Volksmärchen und Sagen haben gemein, dass sie zunächst mündlich wiedergegebene volkstümliche Erzählungen mit fantastischen Inhalten sind. Anders als beim Volksmärchen liegt der Sage jedoch eine wahre Begebenheit an einem wirklichen Ort zugrunde. Diese ursprüngliche Wahrheit ist jedoch in der Sage meist nicht mehr auszumachen, da die fantastischen Inhalte überwiegen. Oft beschränkt sich der „Wahrheitsgehalt“ einer Sage auf einen real existierenden Handlungsort. Die Handlung selbst ist allerdings nichts real.
Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. XIV, 1893) definiert die Sage als „Kunde von Ereignissen der Vergangenheit, welche einer historischen Beglaubigung entbehrt“. Weiter ist von „naiver Geschichtserzählung und Überlieferung, die bei ihrer Wanderung von Geschlecht zu Geschlecht durch das dichterische Vermögen des Volksgemütes umgestaltet wurde“ die Rede. Anders als Volksmärchen sind Sagen eng an die Region ihrer Entstehung gebunden.
"Aschenputtel" (bzw. "Aschenbrödel") als typisches Volksmärchen beispielsweise taucht sowohl im Italienischen bei Giambattista Basile auf als auch im Französischen bei Charles Perrault und in Deutschland bei den Brüdern Grimm und Ludwig Bechstein. Es ist jeweils dasselbe Märchen, das jedoch regional anders, also mit unterschiedlichen Motivschwerpunkten erzählt wird. Das Märchen kann hierbei ohne konkreten Handlungsort erzählt sein, es kann aber auch der Region des Erzählers zugeordnet sein. Rübezahl hingegen, der vor allem durch Musäus bekannt gewordene Bergriese, ist auf das Riesengebirge beschränkt. Daher ist Rübezahl der Gattung "Sagen" zuzuordnen. Der regionale Bezug wird betont, Rübezahl ist dem Riesengebirge zugeordnet und taucht nirgends sonst auf.