Freitag, 31. Oktober 2008

Zitat des Tages (2)

-sg- "Der größte Ölproduzent der Welt hat im dritten Quartal einen geradezu atemberaubenden Netto-Gewinn von 14,8 Milliarden Dollar geschafft, ein Wachstum von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." (FAZ, 31.10.2008)

Samstag, 25. Oktober 2008

Tom Sawyer und Huckleberry Finn

-cp- Mark Twains Buch "Die Abenteuer des Tom Sawyer" (erschienen 1876) gehört wie auch die Fortsetzung "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" (erschienen 1884) zu den ultimativen Jugendbuchklassikern. Es ist im Grunde eine klassische Lausbubengeschichte, die in den amerikanischen Südstaaten, genauer gesagt im Bundesstaat Missouri des späten 19. Jahrhunderts spielt. Es gibt Abenteuer zu bestehen, die vom Schuleschwänzen bishin zur Suche nach einem Goldschatz reichen. Mit Indianer Joe gibt es einen wirklich fiesen Bösewicht, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, und es gibt Szenen, die losgelöst von der Handlung Berühmtheit erlangt haben, beispielsweise die, in der Tom von seiner Tante Polly als Strafe für eine Prügelei das Streichen des Zauns aufgedrückt bekommt, und wie es ihm gelingt, dass alle anderen Kinder ihn mit Wertgegenständen beschenken, damit sie an seiner Stelle das Streichen übernehmen dürfen. Die Geschichte ist unzählige Male und auf verschiedenste Art und Weise umgesetzt worden, hier einige Empfehlungen:

1. Buchausgabe mit beiden Romanen in einem Band.

2. Hörbücher: Die Abenteuer des Tom Sawyer und Die Abenteuer des Huckleberry Finn erzählt von Udo Wachtveitl sind ein echter Glücksfall. Wachtveitl, bekannt als ARD-Tatort-Kommissar Franz Leitmayr, hat den Schalk im Nacken und den Schelm in der Stimme. Man kauft ihm hundertprozentig ab, dass er - ebenso wie die Protagonisten der beiden Geschichten - unzählige Lausbubenabenteuer erlebt hat.

3. Hörspiele: Eine richtig gute Hörspielumsetzung des Stoffes gibt es bislang leider nicht*. Die Hörspiele Nummer 17 und Nummer 18 der EUROPA-Originale erzählen einen Teil des ersten Romans. Das Hörspiel ist ganz charmant, aber die Produktion aus dem Jahr 1967 ist doch in vielerlei Hinsicht suboptimal.

4. Film: Wer die Geschichte gerne auf der Mattscheibe erleben möchte, dem sei die DVD-Box mit der 1980 produzierten TV-Serie empfohlen. Das Bild ist zwar nicht digital aufbereitet und rauscht und fusselt, was das Zeug hält, die deutsch-kanadische Produktion dafür ist liebevoll und äußerst nah am Roman. 26 Folgen mit einer Gesamtspielzeit von über 10 Stunden. Absolut empfehlenswert.

5. Eigentlich keine Umsetzung, sondern eher eine Art psychotherapeutischer Anwendung: Eckhard Schiff, Psychotherapeut hat das Buch Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde geschrieben. Ein äußerst lohnendes Buch, in dem Therapieberichte sehr anschaulich beschrieben werden, und bei dessen Lektüre man auch sein eigenes Verhalten hinterfragt. Die Grundthese besagt, dass hinter jeder Sucht (ob Mager-, Drogen-, Spiel- oder sonstige -süchte) eine SehnSUCHT steckt, die es zu leben gilt, damit Süchte besiegt werden können. Und manchmal haben diese Sehnsüchte mit dem Erleben kleiner Abenteuer zu tun. Zitat aus dem Buch: "Vermutlich würde ein Huckleberry Finn in unserer Gegenwart ganz anders leben. Vielleicht würde er aufgrund der fehlenden ökologischen Nischen, das heißt Freiräumen wie Wald, Fluss, Floß, auch die meiste Zeit des Tages vor dem Fernseher oder dem Videogerät sitzen. Vielleicht könnte er uns aber auch noch einige neue Nischen zeigen. Was an dem literarischen Huckleberry Finn aufgezeigt werden soll, ist, dass ein solches Erleben der Welt mit allen Sinnen - die Erfahrung der eigenen Kompetenz - eine fehlende Geborgenheit zum Teil ersetzen kann. Nicht vollständig natürlich, aber Zutrauen in die Welt kann auch auf diese Weise erworben werden."

Dienstag, 21. Oktober 2008

Fußball und der Konjunktiv

-cp- Manchmal verstehe ich die Formulierungen bei Fußballübertragungen nicht. Wenn zum Beispiel ein Stürmer den Ball knapp am gegnerischen Tor vorbei schießt, wird in Bezug auf den Torwart häufig gesagt: "Da wäre er niemals rangekommen!" Warum dieser Konjunktiv? Eins steht doch fest: Er IST nicht rangekommen. Musste er ja auch nicht, schließlich ist der Ball daneben gegangen.

Vermutlich wollen Reporter mit dieser Phrase andeuten, dass, wenn der Stürmer den Schuss besser platziert hätte, der Ball ins Tor gegangen wäre. Aber welchen Wert hat denn diese Aussage? Das würde übersetzt soviel bedeuten wie "wenn er ihn INS Tor geschossen hätte, dann hätte der Torwart den Ball nicht abwehren können." Aber diese Übersetzung ist wohl ungenau, denn ich ahne wiederum, was es genauer hätte heißen können: "Zwischen dem vom Torwart erreichbaren Berreich des Tores und der Stelle neben dem Tor, an die der Ball geflogen ist, gibt es noch eine Lücke, die zum Tor gehört." Auch diese Aussage ist erschreckend nichtssagend, schaut man sich die Dimensionen eines Fußballtores mal an: Die Distanz vom Boden bis zur Latte beträgt 2,44 Meter und die vom linken Pfosten zum rechten beträgt 7,32 Meter. Mit anderen Worten: Der Torwart muss auf eine Torfläche von knapp 18 m² aufpassen. Dass es da regelmäßig Lücken gibt, an die er nicht kommt, ist doch logisch. Andernfalls, und jetzt benutze ich den Konjunktiv, würden ja keine Tore fallen, und dann würde der ganze verdammte Sport keinen Sinn machen.

Genau genommen bedeutet bedeutetet diese "da wäre er niemals rangekommen"-Phrase wohl nichts anders als: (mit Blick auf den Stürmer im Konjunktiv) "Wenn er ihn reingeschossen hätte, hätte er ihn reingeschossen" oder (mit Blick auf den Torwart als Konditionalsatz): "Wenn er einen Schuss ins Tor nicht verhindern kann, dann geht er rein!" Aber dieses ganze Hätte-wenn-und-aber-Brimborium kann und sollte man sich als Sportreporter eigentlich schenken, wenn man doch einfach sagen kann: "Das war ganz schön knapp!"

Montag, 20. Oktober 2008

Betr.: Übertragung von einem fremden Konto das maximale zuversicht erfordert

-sg- Soeben erreichte mich diese Email. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich die nötige Zuversicht habe...

Attn.Geschäftsvorschlag.

Zuerst muß ich um Ihre Zuversicht in dieser verhandlung bitten.
Das ist auf Grund seiner lage, als das sein total VERTRAULICHund Geheimnisvoll.

Aber ich weiss, dass eine verhandlung dieses Ausmaßes irgendeinen Ängstlich und besorgt machen wird,aber ich versichre Ihnen, dass alles am Ende des tages in ordnung sein wird.
Wir haben uns entschieden Sie durch eine E-mail sendung,wegen der Dringlichkeit diese verhandlung zu erreichen, als wir davon zuverlassig von seiner schnelligkeit und vertraulichkeit Überzeugt worden sind.

Ich möchte mich nun vorstellen. Ich bin Herr Peter Maputu (Rechnungprüfer bei der Chartered Bank von Süd Afrika).
Ich kam zu ihrem kontakt in meiner persönlichen suche nach einer zuverlassigen und anstandige person, um eine sehr vertrauliche verhandlung zu erledigen, die Übertragung von einem fremden Konto das maximale zuversicht erfordert.
Der vorschlag:Ein Ausländische,verstorbener Ingenieur Joseph Haider, ein Diamante-Handler/unternehmer mit der Republik Süd Afrika.

Er war bis seinem Tod vor drei jahren in einem Flugzeug absturz,als unternehmer bei der Regierung tatig. Herr Joseph war unser kunde hier bei der Chartered Bank von Süd Afrika Johannesburg und hatte ein Konto guthaben von
US$14.3 million (Vierzehnmilliondreihunderttausend
United States Dollar). welches die Bank jetzt fraglos erwartet durch seine Verwandten das Sie sich melden, wenn Sie sich nicht melden wird alles zu einem Afrikanischen vertrauens fond für waffen und munitions besorgungen bei einer freiheitsbewegung hier in Africa gespendet.

Leidenschaftliche wertvolle Anstrengungen werden durch die Chartered Bank gemacht,um einen kontakt mit jemanden von der Joseph familie oder Verwandten zu bekommen.Es hat aber bis jetzt keinen Erfolg gegeben.
Es ist wegen der wahrgenommen moglichkeit keinen verwandten der Joseph zu finden (er hatte keine frau und kinder) dass eine Anordnung für den fond als nicht zubehaupten deklariert werden,sollte, und dann zum vertrauens-fond für waffen und munition bersorgung ausgeben,die dem kurs vom krieg in Afrika gespendet wird.

Um dieser negative Entwicklung abzuwenden, haben ich und einige meiner bewährten kollegen in der Bank beschlossen das Geld nach Ihre zustimmung zu Überweisen und suchen jetzt Ihre Erlaubnis das Sie sich als verwandter des verstorbenen Ing.Joseph Haider deklarieren,damit der Fond in der höhe von USD$14.3m infolgen dessen als der Nutznießer(Verwandter des Haider)auf Ihr Bank Konto Überwiesen werden.

Alle beurkundungen und Beweist die Ihnen ermöglichen diese Fonds zu behaupten werden wir zu Ihrer verfügung stellen,damit alles gut verläuft und wir versicheren Ihnen ein 100% Risiko freie Verwicklung.

Ihr Anteil wäre 30% von der totalen Gange, während die restliche 70% ist für mich und meine kollege.
Wenn dieser vorschlag für Sie OK ist und Sie Wünschen das vertrauen auszunutzen, das wir hoffen auf Ihnen und Ihrer Gesellschaft zu verleihen,dann senden sie mir netterweise sofort per meine personal E-mail Adresse, Ihre Voll Namen, Adresse, Telefonnummer, fax-nummer und Ihre vertraulicher E-mail adresse,damit ich Ihnen die relevanten details dieser

Bitte schicken Sie Ihre Antwort auf meine Vertraulichen Email
Adresse: pmaputu1@ymail.com

verhandlung senden kann.
Danke in voraus.

Mit freundlichen Grüße.
Peter Maputu

Samstag, 18. Oktober 2008

Das Wirtshaus im Spessart

Rahmengeschichten haben in Märchenbüchern durchaus Tradition, so werden die Märchen aus 1001 Nacht beispielsweise von der Gechichte Scheherezades gerahmt, und auch die Sammlung Giambattista Basile enthält eine Rahmenerzählung. In dieser Tradition veröffentlichte auch der deutsche Kunstmärchendichter Wilhelm Hauff seine Märchen. Sein erster Märchenalmanach von 1826 wird von der Geschichte "Die Karawane" gerahmt und der zweite von "Der Scheik von Alessandria" (1827). Seine dritte und letzte Sammlung "Märchen-Almanach auf das Jahr 1828 für die Söhne und Töchter gebildetere Stände" wird von "Das Wirtshaus im Spessart" gerahmt, einem Räubermärchen in der Tradition trivialer Räuberromane.

Zur Handlung: In einem Wirtshaus im Spessart, das tief in einem Räuberwald liegt, halten sich die Gäste nachts durch das Erzählen von Märchen wach, damit sie nicht im Schlaf von Räubern überrascht werden. Einer der Gäste ist der angehende Goldschmied Felix, der wertvollen Schmuck dabei hat, den er seiner ihm bis dahin unbekannten Patin bringen möchte. Die eigenständigen Märchen innerhalb dieser Geschichte sind "Die Sage vom Hirschgulden", "Das kalte Herz", "Saids Schicksale" und "Die Höhle von Steenfoll".

"Das Wirtshaus im Spessart" wurde von EUROPA als eigenständiges Hörspiel (ohne die "Binnenmärchen") umgesetzt. Das Hörspiel stammt aus dem Jahr 1973 und hat neben Erzähler Hans Paetsch auch weitere namenhafte Sprecher auf der Besetzungsliste. Etwas merkwürdig ist die Besetzung des Felix durch eine Frau (Susanne Hartau). Mindestens ebenso merkwürdig ist der Klang. Jede durchschnittliche Wohnzimmerproduktion hat weniger Hall auf den Stimmen. Im Zuge der Veröffentlichung in der Serie "Die Originale" wurden die Aufnahmen zwar entrauscht, die Schlampigkeit der alten Produktion jedoch ließ sich im Nachhinein nicht entfernen, so dass das Produkt für den Hörer an Unzumutbarkeit grenzt.

Deutlich besser ist die Produktion von Kurt Vethake, der unter anderem auch "Der Kurier des Zaren" und "Kalle Blomquist" als Hörspiele für Kinder umgesetzt hat. Das Hörspiel stammt etwa aus der gleichen Zeit wie die Europa-Produktion und ist unter verschiedenen Labels, u.a. Intercord und Maritim, erschienen. Mit Peter Schiff als Erzähler, Hans Mahlau als Räuberhauptmann und jeder Menge 70er Jahre Charme ist ein sehr gelungenes Märchenhörspiel dabei herausgekommen, das ebenfalls eigenständig und ohne die Binnenmärchen erzählt wird, und an dem Märchenfans auch heute noch ihre Freude haben dürften.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Rückgratloser Populismus (Fortsetzung)

Was "Politik" allgemein und "Parteipolitik" speziell bedeutet, ist ziemlich schwer zu fassen. Problematisch wird's immer dann, wenn die "politischen Inhalte" zu "populistischen Inhalten" werden, sprich, wenn außer dem Gewinnen von Wählerstimmen kein Ziel verfolgt wird. Aktuelles Beispiel: CSU und FDP in Bayern machen wie angekündigt die Lockerung des Rauchverbots zum Programmpunkt ihrer Koalitionsvereinbarung. Mit Sinn und Vernunft hat das freilich nicht viel zu tun.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Kevin Kuranyj und die Nationalmannschaft

Kevin Kuranyi und die Nationalmannschaft - ein ewiges Drama. Erst die Nicht-Berücksichtigung bei der WM 2006, dann kämpft er sich zurück in den Kader. Bei der EM 2008 nur ein paar Kurzeinsätze, und gestern im Qualifikationsspiel für die WM 2010 saß er nur auf der Tribüne. Da ist ihm der Kragen geplatzt, und in der Halbzeitpause ist er nach Hause gefahren. Weil das nicht die feine englische Art ist (und die feine deutsche wohl auch nicht), hat Löw ihn nun dauerhaft suspendiert. [mehr im Kicker]

Kevin Kuranyi ist ein Typ, der im Gedächtnis haften bleibt. In meinem allerdings nicht so sehr wegen fußballerischer Glanzleistungen, sondern wegen der Nutella-Werbung und seiner manchmal etwas dümmlichen wirkenden Interviews. Er selbst scheint sich jedoch als unverstandenes Genie zu fühlen.

"Es ist das Schicksal des Genies, unverstanden zu bleiben. Aber nicht jeder Unverstandene ist ein Genie." Ralph Waldo Emerson

Freitag, 10. Oktober 2008

Zitat des Tages (1)

-cp- "Wenn das so weitergeht mit den Schulden, dann heißt der nächste Finanzminister Peter Zwegat." (Harald Schmidt)

Rückgratloser Populismus

-cp- Da verliert die CSU bei der Landtagswahl in Bayern einen Haufen Wählerstimmern, und als nächstes denkt sie darüber nach, wie sie wieder mehr Menschen hinter sich bringen kann. Dass da nicht unbedingt etwas inhaltlich Vernünftiges bei herum kommen kann, ist klar. Die Schlagzeile lautet also Horst Seehofer plant Lockerung des Rauchverbots. Meine Schlagzeile dazu lautet: Rückgratloser Populismus.

Mittwoch, 8. Oktober 2008