. Nur weil's von Goethe ist, muss es natürlich noch nicht stimmen, doch die Bedeutung des Vorlesens ist unbestritten, denn das Vorlesen formt bei Kindern neuronale Strukturen. Es fördert nicht nur die Sprachkompetenz, sondern stellt auch die Weichen für Lesekompetenz. Eine Studie, die 2008 von der Deutschen Bahn in Kooperation mit der Zeit und der Stiftung Lesen erstellt wurde, warf eine erschreckende Zahl auf: 37% der Kinder in Deutschland wird niemals vorgelesen. Dabei ist erwiesen, dass das Vorlesen aus vielerlei Gründen wichtig ist, nicht nur wegen der Sprach- und Leseentwicklung der Kinder, denn Vorlesen bedeutet auch Zuwendung und Nähe. Auch für Grundschulkinder, die ja schon vieles selbst lesen können, ist das Vorlesen noch wichtig.

Links:
  • Empfehleneswerte Vorlese-Bücher bei Amazon
  • Zur Bahn-Vorlesestudie-2008
  • Donnerstag, 12. November 2009

    Christian Peitz - Märchen für die Bühne

    -sv- Der aus dem Radio bekannte Märchenautor Christian Peitz hat sich in diesem Werk die Mühe gemacht, seine Radiohörspiele in kleine Theaterstücke zu verwandeln. Die Länge der Stücke entspricht ungefähr der Länge der bekannten Hörspiele (einige sind auch auf der CD Märchenhelden Unterwegs und anderen CDs von Peitz zu hören). Zwar habe ich noch keines der Stücke aufgeführt, ich denke aber, das keines länger als 20 Minuten dauern dürfte - für Aufführungen mit Kinder also ideal! Es gibt knappe Regieanweisungen, den kleinen Schauspielern bleibt aber viel Raum, die Rolle selbst zu interpretieren. Am Anfang des Buches findet sich eine Einführung zum Umgang mit dem Buch, den Stücken und zum Theaterspielen aus pädagogischer Sicht.

    Besonders positiv zu erwähnen ist, dass der Begriff "Märchen" bei Peitz nicht alt und verstaubt verwendet wird. Die Märchen haben keine existentielle Schwere, sondern kommen mit Leichtigkeit daher. Ihre Tradition ist eher die von Andersens "Des Kaisers neue Kleider". So werden Eitelkeiten und Verschrobenheiten, die man auch aus der heutigen Zeit kennt, aufgegriffen und Rittern und Prinzessinnen auf den Leib geschrieben. Das Spiel mit den Klischees geschieht dabei sehr offen und beinhaltet doch immer wieder überraschende Wendungen. Gerade dadurch sind diese Märchen Kindern vielleicht näher als manche altbackenen Stoffe, die gemeinhin mit dem Begriff "Märchen" in Verbindung gebracht werden.

    Der Umfang der Stücke variiert und liegt zwischen drei und neun Seiten. Somit deckt er verschiedene Ansprüche ab.

    Fazit: Sehr gut geeignet für die Grundschul-Theater-AG bzw. alle Kinder im Grundschulalter, aber auch ältere Kinder werden ihren Spaß haben. Die Einführung gibt Lehrern/Pädagogen einen guten Einstieg ins Thema und erste Hilfestellungen bei der Umsetzung der Stücke. Aber auch für jede Laientheatergruppe ist dieses Buch ein echter Gewinn.

    PS: Das Buch eignet sich - ebenso wie Peitz erstes Buch Der Märchenprinz im Märchenwald hört einen Schuss, der gar nicht knallt: Ein Märchenbuch - auch zum Schmökern!

    Dienstag, 10. November 2009

    Die sieben schlimmsten Wende-Songs

    -sv- Johannes Wächter hat in seinem Musik-Blog der SZ die sieben schlimmsten Wendesongs zusammengestellt - ein Gruselkabinett... [hier]

    Montag, 9. November 2009

    Marketingagentur "Bundesprüfstelle"

    -sv- Witzig! Seit 16.10. ist das Album "Liebe ist für alle da" der Gruppe "Rammstein" im Handel erhältlich. Mehr als drei Wochen später fällt der Bundesprüfstelle auf, dass die Band auf dem Album zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr animiere sowie gefährdende Sadomaso-Praktiken verbreite. Ergebnis: Das Album kommt auf den Index. Ab 11.11. darf die neue Rammstein-CD nicht mehr an Minderjährige verkauft und auch nicht frei zugänglich ausgestellt oder beworben werden.
    Der Schuss geht m.E. nach hinten los, denn eine bessere Werbung als die Indizierung kann sich eine Band wie Rammstein kaum wünschen - auch wenn die Bandmitglieder nicht verstehen können, warum ein Text (und sei er noch so platt und einfallslos) wie der zu dem Lied "Ich tu Dir weh" für Kinder möglicherweise ungeeignet sein könnte, Zitat: "Bei dir hab ich die Wahl der Qual - Stacheldraht im Harnkanal - Leg dein Fleisch in Salz und Eiter - Erst stirbst du, doch dann lebst du weiter - Bisse, Tritte, harte Schläge - Nadeln, Zangen und stumpfe Säge - Wünsch dir was, ich sag nicht nein - Und führ dir Nagetiere ein".