Sonntag, 28. Juni 2009

Phänomen und Wirtschaftsgut Michael Jackson

-sv- Schon im Februar 2008 habe ich mich mit dem Phänomen und Wirtschaftsgut Michael Jackson auseinander gesetzt und mich gewundert, dass jemand, der im Grunde nur drei herausragende Alben vorzuweisen hat, so erfolgreich war. Aus aktuellem Anlass habe ich meinen damaligen Beitrag leicht überarbeitet:
Michael Jackson hat in der Zeit von 1972 bis bis 2009 (in 27 Jahren!) nur zehn reguläre Studioalben veröffentlicht - für einen der erfolgreichsten und bekanntesten Musiker dieses Planeten im Grunde unglaublich wenig. Hinzu kommt, dass seit 1991 nur noch 2 Alben herauskamen und das letzte Album vor seinem Tod 2001 erschien.
Schaut man genauer hin wird klar, dass sich sein Erfolg im Grunde auf 3 Alben gründet: Thriller (1982), Bad (1987) und Dangerous (1991). Die sieben anderen Alben (Got to be there und Ben, 1972; Music and me, 1973; Off the wall, 1979; HIStory 1995 und Invincible, 2001) fielen zwar durch einzelne Titel auf, blieben musikalisch jedoch hinter den drei zuerst genannten zurück. Die gefühlte Omnipräsenz von Jackson beruht demnach einzig und allein auf seinem exzentrischen Leben und hat seit 1991 kaum noch etwas mit seiner Musik zu tun.
Übrigens: Elvis Presley hat von 1956 bis zu seinem Tod 1977 insgesamt 74 reguläre Studioalben aufgenommen - was für eine Tretmühle...

Ganz unten angekommen: AC/DC und Penny Markt

-sv- Als ich heute beim Frühstück die Bild am Sonntag aufschlug, fiel mir nebenstehende Anzeige des Discounters "Penny Markt" ins Auge und gleichzeitig das Brötchen aus der Hand. Peinlich - und der Gipfel an Merchandising-Müll. Man beachte die am Rand angebotenen Alkoholika und den "Energy-Drink". Gruselig, zu was sich sogenannte Musiker hinreißen lassen, nur um noch mehr Kohl zu scheffeln. Ich fand schon die VW Golf Sondermodelle Bon Jovi, Rolling Stones und Pink Floyd unwürdig.

Samstag, 27. Juni 2009

Amazon - Rezensionen, Kommentare und Co

-cp- Manchmal stolpert man während seiner Amazon-Recherche über sonderbare Meinungsäußerungen. Ein Kunde weigert sich zum Beispiel, die DVD des von ihm hochgeschätzten Films "Krabat" zu kaufen, weil er das FSK-Logo auf der Hülle hässlich findet. [Hier zu lesen.] Ein anderer findet, "John Rambo" sei gewaltverherrlichend. Auch die Diskussion hat amüsante Stellen. [Hier zu lesen.] Ein Metal-Spezialist ist der Meinung, der bei einem Busunglück gestorbene Bassist Cliff Burton würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie sich Metallica nach "Masters Of Puppets" musikalisch entwickelt haben. [Hier zu lesen.] Und dann gibt es noch einen, der ist von "Harry Potter" so enttäuscht, dass er (zur Strafe?) nur noch Erwachsenenbücher liest. [Hier zu lesen.] Es gibt schon Leute, deren Meinung und Engagement sich zu ereifern, sehr unterhaltsam sind.

Freitag, 26. Juni 2009

Michael Jackson und Elvis Presley - im Tod vereint

-sv- Die Lebensläufe ähneln sich: unglaublicher Aufstieg bis zum King of Rock´n Roll bzw. Pop und dann ein fürchterlicher Fall. Sowohl Jackson als auch Presley starben an Herzversagen, das durch massiven Konsum von Medikamenten ausgelöst wurde. Beide starben einsam in ihren Villen, hatten Leibärzte, hohe Schulden und waren auch körperlich am Ende: Jackson wurde immer zerbrechlicher, Presley immer fetter. Ein trauriges Ende für beide, einfach nur traurig.
Und doch sollte man, ebenso wie bei Presley, den genialen Musiker hinter dem menschlichen Wrack nicht vergessen. Lesenswert hierzu, ein Artikel der SZ.

"Woodstock-Festival" - der Totenztanz geht weiter

-sv- Das "Woodstock-Festival" war größer als das "Konzert für Bangladesh", es verwundert also nicht, dass auch die Liste der Verstorbenene andere Ausmaße hat. Und das, obwohl ich bei der Recherche z.T. nicht in die Tiefe gehen konnte, da Bands wie "Blood Sweat and Tears", "Santana" oder "Sha Na Na" so viele Mitglieder hatten, dass wohl nicht einmal die Bandmitglieder selbst wissen, wer da wann mitgespielt hat. Hier nun die nächste morbide Liste:

  • The Band, Mitglied Rick Danko 29. Dezember 1942 - 10. Dezember 1999 (Herzversagen nach jahrzehntelanger Drogenabhängigkeit); Mitglied Richard Manuel 3. April 1943 - 4. März 1986 (Selbstmord durch Erhängen)
  • Paul Butterfield Blues Band, Mitglied Paul Butterfield 17. Dezember 1942 - Mai 1987 (Tod nach nach jahrzehntelanger Alkohol- und Drogenabhängigkeit); Mitglied Otis „Big Smokey“ Smothers 21. März 1929 - 23. Juli 1993 (Todesursache?)
  • Grateful Dead, Mitglied Jerome John "Jerry" García 1. August 1942 - 9. August 1995 (Herzversagen nach jahrzehntelanger Drogenabhängigkeit); Mitglied Ron 'Pigpen' McKernan 8. September 1945 - 8. März 1973 (Magenblutung infolge von Alkoholabhängigkeit)
  • Tim Hardin 23. Dezember 1941 - 29. Dezember 1980 (Überdosis Heroin und Morphium)
  • Jimi Hendrix 27. November 1942 - 18. September 1970 (nach Konsum von Alkohol und Schlaftabletten an seinem Erbrochenen erstickt)
  • Janis Joplin 19. Januar 1943 - 4. Oktober 1970 (Überdosis Heroin)
  • Mountain Bandmitglied Felix A. Pappalardi Jr. 30. Dezember 1939 - 17. April 1983 (Von der Ehefrau erschossen)
  • Bert Sommer 7. Februar 1949 - 23. Juli 1990 (Leberversagen aufgrund einer Drogenabhängigkeit)
  • The Who, Mitglied Keith John Moon 23. August 1946 - 7. September 1978 (Ironie des Schicksals: er starb an einer Überdosis des ihm verordneten Beruhigungsmittels Heminevrin, das er einnahm, um von seiner Alkoholsucht loszukommen); Mitglied John Alec Entwistle 9. Oktober 1944 - 27. Juni 2002 (Herzversagen nach jahrzehntelanger Drogenabhängigkeit)

Morbid gehts weiter: Michael Jackson tot

-sv- Kategorie: Vermischtes wird nicht den Versuch wagen, auf den schon rasenden Zug der Todesmeldungen aufzuspringen. Ein Zitat aus der von mir viel gelobten SZ muss allerdings sein. Der Autor fragt in Bezug auf Michael Jackson: Was hat dich bloß so ruiniert?

"Auch wenn sich die Frage nicht beantworten lässt, so stellt man sie sich doch, die Frage, die die Rockband Die Sterne in einem Song formuliert: "Was hat dich bloß so ruiniert?" Da hat jemand alles erreicht und beginnt plötzlich, sich scheinbar selbst gewählt zu Grunde zu richten. Auch wenn der Künstler immer das Recht hat, das, was er erschaffen hat, zu vernichten - Michael Jackson hätte doch einfach weiter vor sich hin musizieren können. Keith Richards und Mick Jagger schaffen das schließlich auch.

Ja, die, könnte man einwenden, Richards & Jagger, das sind erdenschwere Stones, die höchstens mal rollen! Aber Michael Jackson, das war ein Schwereloser, ein Moonwalker, ein Formwandler, ein Werwolf, der war nicht von dieser Welt! So lange er die Schwerelosigkeit im Griff hatte und mit ihr spielte, war sie sein größtes Kapital. Doch am Ende brachte sie ihn um.

Auch Moonwalker halten die Abwesenheit von der Erde nicht lange aus."

Donnerstag, 25. Juni 2009

"The Concert for Bangladesh" 2009 gesehen: ein Totentanz

-sv- Am 1. August 1971 organisierte Ex-Beatle George Harrison zusammen mit Ravi Shankar ein Benefiz-Konzert für die rund 10 Mio. Flüchtlinge des Bangladesh-Krieges. Eine Vielzahl an Musikern ist auf der Bühne zu sehen, leider sind 6 von 15 Musikern der Band inzwischen tot, was das Konzerterlebnis irgendwie "gruselig" macht. Es spielten am 1. August 1971 und sind inzwischen tot:

  • George Harrison 25. Februar 1943 – 29. November 2001 (Lungenkrebs)
  • Billy Preston 2. September 1946 – 6. Juni 2006 (Nierenversagen)
  • Pete Ham 27. April 1947 – 24. April 1975 (Selbstmord durch Erhängen)
  • Thomas Evans 5. Juni 1947 — 19. November 1983 (Selbstmord durch Erhängen)
  • Jesse Edwin Davis 21. September 1944 – 22. Juni 1988 (Überdosis Heroin)
  • Carl Dean Radle 18. Juni 1942 – 30. Mai 1980) (Niereninfektion infolge von Drogen und Alkoholkonsum)
Anekdote am Rande: Eric Clapton spielt auch mit und brach während des Konzerts zusammen. Er war seinerzeit u.a. abhängig von Heroin und hatte sich vor dem Konzert - um es überhaupt bestreiten zu können - Heroin gespritzt.

Und: Zu Beginn des Films ist kurz Phil Spector zu sehen, Erfinder des "Wall of sound", der u.a. viel mit den Beatles und George Harrison gearbeitet hat. Er wurde am 13. April 2009 in Los Angeles für schuldig befunden, die Schauspielerin Lana Clarkson erschossen zu haben, nachdem sie seine Avancen abgelehnt hatte. Am 29. Mai 2009 wurde das Strafmaß auf 19 Jahre bis lebenslänglich festgelegt. Im Zuge des Prozesses wurde Spector von Zeugen als jähzorniger Waffennarr beschrieben, der häufig betrunken sei und unter dem Einfluss von Psychopharmaka stehe.

Last but not least: Pete Ham und Thomas Evans, die sich beide erhängt haben, waren ebenfalls beide Mitglied der Band "Badfinger".

Demnächst schaue ich mir mal die Besetzung von Woodstock an...

Mittwoch, 24. Juni 2009

Die Gitarristen-Liste

-cp- Ergänzend zu Steves Zweifel an der Qualität der Liste, möchte ich auch noch mal Zweifel anmelden, denn die Namen Al Di Meola, Dominic Miller, Steve Vai, Daryl Stuermer, Alvin Lee, Mike Oldfield und Steve Hackett haben mir ebenfalls gefehlt. (Auf die Gefahr hin, dass ich auf die Schnelle einen übersehen habe.) Dafür tauchen so einige Namen in der Liste auf, die ich nicht für erwähnenswert begnadet halte. Ganz ehrlich? Mit dieser Liste hat sich diese sogenannte Fachzeitschrift einen Bärendienst erwiesen.

Jörg Tauss zu seinem Austritt aus der SPD

-sv- Tauss: "Ein Kollege hat mir jetzt tatsächlich geschrieben, er verstehe mich überhaupt nicht, wegen "dem bisschen Freiheit" im Internet die SPD verlassen zu können. Dieses Zitat belegt, wie weit die handelnde gesetzgeberische Generation tatsächlich vom Problem weg ist und keinerlei Sensibilität dafür entwickelt hat, was der systematische technische Aufbau von Zensurinfrastruktur für einen freien Staat tatsächlich bedeuten kann oder bedeutet."
Tauss in Bezug auf die Piratenpartei (PP): "Allerdings hat die PP m.E. das Potenzial für eine "über 5%- Partei", wenn sie sich nicht verzettelt und weiterhin gezielt die breiten Themen Bürgerrechte in der Infomationsgesellschaft, modernes Urheberrecht und Patentrecht, Informationsfreiheit etc. anspricht." [Quelle]
Nachtrag am 1.7.: Jetzt klagt er auch noch gegen die Web-Sperren für Kinderpornographie.

Dienstag, 23. Juni 2009

Kölling in Minden

-cp- Manchmal stößt man auf Unerwartetes ...

Vernunft und Glaube

-cp- Zu dem Thema gibt es drei schöne Zitate, alle ein wenig reißerisch, und hier sind sie feierlich versammelt:

"Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen." (Galileo Galilei)

"Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch." (Heinrich Heine)

"Wenn die Vernunft ein Geschenk des Himmels ist und wenn man vom Glauben das gleiche sagen kann, so hat uns der Himmel zwei unvereinbare, einander widersprechende Geschenke gemacht." (Denis Diderot)

Sonntag, 21. Juni 2009

Jörg Tauss: erster Abgeordneter der Piratenpartei im Bundestag

-sv- In der SPD wird niemand so richtig traurig sein, dass der Abgeordnete Jörg Tauss, gegen den derzeit wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material ermittelt wird ("Kategorie: Vermischtes" berichtete), die Partei verlassen hat und jetzt Mitglied der "Piratenpartei" wird.
Diese Aktion bestätigt das Bild vom unbedarften Tauss, der scheinbar erst handelt und dann denkt - vielleicht war es in Bezug auf die Verbindungen zur Kinderpornographie-Szene auch so?! Zumindest bringt es der Piratenpartei noch etwas Aufmerksamkeit, bevor diese Polit-Spaßvögel wieder ganz in der Versenkung verschwinden. Aber im Grunde ist es einfach nur traurig, wie Tauss sich Schritt für Schritt ins Aus befördert. "Kategorie: Vermischtes" hält sie auf dem Laufenden!

Folter in Nordkorea Teil 2

-sv- Als Folge meines Eintrags vom letzten Sonntag, ist es zu einer ausführlichen Debatte gekommen, die zwei Fragen von Tobias aufgeworfen hat. Ich will Frage 2 an den Anfang stellen, beantwortet sie für mich doch z.T. auch Frage 1.

Woher nehme ich Gewissheit, gerade wenn ich begründete Zweifel an Medien habe? Also: Woran erkenne ich Experten?

Ein Experte auf journalistischem Gebiet ist meiner Meinung nach der, der sich in seiner Berichterstattung an nachvollziehbaren und überprüfbaren Kriterien orientiert (Stichwort: Transparenz). Michael Haller hat meine Sicht der Dinge sehr schön auf den Punkt gebracht: „Unter konstruktivistischem Blickwinkel wird der nachrichtlich arbeitende Rechercheur die ihm zugetragenen Mitteilungen erheblich reflektierter analysieren müssen. Denn er kann nicht davon ausgehen, dass sich die Informationen nach dem Muster wahr/unwahr/nicht feststellbar bewerten lassen. Er wird vielmehr jede Aussage für eine Version halten, die eine Geschichte erzählt. Freilich besitzt nicht jeder Version dieselbe Gültigkeit: Es gibt mehr oder weniger strittige [...] Darstellungen, Schilderungen, Erzählungen. Darum benutzt der reflektiert arbeitende Journalist solche Recherchierverfahren, mit denen er die Unstrittigkeit von Versionen und Teilversionen ermitteln und überprüfen kann. Die diesem Verfahren zugrunde liegende Methode lautet: Ein Sachverhaltsaussage gilt dann als zutreffend, wenn sie durch intersubjektive Überprüfung verifiziert ist, d.h. wenn die unstrittigen – und damit auch die strittigen Teilaussagen ermittelt sind. Praktisch geschieht dies in erster Linie durch das gezielte Befragen der mit dem fraglichen Sachverhalt [...] in Beziehung stehenden Personen, in zweiter Linie (gegebenenfalls) durch Augenschein am Ort. Aussagen, die sich intersubjektiv als unstrittig erweisen, besitzen Gültigkeit, d.h. sie werden nach Maßgabe des aktuellen Wissensstandes als zutreffend (in der Sprache der Argumentationslogik: als wahr) eingeschätzt. Dies bedeutet: Auch als wahr identifizierte Aussagen haben eine stets nur vorläufige Gültigkeit; sie können jederzeit durch neues Wissen erneut strittig werden.“

Bezogen auf unsere Kontroverse würde dies bedeuten, dass widerstreitenden Möglichkeiten zu einem Thema und stützende Fakten zu den Aussagen präsentiert werden müssen. Dass es das Straflager von Kaechon gibt, dürfte unstrittig sein, ebenso, dass Frau Soon Ok Lee sich in diesem Straflager aufgehalten hat. Ab dann wird es aber schwierig: Wurde sie tatsächlich gefoltert und wenn ja, wie? Ihre vermeintlichen Peiniger werden Stillschweigen bewahren. Steht hier nun Aussage gegen Aussage? Ich denke nicht. Allerdings wäre es möglich, andere ehemalige Gefangene aus Kaechon zu befragen, die möglichst nichts von Frau Lees Aussage wissen dürfen. Sollten viele Menschen zu ähnlichen Aussagen kommen, würde m.E. so etwas wie ein Konsens darüber entstehen, dass in diesem Straflager Folter zum Alltag gehört. Fazit: Der kommentarlos abgedruckte Bericht der Frau Lee hinterlässt Fragezeichen bei all jenen, die sich eine intersubjektive Überprüfung und die Berichterstattung darüber wünschen. Ein journalistischer Experte im Sinne von Haller hätte diese Überprüfung an den Anfang des Berichts der Frau Lee stellen sollen/müssen.

Warum nehmen wir Nachrichten so unterschiedlich wahr, bzw. ziehen unterschiedliche Konsequenzen?

Dies liegt m.E. eben auch im Fehlen der reflektierenden Analyse, die den Leser ebenfalls zu einem Quasi-Experten machen würde. Doch wer kann schon dutzende Zeitungen lesen, Themen von allen Seiten beleuchten usw. Wir lesen eine, vielleicht zwei Zeitungen, die sich dann auch noch an den kulturellen Normen und Werten orientieren, die uns entgegen kommen. Wir sind Medien ausgesetzt, die einerseits bestimmte Kommunikationsabsichten haben, sich aber auch an Kommunikationserwartungen orientieren müssen, um nicht wirtschaftlich zugrunde zu gehen. Leider ist auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht frei von politischen Einflüssen. Um also dem von den USA Gefolterten ebensoviel Mitgefühl entgegenbringen zu können, wie der Gefolterten aus Nord-Korea, bedürfte es einer neutraleren Berichterstattung. Allerdings spielt bei der Beurteilung der jeweiligen Folterer wohl auch die Angst vor „dem Staat“ der dahinter steht eine Rolle – den USA trauen die meisten Deutschen wohl eher als einem Nord-Koreaner, der vor allem mit dem Abschuss von Atomraketen droht, da wir das Ziel dieser Raketen sein könnten; die „Schurkenstaat“-Rhetorik wird ihren Teil zur Furcht beigetragen haben. Und die Koreaner fürchten sich bestimmt mehr vor den imperialistischen USA. Wie immer wir es drehen: es ist eine Frage der Perspektive.
[Quelle Zitat Haller: Die Wirklichkeit der Medien 1994, S. 283)

Samstag, 20. Juni 2009

Die Mittagsfrau

-cp- In meiner Literaturgruppe wurde "Die Mittagsfrau" von Julia Franck als neue Lektüre gewählt. Auf dem Buchrücken stehen vielversprechende Zitate aus Rezensionen (Spiegel Online, Die Welt und FAZ). Ebenfalls vermerkt steht dort: "Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste" und "Gewinnerin des Deutschen Buchpreises". Die Story: Eine Mutter flieht Ende des 2. Weltkrieges aus Stettin Richtung Westen und lässt ihren Sohn allein am Bahnsteig zurück. Was meine Vorinformationen angeht, hatte ich die Befürchtung, es handelt sich um eine Mischung aus Frauenroman und Vergangenheitsbewältigung, wobei ich nicht so recht weiß, warum eine 1970 geborene Autorin den 2. Weltkrieg bewältigen muss. Dennoch hatte ich wegen der Rezensionen und wegen des Deutschen Buchpreises ziemlich hohe Erwartungen. Bereits nach wenigen Sätzen stellte sich heraus, dass dieses Buch für mich unlesbar ist. Ich zitiere:

"Aud dem Fensterbrett stand eine Möwe, sie schrie, es klang, als habe sie die Ostsee im Hals, hoch,die Schaumkronen ihrer Wellen, spitz, die Farbe des Himmels, ihr Ruf verhallte über dem Königsplatz, still war es da, wo jetzt das Theater in Trümmern lag. Peter blinzelte, er hoffte, die Möwe werde allein vom Flattern seiner Augenlider aufgescheucht und flöge davon."

Dies sind die ersten beiden Sätze. Und hätte ich diese beiden Sätze als Schüler in einem Aufsatz meinem Deutschlehrer vorgelegt, er hätte mir mindestens sieben Fehler angestrichen. Zu Recht! Zweimal Stil: 1. Ein Vogel steht nicht auf dem Fensterbrett. Er sitzt. Stil 2: Augenlider flattern nicht. Sie blinzeln oder zucken. Und dann natürlich fünfmal Zeichensätzung. Da werden Sätze künstlich verlängert, indem Kommas statt Punkten gesetzt werden.

Liest man weiter, fällt auf, dass die Autorin auf Anführungszeichen in der wörtlichen Rede verzichtet. Mag sein, dass dies eine Anspielung auf Wolfgang Borchert sein soll, der ja mit "Trümmerliteratur" in Verbindung zu bringen ist, und dessen Markenzeichen u.a. der Verzicht auf Anführungszeichen war. Ich persönlich finde, Borchert hin oder her, es ist ein schlechtes Stilmittel.

Was haben wir also? Eine Autorin, die ihren Text nicht strukturieren kann, weil sie Kommas statt Punkten setzt und auf Anführungszeichen verzichtet. Zudem produziert sie einen Stilblütensalat, der seines gleichen sucht. Statt "die Welt lag ihr zu Füßen" heißt es bei Julia Franck "das Leben lag ihr zu Füßen". Welchen Sinn soll das bitte machen? Stilistische Unsauberkeiten wie diese sind auf annährend jeder Seite zu finden. Liest man die negativen Rezensionen auf Amazon und die gesammelten Kritiken auf Perlentaucher, fällt auf, dass beinahe überall von "stilistischen Mängeln" die Rede ist. Dass ein solches Werk den Deutschen Buchpreis erhält, ist ein Skandal und, man möge mir die Bemerkung verzeihen, ein Arschtritt für die deutsche Sprache.

Freitag, 19. Juni 2009

Interessanter Blog zum Nahen Osten

-sv- Der Blog draussen-blog.net berichtet derzeit verstärkt über die Wahl im Iran und ist grundsätzlich sehr aufschlussreich und lesenswert - auch und vor allem durch die Nähe der beiden Betreiber zum Nahen Osten. Die Betreiber schreiben: "Außerhalb des Westens bewegt sich was. Die Welt wächst, und sie wächst zusammen. Wir verstehen das als Chance. Menschen in aller Welt profitieren von stärkerer politischer, wirtschaftlicher, sozialer Vernetzung. Das Internet ist ein vielschichtiges Medium der transnationalen sozialen Vernetzung geworden. Wir sind Bridge-Blogger: wir übersetzen und diskutieren die Debatten der internationalen Blogosphäre."
Über die Blogger:
Christian Kreutz ist Politologe, selbstständig und Blogger. Er arbeitet seit einigen Jahren in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Seine Schwerpunkte sind das Internet, Wissensmanagement und Netzwerke für sozialen Wandel. Nach einigen Jahren im Nahen Osten verarbeitet er sein Fernweh in diesem Blog.
Franz Kollege ist Wirtschaftsjournalist. Er lebt im Nahen Osten und reist durch Asien.

Norman Bates lässt grüßen

-sv- Ein Mann hat sich jahrelang als seine eigene Mutter ausgegeben und mithilfe ihrer Identität einiges an Geld ergaunert. Zur Rechtfertigung sagte er bei seiner Festnahme: "Ich habe meine Mutter in den Armen gehalten, als sie starb und ihren letzten Atemzug tat, also bin ich meine Mutter". Der gesamte Artikel findet sich auf Spiegel-Online, Infos zu Norman Bates gibts hier.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Jörg Tauss: "Kein Kinderschänder - ein bisschen blöd ist er trotzdem.“

-sv- Einen Tag bevor der Bundestag über die Kinderpornosperren im Internet entscheidet, hat die Zeit mit Jörg Tauss gesprochen, der nach wie vor dabei bleibt, lediglich naiv gewesen zu sein. Auch "Kategorie: Vermischtes" hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach mit dem Fall auseinandergesetzt und der "BrummKreisel" hat (sich) ein ganz eigenes Bild gemacht.

Sonntag, 14. Juni 2009

Folter in Nordkorea Teil 1 - ein Augenzeugenbericht über unvorstellbare Unmenschlichkeiten

-sv- die Süddeutsche Zeitung hat in ihrer Ausgabe vom Freitag, dem 12. Juni 2009 in Auszügen den Augenzeugenbericht einer Frau veröffentlicht, die das Straflager von Kaechon überlebt hat [hier]. Was sie berichtet erscheint so unvorstellbar grausam, dass man bei den Tätern kaum noch von Menschen sprechen mag.
Hier der ungekürzte Bericht, wie er von der Betroffenen vor dem Justizausschuss des amerikanischen Senats am 21. Juni 2002 geschildert wurde. Und hier ein Eintrag bei Wiki zur Menschenrechtssituation in Nordkorea.