Sonntag, 31. Januar 2010

Ukulelen-Mania

-sv- Heute Nacht wurden die Grammys verliehen, u.a. in der Kategorie: Best Hawaiian Music Album (Vocal or Instrumental). Gewonnen hat das Compilation-Album Masters Of Hawaiian Slack Key Guitar, Volume 2 (Various Artists). Nominiert waren außerdem die Alben: He Nani (Tia Carrere & Daniel Ho); Friends & Family Of Hawai`i (Amy Hanaiali`i); Nani Mau Loa: Everlasting Beauty (Ho`okena)

Ich selbst habe vor Weihnachten meine Begeisterung für das Spiel der Ukulele entdeckt. Auslöser waren u.a. dieses Video, aber auch dieses - sie lohnen sich beide! Inzwischen bin ich selbst stolzer Besitzer einer wunderbaren Ukulele, aber auch Elvis war wohl ein Fan des Instruments.

Die besten Filme der Dekade - Teil 2

-sv- Chris hat im vorigen Eintrag auf die für ihn besten Filme der Dekade (2000 bis 2009) hingewiesen (wer sich nicht mehr erinnert, dem sei dieser Link ans Herz gelegt). Ich möchte an dieser Stelle meine höchst subjektive Top 10 veröffentlichen. Angemerkt sei noch, dass die 2000er Jahre wohl vor allem als die der dreiteiligen Filmfortsetzungen in Erinnerung bleiben werden: Der Herr der Ringe 1-3, Fluch der Karibik 1-3, Ocean´s 11, 12 & 13, Spider-Man 1-3, Shrek 1-3, Ice Age 1-3 usw. usw. Aber hier nun meine Liste:
  1. Die fabelhafte Welt der Amélie (2001)
  2. Almost famous (2001)
  3. Lost in Translation (2004)
  4. Wer früher stirbt, ist länger tot (2006)
  5. Once (2008)
  6. High Fidelity (2000)
  7. Die Wonderboys (2000)
  8. About a boy (2002)
  9. Herr Lehmann (2003)
  10. Im Juli (2000)

Die besten Filme der Dekade - Teil 1

-cp- Auf Filmstarts.de hat die Redaktion eine Liste der besten Filme der Dekade erstellt. Dekade meint in diesem Fall den konkreten Zeitraum 2000 bis 2009. Da eine solche Liste natürlich höchst subjektiv ist und auch zum Nachdenken über die eigene Meinung anregt, möchte ich an dieser Stelle meine persönlichen Top10 zum Besten geben. (Ich habe mich dabei auf eine Eastwood-Regiearbeit beschränkt, was mir nicht leicht gefallen ist.) In Klammern jeweils der Monat des deutschen Kinostarts:
  1. Die fabelhafte Welt der Amélie (August 2001)
  2. Die Wonder Boys (November 2000)
  3. Mystic River (November 2003)
  4. Big Fish (April 2004)
  5. Willkommen bei den Sch'tis (September 2009)
  6. Little Children (April 2007)
  7. Ratatouille (Oktober 2007)
  8. About A Boy (August 2002)
  9. Schräger als Fiktion (Februar 2007)
  10. Wie in der Hölle (Juni 2006)

Samstag, 30. Januar 2010

Die drei Räuber

-cp- "Die drei Räuber: und andere Geschichten" enthält eigentlich nur eine Geschichte, nämlich "Die drei Räuber". Und das ist kein Hörspiel, sondern einfach die Tonspur des Kinofilms mit zusätzlich eingebautem Erzähler. Sicherlich ist die Ursprungsgeschichte von Ungerer toll, der Film - ich kenne ihn nicht - hat ebenfalls gute Kritiken bekommen, aber dennoch muss man bei diesem "Hörspiel" von einem Reinfall sprechen, denn ein Hörspiel für Kinder muss anders gemacht sein. Schon in den ersten Minuten gibt es nichts als Geschrei und laute erschreckende Geräusche. Gewitter? Dramatische Soundeffekte? Pistolenschüsse? Man weiß es nicht, was dieser Lärm soll, denn es fehlen ja die Bilder. Und das was übrig bleibt ist eine Reizüberladung. Die Räuber knurren unverständliches Zeugs, die Waisenhauspädagogin schreit nur so vor sich hin. Ich weiß nicht, warum Kindermedien nach dem Motto "lauter, schneller, härter" gemacht werden müssen. Einzig das Mädchen ("Tiffany") spricht klar und deutlich. Hier und da gibt es auch gute Szenen, aber auch da fehlen die Bilder. Kinderhörspiele brauchen eine andere Sprache, die auch Beschreibungen enthält. Einfach nur eine Filmtonspur genügt nicht, zumindest dann nicht, wenn die Kinder den Film nicht kennen. Da bleibt der Eindruck entstehen, dass es ein Film-Nebenprodukt und reine Geldmacherei ist. Gerade in Zeiten, in denen andere Verlage so liebevoll produzierte Kinderhörspiele veröffentlicht haben, sollte man doch auf so was verzichten. Schade, denn ich kenne auch eine sehr gelungene Radiohörspiel-Fassung der Geschichte. Die ist nur leider nicht auf CD erhältlich. In diesem Fall lautet meine Empfehlung: Lieber das Buch kaufen und den Kindern vorlesen.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Schlussfolgerungen über die Frau an sich

-cp- Frauen schämen sich für nichts mehr, könnte man aus folgendem Zitat schlussfolgern: "Der Teint der Frauen war früher besser. Das kam von der kräftigen Durchblutung durch gelegentliches Erröten." (Maurice Chevalier) Was aber hat sich eigentlich geändert? "Mädchen von heute ziehen Hosen an, um wie Jungens auszusehen, und durchsichtige Blusen, um zu beweisen, dass sie keine sind." (Heinz Drache). "Frauen arbeiten heutzutage als Jockeys, stehen Firmen vor und forschen in der Atomphysik. Warum sollten sie irgendwann nicht auch rückwärts einparken können." (Billy Vaughan)

Zusammenfassend lässt sich sagen: Frauen haben ihre Kleidung geändert und ihren beruflichen Horizont erweitert, was dazu führt dass sich sich kaum noch schämen. Das hat ihren Teint verändert. Und das hat Folgen: "Frauen tun für ihr Äußeres Dinge, für die jeder Gebrauchtwagenhändler ins Gefängnis kommt." (Nick Nolte). Man kann also vermuten, dass, so bald sie die Sache mit dem Einparken hinbekommen, die Botox-Spritzer dieser Welt noch reicher werden. Dafür verarmen dann die Autowerkstätten. Man wird sehen, ob die "Experten" Recht behalten.

Dienstag, 26. Januar 2010

Before Sunrise / Before Sunset

-cp- Die Geschichte von Before Sunrise (1995) ist ganz einfach: Im Zug lernen sich der junge Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) und die die Französin Celine (Julie Delpy) kennen. Sie verstehen sich auf Anhieb sehr gut, und so kann er sie überreden, mit ihm in Wien auszusteigen, um dort die Nacht zu verbringen, bevor er am nächsten Morgen sein Flugzeug zurück in die Staaten nimmt. So laufen sie also an einem lauen Sommerabend durch das abendlich romantische Wien, tauschen sich über verschiedene Lebensfragen aus und erleben eine Nacht, die von widersprüchlichen Gefühlen geprägt ist: Romantisches Verständnis und Zuneigung auf der einen Seite, und die Erkenntnis, dass ihr Treffen auf diese eine Nacht beschränkt bleiben wird, auf der anderen Seite. Immer wieder gibt es zarte Annäherungen, aber dann auch wieder Sicherheitsabstände zwischen ihnen. Es kommt zu seltsamen Begegnungen, z.B. mit einem Straßendichter und einer Wahrsagerin. Aber im Großen und Ganzen erleben wir nur zwei Figuren bei einem schönen Spaziergang durch Wien. Mehr Inhalt braucht der Film aber auch nicht. Die Figuren sind authentisch und liebenswert, und ihre Gesprächsthemen sind hochinteressant. Alles ist von dem Idealismus und der Weltoffenheit der beiden Anfang zwanzig Jährigen geprägt, die ihre Jugend fast hinter sich, das Erwachsenenleben aber auch noch nicht richtig begonnen haben. Träume und Verklärungen gehören genauso zu ihnen wie eine kritische Auseinandersetzung mit der Welt.

Neun Jahre später treffen sich die beiden wieder, in der Fortsetzung Before Sunset (2004). Jesse hat über ihre gemeinsame Nacht in Wien einen Roman geschrieben und stellt diesen in einer Buchhandlung in Paris vor. Celine kommt zu der Veranstaltung, und die beiden entschließen sich spontan, einen Kaffee trinken zu gehen und einen Spaziergang zu machen. Diesmal ist ihre Zeit noch kürzer, sie haben nur ein paar Stunden bis zu seinem Rückflug nach New York. Beide sind erwachsener geworden, haben sich von einigen Idealen verabschiedet. Sie lassen ihre Nacht in Wien Revue passieren, reden über ihre Entwicklungen, ihr Leben. Hier und da blitzt Verbitterung durch, aber auch die Erkenntnis, dass nicht alle früher besser war. „Before Sunset“ ist eine gelungene Fortsetzung, die „Before Sunrise“ tatsächlich weiterführt und vervollständigt. Die Weiterentwicklung der Figuren ist konsequent und sehr gelungen, und der Spaziergang durch Paris steht dem durch Wien in nichts nach.

Die beiden Filme sind ein sehr sehenswertes Double-Feature, das zwangsläufig einlädt, sein eigenes Leben und seine Erfahrungen und Entwicklungen zu reflektieren. Die Darsteller sind großartig, und die Drehorte Wien und Paris sorgen für den romantischen Rahmen.

Sonntag, 24. Januar 2010

Match Point

-cp- Im Grunde gibt es an „Match Point“ nichts auszusetzen. Auch wenn der Film im ersten Viertel etwas zäh ist, entwickelt sich ein interessantes Beziehungsgeflecht. Es geht um Liebe und Lust, um Ehe und Affären und schließlich sogar um Mord. In zwei wesentlichen Punkten unterscheidet sich „Match Point“ von den meisten anderen Woody Allen-Filmen: Der Film ist keine Komödie, sondern ein Drama, und er spielt nicht in New York, sondern in London. Abgesehen davon ist aber alles wie immer: Woody Allen schafft eine sehr künstliche Welt, in der privilegierte Oberschichtler sich ihren privilegierten Hobbys (Pferde, Sportwagen, Oper) hingeben, in Bars rumhängen und über das Leben sinnieren. Das alles lässt einen als Zuschauer ziemlich kalt, da die Protagonisten so künstlich und abgehoben sind, dass eine Identifikation kaum zustande kommen kann.

Woody Allen schafft mal wieder ein Setting, in dem eine Hand voll Figuren eine Geschichte durchlebt, in der es um seine klassischen Lebensfragen geht: Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Lust? Was ist der Unterschied zwischen einer ernsthaften Beziehung und einer heißen Affäre? Kann man in einer Beziehung auf Dauer Liebe und Lust empfinden und das Feuer der Leidenschaft aufrecht erhalten? Ist es, wenn man das nicht kann, vielleicht nicht die richtige Beziehung? Woran aber ist die richtige Beziehung zu erkennen? ... Das alles wurde bereits in „Der Stadtneurotiker“, „Manhattan“, „Ehemänner und Ehefrauen“, usw. thematisiert. Auch geht es mal wieder um eine größere moralische Frage: Darf man einen Mord an einem Menschen begehen, wenn man dadurch „etwas Größeres“ schützt? Diese Frage hatten wir bereits in „Verbrechen und anderen Kleinigkeiten“, wo es darum ging, die Familie zu retten, und in „Bullets over Broadway“ (Rettung der Kunst). Und das alles geschieht in vielen hochtrabenden Dialogen und mit ziemlich wenig Handlung.

Woody Allen hat mit „Match Point“ einen guten Film gemacht, der zwischenzeitig großartige Ansätze hat, insgesamt aber dennoch nicht überzeugt, weil er inhaltlich das ewig gleiche Süppchen aufwärmt, das Allen seinem Publikum schon in mehr als vierzig seiner anderen Filme vorgesetzt hat.

Friendship! - Roadmovie mit wahrem Hintergrund

-sv- Der deutsche Film "Friendship!" ist ein Roadmovie im besten Sinne: zwei Freunde machen sich auf den Weg, um den seit 10 Jahren in den USA lebenden Vater von einem der beiden zu finden. Dabei überwinden die beiden Freunde eine Reihe von Hindernissen - auf dem Weg und in ihrer Freundschaft. Das Drehbuch vonTom Zickler (Produzent u.a. von Knockin´on heavens door, Keinohrhasen, Zweiohrküken) basiert auf dessen eigenen Erlebnissen auf einer solchen Reise mit seinem Freund [Quelle], die er kurz nach dem Fall der Mauer unternommen hat. Womit wir beim Rahmen des Filmgeschehens wären: die beiden Freunde kommen aus der DDR und eben aus diesem Clash of cultures speist sich der Teil des Films, der als Komödie hervorragend funktioniert. Der andere Teil zeigt die Entwicklung der Freundschaft der Protagonisten und hat viele berührende und nachdenklich machende Momente. Vergleiche mit "Das Leben der Anderen", "Sonnenallee" oder "Goodbye, Lenin", die von vielen Kritikern gezogen wurden, müssen scheitern, denn das Politische bildet zwar den Rahmen, aber eben nicht den Kern der Story - die würde auch funktionieren, schickte man im Film zwei Chinesen in die USA [vgl. hierzu die Kritiken bei FILMSTARTS.de und in DerWesten].
Fazit: Absolut sehenswert und mal wieder ein deutscher Film, der Spaß macht!

Freitag, 22. Januar 2010

John Forbes Nash Jr.

-sv- John Forbes Nash Jr., kurz John Nash, Entdecker des sog. Nash-Gleichgewichts und Professor an der US-Universität Princeton, hat dem Handelsblatt für ein kurzes Interview zur Verfügung gestanden. Neben der Information, dass es ihm gut gehe und er weiterhin weltweit Vorlesungen halte, ist eine Aussage besonders interessant, die sich auf die Verfilmung seines Lebens im Film "A beautiful mind" (2001) bezieht: "Meine Familie und ich haben es für das Geld gemacht - sonst hätte ich die Publicity nicht gewollt"; nach Jahren ohne Einkünfte - fast 30 Jahre hat Nash die Schizophrenie beherrscht - habe er das Preisgeld für den Nobelpreis (1994 für Wirtschaftswissenschaften) ja mit zwei anderen Teilen müssen. Eine angenehme Offenheit!
Weitere Informationen zum Thema "Schizophrenie" sowie eine Analyse des Films "A beautiful mind" und anderer Filme, gibt es in dem Werk "Spielfilme über psychisch Kranke" von Dr. Stephan Grunst (hier erhältlich).

Donnerstag, 21. Januar 2010

Nord, der Film

-sv- Roadmovies ziehen sich seit den 60er-Jahren durch die Filmgeschichte und sind durch einen immer ähnlichen Handlungsablauf bestimmt: der Protagonist/die Protagonisten macht sich aufgrund bestimmter Lebensumstände auf den Weg, um sich selbst zu finden. Roadmovies sind Gleichnisse, bildhafte Geschichten, die den Zuschauer zum Nachdenken, zum eigenen Interpretieren des Gesehenen anregen. Berühmte Beispiele für Roadmovies sind Easy Rider; Stand by me; Rainman; Little Miss Sunshine; Paris, Texas; Thelma & Louise; Wild at heart; Bonnie & Clyde - um nur einige zu nennen (eine umfangreiche Liste findet sich hier).

Eher weniger bekannt sind The Straight Story von David Lynch und der deutsche Film Schultze gets the Blues:

  • In The Straight Story macht sich der 73-jährige Alvin Straight mithilfe eines Aufsitz-Rasenmähers auf den Weg zu seinem Bruder, den er seit 10 Jahren aufgrund eines bestehenden Streits nicht gesehen und der einen Schlaganfall erlitten hat. Lynch lässt sich viel Zeit für die Geschichte, erzählt leise und sehr eindringlich. Der Film berührt und ist absolut sehenswert [DVD].
  • In Schultze gets the Blues macht sich der ehemalige Bergarbeiter Schultze auf, seinem trostlosen Leben in Ostdeutschland den Rücken zu kehren. Auslöser ist ein Lied, dass er im Radio gehört hat, es ist Cajun-Musik. Inspiriert von diesem Lied, beginnt er auf seinem Akkordeon ebenfalls Cajun zu spielen und reist zu einem Fest der amerikanischen Partnerstadt seines Heimatortes, um dort seine Gemeinde zu vertreten. Als Schultze merkt, dass das us-amerikanische Fest nur eine Kopie der Feste in seiner Heimat ist, flieht er vor dem Trubel und entdeckt die Musik für sich. Am Ende bleibt offen, wie seine Zukunft aussehen wird/könnte [DVD].
Womit wir bei Nord wären. Zum Inhalt: Jomar, der nach einem Unfall seine Karriere als Sportler aufgeben musste, aus diesem Grund an einer Angststörung leidet und sich in ambulanter psychiatrischer Behandlung befindet, lebt allein in der Talstation eines Skilifts, wo er vor allem schläft, raucht und Hochprozentiges trinkt. Als er erfährt, dass er einen 4-jährigen Sohn hat, macht er sich auf den Weg nach Norden, wo sein Sohn mit dessen Mutter lebt. Ähnlich wie bei The Straight Story, wählt er für seine Reise ein ungewöhnliches Transportmittel: er fährt die über 800 km mit einem Schneemobil/Motorschlitten (gegen Ende der Reise gibt dieses den Geist auf und er fährt auf Skiern weiter) - doch hier hören die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Filmen auch schon auf. Schon während der Reise verliert Jomar seine Ängste und lernt unterschiedliche Menschen kennen, die ihn zu sich selbst finden lassen. Der Film endet damit, dass Jomar bei seinem Sohn ankommt - was danach passiert, bleibt offen.
Der Film ist ein klassisches Roadmovie, bei dem der Protagonist eine Wandlung durchläuft. Leider ist er nicht so dicht inszeniert, dass einem Jomar wirklich ans Herz wächst. Und auch wenn der Filmverleih selbst den Vergleich mit The Straight Story zieht - Nord reicht nicht an den Film von David Lynch heran, er erscheint z.T. eher wie der Versuch, eine norwegische Variante der Geschichte sein zu wollen. Es fehlt der erzählerische Fluss, die emotionale Komponente. Vielleicht hätte sich der Regisseur von Nord zu Beginn des Films mehr Zeit nehmen sollen, den Protagonisten einzuführen. Da der Film keine 80 Min. dauert, wäre noch Zeit gewesen. Fazit: Ein schöner Film, der jedoch nicht so zu beeindrucken weiß, wie es vielleicht möglich gewesen wäre. Eine treffende Kritik findet sich hier.
Angemerkt werden sollte noch, dass das Drehbuch vom norwegischen Schriftsteller Erlend Loe stammt, dessen Romane "Doppler" und "Naiv. Super" auch als großartige Lesungen von Andreas Fröhlich (Die drei ???) erhältlich sind.

Montag, 18. Januar 2010

Golden Globes 2009

-cp- Die Geschmäcker sind verschieden, und über Geschmack lässt sich (nicht) streiten. Dennoch soll folgende Bemerkung nicht unter den Tisch fallen: Gestern wurden die Golden Globes für das Filmjahr 2009 verliehen, und in der Kategorie "Bestes Filmdrama" wurde Avatar ausgezeichnet. Er folgt damit "Slumdog Millionaire" (2008), "Abbitte" (2007) und "Babel" (2006). Ich war bislang der Meinung, dass "Drama" Filme meint, die ein gewisses Maß an Inhalt transportieren. Obgleich ich auch kein Fan von "Slumdog Millionaire" bin, kann ich das tatsächlich noch unter "Geschmacksache" verbuchen. Aber "Avatar"? Da ist doch technisch jede Menge, inhaltlich aber im Grunde nichts Bedeutendes passiert. Na ja ...

Sonntag, 17. Januar 2010

Handygewalt

-cp- "Handygewalt" ist im Grunde eine gesteigerte Form des Mobbing, oft kombiniert mit Körperverletzung. Man sollte es kaum glauben, aber es gibt tatsächlich so viele Fälle, dass die Polizei nun in Kooperation mit dem Informationszentrum Mobilfunk auf Aufklärung und Beratung setzt. Für Opfer, die sich nicht trauen, zur Polizei zu gehen, sei noch die Nummer gegen Kummer empfohlen, wo es kostenlos und anonym eine erste Hilfe gibt. Bei der Polizei gibt es ein Medienpaket und einen Film bei Youtube:

Paul Maar: "Kreuz und Rüben, Kraut und quer"

-cp- Empfehlung eines Buchs zum Vorlesen: Paul Maar hat nicht nur "Das Sams" erfunden, auch das bereits zweimal verfilmte Buch "Lippels Traum" stammt von ihm. Er ist ein großartiger Erzähler, der es wie kein zweiter Kinderbuchautor versteht, mit Sprache zu spielen. Seine Geschichten sind stets fantasievoll und bestechen durch eine klare Sprache, die mit viel Humor nicht nur Kinder, sondern auch Eltern in ihren Bann zieht. In diesem Buch nun sind verschiedene seiner kürzeren Geschichten sowie Auszüge (sinnvolle Abschnitte) aus seinen größeren Werken zusammengestellt. Es ist ein Lesebuch, das ein rundes Bild vermittelt und auf sehr abwechslungsreiche Weise unterhält. Zwischendurch gibt es auch mal Gedichtchen, Collagen und ganz wundervolle Illustrationen. Dieses Buch ist als Einstieg in das Paul Maar-Universum geeignet, denn wir lernen das Sams kennen (das bekannte Wesen, das Herrn Taschenbier am Samstag besucht und seine Welt aus den Angeln hebt), wir lernen Lippel kennen, der sich in eine schöne Welt träumen muss, weil die Wirklichkeit bisweilen schwer zu ertragen ist. Aber es gibt auch Geschichten wie "Der Zauberzylinder", die abgeschlossen sind und beinahe als skurrile Märchen bezeichnet werden können. Das Buch ist zum Vor- und Selberlesen geeignet, am besten für die Altersgruppe der 5-9-Jährigen.

"Die Zauberschule und andere Geschichten" von Michael Ende

-cp- Unter dem Stichwort Vorlesen sollen in lockerer Folge einige Bücher empfohlen werden. Schwerpunkt sollen zunächst Bücher sein, die viele verschiedene Geschichten enthalten. Ausgangspunkt der Empfehlungen ist diese Studie.

Michael Ende ist zweifelsohne einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller. Mit "Momo", "Jim Knopf", "Der Wunschpunsch" und "Die unendliche Geschichte" hat er Kinderbücher geschaffen, die durch ihre Mischung aus nachdenklichen Themen, liebenswerten Charakteren und märchenhaften Elementen zu absoluten Klassikern geworden sind. Aber auch seine kürzeren Märchen und Geschichten sind fantasievoll und schön. In diesem Buch nun sind einige Geschichten zusammengetragen, abwechslungsreich, vielfältig, ganz wunderbar gestaltet und sehr gut zum Vorlesen geeignet. Da gibt es zum Beispiel in "Lenchens Geheimnis" ein Mädchen, das seine ungehorsamen Eltern mit Hilfe einer Fee zu bändigen versucht. "Die Geschichte von der Schüssel und dem Löffel" ist eine augenzwinkernde und sehr intelligente Hommage an "Dornröschen". Dann gibt es noch das "Traumfresserchen", "Ophelias Schattentheater" und viele andere. Vom Unfang (20-40 Minuten) und Anspruch eignen sich die Geschichten zum Vorlesen eher für ältere Kinder (2.-6. Schuljahr). Alle Geschichten sind fantasievoll, haben märchenhafte Anteile, sind sprachlich klar und enthalten einen augenzwinkernden Humor, der das Buch auch für Erwachsene zu einem unverzichtbaren Lese-Ereignis macht.

Freitag, 15. Januar 2010

Studie zum Thema "Vorlesen"

-cp- Dass vielen Kindern nicht genug (und in manchen Fällen gar nicht) vorgelesen wird, ist schon länger Teil der öffentlichen Diskussion. Ein Zusammenhang zur mangelnden Lesekompetenz vieler Jugendlicher und somit auch zum schlechten Abschneiden bei den Pisa-Studien liegt nahe. Zum Thema "Vorlesen" gibt es eine interessante Studie aus dem Jahr 2008, die von der Deutschen Bahn, Der Zeit und der Stiftung Lesen durchgeführt wurde. Ein kurzer Artikel (inkl. PDF zum Download) findet sich auf der Seite der Stiftung Lesen.

Sonntag, 3. Januar 2010

Luzie, der Schrecken der Straße

-cp- Die 1980 gedrehte Fernsehserie nach dem gleichnamigen Kinderbuch Luzie, der Schrecken der Straße weiß auch heute noch zu überzeugen. Die Besetzung ist super, gerade die Kinder spielen ihre Rollen hervorragend, und die sichtlich veraltete Animationstechnik stört überhaupt nicht. "Luzie" ist der Beweis dafür, dass eine Geschichte mit Herz viel besser sein kann als technisch perfekte Filme, denen der Inhalt fehlt.

Inhalt: In der charmanten Kulisse der frühen 80er Jahre erlebt Luzie die letzten Tage vor ihrer Einschulung. Als Oswald sie zwingt, im Kaufhaus zu stehlen, nimmt sie eine Packung Knete mit, die sich schon bald in die Knetmännchen Friedrich und Friedrich verwandelt. Durch die beiden werden die nächsten Tage genau so aufregend wie verrückt. ...

Die Stärke der Serie ist, dass sie authentisch mit kindlichen Emotionen umgeht. Sowohl die Zwangssituation beim Stehlen als auch die Gefühle von Einsamkeit und Langeweile kommen sehr glaubwürdig rüber, und man kann mit dem Mädchen mitfühlen. Auf der anderen Seite gibt es viele Szenen, die in Richtung Slapstick und Klamauk gehen und jedem Kind (und vielen Erwachsenen) ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern werden. Das einzig Fragwürdige finde ich persönlich den Umgang der erwachsenen Figuren mit Medikamenten. In der letzten Folge nehmen Luzies Großvater, Mutter und Vater ohne sichtlichen Grund einen netten Cocktail ein. Sie sagen zwar, dass sie so besser schlafen können, aber in den vorherigen Folgen haben sie in der Hinsicht nie Probleme gehabt. Als Erwachsener kann man darüber sicher mit einem Schmunzeln hinweg sehen. Kindern sollte man schon, so pädagogisch-platt es auch klingen mag, erklären, dass man so mit Medikamenten nicht umgehen sollte.

Das Leben des David Gale

-cp- Alan Parker hat ein Händchen für Thriller mit politischem Hintergrund. "Midnight Express" und "Mississippi Burning" sind längst Filmklassiker. Das Thema Todesstrafe passt gut daher sehr gut in sein Werk. Filme über dieses Thema stellen meist die Frage, ob der zum Tode Verurteilte überhaupt schuldig ist, in den Mittelpunkt der Geschichte. Das liegt durchaus nahe, denn die Hinrichtung eines Unschuldigen würde die Forderung nach einer Abschaffung der Todesstrafe untermauern.

Zum Inhalt: David Gale (Kevin Spacey) war Philosophie-Professor und hat sich jahrelang in Theorie und Praxis gegen die Todesstrafe eingesetzt. Nun sitzt er selbst in der Todeszelle und gibt einer jungen Journalistin (Kate Winslet) ein letztes Interview. Auch hier stellt sich die Frage - ist er schuldig oder nicht? Hervorhebenswert ist dabei, dass die Auseinandersetzung mit der Todesstrafe an sich unabhängig von der Schuld oder Unschuld David Gales behandelt wird.

Der Film ist schauspielerisch und dramaturgisch absolut überzeugend und liefert ein beeindruckendes Statement gegen die Todesstrafe. Schnitt und Musik gehen teilweise experimentelle Wege, und dieses Experiment ist geglückt, denn der Film hat eine durch und durch unheilvolle Atmosphäre. Die Filmmusik stammt übrigens von den beiden Söhnen Alan Parkers und weicht deutlich vom Filmmusik-Mainstream ab. Auch der Soundtrack ist eine Anschaffung wert. Die DVD enthält auch einige sehenswerte Specials (Filmmusik, Todesstrafe in Texas, Making Of, ...). Einziges Manko ist die Soundqualität. Die Dialoge klingen etwas unsauber. Aber diese Störung ist minimal und fällt nicht ins Gewicht.

Samstag, 2. Januar 2010

Kleine Pädagogik des Märchens

-cp-Märchen gehören zu den ältesten literarischen Erzählformen überhaupt. Ursprünglich waren sie gar nicht für Kinder gedacht, sondern für Erwachsene. Und doch entwickelten sich spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Märchen zu einer spezifischen Gattung für Kinder und kaum ein anderes Buch entfaltete eine solche pädagogische Wirkung wie das Märchenbuch der Brüder Grimm.

Die Geschichte der Märchenpädagogik ist seitdem geprägt von Aufs und Abs. Der pädagogische Wert von Märchen wurde einerseits früh erkannt und herausgestellt. Andererseits waren viele Märchen wegen ihrer Grausamkeiten auch zu allen Zeiten umstritten. Die moderne Psychologie hat sich seit Sigmund Freud und Carl Gustav Jung bis heute immer wieder wissenschaftlich mit Märchen und ihrer entwicklungsfördernden Wirkung beschäftigt. Spätestens seit Bruno Bettelheims berühmter Studie Kinder brauchen Märchen von 1975 ist das Märchen unter pädagogischen und psychologischen Gesichtspunkte vollständig rehabilitiert. Heute weiß man: Märchen sind nicht nur unterhaltsam und erfreuen die Leser und Hörer, sondern sind auch phantasieanregend und allein deshalb pädagogisch wertvoll.

Ganz aktuell ist zu diesem Thema die Monographie „Kleine Pädagogik des Märchens“ von Oliver Geister erschienen. Dieses Buch bringt das Kunststück fertig, wichtige Theorien zur Textsorte Märchen komprimiert und verständlich darzustellen und mit didaktischen Ansätzen für die pädagogische Praxis zu versehen. So gibt es praktische Hinweise für Nutzungsmöglichkeiten, die sich zum Teil auf Kita, in der Hauptsache aber auf den Schulunterricht beziehen (Grundschule und 5./6.Klasse). Angereichert wird das Buch durch einige Textbeispiele. Das Buch ist für Pädagogen und Märcheninteressierte eine wunderbare und leicht zu lesende Lektüre. Wenn man didaktisch oder kreativ mit Märchen arbeiten möchte, ist das Buch ein guter Einstieg in das Thema, liefert aber auch über die grundlegenden Themen hinaus noch spannende Ansätze, wie z.B. die Erarbeitung und Produktion eines Märchenhörspiels als Klassenprojekt. An diesem und anderen Beispielen zeigt der promovierte Erziehungswissenschaftler Oliver Geister auf, wie mit Hilfe alter Märchen auch Medienkompetenz vermittelt werden kann. Auch moderne Märchen werden behandelt. Ein weiteres Thema ist die interkulturelle Nutzung von Märchen. Fazit: Unbedingt empfehlenswert! (Das Buch bei Amazon)

Link: www.maerchenpaedagogik.de

Alkohol und Minderjährige

-cp- Nach der Silvester-Nachlese folgt eine weitere Meldung. In Ennigerloh (Münsterland) haben sich zwei 13-Jährige eine Flasche Wodka geteilt und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden (Westfälische Nachrichten). Eine ähnliche Meldung kommt aus Berlin. Da wurde ein 16-Jähriger bewusstlos eingeliefert (Berliner Morgenpost).

Diese Meldungen sind keine Ausnahmen. Insgesamt wurden in Deutschland 2008 (die Zahlen für 2009 liegen noch nicht vor) 333.800 Patienten wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken eingeliefert, davon waren 25.700 zwischen zehn und zwanzig Jahre alt. Alkoholmissbrauch ist nach Herzinsuffizienz (350.700 Fälle) der zweithäufigste Aufnahmegrund (Statistisches Bundesamt).

The International

-cp- Tom Tykwer hat mit "The International" einen Film gedreht, der quasi dem Genre Polit- oder Wirtschaftsthriller zuzuordnen ist. Clive Owen spielt einen Interpol-Agenten, der versucht, die illegalen Machenschaften einer großen, weltweit fungierenden Bank aufzudecken. Die Bank jedoch versucht ihre Spuren zu verwischen und hat einen Killer darauf angesetzt, verräterische Insider und Ermittler, die ihnen zu nahe kommen, zu beseitigen.

Das Besondere in diesem Film ist nicht unbedingt der Plot, sondern die künstlerische Gestaltung des Films. Der Szenenaufbau, gerade bei den Höhepunkten, ist vom Feinsten. Es gibt wunderbare Luftaufnahmen der bunt gemischten Handlungsorte (Berlin, New York, Istanbul, ...), aber auch die Gebäude werden großartig eingesetzt. Neben einem Attentat und einer furiosen Schießerei, die ihres gleichen sucht, gibt es jede Menge Suspense. Das Team rund um Tom Tykwer (Kameramann: Frank Griebe, Schnitt: Mathilde Bonnefoy) ist wunderbar aufeinander eingespielt und liefert hier internationales Kino der Spitzenklasse ab. Auch die Musik, die wie üblich von Tykwer mitgestaltet wurde, ist wieder mal sehr gelungen. Fazit: Ein großartiger und in Anbetracht der Wirtschaftskrise thematisch hochaktueller Wirtschaftsthriller, der in Gestaltung und Inszenierung deutlich hervorsticht.

23 - Nichts ist so wie es scheint

-cp- Erzählt wird die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte von Karl Koch, der nach dem Tod seiner Eltern mit Anfang 20 eine kleine Wohnung in Hannover bezieht. Die Geschichte spielt in den 80er Jahren, und Karl ist fasziniert von den Verschwörungstheorien rund um die Illuminaten. Er bekommt Kontakt zu Hackern. Unter der Maxime, dass Wissen gleich verteilt sein sollte, versuchen er und seine Freunde über das Internet Geheimnisse zu knacken und zu verkaufen. Internet, das bedeutete damals, sich mit seinem Comodore-Computer über das Telefon einzuwählen. Da sich Karl nur noch mit seinen Verschwörungstheorien (rund um die Zahl 23) und der Datenspionage befasst und zudem auch in größeren Mengen Kokain konsumiert, verfällt er nach und nach in einen Verfolgungswahn.

Der Film ist atmosphärisch dicht, und sämtliche Darstelle liefern eine großartige Leistung. Die Geschichte wird spannend erzählt und bietet interessante Einblicke in eine Hacker-Szene der 80er Jahre. Hier und da fehlt es ein wenig an emotionaler Kraft, aber drei Jahre nach "Nach Fünf im Urwald" ist Hans-Christian Schmid ein weiterer sehr sehenswerter Film gelungen.

Die Unbekannte

-cp- Ein Haus in einer italienischen Großstadt. Die Mieter sind mit einer Ausnahme Goldschmiede. Eines Tages taucht eine Unbekannte auf und setzt alles daran, in dem Haus eine Anstellung zu finden. Zunächst als Putzkraft für das unglaublich prächtige Treppenhaus, später als Haushaltshilfe für eine Familie. Ihre Motive bleiben zunächst verborgen, aber in Rückblenden erfährt der Zuschauer nach und nach etwas über die traumatischen Ereignisse ihrer Vergangenheit. ...

"Die Unbekannte" ist ein ruhiger Film, der nicht unbedingt auf Höhepunkte setzt, sondern die Spannung sogartig aufbaut und immer mal wieder anzieht. Neben den hervorragenden Darstellern ist auch der Drehort hervorhebenswert. Ein prächtiger Altbau mit einem Treppenhaus, das rund um die nach oben offene Eingangshalle verläuft. Die traum- und alptraumhafte Musik von Altmeister Ennio Morricone tut ihr Übriges, um dem Fim eine spannende Atmosphäre zu verleihen.

Der Film bewegt sich irgendwo im Grenzland zwischen Drama, Thriller und Mystery. Sicherlich bedient er sich einiger Versatzstücke, die man bereits kennt, aber dessen ungeachtet ist er ein beeindruckender Beweis dafür, dass auch in Europa großartige Filme geschaffen werden, die auf der einen Seite nicht zu abgehoben und auf der anderen Seite nicht zu sehr dem Mainstream verpflichtet sind. Guiseppe Tornatore ist, so unterschiedlich seine Filme auch sind, immer sehenswert!

Freitag, 1. Januar 2010

Silvester-Nachlese

-cp- Irgendwie ist mir die Silvester-Tradition seit jeher ein Rätsel. Klar, der Mensch feiert gerne und auch irgendwie alles. "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen", heißt es in einer bekannten Redewenung. Was aber genau verbirgt sich hinter "Feste feiern"?

"Feste heben sich durch besondere Bräuche, die auch hohe Emotionalität (Freude, Begeisterung, Anteilnahme) bis hin zur Ekstase erlauben können, aus dem Alltag heraus", kann man auf Wikipedia nachlesen. Das ist noch nicht sonderlich aussagekräftig, aber es ist anzunehmen, dass beim Feiern mindestens zwei der fünf folgenden Handlungen enthalten sind:
1. Alkohol trinken
2. essen
3. in Gemeinschaft sein
4. tanzen
5. laut sein

Was aber hat es nun mit Silvester auf sich? Der Jahreswechsel wurde bereits 153 vor Christus gefeiert [Wikipedia]. Die beinahe weltweit gültige Zeitrechnung stützt sich auf den Gegorianischen Kalender, der 1582 eingeführt wurde und den Jahreswechsel vom 24.12. auf den 31.12. (Todestag von Papst Silvester I.) gelegt hat. Soviel zu den Hintergründen.

Vom Kopf her ist mir völlig klar, was los ist. Man nimmt den Jahreswechsel zum Anlass einer Feier. Doch während Weihnachten gemeinhin als "Fest der Familie" gefeiert wird, ist die Gruppe eine andere. Und die Aufmerksamkeit und Inanspruchnahme der Behörden auch.

In einem kleinen Kreis wie Minden-Lübbecke (317.000 Einwohner) gab es in der Silvesternacht 108 Einsätze. Das wird von offizieller Seite als "weitgehend ruhiger Jahreswechsel" bezeichnet (Mindener Tagesblatt). In Münster gab es fünf Brände und 69 Rettungseinsätze (Westfälische Nachrichten). In Ladbergen (Münsterland) hat anscheinend eine Silvesterrakete zu einem Großbrand mit Sachschaden von etwa einer Milionen Euro geführt (Westfälische Nachrichten). Außerdem gab es durch Feuerwerkskörper, Scherben und Alkohol viele leicht Verletzte, die behandelt oder ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

"In der Hamburger Hafenstraße lieferten sich rund 200 Menschen Straßenschlachten mit der Polizei", heißt es auf www.ard.de. Und im Frankfurter Raum war auch einiges los. Eine betrunkene 20-Jährige wurde in Groß-Gerau von einem Streifenwagen überfahren und dabei schwer verletzt. Und eine betrunkene 19-Jährige wurde von einer U-Bahn erfasst und verlor dabei ihren Unterschenkel (FAZ).

Und das waren nur ein paar Beispiele. Wie viele Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten es deutschlandweit gab, bleibt noch abzuwarten. Aber nochmal zur Eingangsfrage: Welchen Sinn macht es denn, Silvester zu feiern, wenn am Ende das dabei rauskommt?

Angela Merkel sagte in ihrer Neujahrsansprache, dass 2010 ein schweres Jahr werde (Abendblatt). Stichwort Wirtschaftskrise. Was ich mich frage: Was kostet wohl eine einzige Silvesternacht den Steuerzahler? Wollen wir das nicht in Zukunft einfach lassen? Da hätten wir doch schon einiges gewonnen!