Montag, 30. Juni 2008

Friedrich von der Leyen

Friedrich von der Leyen (1873-1966) war ein deutscher Germanist und Volkskundler. Von 1920 bis 1937 (Zwangsemeritierung durch die Nationalsozialisten) hatte er einen Lehrstuhl für Deutsche Philologie an der Universität Köln inne. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er bis 1953 als Honorarprofessor in München und Köln tätig. Die Erforschung der Volksmärchen und die Volkskunde nehmen eine zentrale Stellung in seinem Werk ein. Er war Begründer der Buchreihe „Die Märchen der Weltliteratur“ (Diederichs-Verlag), in der Volksmärchen fast aller Kulturkreise erschienen sind.

Sonntag, 29. Juni 2008

Ein Kuss sagt mehr als tausend Worte

Das Bild heißt "Der Kuss" und stammt von Francesco Hayez.

-cp- Heute in einer Woche ist der Tag des Kusses. (6. Juli) Für was es nicht alles einen Tag gibt, wobei, wenn es schon für Dinge einen Tag gibt, dann sollte der Kuss auf jeden Fall dabei sein. Regelmäßiges intensives Küssen soll nämlich die Lebenserwartung um fünf Jahre steigern, bewirkt also genau das Gegenteil vom Rauchen, was ja auch mit dem Mund gemacht wird. Ob man nun durch regelmäßiges intensives Küssen sein regelmäßiges intensives Rauchen ausgleichen kann, ist nicht direkt erfroscht, allerdings ist es auch nicht zu vermuten. Mir kann es auch egal sein, denn ich rauche nicht. Wahrscheinlich kommt eine tolle Woche auf uns NRWler zu, denn ab Dienstag darf auch in unseren Gaststätten nicht mehr geraucht werden. Schön! Vielleicht setzen sich ja alternativ Küsse durch. Fände ich nicht so schlecht.

"Ein Kuss ist so gesund wie 100 Meter Joggen. 29 Muskeln werden beim Küssen beansprucht, besonders aber der "musculus orbicularis oris", der den Mund in O-Stellung hält. Außerdem setzt die Nebenniere beim Küssen Adrenalin frei, die Bauchspeicheldrüse produziert Insulin und das Immunsystem schickt Abwehrzellen durchs Blut, die alte Schadstoffe eliminieren." (Quelle: 3sat-online)

Mark Twain sagte mal: "Ein Kuss ist eine Sache, für die man beide Hände braucht." Ob er nun freihändiges Küssen schwierig fand oder aber die Hände schonmal einsetzte, um vom Küssen in Richtung Sex überzuleiten. Ist ja keine so ungewöhnliche Sache. Andere sehen schon den Kuss als ersten Schritt: "Ein Kuss ist eine Anfrage im ersten Stock, ob das Parterre frei ist." (Robert Lembke) Andererseit ist ein Kuss ja auch für sich schon eine schöne Sache...

In diesem Sinne: eine schöne erste Juliwoche!

Quo vadis, M. Night Shyamalan?

Vorsicht: Spoiler!

-cp- Mit "Quo vadis, M. Night Shyamalan?" beginnt die Rezension des Films The Happening auf filmstarts.de. Und diese Frage ist mehr als berechtigt. Zwar haben die Filme von Regisseur M. Night Shyamalan ihr Publikum schon immer in zwei (oder mehr) Lager geteilt oder zumindest für Qualitäts-Diskussionen gesorgt. Doch während The Sixth Sense (1999), Unbreakable (2000), Signs (2002) und The Village (2004), auch wenn sie inhaltlich nicht jeden überzeugen konnten, zumindest in Atmospähre und Spannungsaufbau einzigartig sind und die begründete Hoffnung weckten, Shyamalan sei ein großes Talent kurz vor seinem absoluten Meisterwerk, kam 2006 mit The Lady In The Water ein Film, dessen einzig erwähnenswerte Leistung wohl die Gestaltung des Filmplakats war. Während der gefühlten vier Stunden Film (115 Minuten) traten Langeweile, Kitsch und Belanglosigkeit in stetigem Wechsel und oft sogar gleichzeitig auf. Die Hoffnungen, die Cineasten in den Regisseur gesteckt hatten, lösten sich in Wohlgefallen auf.

Die Trailer zu "The Happening" (2008) waren dann wieder vielversprechend. Und die rätselhaften Massenselbstmorde machten neugierig, da Shyamalan in seinen oben genannten vier Erfolgsfilmen immer für kreative Plots und überraschende Enden sorgte. Doch leider geschieht in "The Happening" genau das, was schon in "Signs" (da zum Glück nur in Ansätzen) störte: Shyamalan haut dem Zuschauer seine esotherisch-theologische Weltsicht mit einem Holzhammer um die Ohren. Während die göttliche Vorhersehung und die positive Bedeutung zunächst tragischer Schicksalsschläge den Plot von "Signs" zwar ge- aber nicht zerstört haben, zieht Shyamalan in "The Happening" alle negativen Register. Er präsentiert 1. bereits nach dreißig Minuten die Lösung des Problems, indem er sie einen verstrahlten, hinterwäldlerischen Gärtner einfach aussprechen lässt, und hat 2. keine der Lösungen gewählt, an den Fans seiner alte Filme ihre Freude hätten (Aliens, Geister,...). Im Gegenteil. Die Lösung lautet, dass die Pflanzen (Bäume, Sträucher und derartiges Zeugs) ein sonderbares Nervengift ausströmen, das den Selbsterhaltungtrieb des Menschen ins Gegenteil kehrt und ihn Selbstmord begehen lässt. Die Pflanzen tun dies nicht etwa, weil sie böse sind, sondern weil der Mensch mit dem Planeten Erde so fahrlässig umgeht und einfach mal bestraft bzw. aufgehalten werden muss. Bis zum Abspann habe ich darauf gewartet, dass diese "Theorie" am Ende durch einen Alienangriff zerschlagen wird. Der jedoch blieb aus. Statt dessen gab es in ständiger Wiederholung Winde (die transportieren das Nervengift), Tote, noch mehr Tote und schließlich hört es einfach auf. Viel zu selten blitzen zwischendurch Shyamalans Qualitäten durch, wenn zum Beispiel die Dienstwaffe eines Polizisten von Suizidkandidat zu Suizidkandidat "weitergereicht" wird. Zwar sind die Schauspieler (vor allem Marc Wahlberg und Zooey Deschanel) großartig, doch das kann diesen Film nicht retten.

Man könnte nun sagen, dass Shyamalan durch "The Happening" das Bewusstsein seines Publikums für das zerstörerische Verhalten der Menschen wachrütteln möchte. Dabei bleibt jedoch eins auf der Strecke: das Interesse des Publikums, auch für seinen nächsten Film Eintrittsgeld zu bezahlen.

Samstag, 28. Juni 2008

Märchenbox

Leider heute nicht mehr erhältlich ist die Märchenbox-Hörspiel-Reihe des Labels EUROPA. [Informationen zur Serie] Zwar werden wohl einige der Märchen im Rahmen der "Rückkehr der Klassiker" wieder aufgelegt, aber dann zwischen Karl May, Jules Verne und anderen Geschichten, ohne eine besondere Würdigung des Märchens.

Die MÄRCHENBOX wurde Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre veröffentlicht als Serie von 20 Hörspielkassetten mit insgesamt 37 Märchenhörspielen. Eigentlich waren es sogar 39, aber wenn man es genau nimmt, sollte man "Max und Moritz" und "Der Struwwelpeter" nicht mitrechnen, denn zum einen sind es keine Märchen und zum anderen sind die Umsetzungen wirklich misslungen. Die 37 "richtigen" Märchenhörspiele sind dafür umso besser. Deutschlands Märchenstimme Nummer eins Hans Paetsch (1909-2002) war Erzähler, und weitere Schauspieler haben die anderen Rollen übernommen. So sind u.a. Volker Lechtenbrink als "Das tapfere Schneiderlein" und Andreas von der Meden als Frosch in "Dornröschen" zu hören. Die Umsetzungen sind dicht am Original und sehr liebevoll gemacht. Über Ebay und auf Flohmärkten sind durchaus hin und wieder Kassetten dieser Serie zu finden. Für Freunde des Märchenhörspiels und des Labels EUROPA ("Die drei ???", "TKKG",...) sehr empfehlenswert.

Märchen und Sagen

Volksmärchen und Sagen haben gemein, dass sie zunächst mündlich wiedergegebene volkstümliche Erzählungen mit fantastischen Inhalten sind. Anders als beim Volksmärchen liegt der Sage jedoch eine wahre Begebenheit an einem wirklichen Ort zugrunde. Diese ursprüngliche Wahrheit ist jedoch in der Sage meist nicht mehr auszumachen, da die fantastischen Inhalte überwiegen. Oft beschränkt sich der „Wahrheitsgehalt“ einer Sage auf einen real existierenden Handlungsort. Die Handlung selbst ist allerdings nichts real.

Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. XIV, 1893) definiert die Sage als „Kunde von Ereignissen der Vergangenheit, welche einer historischen Beglaubigung entbehrt“. Weiter ist von „naiver Geschichtserzählung und Überlieferung, die bei ihrer Wanderung von Geschlecht zu Geschlecht durch das dichterische Vermögen des Volksgemütes umgestaltet wurde“ die Rede. Anders als Volksmärchen sind Sagen eng an die Region ihrer Entstehung gebunden.

"Aschenputtel" (bzw. "Aschenbrödel") als typisches Volksmärchen beispielsweise taucht sowohl im Italienischen bei Giambattista Basile auf als auch im Französischen bei Charles Perrault und in Deutschland bei den Brüdern Grimm und Ludwig Bechstein. Es ist jeweils dasselbe Märchen, das jedoch regional anders, also mit unterschiedlichen Motivschwerpunkten erzählt wird. Das Märchen kann hierbei ohne konkreten Handlungsort erzählt sein, es kann aber auch der Region des Erzählers zugeordnet sein. Rübezahl hingegen, der vor allem durch Musäus bekannt gewordene Bergriese, ist auf das Riesengebirge beschränkt. Daher ist Rübezahl der Gattung "Sagen" zuzuordnen. Der regionale Bezug wird betont, Rübezahl ist dem Riesengebirge zugeordnet und taucht nirgends sonst auf.

Joseph Jacobs

Joseph Jacobs (1854-1916) stammte aus Sydney und war ein jüdischer Historiker, der sich vor allem mit Literatur befasste. Er war nicht nur einer der Verfasser der Jewish Encyclopedia, sondern zeigte sich auch für einige bemerkenswerte Sammlungen von Volksmärchen verantwortlich.

Jacobs war der Sohn von John und von Sarah Jacobs. Er besuchte die Sydney-Grammar-School und schließlich auch die Universität von Sydney, letztere dank eines Stipendiums für Klassik, Mathematik und Chemie. Er schloss sein Studium allerdings nicht in Sydney ab, sondern reiste im Alter von 18 Jahren nach England und schrieb sich am St. John’s Collge in Cambridge ein, wo er 1876 seinen Bachelor erwarb. Ab 1877 studierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war von 1878 bis 1884 Sekretär der Gesellschaft für hebräische Literatur. Von 1884 bis 1900 arbeitete er an diversen anthropologischen Studien, Artikeln und Büchern mit.

Zwischen 1890 bis 1912 gab er fünf Märchensammlungen heraus: Englische Märchen, Weitere englische Märchen, keltische Märchen, weitere keltische Märchen und europäische Völkmärchen. Er wurde diesbezüglich durch die Brüder Grimm, Charles Perrault und den romantischen Nationalismus beeinflusst.

Unter anderem wurde die Märchen "Jack und die Bohnenranke" (im Deutschen oft auch "Hans und die Bohnenranke") und "Die drei kleinen Schweinchen" durch ihn bekannt.

Giovanni Francisco Straparola

Giovanni Francisco Straparola (* ca. 1480-1558) war ein italienischer Märchensammler. Er gilt als einer der ersten Märchensammler Europas. Seine Volksmärchen wurden zwischen 1550 und 1553 in dem zweiteiligen Band "Le piacevoli notti" (deutsch „Die ergötzlichen Nächte)“ veröffentlicht. Er gilt u.a. als Inspiration für Giambattista Basile.

Zu seinen bekanntesten Märchen zählen:
Der Dieb Cassandrino, Priester Scarpacifico, Die Prinzessin als Ritter

Johann Karl August Musäus

Johann Karl August Musäus (1735-1787) war ein deutscher Schriftsteller, Literaturkritiker und Philologe. Er lebte in Jena, studierte Theologie und Philologie, war Freimaurer und arbeitete zunächst als Mitarbeiter an der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“ mit, für die er 350 Romane rezensierte, und schließlich als Professor der klassischen Sprache und Geschichte. Noch vor den Brüdern Grimm veröffentliche er eine Sammlung deutscher Sagen und Volksmärchen. Er starb 1787 an einem Herzpolypen.

Durch ihn ist unter anderem der Berggeist Rübezahl aus dem Riesengebirge bekannt geworden, über den es zahlreiche Sagen gibt.

Märchenbuch:
Volksmährchen der Deutschen. 1782-1786: Sammlung von Märchen (besser: Kunstmärchen), Legenden und Sagen in fünf Bänden, die volkstümliche (aber literarisch vermittelte!) und satirische Elemente miteinander verbindet
* Band 1: Die Bücher der Chronika der drei Schwestern, Richilde, Rolands Knappen
* Band 2: Legenden von Rübezahl, Die Nymphe des Brunnens
* Band 3: Libussa, Der geraubte Schleier, Liebestreue
* Band 4: Stumme Liebe, Ulrich mit dem Bühel, Dämon Amor
* Band 5: Melechsala, Der Schatzgräber, Die Entführung

Ludwig Tieck

Johann Ludwig Tieck (1773-1853) war ein deutscher Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer der Romantik. Er veröffentlichte auch unter Pseudonymen (Peter Leberecht und Gottlieb Färber).

Tieck wuchs in Berlin auf und studierte dann Geschichte, Philologie, alte und neue Literatur an den Universitäten in Halle (Saale), Göttingen und Erlangen, doch er brach das Studium ab und kehrte nach Berlin zurück. Er wollte freier Schriftsteller werden und beschäftigte sich eingehend mit Shakespeare. In der Zeitschrift „Straußenfeder“ veröffentlichte er Unterhaltungsliteratur und literarische Experimente. Neben verschiedenen Erzählungen und Romanen befasste er sich auch mit der Bearbeitung alter Sagen und Volksmärchen. Diese wurden schließlich 1797 unter dem Titel "Volksmärchen von Peter Lebrecht" veröffentlicht. Außerdem machte er sich als Übersetzer verdient: u.a. arbeitete er an der Übersetzung verschiedener Shakespeare-Texte mit und übersetzte DonQuixote ins Deutsche.

Tiecks Märchen gelten als besonders romantisch. Ein großer Bewunderer seiner Sammlung war Hermann Hesse, der diese später mit einem Vorwort versah. Bekannte Märchen:
Der blonde Eckbert, Phantastus, Liebeszauber, Die Elfen

Peter Christen Asbjørnsen

Peter Christen Asbjørnsen (1812-1885) lebte in Oslo und war norwegischer Schriftsteller und Sammler norwegischer Volksmärchen. Außerdem arbeitete er als Naturwissenschaftler und als Forstmeister.

Asbjørnsen bereiste gemeinsam mit einem Kommilitonen ganz Norwegen und sammelte inspiriert von den Brüdern Grimm Volkserzählungen. Diese wurden ab 1841 veröffentlicht. Ziel war es, die Märchen möglichst originalgetreu aufzuzeichnen. Asbjørnsens Sammlungen fanden ein großes Publikum und machten sich um die norwegische Sprache und das Nationalbewusstsein verdient. Im Alter von 46 Jahren jedoch beendete Asbjørnsen seine literarisch-kulturellen Tätigkeiten und arbeitete als Forstmeister. Zudem verfasste er naturwissenschaftliche Arbeiten.

Man kann die norwegischen grob in drei Hauptgruppen einteilen: Tiermärchen, Wunder-
und Zaubermärchen und Schwankmärchen. Es gibt viele Ähnlichkeiten zu Märchen aus anderen Kulturkreise, aber auch Besonderheiten. So treten zum Beispiel in norwegischen Märchen häufig Trolle auf.

Bekannte Märchen aus der Sammlung von Peter Christen Asbjørnsen sind:
Per Gynt, Die Puppe im Gras, Der blaue Gürtel,...

Giambattista Basile

Giambattista Basile (1575-1632) stammte aus Neapel und gilt als als Europas erster großer Märchenerzähler. Basile wuchs in einer vermögende Familie auf, die auch bei Hofe verkehrte. Seine Schwester Adriana Basile war damals eine bekannte und auch einflussreiche Sängerin, und es ist ihrem Einfluss zu verdanken, dass er 1608 zum Hofpoeten ernannt wurde. 1611 gründete er In Neapel eine literarische Akademie.

Basiles Märchensammlung wurde zwischen 1634 und 1636 postum herausgegeben. Es gibt eine Rahmenhandlung, in der zehn Frauen an fünf Tagen jeweils ein Märchen erzählen. Diese fünfzig Volksmärchen waren volkstümlichen Ursprungs. Basile hatte sie allerdings durch zeitgeschichtliche Zusätze und Ironie verändert und ergänzt. Ab 1674 erhielt die Sammlung den Titel „Das Pentamerone“ (= „Das fünf-Tage-Werk“). Basiles Sammlung spielte in ihrer Form bereits auf Boccaccios Novellensammlung „Decaneribe“ (= „Das zehn-Tage-Werk“ an). Erst 1846 erschien die erste deutsche Gesamtübersetzung durch Felix Liebrecht.

Basiles Märchensammlung war eine wichtiger Quelle für spätere Märchensammler wie Ludwig Tieck, Charles Perrault, Clemens Brentano und die Brüder Grimm. Unter seinen Märchen finden sich auch erste Versionen von „Aschenbrödel“, „Der gestiefelte Kater“, „Schneewittchen“, „Die Schöne und das Biest“, „Der Froschkönig“ und „Rapunzel“.

Zu Basiles bekanntesten Märchen zählt neben den oben genannten noch "Der Kaufmann".

Alexander Nikolajewitsch Afanasjew

Aleksander Nikolajewitsch Afanasjew (1826-1871) war Herausgeber und Erforscher russischer Volksmärchen, die er nach dem Vorbild der Brüder Grimm sammelte. Er besuchte von 1837 bis 1844 das Gymnasium in Woronesch (Russland). Im Anschluss studierte er an der Universität Moskau vier Jahre lang Rechtswissenschaften. Während dieser Zeit beschäftigte er sich auch erstmals mit Kulturforschung. Ab 1849 arbeitete er als Archivar des Moskauer Außenministeriums. 1856 übernahm er die Leitung der Kommission zur Publikation staatlicher Urkunden und Verträge.

Afanasjew war Herausgeber „Russischer Volksmärchen“ (1853-1866), und seine Sammlung wurde in Russland ein ebenso bemerkenswerter Erfolg wie die Grimmsche Sammlung in Deutschland. Afanasjews Märchenbücher wurden vor allem als Kinderbücher veröffentlicht. Eine der bekanntesten Figuren seiner Märchensammlung ist die Hexe Baba-Jaga, die in der Hütte Hühnerbein lebt.

Zu den bekanntesten Märchen seiner Märchensammlung zählen:
Maria Morevna, Baba-Jaga, Der unsterbliche Koschtschej, Der Feuervogel,Iwan Sutschenko und Belyj Poljanin

Freitag, 27. Juni 2008

Schüttgut...

-sg- ...lautet der Titel der nach eigenen Angaben "führenden Fachzeitschrift für die Schüttgut-Industrie". Aus dem Inhalt: "Die Fachzeitschrift Schüttgut informiert Fachleute der schüttgutverarbeitenden Industrie zum Thema Fördern, Dosieren, Lagern, Charakterisieren, Aufbereiten, Gewinnen, Konditionieren, Transportieren und Umschlagen von mineralischen und organischen Schüttgütern."
So weit so gut. Abgesehen davon, dass ich als Sozialwissenschaftler mit den Begriffen "Charakterisieren" und "Konditionieren" etwas anderes als mineralische und organische Schüttgüter verbinde, ist diese Zeitschrift ein Beleg dafür, in wie vielen unterschiedlichen Welten sich Menschen bewegen. Denn wo dem einen die "Einführung der neuen Silonorm" schlaflose Nächte bereitet, weiß der geneigte Autor nicht einmal, was es damit überhaupt auf sich hat - wäre eine Kenntnis der Silonorm doch auch völlig irrelevant für sein Leben.

Ice delights - ein Eiscafé-Führer

-sg- Da klickt man sich so durchs weltweite Netz und findet einen Blog, der sich mit der Bewertung von Eis-Cafés beschäftigt. Gute Sache im Grunde, leider liegen die besprochenen Cafés aller eher südlich von Münster und ich kann sie nicht prüfen. Was ich aber im Sommer regelmäßig prüfe, ist die Qualität des Bananen-Split im Eis-Café Santelia in Münster! Ich vergleiche dieses hervorragende Werk italienischer Eiskunst regelmäßig in anderen Städten und werde - wie könnte es anders sein - regelmäßig enttäuscht. Aber egal, geh ich halt zu Giuseppe Santelia in Münster (Giuseppe ist übrigens der häufigste Vorname zu Santelia in Deutschland) ! Das Ambiente ist gepflegt, die Lage hervorragend (in Münsters Kreuzviertel, direkt an der Kreuzkirche und unter vielen alten Bäumen) und die Besitzer sehr freundlich - auch wenn der Chef immer etwas mürrisch dreinschaut... Wer also mal in Münster weilt, sollte sich zur Kreuzkirche durchfragen und dann direkt ins Eis-Café Santelia gehen!

Donnerstag, 26. Juni 2008

Ludwig Bechstein

Ludwig Bechstein (1801-1860) wurde als uneheliches Kind geboren und von seinem Onkel adoptiert. Er studierte Literatur, Philosophie und Geschichte. Er arbeitete zunächst als herzoglicher Kabinettsbibliothekar in Meiningen und später sogar als Archivar des hennebergischen Gesamtarchivs. Genau wie die Brüder Grimm hat Bechstein Volksmärchen und -sagen gesammelt. Seine Märchensammlung enthält auch einige Varianten zu Märchen, die durch die Brüder Grimm oder den Franzosen Charles Perrault bekannt geworden sind, z.B. Aschenbrödel und Rotkäppchen.

Zu den bekanntesten von Ludwig Bechstein gesammelten Märchen zählen:
Der Däumling, Das Natterkrönlein, Des Märchens Geburt, Der Hirsedieb, Die beiden kugelrunden Müller.

Clemens Brentano

Clemens Brentano (1778-1842) wollte zunächst Kaufmann werden (wie sein Vater), dann studierte er verschiedene Fächer, u.a. Medizin und Philosophie. Seine wahre Leidenschaft aber galt der Literatur. Er hat zweimal geheiratet, führte aber kein Familienleben, sondern das Leben eines Wanderers. Ähnlich wie die Brüder Grimm sammelte er Volksgut, allerdings spielten Märchen bei ihm eine eheruntergeordnete Rolle. Er war Herausgeber der bekannten Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“. 1802 unternahm er mit Ludwig Achim von Arnim eine romantische Sängerfahrt auf dem Rhein. Brentano litt an Depressionen, was letztlich dazu führte, dass er sich von „weltlichen“ Dingen abwandte und sich nur noch mit christlichen Arbeiten befasste. Brentanos Märchensammlung ist nicht sonderlich bekannt geworden. Es ist ihm aber als Verdienst anzurechnen, dass er die Brüder Grimm dazu veranlasste und sie darin bestärkte, Volksmärchen zu sammeln.

Märchen von Clemens Brentano:
Die Rheinmärchen (Volksmärchensammlung), Gockel, Hinkel und Gackeleia, Das Märchen von dem Myrtenfräulein.

1001 Nacht

Diese bekannte orientalische Märchensammlung geht nicht auf einen einzelnen Märchensammler, sondern auf viele verschiedene zurück. Der Kern der Sammlung - so wird vermutet - ist bereits über 2000 Jahre alt und persischer und indischer Herkunft. Die Volksmärchen wurden mündlich weitergegeben und später aufgeschrieben, vor allem in arabischer Schrift (Quellen aus dem 9. Jahrhundert). Die erhaltene Handschrift (15. Jahrhundert) enthält noch 282 Märchen. Die Märchen aus tausendundeiner Nacht (auch 'Alf Laila wa-Laila' genannt) sind 'gereiste Märchen'. Sie wurden über viele Jahrhundert und durch verschiedene Länder überliefert. Daher ist fraglich, welche der Märchen der Ursprungssammlung entstammen, und welche später hinzu kamen.

Die Märchen stehen im größeren Zusammenhang einer Rahmengeschichte: König Schehrijar wurde von seiner Frau betrogen und ließ diese aus Rache töten. Daraufhin kommt er jeden Abend mit einer Jungfrau zusammen, um sie am nächsten Morgen hinrichten zu lassen. Als jedoch keine Jungfrauen mehr zur Verfügung stehen, außer den Töchtern des Wesirs, bietet sich eine der Töchter (Scheherezade) an, als Opfer zum König zu gehen, um zu sterben oder ihn zu besänftigen. Sie teilt fortan mit dem König das Bett und erzählt ihm nun jede Nacht ein Märchen. Dadurch kommt er von seinem Tötungsvorhaben ab. Nach drei Jahren hat sie ihm tausendundein Märchen erzählt, und er hat sein Trauma voll und ganz überwunden. Zudem hat sie in der Zeit mit ihm auch drei Kinder gezeugt. Die deutschen Übersetzungen der Märchen gehen vor allem auf Dr. Gustav Weil zurück, der den arabischen Urtext selbst übersetzte und 1865 unter dem Titel „Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen.“ in Deutschland publizierte. Aktuell gibt es eine in der Kritik häufig gelobte neue Übersetzung von Claudia Ott.

Zu den bekanntesten Märchen aus tausendundeiner Nacht gehören: Die Geschichte Sinbads, des Seefahrers, Die Geschichte Aladdins und der Wunderlampe, Die Abenteuer des Kalifen Harun Arraschid, Die Geschichte Ali Babas und der vierzig Räuber, die durch eine Sklavin ums Leben kamen, Geschichte des Prinzen Seif Almuluk und der Tochter des Geisterkönigs, Geschichte vom Zauberpferde.

Charles Perrault

Bereits hundert Jahre vor den Brüdern Grimm veröffentlichte Charles Perrault (1628-1703) seine Märchensammlung. Der studierte Jurist überarbeitete die Volksmärchen ebenso wie die Brüder Grimm. Doch während die Grimms die Märchen als Kinder- und Hausmärchen deklarierten und erotische Anspielungen abschwächten oder entfernten, wurden diese von Perrault sogar betont, denn er passte die Märchen den Vorlieben des damaligen literarischen Publikums an, vor allem dem der Pariser Salons. So kommentierte und ironisierete er die Märchen durch eine in Versform folgende Moral. Perraults Versionen der Märchen haben im englischsprachigen Raum größere Bedeutung, so haben sich sowohl Walt Disney als auch Jim Henson in ihren Märchenfilmen eher an Perrault orientiert. Charles Per-raults wurde in Paris geboren, wo er auch starb.

Zu den bekanntest Märchen der Märchensammlung Perraults gehören:
Rotkäppchen, Frau Holle, Blaubart, Dornröschen, Aschenputtel, Der gestiefelte Kater.

Wilhelm Hauff

Wilhelm Hauff (1802-1827) lebte in Stuttgart, wo er auch geboren wurde, und in Tübingen. Sein Vater war im Staatsdienst beschäftigt, starb aber bereits als Wilhelm erst 7 Jahre alt war. Wilhelm Hauff studierte evangelische Theologie, worin er auch promovierte. Er heiratete 1827. Noch im gleichen Jahr brachte seine Frau Luise ein Kind zur Welt. Doch bereits wenige Tage nach der Geburt seines Kindes starb Wilhelm Hauff mit nur 25 Jahren an Nervenfieber. Wilhelm Hauff war Kunstmärchendichter und interessierte sich besonders für sagenhafte und orientalische Stoffe.

Zu den bekanntesten Märchen Wilhelm Hauffs zählen:
Zwerg Nase, Der kleine Muck, Das Märchen vom falschen Prinzen, Die Geschichte von Kalif Storch, Das Gespensterschiff, Die Geschichte von der abgehauenen Hand, Das kalte Herz, Das Wirtshaus im Spessart (eigentlich eher eine Sage), Die Errettung Fatmes,

Hans Christian Andersen

Hans-Christian Andersen (1805-1875) wurde in Odense (Dänemark) in arme Verhältnisse hinein geboren. Seine Mutter war alkoholkranke Wäscherin, sein Vater schlecht verdienender Schuhmacher. Nach verschiedenen Versuchen, im künstlerischen Bereich (z.B. Theater) Fuß zu fassen, hatte er das Glück besonders gefördert zu werden. Unterstützt durch den Direktor des königlichen Theaters wie auch durch König Friedrich VI. selbst, war es ihm Möglich eine Lateinschule zu besuchen und im Anschluss sogar zu studieren. Noch als Schüler verfasste er ein Gedicht ('Das sterbende Kind'), das viel Beachtung fand. Sein Märchen 'Die kleine Meerjungfrau' wird als Verarbeitung einer unglücklichen Liebe Hans-Christian Andersens angesehen. Er hatte sich in Riborg Voigt, die Schwester eines Kommilitonen, verliebt, die jedoch einem anderen versprochen war. Ihren Abschiedsbrief trug er bis zu seinem Tod bei sich. Eine glückliche Liebe blieb ihm Zeit seines Lebens verwehrt. Hans-Christian Andersen hat sehr viele Reisen durch Europa unternommen, die seine Texte stark beeinflusst haben. Bereits zu Lebzeiten war er als Künstler national wie international anerkannt und mehrfach ausgezeichnet. Er starb im Alter von 70 Jahren und wurde in Kopenhagen beigesetzt.

Zu den bekanntesten Kunstmärchen Hans-Christian Andersens zählen:
Die Schneekönigin, Die kleine Meerjungfrau, Die Prinzessin auf der Erbse, Der fliegende Koffer, Däumelienchen, Des Kaisers neue Kleider, Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen, Das hässliche Entlein.

Die Brüder Grimm

Jacob Grimm (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) waren zwei von sechs Geschwistern. Ihre Eltern waren Philipp Wilhelm und Dorothea Grimm. Drei weitere Geschwister starben im Säuglingsalter. Das Geburtshaus der Brüder Grimm stand in Hanau (Hessen). Jacob und Wilhelm studierten Rechtswissenschaft an der Universität Marburg. Während ihres Studiums beschäftigten sie sich zudem mit Literatur. Sie lasen Werke von Goethe, Schiller und aus der Epoche der Romantik. Als Wissenschaftler interessierte sie die Entwicklung deutschsprachiger Literatur. So begannen sie im Jahr 1806 (nach dem Studium) damit, Märchen und Sagen zu sammeln. Sie handelten dabei tatsächlich als Sammler. Sie ließen sich die zumeist mündlich überlieferten Märchen erzählen, schrieben sie auf und überarbeiteten sie teilweise. Die bekannteste Märchen-Erzählerin (und damit Märchenquelle) der Grimms war Dorothea Viehmann.

1812 wurde dann ihr erster Band mit 86 Märchen veröffentlicht, 1815 der zweite mit 70 Märchen. Neben den Märchenbüchern haben die beiden Brüder auch das erste deutsche Wörterbuch erarbeitet. Da sie die Märchen nicht selbst erfunden, sondern aus dem Volk gesammelt haben, werden die Grimmschen Märchen auch Volksmärchen genannt.

Zu den bekanntesten von den Gebrüdern Grimm gesammelten Volksmärchen zählen:
Aschenputtel, Das tapfere Schneiderlein, Der Froschkönig, Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, Der Wolf und die sieben Geißlein, Dornröschen, Frau Holle, Hans im Glück, Hänsel und Gretel, König Drosselbart, Rapunzel, Rotkäppchen, Rumpelstilzchen, Schneeweißchen und Rosenrot, Schneewittchen, Sterntaler, uva.

Public Viewing

-cp- Die Fußball-WM 2006 hat vieles verändert. Seit dem ist es wieder hip, Flagge zu zeigen, die Nationalhymne zu singen und vieles mehr. Vor allem aber wurde das "Fußball auf Großleinwand"-Schauen salonfähig. ;-) Das Wort Fanmeile wurde zum Wort des Jahres 2006. Soviel dazu.

Eine andere Begrifflichkeit hierzu ist "Public Viewing". Nun hält sich in den letzten Wochen hartnäckig das von EinsLive in die Welt gesetzte Gerücht, "Public Viewing" sei im Zusammenhang mit Fußballgroßleinwänden ein falscher Begriff, da man in England darunter eine öffentliche Leichenschau verstehe. Nach Alternativbegriffen wurde gesucht, und mit "Rudelgucken" wurde eine höchst alberne gefunden. (Mal so am Rande, liebe Rechtschreibreform. Wenn man es schon "kucken" spicht, warum muss man dann immer noch "gucken" schreiben... Laut Duden darf nämlich nur in Norddeutschland "kucken" geschrieben werden...) Allerdings ist hier EinsLive wohl einer falschen Information aufgesessen, denn "Public Viewing" meint genauso Leichen wie Fußball, einfach alles, was öffentlich angeguckt und angekuckt wird. Näheres im [Bremer Sprachblog].

Volksmärchen und Kunstmärchen

Märchen sind eine Literaturgattung. Es handelt sich dabei um kurze Erzählungen, die durch besondere Merkmale gekennzeichnet sind. Dazu zählen vor allem die formelhafte Sprache ("Es war einmal...", "... und wenn sie nicht gestorben sind", ...) und das Auftreten von Zaubern, Wundern und sagenhaften Gestalten. Aber auch Steigerungen sind typisch, so klappt vieles erst im dritten Versuch, und meist ist die jüngste Tochter die schönste. In der Märchenforschung wird zwischen Volks- und Kunstmärchen unterschieden. Bei Volksmärchen gibt es keinen konkreten Märchendichter. Es handelt sich um mündlich überlieferte Stoffe, die von Märchensammlern (z.B. den Brüdern Grimm oder dem Franzosen Charles Perrault) aufgeschrieben und publiziert wurden. Kunstmärchen hingegen sind Schöpfungen von Märchendichtern (z.B. Andersen und Hauff).

Dienstag, 24. Juni 2008

Eine Woche noch...

-cp- In Nordrhein-Westfalen gilt seit dem 1. Januar dieses Jahres ein Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden. Bald ist die Qualmerei endlich auch Gaststätten tabu. Dort darf ab dem 1. Juli nur noch in abgeschlossenen Nebenräumen geraucht werden. Ich bin begeistert und freue mich, bald rauchfrei essen gehen zu können.

Die Blase, der Strohhalm und der Bastschuh

-cp- Gerade gefunden, ein russisches Volksmärchen:

Es waren einmal eine Blase, ein Strohhalm und ein Bastschuh. Sie gingen in den Wald, Holz zu fällen. Sie kamen an einen Fluss und wussten nicht, wie sie hinüberkommen sollten. Da sagte der Bastschuh zur Blase: "Komm, Blase, wir wollen auf dir hinüberschwimmen!"
"Nein, Bastschuh! Es ist besser, der Strohhalm legt sich über den Fluss, dann haben wir eine Brücke." Der Strohhalm legte sich über den Fluss von einem Ufer zum anderen. Als erster stapfte der Bastschuh los, da brach der Strohhalm mitten entzwei... Der Bastschuh plumpste ins Wasser, die Blase aber fing an zu lachen, sie lachte so lange, bis sie platzte!

Not ist relativ

-cp- Die Telefonnummern 110 und 112 gelten zwar gemeinhin als "Notrufnummern", allerdings rechtfertigt nicht jede Notlage einen Anruf. Wenn man zum Beispiel einfach nur dringend ins Internet möchte, kann sich das zwar durchaus wie eine Notsituation anfühlen, Polizei und Feuerwehr sind dann aber dennoch die falschen Ansprechpartner. [Artikel aus den Westfälischen Nachrichten]

Wer aus einer nicht akzeptierten Notsituation die Notrufnummer betätigt, handelt strafbar. [§145 StGB] Da kann man sich auch nicht mit einem Irrtum rausreden. Aber im Beispiel dieses WN-Artikels drängt sich auch eher der Eindruck des §104 BGB Satz 2 auf.

Montag, 23. Juni 2008

Viertelfinal-Resümee

-cp- Nach der Vorrunde der EM hätte ich, würde ich so was grundsätzlich tun, eine größere Geldsumme auf die Finalkonstellation Portugal-Niederlande gesetzt. Wie man nun weiß, hätte ich diese größere Geldsumme bereits nach dem Viertelfinale verloren, denn die beiden Mannschaften, die so schnellen Zauberfußball gespielt haben, sind schon längst gen Heimat unterwegs, während andere, erfolgreichere Mannschaften noch spielen. Übrig geblieben sind mit der Türkei und Russland zwei Mannschaften, denen ich gar nichts, und mit Deutschland und Spanien zwei Mannschaften, denen ich wenig zugetraut hatte.

Spanien und Russland sind mit jungen, hochmotivierten, schnellen und kampfstarken Mannschaften angetreten, wobei ihre Trainer schon älteren Semesters sind. Die Türkei ist äußerst kampfstark und gibt sich nie auf, wobei sie eine äußerst wackelige Abwehrreihe hat (sechs Gegentreffer in vier Spielen). Die deutsche Mannschaft ist schwer einzuschätzen, weil sie vier völlig unterschiedliche Spiele hingelegt hat.

Eins ist nun völlig klar: Jetzt kann alles passieren! Oder auch nichts. Wir werden es sehen.

PS: Über Italien habe ich bewusst kein Wort geschrieben. Vielleicht das noch: Was ihnen heute gegen Spanien passiert ist, hätte ihnen schon damals in diesem blöden Halbfinale passieren müssen, denn auch damals haben sie genau wie gegen Spanien dauernd nicht vorhandene Schmerzen vorgetäuscht und gejammert, gejammert, gejammert. Ich finde, für Jammern sollten ab sofort Karten verteilt werden, am besten gleich rote. Naja, aber ich wollte ja eigentlich nichts über Italien schreiben...

Sonntag, 22. Juni 2008

In eigener Sache

-sg- "Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)
Quelle

Schöne Tore...

-cp- Fußball ist auch etwas Ästhetisches, manchmal etwas Artistisches und meistens, wenn's ästhetisch sein soll, ist eine gewisse Artistik Vorraussetzung dafür. Bei der EM hat es ja schon viel Spielkunst und auch schöne Tore gegeben. Das "Tor des Jahrhunderts" allerdings ist schon ein paar Tage älter, was logisch ist, denn das Jahrhundert, in dem es geschossen wurde, ist bereits abgelaufen. Klaus Fischer hat es artistisch und ästhetisch am 16. November 1977 im Länderspiel Deutschland gegen die Schweiz geschossen. Und hier kann man es sich ansehen.

Fairer Weise muss man sagen, dass dieses "Tor des Jahrhunderts" von deutschen Fernsehzuschauern gewählt wurde. So wundert es nicht, dass ein Deutscher es geschossen hat. Die Fifa hat 2002 das "WM-Tor des Jahrhunderts" gewählt. Das hat Diego Armando Maradona am 22. Juni 1986 beim Spiel Argentinien gegen England geschossen, und ansehen kann man es sich hier.

Der Preis ist heiß...

-cp- Juventus Turin und Tottenham Hotspur haben allem Anschein nach Interesse, für die kommende Saison Lukas Podolski zu verpflichten. Der ist zwar vertraglich noch zwei Jahre an Bayern München gebunden, aber derlei Nebensächlichkeiten regelt man heutzutage leicht durch Überweisung einer entsprechenden Summe Geld, im Fachjargon "Ablöse" genannt. (Der portugiesische Superstar Christiano Ronaldo, der vielleicht von Manchester United zu Real Madrid wechselt, kostet eine Ablöse von 100 Millionen Euro.) Soviel wird Lukas Podolski wohl nicht erzielen. Dass er gerne wechseln würde, ist verständlich. Auf der Bank zu sitzen, um Luca Toni und Miroslav Klose beim Spielen zuzusehen und dann auch noch mitzubekommen, dass Bayern München versucht, Konkurrenz ins Haus zu holen, kann einen schon mal verärgern. Wobei: die "Konkurrenz" wäre Mario Gomez, und der dürfte wohl, wenn man seine derzeitigen Leistungen zugrunde liegt, bei Bayern eher auf der Tribüne als auf der Bank sitzen. Der Kicker bezeichnet seine Leistungen sehr treffend als "rätselhaft". Hier gibt es den [Klick zum Kicker], wo all das nochmal ausführlicher nachzulesen ist, inklusive Karl-Heinz Rummeniges übliches Transfer-Rumgezicke... Apropos Rummenige, da gab es doch mal dieses legendäre [Lied].

Tom Cruise - 25 Jahre im Filmgeschäft

-sg- Bescheidenheit ist eine Tugend, die vielleicht nicht die des Tom Cruise ist - aber inszenieren kann er sich: Hier der bescheidene Rückblick auf eine 25-jährige Karriere. Herzlichen Glückwunsch, Tom!

Dienstag, 17. Juni 2008

Sven Regener im Interview

-cp- Sven Regener ist nicht nur Frontmann bei Element Of Crime, sondern seit ein paar Jahren auch als Romancier erfolgreich. Im September soll der dritte Teil, der Herr Lehmann-Trilogie erscheinen. Dieser soll zeitlich zwischen den ersten beiden Büchern angesiedelt sein und "Der kleine Bruder" heißen. Relativ frisch auf dem Markt ist auch das Herr Lehmann-Hörspiel von Sven Stricker.

Via Wikipedia habe ich ein Interview mit Sven Regener entdeckt, in dem er sich unter anderem kritisch über Herbert Grönemeyer und Bono äußert. Interessant zu lesen und mal persönliche Ansichten zu erfahren. Interessant auch, dass dieser Mann, der so intelligente und weise Texte (in Musik und Literatur) geschrieben hat, sich immer noch und immer wieder als biertrinkender (und leicht prolliger) Jeans-Jacken-Träger gibt. Naja, am Outfit kann er ja noch arbeiten, der Rest klappt schon ganz gut.

Genesis - From Genesis To Revelation

-cp- Ihr Debüt-Album From Genesis To Revelation haben Genesis 1969, zwei Jahre nach Gründung der Band, veröffentlicht. Peter Gabriel (Gesang, Flöte) sowie Mike Rutherford (Bass, Gitarre) und Tony Banks (Keyboards) waren bereits mit von der Partie. Die weiteren Bandmitglieder waren damals Gitarrist Anthony Phillips sowie John Silver (Schlagzeug). Der Klang des Albums unterscheidet sich nicht besonders von der populären Musik der 60er Jahre. Man ist stellenweise sogar an The Searchers oder die Bee Gees erinnert. Das Album enthält Streicherarrangements, durch die einige Songs einen sehr seichten Klang erhalten. Bei oberflächlichem Hinhören entsteht das Gefühl, man hört eine ganz normale Oldie-CD, der lediglich der große Hit fehlt, wobei der Song "In The Wilderness" hierfür durchaus Potential gehabt hätte. Bei genauerem Hören des Albums stößt man sehr vereinzelt auf Melodien und Arrangements, die an die progressiveren Aufnahmen erinnern, durch die Genesis in den 70er Jahren bekannt wurden. Das Album ist durchaus solide, aber kompositorisch wenig originell. Für Fans harmloser 60er Jahre Musik eine brauchbare CD, für Genesis-Fans nur zu empfehlen, wenn die Sammlung unbedingt vollständig sein muss.

Genesis

-cp- Während Steve versprochen hat, in diesem Blog nach und nach sämtliche Bruce Springsteen-Alben zu besprechen, werde ich ein ähnliches Vorhaben umsetzen: Ich werde nach und nach alle Genesis-Studio-Alben vorstellen.

Nachlese Deutschland-Österreich

-cp- Das letzte Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft wurde von der Presse ziemlich groß angekündigt. Immer wieder wurde an Córdoba erinnert. Das lang ersehnte Spiel gestern erinnert jedoch eher an die Begegnung Deutschland-Österreich, wie sie im Rahmen der WM 1982 stattgefunden hat. Damals gewann Deutschland ebenfalls 1:0. Und dieses Spiel ging als das langweiligste WM-Spiel aller Zeiten in die Geschichte ein.

Montag, 16. Juni 2008

Ein unsichtbares Band...

-sg- Mit manchen Menschen verbindet einen ein unsichtbares Band, das - einmal geflochten - nie zu reißen vermag: nicht durch große Entfernungen, nicht durch Wochen, Monate, möglicherweise Jahre in denen man sich nie oder nur selten sieht und nicht durch Veränderungen im eigenen Leben. Warum ist das so?
Es gibt Phasen im Leben eines jeden Menschen, in denen er nur in einem bestimmten anderen Menschen einen wahren Gegenüber entdecken kann. Und wenn ein Mensch in solchen Phasen mit diesem Gegenüber verbunden wird, so hält diese Verbindung ewig. Denn die Verbindung wird für immer diese bestimmte und oft wie verzaubert wirkende Zeit in Erinnerung rufen und mit der Erinnerung die Gefühle von damals.
Ein Brief dieses Gegenübers (er erreicht einen meist in einer Zeit, in der man am wenigsten damit rechnet), kann Stürme der Emotionen hervorrufen, die längst überwunden schienen, Gedanken in Erinnerung bringen, die man längst vergessen glaubte: Ich öffne den Briefkasten, erwarte Rechnungen und andere Belanglosigkeiten und dann fällt mir ein Brief von ihr/ihm in die Hände. Unerwartet. Plötzlich. Und es trifft mich mitten ins Herz, das natürlich sofort beginnt zu rasen. Und ich stelle mir fragen: Was kann sie/er wollen? Kann ich ihr/ihm gerecht werden - in einem Leben, das ohne sie/ihn läuft wie geschmiert? Kommen Probleme auf mich zu? Das unsichtbare Band wird auf einmal sichtbar und erinnert mich daran, dass es da einen Menschen gibt, mit dem ich einmal so viel mehr geteilt habe als jetzt. Und es erinnert mich daran, mich zu fragen, warum ich jetzt mit diesem Menschen fast gar nichts mehr zu tun habe. Warum ist das so?
Menschen und ihre Leben verändern sich, Wege kreuzen sich und führen wieder auseinander. Wer mir gestern noch nahe stand, kann morgen schon ein Fremder sein. Und dann ist dieses Band nicht mehr (aber auch nicht weniger) als die einzige Verbindung zu diesem Menschen und zu den Erinnerungen, die ich mit ihm verbinde.
Wer Glück hat, der kann dieses Band in der Gegenwart immer wieder neu knüpfen. Denn anderenfalls wird es über die Jahre etwas verschleißen. An neu geknüpften Bändern kann und will man aber sowieso immer fester ziehen.

Humor bei Wikipedia

-cp- Artikel des Tages bei Wikipedia ist heute Córdoba. Warum man das Humor nennen könnte, teilt sich wohl in erster Linie Fußball-Fans mit. Ziemlich genau 30 Jahre ist es her, am 21.06.1978 traf im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 Deutschland in der Zwischenrunde auf Österreich. [Daten zum Spiel] Für Österreich ist dieses Spiel so was wie das deutsche Wunder von Bern, denn sie haben 3:2 gewonnen, unter anderem weil Hans Hubert Vogts besser bekannt als Berti ein Eigentor geschossen hat. [Höhepunkte des Spiels] Zwar sind die Österreicher ebenso wie die Deutschen nach der Zwischenrunde ausgeschieden, aber für Österreich ist dieser Prestige-Sieg ein heute noch erwähnenswerter Erfolg. Deutschland ist seitdem einmal Welt- und zweimal Europameister geworden, aber lassen wir das... Die Weltmeisterschaft 1978 fand in Argentinien statt, und Austragungsort dieses Spiels war die Stadt Córdoba. Und heute Abend treffen im Rahmen der Europameisterschaft Österreich und Deutschland wieder aufeinander. Dieses Spiel findet in Wien statt. Es wird mit einem runden Ball gespielt werden, und das Spiel wird 90 Minuten dauern (zzgl. Nachspielzeit). Österreich hofft auf ein neues Wunder. Deutschland würde ein Unentschieden reichen. Ob Wien ein zweites Córdoba wird, wird man sehen... Der deutschen Mannschaft ist ja im Moment im Guten wie im Schlechten alles zuzutrauen.

Sonntag, 15. Juni 2008

Bruce Springsteen 9 und 10: Human Touch & Lucky Town

-sg- Dies ist der zweite Beitrag zu meiner Serie in diesem Blog, in der ich nach und nach alle Studioalben von Bruce Springsteen vorstelle und bespreche. Beitrag eins findet sich hier.
„Human touch“ und „Lucky town“ sind die Titel der Studioalben 9 und 10 von Bruce Springsteen. Sie werden zusammen besprochen, da sie gleichzeitig am 31.3.1992 erschienen sind. Auf die Frage, warum er Doppel-Album daraus gemacht hätte, antwortete Springsteen, er wolle dem Käufer ermöglichen, nur eins der beiden Alben zu kaufen. Außer Roy Bittan und David Sancious finden sich keine Mitglieder der E-Street Band auf dem Album.
Vorab: Meiner Meinung nach sind die beiden Alben das Schwächste, was Springsteen je gemacht hat. Schon das Vorgängeralbum „Tunnel of love“ (Besprechung hier) hatte wenig zündendes Material zu bieten, auf HT und LT scheint sich aber nun nur noch Ausschussware zu befinden. Springsteen war wohl nach den großen Erfolgen der 70er und 80er, die im Album „Born in the USA“ (Besprechung hier) ihren Höhepunkt fanden, ausgebrannt und auf der Suche nach einem neuen Stil, den er erst 10 Jahre später mit „The rising“ komplett wiedergefunden hat.
"Human Touch" beginnt mit einer sechseinhalb Minuten-Version des Titelsongs (Track 1), einer eher ruhigen Nummer, die vom Stil her auch auf das Vorgängeralbum "Tunnel Of Love" gepasst hätte. Springsteen singt ein Girl an und wünscht sich etwas human touch. Nette Nummer, aber wenig bewegend.
Es folgt mit Track 2 („Soul driver“) eine eher relaxte Nummer, die sich auch um Liebe dreht.
Track 3, "57 Channels (And Nothin' On)", einer Art Medienkritik – na ja.
In Track 4 („Cross my heart“) besingt er wieder sein Baby – belanglos.
Track 5 ("Gloria's Eyes") kommt etwas rockiger daher, handelt aber wieder nur von „you and me, baby“.
Track 6 („With every wish“) ist minimal arrangiert, ein Rückblick auf die Kindheit.
Track 7 („Roll of the dice“) erinnert vom Stil an “Born in the USA”, besungen wird aber wieder ein baby – gähn. Spätestens jetzt steigt man aus und das Album ist erst halb um...
Die Tracks 8 bis 13 überbieten sich mit Belanglosigkeiten wie „Lovin' you woman is a man's man's job“ oder “All I need is your sweet kiss To get me feelin' like a real man” und z.T. fürchterlichen Arrangements. Seinen Abschluss findet das Album mit dem Traditional „Pony boy“ – geschenkt.
"Lucky Town" beginnt mit "Better Days" (Track 1), einem Titel, der auch auf einen von Springsteens frühen Klassikern wie "Born To Run" gepasst hätte. Leider geht’s hier mit dem Baby weiter: „These are better days baby Better days with a girl like you.”
Die Tracks 2 bis 5 sind nicht der Rede wert, Track 6 ragt durch sein Arrangement (reduziert, mit Slide-Gitarre) etwas aus dem langweiligen Einerlei heraus, ist aber nicht als Höhepunkt des Albums zu bezeichnen. Die Tracks 7 bis 10 reihen sich nahtlos ein in das uninspirierte Songmaterial.
Das Fazit kann nur heißen: Finger weg! Gleiches gilt für das 1993 erschienene Live-Album „MTV plugged“, denn hierauf finden sich in erster Linie Songs der beiden besprochenen Alben.
Ergebnis: 2 von 10 Sternen.

Samstag, 14. Juni 2008

Initiale

-cp-
enn der erste Buchstabe im Text besonders ausgeschmückt ist, dann nennt man das Initial. Meist wird hierfür eine vom Fließtext abweichende Schriftart verwendet, in diesem Fall ist es die Petit Fleur. Initiale findet man häufiger mal in alten Büchern, so zum Beispiel in einigen Bibeldrucken, aber auch in Märchen- oder Poesiebüchern.

Eines der schönsten Beispiele für den Einsatz von Initialen ist Die unendliche Geschichte von Michael Ende. Das Buch ist in 26 Kapitel aufgeteilt. Jedem Kapitel ist in alphabetischer Reihenfolge ein Buchstabe zugeordnet, begonnen beim A und im im letzten Kapitel ein Z. Die Kapitel fangen jeweils mit ihrem Buchstaben an und haben auf der ersten Seite eine ganzseitige Initiale. Diese Initialen wurden entwickelt von der Grafikerin Roswitha Quadflieg, der Tochter des Schauspielers Will Quadflieg.

Theorie zum aus deutscher Sicht bislang mäßigen EM-Verlauf

-cp- Es liegt an der Musik. Ja. Ganz ehrlich, die EM-Songs sind doch allesamt von vorne bis hinten Bockmist. Mal hingerotzt, mal hingeschleimt oder hingeblödelt, aber völlig ohne Atmosphäre. Wenn ich da an die WM zurückdenke... Gut, mit Pocher und den Sportsfreunden konnte ich auch nichts anfangen, aber Zeit, dass sich was dreht hatte wirklich die passende Atmosphäre. Wenn ich das Lied höre, sehe ich Bälle durch die Luft fliegen und eine Multikulti-Fußballparty. Aber diesmal dreht sich bei der deutschen Mannschaft nicht viel, und bei den deutschen Songs rein gar nichts. Ob wohl die Holländer, Spanier und Portugiesen einfach bessere Songs haben??? Das würde einiges erklären!

Freitag, 13. Juni 2008

Deutschland nach dem Kroatien-Spiel

-cp- Wahrscheinlich hat man hier zu Lande noch oder wieder das sogenannte Sommermärchen von 2006 im Gefühl und vor Augen, denn nach dem Sieg über Polen wurde Deutschland schon als klarer EM-Favorit gehandelt. Allerdings offenbarte bereits dieses Polen-Spiel, dass die Mannschaft nicht bis ins Letzte zwingend und durch und durch fit ist. Megastar Ballack, der sich mit TV-Spots in den letzten Monaten einen goldenen Arsch verdient hat und in der englischen Liga zu überzeugen wusste, wirkt in der Nationalmannschaft oft unglücklich. Da kommen seine Pässe nicht an und Bälle verspringen ihm, als wäre er nach monatelanger Auszeit im Reha-Trainingslager. Und auch Klose, der WM-Held von 2002, kommt nicht so recht in Fahrt.

Kroatien war gestern kein überlegener Gegner. Dem ersten Tor ging ein schwerer individueller Fehler vorraus, das zweite Tor war eine Verkettung aus deutscher Sicht unglücklicher, aus kroatischer Sicht glücklicher Umstände. Im Grunde genommen hat Deutschland gestern sich selbst geschlagen. Es fehlte der Wille zum Sieg. Die deutschen Spieler schlafwandelten hilflos über das Feld, selbst der sonst so schnelle Odonkor schien nur in Zeitlupe zu laufen.

Und nun? Deutschland wird, wenn es nicht ganz dämlich läuft, wahrscheinlich als Gruppenzweiter in das Viertelfinale einziehen. Dort wird der Gegner Portugal heißen. Und so wie die Portugiesen im Moment drauf sind, können die deutschen Spieler das Halbfinale am 25. Juni vom heimischen Fernseher aus beobachten. Deutschland ist kein Favorit, sondern ein klarer Außenseiter.

Absoluter Tiefpunkt war gestern allerdings nicht das deutsche Spiel, sondern die "Comedy"-Sendung Nachgetreten, die im Anschluss an die Spiele im ZDF ausgestrahlt wurde. Mike Krüger wird im Dezember 57 Jahre alt. Vermutlich werden wir ihn noch zehn bis zwanzig Jahren in eben solchen "Comedy"-Formaten ertragen müssen. Wobei ich den Comedy-Nachwuchs gestern fast noch schlimmer fand.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Tradition und Alkohol

-cp- So manche etwas seltsam anmutende Sache wird mit dem Begriff "Tradition" gerechtfertigt. Dinge wie Treppe Fegen, Kindpinkeln, Karneval, Schützenfest oder andere Brauchtümer lösen bei manch einem Begeisterung, bei anderen Unverständnis aus. Außerdem entsteht der Eindruck, dass vieles, das "Tradition" genannt wird, nicht mehr ist als ein bestimmter Rahmen (und damit gleichzeitig eine Rechtfertigung) für das gemeinsame Trinken von Alkohol. Es spricht ja nichts dagegen, sich zum Bierchen zu verabreden, aber braucht man dazu wirklich seltsam Konstruktionen verstaubter Brauchtümer.

Zitate zum Thema:
1) "Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg." (George Bernhard Shaw)
2) "Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Schüren der Flamme." (Jean Jaurés)
3) "Tradition ist die Illusion der Permanenz." (Woody Allen)

Mittwoch, 11. Juni 2008

Schnitten, Geld, schnelle Autos...

-cp- Auf ihrem Album Misserfolg ist planbar haben Woody und Allan das eingängige Lied "Schnitten, Geld, schnelle Autos" veröffentlicht. Ob sie bei der Komposition an George Best gedacht haben? Der war nordirischer Fußballspieler und in seinem Land eine echte Kultfigur. Abseits vom Fußballplatz machte er durch Alkoholismus und seine Randerscheinungen auf sich aufmerksam. Von ihm stammt auch der Ausspruch: "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben ... Den Rest habe ich einfach verpraßt." Dass er im Alter von nur 59 Jahren an den Folgen seines exzessiven Alkoholismus gestorben ist, gibt diesem zunächst mal lustigen Ausspruch einen sehr faden Nachgeschmack.

Dienstag, 10. Juni 2008

Einbürgerungstest

-cp- Ab dem 1. September müssen Ausländer, die eingedeutscht werden wollen, zunächst einen Test bestehen. Dabei gibt es Multiple-Choice- Fragen rund um Deutschland, seine Bundesländer und ähnliche Themenbereiche. 17 von 33 aus einem Pool von 310 Fragen müssen richtig beantwortet werden. [Klick zur Meldung] Ob wohl auch eine Gefahr für gebürtige Deutsche besteht, dass sie, sollten sie den Test nicht schaffen, ausgebürgert werden? Und falls man ausgebürgert wäre, wer würde einem dann einen Ausweis ausstellen? Gibt es Ausweise für Staatenlose?

Hard Rock? Heavy Metal?

-sg- Im musikalischen Alltag bewege ich mich oft im Bereich des Hard Rock, habe jedoch regelmäßig Schwierigkeiten - und dies tut mir als Sozial- und Geisteswissenschaftler besonders weh - diesen vom Heavy Metal (als Genre des Metal) abzugrenzen. Begeben wir uns also auf die Suche...

Hard Rock (oder auch Hardrock) ist aus dem Rock´n Roll der 50er- und 60er-Jahre entstanden. Frühe Vertreter diverser Spielarten des Rock´n Roll (oder der frühen Rockmusik) waren Bill Haley, Elvis Presley, Chuck Berry, Bo Diddley, Fats Domino usw. Aus den 60ern sind die Beatles und die Rolling Stones als wichtige Vertreter der Rockmusik zu erwähnen. Auch Einflüsse des Bluesrock (Free, John Mayall, Yardbirds, Cream, ZZ-Top, Lynard Skynard) und des sog. Psychedelic Rock (Jefferson Airplane, The Doors) sind zu finden

Ende der 60er Jahre entstand - auch als Gegenbewegung zum Hippietum der 60er-Jahre - der Hardrock. Bands der ersten Stunde waren Deep Purple (Deep Purple in Rock, 1970), Led Zeppelin (I, 1969) und Black Sabbath (Paranoid, 1970). Auch The Who (Live at Leeds, 1970) setzten Maßstäbe.

In den 70ern entwickelten sich viele Subgenres und es ging härter und weniger bluesig zur Sache: Machine Head, Deep Purple (1972); Nazareth, Hair of the dog (1975); Alice Cooper, School´s out (1972), Queen, Sheer heart attack (1974) und auch KISS und Aerosmith brachten erste Alben heraus. Ende der 70er setzten Van Halen und AC/DC neue Maßstäbe.

1980 war ein Wendepunkt, der das Ende des klassischen Hardrock besiegelte: John Bonham (Schlagzeuger) starb und Led Zeppelin lösten sich auf. Bon Scott (Sänger von AC/DC) starb ebenfalls und mit Brian Johnson kam ein neuer Sänger in die Band. Queen gingen in Richtung Pop-Rock und Ozzy Osbourne veröffentlichte sein erstes Solo-Album. Neue Band kamen auf: Mötley Crüe, Def Leppard, Bon Jovi und Gun N´Roses. Van Halen waren weiterhin dominant.

Zu Beginn der 90er bestimmten Van Halen, Metallica und Gun N´Roses noch das Geschehen, bis 1991 Grunge aufkam: Pearl Jam, Nirvana und Soundgarden waren/sind populäre Vertreter. Mitte der 90er kann als derzeitiger Endpunkt des Hardrock gesehen werden - wenn man die Popularität im Mainstream zugrunde legt, denn Hardrock-Bands gibt es auch heute noch, sie haben nur keine vergleichbaren Erfolge wie die o.g. Bands. Hier eine Liste von Hardrock-Vertretern.

Heavy Metal ist eine Musikrichtung, deren Ursprünge im Hard Rock der 1970er liegen, bei vielen gilt der düstere Hardrock von Black Sabbath als Urzelle. Insofern ist Heavy Metal als Weiterführung des Hardrock anzusehen, als eine lautere, härtere, aggressivere Variante. Insbesondere spielt hier auch die (meist schwarze) Kleidung ein Rolle und die langen Haare der Protagonisten. Ebenso zu erwähnen ist das Headbanging. Bei den Bands kommt es im Mainstream zu einer Vermischung mit dem Hardrock-Genre. So werden teilweise als Metal- und als Hardrock-Bands bezeichnet: Van Halen, Scorpions, Mötley Crüe, Judas Priest, Iron Maiden uvm. Insofern sind die Subgenres besser zu differenzieren: Thrash-, Death-, Blackmetal etc. mit ihren jeweiligen Spielarten und Ritualen.

Fazit: Hardrock und Heavy Metal sind Kinder derselben Eltern, aber eines ist etwas böser als das andere. Eine abschließende allgemeine Wahrheit gibt es nicht, dafür sind die Spielarten zu unterschiedlich.

Pippi Langstrumpf-Syndrom

-cp- In Peter Pan heißt es "Alle Kinder, außer einem, werden erwachsen." Peter Pan weigert sich erwachsen zu werden. Wenn man dies als Krankheit versteht, so ist auch Oskar aus Die Blechtrommel davon betroffen. Etwas Analoges bei Frauen könnte Pippi Langstrumpf-Syndrom genannt werden. Pippi sagt im ersten Pippi Langstrumpf-Buch zu ihren Freunden Annika und Thomas: "Ich will niemals groß werden. (...) Große Menschen haben niemals etwas Lustiges. Sie haben nur einen Haufen langweilige Arbeit und komische Kleider und Hühneraugen und Kumminalsteuern." Eigentlich wollte ich dieses Pippi Langstrumpf-Syndrom gerade passend zum Peter Pan-Syndrom erfinden, aber es ist im Netz schon von einem anderen Pippi Langstrumpf-Syndrom zu lesen [hier]. Und das bezieht sich auf ihr Zitat "Ich mach mir die Welt widde-widde-wie sie mir gefällt." Allerdings wird es auch im Peter Pan-Zusammenhang genannt, nämlich im Tagesspiegel (5. Abschnitt des Artikels).

Zum Abschluss noch ein Zitat von George Bernhard Shaw: "Warum bekommt der Mensch die Jugend in einem Alter, in dem er nichts davon hat?" So sehe ich das auch...

Peter Pan-Syndrom...

-sg- ...mal anders formuliert:

Männer: Menschen, bei denen Pubertät und Midlife Crisis ineinander übergehen. (Graf Fito - wer immer das war)

Näheres zum Peter Pan-Syndrom hier.

Montag, 9. Juni 2008

Volker Kriegel

-cp- Wo wir grad dabei sind: Volker Kriegel, Autor von Der Rock'N'Roll-König und zudem begnadeter Zeichner und Jazzgitarrist ist bereits 2003 gestorben, ebenfalls an Krebs, und er ist nicht einmal 60 Jahre alt geworden. "Der Rock'N'Roll-König" ist toll (und ebenso empfehlenswert wie "Der Hüter des Misthaufens" von Rühmkorf). Es ist im Grunde eine Art Märchen mit einem sehr feinen Ton voll leiser Ironie, und es enthält viele kleine Anspielungen, an denen Musikfans ihre Freude haben dürften...

In memoriam: Peter Rühmkorf

-cp- Ich habe Peter Rühmkorf 1993 kennengelernt. Nicht persönlich, sondern in meiner Eigenschaft als Leser seines Buches Der Hüter des Misthaufens. Das Buch enthält "aufgeklärte Märchen". Diese Märchen haben relativ gewöhnliche Märchenhandlungen, aber ihre Logik und das Denken der Figuren sind aufgeklärt. Eine sehr spaßige Lektüre, allerdings nur für erwachsene Leser, denn für Kinder dürften diese Geschichten in Sprache und Inhalt eine Nummer zu hoch sein. Ich empfehle das Buch seit Jahres regelmäßig literaturbegeisterten Freunden und Bekannten. Heute nun habe ich gelesen, dass Peter Rühmkorf gestern im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben ist. Das hat mich irgendwie geschockt, weil ich ihn jünger gewähnt hatte und auch von seiner Krankheit nichts wusste. Aber so ist das eben. Wenn einem Fernseh-B-Promi ein Furz quersitzt, weiß es die ganze Nation. Wenn ein bedeutender Gegenwartsschriftsteller Krebs hat oder stirbt, bekommt man es, wenn man Glück hat, zufällig mit, z.B. weil der Name auf der Wikipedia-Startseite unter "kürzlich verstorben" aufgelistet ist.

Waschmaschinenverkäufer gerät vor Gericht ins Schleudern

-sg- Ich liebe derlei Wortspielereien. Hier gibts den (juristischen!) Beitrag dazu.

My Name Is Prince

-cp- Wer sich so alles "Prinz" nennt. Heute kann es allerdings nur einen geben...

Freitag, 6. Juni 2008

Der Gipfel des Vergnügens

-cp- Ich war gestern mal wieder in Osnabrück, jener Stadt, die verkehrstechnische Besonderheiten aufweist, weil sie von der Bahn mit rechtsradikalen Zügen bereist wird, und weil sie Autofahrer, die nicht über ein Navigationssystem verfügen, durch kaum nachvollziehbaren Umgang mit Verkehrsschildern in den Wahnsinn treibt. Gestern nun habe ich herausgefunden, dass man in Osnabrück auch den Gipfel des Vergnügens findet, wobei ich fast glaube, es wird ein zweifelhaftes sein.


(Zum Vergrößern auf das Bild klicken.)

Dienstag, 3. Juni 2008

Tony Curtis

-cp- Ich habe Tony Curtis vor allem durch seine Rolle als Danny Wilde an der Seite von Roger Moore in der Serie Die Zwei (1971/72) kennen gelernt. Wenn ich den Namen Tony Curtis höre, denke ich an einen jugendlichen Helden mit frechen Sprüchen. Etwas überrascht habe ich nun feststellen müssen, dass dieser jugendliche Held heute 83 Jahre alt wird, wobei das so überraschend gar nicht ist, denn immerhin ist er der Vater von Jamie Lee Curtis, und die wird auch schon 50 in diesem Jahr. Roger Moore, sein einstiger Heldenkollege aus Die Zwei, ist im Herbst auch schon 80 geworden.

"Alt werden ist natürlich kein reines Vergnügen. Aber denken wir an die einzige Alternative." (Robert Lembke)

The Winner is Johnny Depp

-cp- Wenn er auch beim Oscar wieder leer ausgegangen ist, so hat Johnny Depp zumindest bei den MTV-Movie Awards 2008 abgeräumt und gleich zwei Preise eingeheimst. [Klick hier] Er wurde für den dritten Piratenfilm als bester komischer Schauspieler und für Sweeney Todd als bester Schurke ausgezeichnet.