Donnerstag, 31. Januar 2008

An einem Tag wie diesem

-cp- In An einem Tag wie diesem von Peter Stamm geht es um Andreas, einen Lehrer aus der Schweiz, der seit vielen Jahren in Paris lebt und dort Deutsch unterrichtet. Andreas ist liebesunfähig, und so plätschert sein Leben zwischen Schule, Affären und Zigaretten gemächlich dahin, bis er wegen eines sich nicht bessernden Hustens zu einem Arzt geht. Der Tag, an dem er seinen Befund bekommen soll, ist für ihn angstbesetzt. Und er reflektiert seine Vergangenheit und seine Gegenwart. Vor allem beschäftigt er sich mit seiner großen unerfüllten Jugendliebe. Er denkt und handelt, hebt sein Leben aus den Angeln und sucht sehnsüchtig nach einem neuen Angelpunkt. Dieser wird untrennbar mit seinen Frauengeschichten zusammenhängen. Nur muss er diese erst sortieren.

Die Geschichte besteht hauptsächlich aus der Gedankenwelt des Andreas. Er und auch die anderen Figuren wirken relativ ernüchtert und zugleich sehnsüchtig, wenn es um das Thema Liebe geht und relativ offen beim Thema Sex. Sex wird als etwas Selbstverständliches und zugleich als etwas sehr Flüchtiges geschildert. Zwischen Sex und Liebe scheint es wenig, manchmal auch keinen Zusammenhang zu geben. Mit der Figur des Andreas hat man an einigen Stellen Mitleid. Man möchte ihn schütteln und auf die richtige Bahn bringe, die für den Leser manchmal offen dazuliegen scheint, für Andreas aber unsichtbar ist. Und doch versteht man diesen Andreas auch, wenn er auch sehr viel Geduld erfordert. An einem Tag wie diesem ist als Charakterstudie großartig, als Roman immer noch gut, aber nicht sensationell, insgesamt aber auf jeden Fall lesenswert.

Der Omega Mann aka I am legend

-sg- Mitte des Monats sahen Chris und ich I am legend mit Will Smith und stellten fest, dass es sich um ein ReReMake handelt (basierend auf dem Roman "Ich bin Legende" von Richard Matheson von 1954), der bereits 1964 mit Vincent Price und 1971 mit Charlton Heston verfilmt wurde. Mutig wie ich bin, schaute ich mir gestern die 1971er Fassung an, denn ich liebe die Filmästhetik der späten 60er und der 70er und gegen Charlton Heston ist ja prinzipiell auch nichts einzuwenden. Weit gefehlt... Wo "I am legend" sich mit dem Befinden und den Stimmungen von Will Smith als vermeintlich letztem Menschen auf Erden befasste, spielte Heston einen überheblichen und gänzlich unberührten Omega-Mann, der seinen Frust an den lebenden Toten auslässt, die nachts aus ihren Löchern kommen. Wo in "I am legend" subtil mit der Angst von Smith gespielt wurde, jeden Moment von den stummen Monstern angegriffen zu werden, quatschen sich die "Monster" im Omega-Mann einen Wolf und man sieht sie direkt nach 10 Minuten und jede Spannung ist hinüber. Wo Smith froh ist, nach langer Zeit der Einsamkeit endlich einen Menschen zu treffen, fällt Heston nichts Besseres ein, als diese Frau direkt zum Sex aufzufordern. Naja und am Ende stirbt Heston und hinterlässt ebenfalls ein Serum, allerdings explodiert er nicht wie Smith sondern wird im Abspann in einer hängenden Position gezeigt, die sehr an den gekreuzigten Jesus erinnert - zu viel des Guten. Ach ja, und hinzu kommt noch, dass Heston leider seit Ben Hur kein anderes Gesicht aufgesetzt hat und immer dieselben Typen spielt und das noch nicht mal gut. Fazit: Setzen! 6!

Dienstag, 29. Januar 2008

Spezialitäten und wie sie geschrieben werden

-sg, cp- Es ist noch nicht einmal einen Monat her, da habe ich (Chris) damals noch im alten Blog eine magische Speisekarte gezeigt. Nun hat Steve eine Entdeckung gemacht, die wir auch nicht für uns behalten wollen. Wer hat nicht schon mit Freuden eine "Sabajone" gegessen?


Vielleicht ist das Wort für uns Deutsche schwer zu schreiben, aber erstens sollte doch derjenige, der so etwas anbietet, wissen, was er da anbietet. Und zum anderen: Wie viele Fehler kann man eigentlich in einem einzigen Wort machen?

Sonntag, 27. Januar 2008

Der Tatort und die Pädophilie

-cp- Im heutigen Tatort Verdammt bekamen es die Kölner Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) mit dem Problem Pädophilie zu tun, ein Thema, mit dem sich der Tatort schon öfter beschäftigt hat, und bei dem in den 90er Jahren drei echte Tatort-Klassiker heraus kamen: Frau Bu lacht (1995, Kripo München), Laura mein Engel (1994, Kripo Dresden) und Manila (1998, Kripo Köln). Zur heutigen Story: Ein Pädophiler, der 12 Jahre Knast wegen Mordes an einem 8-Jährigen hinter sich hat, wird ermordet. Es gibt viele Verdächtige, und nach 90 Minuten ist der Täter überführt. Wie immer.

Der Tatort kam sehr bemüht daher, sich des schwierigen Themas anzunehmen. Die Figuren reden über verschiedenste Fragen und Standpunkte, die man dazu haben kann. Wie entsteht Pädophilie? Wie sollte man mit Tätern umgehen? Wie kann man Kinder schützen? Die Figuren diskutieren diese Probleme emotional und kontrovers, und da die Leiche ein "Kinderschänder" ist, haben neben den Kommissaren bald auch die Zuschauer die Tätersuche aus den Augen verloren und wohnen einer hitzigen Debatte bei. Sicherlich hat das Fernsehen einen Bildungsauftrag, und sicherlich gehört Aufklärung über Pädophilie und präventive Maßnahmen unbedingt ins Programm. Aber ich frage mich, warum man daraus immer wieder müde Tatort bastelt, was in Ermangelung neuer Themen immer wieder vorkommt, anstatt Dokumentationen über die Arbeit des Deutschen Kinderschutzbundes und von Zartbitter zu senden.

Die deutsche Sprache

-cp- Gedanken, die ich mir mache, wenn ich sonntags mal so rumhänge: Das Wort Autodiebstahl meint den Diebstahl eines Autos. Das Wort Hoteldiebstahl aber meint den Diebstahl innerhalb eines Hotels. Und beim Taschendiebstahl ist es nicht so eindeutig, da kann entweder eine Tasche oder etwas aus einer Tasche gestohlen werden. Insgesamt sind wortzusammengesetzte Diebstähle wohl semantisch betrachtet eine ziemlich schwammige Angelegenheit, und ich habe keine Idee, wie man es nennt, wenn jemand in einer Hoteltiefgarage aus einem Auto eine Tasche stiehlt. Das ist so kompliziert, das ist vermutlich nicht mal strafbar.

Freitag, 25. Januar 2008

Jugend, Arbeit und Perspektiven

-cp- Ich arbeite ja unter anderem als Erziehungsbeistand und Betreuungshelfer für ein nahe gelegenes Jugendamt. Schwerpunkt meiner Beschäftigung ist die Arbeit mit 18-20-jährigen, die keine Familie haben oder den Kontakt mit ihrer Familie abgebrochen haben. Diese Jugendlichen wenden sich entweder ans Jugendamt und bitten um Hilfe, oder sie haben Strafverfahren am Hals, und müssen sich helfen lassen (Diversionsverfahren). In der Regel stehen die Jugendlichen, wenn ich sie übernehme, mittellos auf der Straße: kein Geld, keine Wohnung, kein Job. Ich begleite sie dann bei Behördengängen und Wohnungssuche. Und wenn sie eine Wohnung haben, begleite ich sie bei der Jobsuche und bringe sie in der Regel in Qualifizierungsmaßnahmen und angeleiteten Praktika unter.

Immer wieder scheitern diese Jugendlichen direkt am Anfang ihrer Praktika. Und zwar aus einem sehr einfachen Grund. Vor dem Praktikum befinden sie sich in folgender Situation: sie haben eine kleine Wohnung, deren Miete vom Sozialamt übernommen wird. Außerdem erhalten sie das Arbeitslosengeld II, sprich 345 Euro pro Monat. Allerdings geht das Sozialamt davon aus, dass die Jugendlichen einen Anspruch auf Kindergeld haben und ziehen daher 154 Euro ab. Es bleiben 191 Euro, die ausgezahlt werden. Davon zahlen die Jugendlichen ihren Strom, Telefonkosten, Klamotten, Wohnungseinrichtung, Putz- und Hygieneartikel und Lebensmittel. Meistens sind die 191 Euro spätestens am 16. oder 17. des Monats weg. Die Bewilligung des Kindergeldes ist mit Haken und Ösen und einem elenden Papierkrieg verbunden und lässt meist zwei bis drei Monate auf sich warten. Das sind zwei bis drei Monate, in denen die Jugendlichen permanent Geldsorgen haben und Schulden aufbauen. Die können sie dann zwar zurückzahlen, wenn das Kindergeld rückwirkend bewilligt wird, aber leicht wird es ihnen so ja nun nicht gemacht.

Sobald sie ein Praktikum machen, haben sie keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosengeld II. Sie müssen dann beim Arbeitsamt BAB beantragen. Das liegt bei 431 Euro monatlich. Davon müssen sie aber auch die Miete selbst bezahlen. Und jetzt kommt der Haken: Während das Arbeitslosengeld II zum Monatsanfang gezahlt wird, kommt das BAB rückwirkend zum Monatsende. Wenn bis dahin die Kindergeldkasse den Antrag nicht bewilligt hat, sieht es finster aus. Das bedeutet, die Jugendlichen haben z.B. am 1. Januar 191 Euro erhalten und bekommen ihr nächstes Geld erst am 28. Februar.

Das heißt, sie tun, was Gesellschaft fordert und begeben sich in Arbeit. Und sie erleben als persönliche Konsequenz, dass sie sich direkt zum Anfang des Praktikums nichts zu essen kaufen können, keine Miete zahlen können und ein permanentes Gefühl der Verzweifelung in sich tragen. Und: Es gibt nichts, das diese Situation ändern könnte. Meistens haben die Jugendlichen dann Frust und schwänzen. Daraufhin verlieren sie die Praktikumsstelle, und der ganze Ärger geht von vorne los.

Keinohrhasen

-cp- Gestern habe ich es endlich geschafft, mir im Kino Keinohrhasen anzusehen. Ein Film, der viele Vorschusslorbeeren geerntet hat. Ich war sehr gespannt, ob er halten kann, was mir von Gott und der Welt versprochen wurde. Gesehen habe ich ein Gag-Feuerwerk, das mich im Grunde an moderne Fernseh-Sketch-Sendungen erinnert hat. Die Szenen standen meistens für sich und waren auf eine große Pointe ausgelegt. Til Schweiger hat hier gute Schauspielführung und auch ein Gefühl für Witz und Timing bewiesen, allerdings hat mich der Film als Geschichte kein bisschen überzeugt. Zu platt und offensichtlich war die Konstruktion, zu ungeschmeidig das Szenengefüge. Alles war so arg darauf ausgelegt witzig zu sein, dass ich den Film weder glaubwürdig noch als Geschichte ansprechend fand. Drei Beispiele:
  • Der Chefredakteur liest die Artikel seiner Zeitung immer erst nach Erscheinen und macht seine Mitarbeiter immer wieder zur Sau. Es ist lustig, dass er abgeht wie ein HB-Männchen, aber dass Chefredakteure Titelseiten grundsätzlich ungelesen in den Druck geben, insbesondere bei Blättern mit einer Auflage von 14 Millionen, ist vollkommen unglaubwürdig. Lustig als Sketch, als Filmszene jedoch albern.
  • Ein Mann muss als Bewährungsauflage Sozialstunden in einem "Kinderhort" ableisten. Unter anderem veranstaltet er ohne Eltern und ohne Erzieherinnen ein Indianerzeltlager mit den Kids. Die Einrichtung möchte ich sehen, die einen Mann, der auf Bewährung ist, mit Kindern alleine ein Zeltlager veranstaltet lässt. (Übrigens taucht dann doch noch eine Erzieherin auf, allerdings als Ablösung, nicht um ihn zu beaufsichtigen.) Zudem war der Kinderhort im Film kein Kinderhort, sondern ein Kindergarten, denn ein Kinderhort betreut Schulkinder, aber das nur am Rande.
  • Eine Frau wird versetzt, wundert sich, warum ihr Typ nicht kommt, geht zu ihm nach Hause. Die Wohnungstür steht offen. Sie geht rein, drinnen ist alles voll romantisch mit Kerzenlicht und allem, was dazu gehört, und sie findet den Kerl nackt im Bett im Arm einer ebenfalls nackten Frau. Auch hier wurde die Tür nicht offen gelassen, weil es logisch ist, sondern damit es der Geschichte dient.
Es mag kleinkarriert sein, aber ich finde, dass ein Film in sich schon logisch sein sollte. Außerdem hat mich das pseudomoderne Gelaber über Sex und Beziehungen wie sie sein sollten und funktionieren könnten genervt. Ich will mal sagen: befriedigend minus. Gute Gags, gute Schauspieler, vor allem Jürgen Vogel, aber insgesamt kommt dieser Film nicht als Film daher, sondern als Gaganeinanderreihung, die mich mit der Frage entließ, warum zum Teufel diese beiden gar nicht zueinander passenden Menschen sich in der Mitte des Films aus heiterem Himmel ineinander verliebt haben. Meine Vermutung: Weil es halt ein Liebesfilm sein sollte. Naja. So einfach funktioniert es aber leider nicht.

Homunkuli des Bildschirms

-sg- SZ-Redakteur Christopher Schmidt hat die gestrige Folge "Schmidt& Pocher" kommentiert. Hier ein paar Auszüge (aus: Eine kleine Nachtkritik, SZ-Online von heute), ich empfehle den gesamten Beitrag:

  • Zum Engagement von Pocher: "Ein junger Mann zum Mitreisen wurde gesucht. Und eine trudelnde Dschunke der Fernsehunterhaltung sollte mit einem Turbolader nachgerüstet werden."
  • Zum Anfang des neuen Formats: "Pocher, das Kellerkind aus dem Privatfernsehen, lauerte hechelnd auf Konterchancen, und man ahnte, irgendwann würde er nach vorne wimmeln und sein gefletschtes Spaßgebiss ins welke Fleisch seines Pflegevaters schlagen."
  • Zum derzeitigen Niveau: "Die Betriebsnähe der Sendung soll ein Zugeständnis sein an eine Generation, die wie Oliver Pocher statt einer Vergangenheit nur eine Zuschauerbiographie hat - jeder ein bleicher Homunkulus des Bildschirms."

Donnerstag, 24. Januar 2008

Die perfekte Welle

-cp- Die Castingshow Deutschland sucht den Superstar geht in die nächste Runde. Wieder mal haben interessierte Zuschauer die Möglichkeit, das Talent der einen zu bewundern, das Unvermögen der anderen zu belächeln, sich die Frage zustellen, warum es Menschen gibt, die sich und ihre Möglichkeiten so dermaßen unrealistisch einschätzen, oder aber sich zu fragen, ob RTL die Showdeppen von professionellen Darstellern spielen lässt, weil ja in echt so doof keiner sein kann. Vielleicht hat auch manch einer der Zuschauer ein Herz für die jungen Möchtegernstars, denen es gleichermaßen an Talent und Reflexionsvermögen fehlt, und fragt sich, warum Familie und Freunde sie nicht davon abhalten konnten, ins offene Messer zu rennen. Wie man's auch dreht und wendet, davon lebt die Show, davon und von der immer mal wieder geäußerten Empörung von Presse und vereinzelten Zuschauern. Aber - egal, wie groß die Empörung auch ist - dass Peinlichkeiten und Zusammenbrüche den Weg auf die Mattscheibe finden, kann nicht verhindert werden. Das ganze wäre vielleicht auch noch zu verschmerzen, wenn man die Super-Nanny mit in die Jury setzt, damit sie die gescheiterten Kandidaten liebevoll auffängt und Dieter Bohlen eine vernünftige Feedback-Kultur beibringt. So oder so, der gute Raimund Ringele war das Highlight der gestrigen Show, und er hätte vermutlich mehr als nur eine Supernanny gebraucht: [Klick zum Video] Birthe Adam spielt übrigens in einer ähnlichen Liga. [Klick zum Video]

Mittwoch, 23. Januar 2008

Plattencover-Bastel-Stöckchen zum dritten

-cp- Es ist noch gar nicht so lang her, da gab es ein lustiges Plattencover-Bastel-Stöckchen via Tobias, das wir auch brav bearbeitet haben. Das Ergebnis von Steve findet sich [hier], mein Ergebnis mit Erläuertung der Spielregeln gibt's [hier]. Nun habe ich gestern drei Design-Studentinnen getroffen, die sichtlich Spaß an diesem Spielchen hatten, und so kommt es, dass heute an dieser Stelle vier weitere Ergebnisse präsentiert werden. Vom gruseligen Metal- bis zum Schlager-Schnulz-Cover ist alles dabei:

(23.01.2008, T.R.)

(23.01.2008, J.H.)

(23.01.2008, R.K.)

(23.01.2008, T.R.)

And the nominees are... - Part 2

-sg- Sehr erfreut bin ich zu sehen, dass als "Best animated short film", der Film "Peter und der Wolf" nominiert wurde. Ich sah dieses kleine Meisterwerk im TV und finde es phantastisch - der link führt zum Trailer!
Außerdem erwähnenswert: Der Film "Norbit" ist in der Kategorie "Achievement in makeup" nominiert, gleichzeitig wurde Eddie Murphy für seine Darstellung des "Norbit" für die "Goldene Himbeere" nominiert.

Dienstag, 22. Januar 2008

And the nominees are... - Part 1

-sg- U.a. ist der von der Kritik hochgelobte Westernthriller "No Country for Old Men" für einen Oscar nominiert worden - und zwar in acht Kategorien. Cate Blanchet hat immerhin eine doppelte Chance, Johnny Depp ist auch mal wieder dabei und ein österreichischer Nazi-Film - surprise! Bemerkenswert ist noch, dass Alan Menken und Stephen Schwartz dreimal in der Kategorie "Original song" nominiert wurden, Menken hat bereits 8 Oscars, Schwartz "nur" 2, die allerdings mit Menken zusammen.

Ausführliche Infos gibts auf der Oscar-Homepage!

Seichte Klänge

-cp- Mike Batt ist mit Sicherheit ein großartiger Songwriter, und die Idee, die besten seiner Songs auf einer CD (A Songwriter's Tale) zusammen zu tragen, ist lobenswert. Doch die Neuproduktion dieser Lieder hat sich leider nicht wirklich gelohnt. Der Klang ist furchtbar seicht und uninspiriert, das Schlagzeug klingt stellenweise wie bei den Flippers, und auch als Sänger steht Mike Batt leider deutlich im Schatten von Art Garfunkel und anderen. Durch die Neuaufnahmen haben die Lieder in keinerlei Hinsicht dazu gewonnen. Mike Batt ist, wie gesagt, als Songwriter hoch zu schätzen, und auch die Dienste, die er als Produzent Katie Melua geleistet hat, verdienen Anerkennung. Seine Qualitäten als Interpret finde ich da vergleichsweise dürftig.

Montag, 21. Januar 2008

Nick Hornby, "Slam"

-sg- Nun bin ich ein ausgesprochener Nick Hornby-Fan und habe tatsächlich alles von ihm gelesen: Fever Pitch, 1992; High Fidelity, 1995; About a Boy, 1998; How to be good, 2001; A Long Way Down, 2005. Dann gabs noch "Mein Leben als Leser", 2005 und "All you can read - Bücher, die ich kaufe - Bücher, die ich lese", 2007 - die Titel deuten es an: Hornby schreibt über Bücher, die er toll findet, was er ja in "31 Songs, 2003" schon mit Musik tat. Worauf ich hinaus will:
In seinen 5 "echten" Romanen ging es immer darum, dass Leute nicht mit dem erwachsen werden klar gekommen sind und in Fußball (Fever pitch), Musik (High fidelity), Alltagsblödsinn (About a boy), Ehe-Untauglichkeit (How to be good) oder Selbstmord (A long way down) einen Ausweg sahen. Jetzt kommt der neue Roman von Hornby: in "Slam" geht es um schwangere Teenager und Hornby sagt dazu im Spiegel (Nr. 4/2008): "Ein Kind zu bekommen ist das Einzige, was einen in der heutigen Zeit zwingt, erwachsen zu werden." Recht hat er und bleibt seiner Linie treu, will sagen: Wer erwachsen werden will, der möge sich Kinder zulegen, wer es nicht will, der bleibe eine Insel (z.B. Ibiza) - beides geht m.E. wahrscheinlich wohl nicht.

Liebe, Macht und Schmerz

-cp- Der Film Secretary mit Maggie Gyllenhaal und James Spader erzählt die Geschichte der autoagressiven Lee, die sich nach einem Psychiatrieaufenthalt nicht wirklich gefangen hat, aber neuen Mut durch eine Anstellung als Sekretärin in einer Rechtsanwaltskanzlei fasst. Zunächst läuft es relativ normal, bis die Beziehung zwischen ihr und dem Chef aus ihrer rein beruflichen Natur auf eine schräg-sexuelle Ebene kippt, die durch Machtspielchen, Strafe und Schmerz bestimmt wird. Eine schräge Liebesgeschichte, die allerdings etwas zu wenig Wert auf Authentizität und Plot legt, und sich dafür zu sehr auf das Brechen vermeindlicher Tabus versteift, wie z.B. Darstellung von Sado-Maso oder der Selbstbefriedigung. Leider bleibt das ganze sehr lückenhaft und zu skurril, um als Geschichte ernstgenommen zu werden. Besonders das Arbeitsverhältnis der beiden Protagonisten kommt entschieden zu kurz, denn ein Anwalt, der im Grunde nur in seinem Büro herumsitzt, nachdenkt und seine Orchideen versorgt, ist als Anwalt nicht ernstzunehmen. Auch, dass er grundsätzlich auf Computer verzichtet und die Sekretärin an eine alte Schreibmaschine setzt, ist nicht wirklich plausibel, sondern nur ein Mittel, um Tippfehler erklärbar zu machen, die dann eine entscheidende Rolle in der Beziehung der beiden einnehmen werden. Ein insgesamt unterhaltsames Filmchen mit zwei starken Hauptdarstellern, das jedoch etwas gewollt und lückenhaft wirkt.

Sonntag, 20. Januar 2008

Gitarrenheld Marc Knopfler

-cp- Marc Knopfler wurde als Gründer, Sänger und Gitarrist der Band Dire Straits berühmt. Die Legende sagt, dass er persönlich 1977 einem angesagten DJ des BBC ein Demotape zwischen die Milchflaschen vor die Wohnungstür legte. Der DJ spielte "Sultans Of Swing" im Radio, Dire Straits wurden entdeckt und weltberühmt. Knopfler ist einer der wenigen Gitarristen, die E-Gitarre ohne Plektrum spielen. Sein Stil beinhaltet Elemente aus Rock, Blues, Folk und Country. Die musikalische Entwicklung aus der Pop-Rock- in die Liedermacher-Welt konnte ich persönlich nicht nachvollziehen. Im Grunde höre ich Knopflers Musik seit einigen Jahren gar nicht mehr, aber ich habe heute einen Clip gesehen, der für mich das, was Knopfler ausmacht, auf den Punkt bringt, und der mir sehr gut gefallen hat.

Unten am Fluß (Watership down)

-sg- Vorab: Ich habe das Buch von Richard Adams gelesen, den Kinofilm gesehen und nun das Hörspiel gehört - letzteres soll hier besprochen werden. Zu der Geschichte gibt es einen sehr guten und ausführlichen Eintrag bei Wikipedia. Die Geschichte ist legendär, in vielerlei Hinsicht lehrreich und regt zum Nachdenken an. Besprochen werden soll daher die Produktion und nicht die Geschichte.
Da wir hier sehr viele Hörspiele besprechen (werden) , haben wir 4 Kategorien aufgestellt, die die Transparenz unserer Bewertungen steigern sollen:
  1. Auswahl und Qualität der Sprecher: Die Sprecherbesetzung ist hochkarätig und durchweg grandios, was schon mit dem Erzähler Christian Brückner anfängt - auch wenn er inzwischen etwas verbraucht ist. Daneben sprechen u.a. Joachim Kaps, Michael Maertens (preisgekrönter Theaterschauspieler), Hermann Lause, Martin Seifert, Leon Boden und Ingolf Gorges.
  2. Geräuscheinsatz: Hier hat man sich sehr viel Mühe gegeben. Sowohl die Geräusche, die der Untermalung der Handlung dienen, als auch die Hintergrundatmo sind liebevoll ausgewählt und eingesetzt.
  3. Musikeinsatz: Die Musik kommt etwas 80er-Jahre mäßig daher, dies ist allerdings kein Manko, es gilt das gleiche wie für die Geräusche: gekonnt eingesetzt, nicht überladen, immer der Geschichte untergeordnet.
  4. Gesamteindruck und Fazit: Das Hörspiel kommt - eine Produktion des DeutschlandRadios von 1994 - sehr professionell daher. Als Hörer wird man von der ersten Minute an von der packenden Geschichte gefesselt und die 285 Minuten vergehen wie im Flug. Durch die beeindruckende Leistung der Sprecher wird das Hören zu einem einmaligen Erlebnis und ich bin geneigt, zumindest das Buch mal wieder zu lesen.

Plattencover-Bastel-Stöckchen

-cp- Das Wort Stöckchen ist eine ziemliche Verniedlichung der großen Aufgabe, die von Tobias in meine/unsere Richtung kam. Also: Die Aufgabe sieht vor, dass man ein Plattencover für eine fiktive Band bastelt. Und zwar nach dem Zufallsprinzip:
  • Den Namen der Band bekommt man über Wikipedia, in dem man einen Zufallsartikel aufruft und den Titel des Artikels als Bandnamen benutzt.
  • Der Name des Albums wird aus einem zufallsgenerierten Zitat abgeleitet. Man nehme die letzten vier Wörter des letzten Zitats der angezeigten Seite.
  • Das Cover-Motiv bekommt man auch per Zufall über Flickr, wo es eine Galerie mit ständig wechselnden Bildern der letzten sieben Tage gibt. Hier nehme man das dritte Bild der Galerie.
Meine Band heißt State Property, das Album "Quit it for good" (aus dem Zitat: "Roam abroad in the world, and take thy fill of its enjoyments before the day shall come when thou must quit it for good.") Und das fertige Cover aus diesem Bild sieht so aus:


Ralkorama, mögen Sie übernehmen?

Stichwort Buchrecherche

-cp- Es kommt ja öfter mal vor, dass man Bücher sucht, die der Buchladen um die Ecke nicht vorrätig hat, und dass man für die Recherche das Internet nutzt. An dieser Stelle mal ein paar sinnvolle Links, die die Recherche unterstützen:

Samstag, 19. Januar 2008

Peinlichkeit

-cp- Manchmal höre ich Lieder aus den 80er Jahren und denke mir, dass damals echt peinliche Sachen gemacht wurden, und das ich froh bin, dass es so etwas heute nicht mehr gibt. Zum Beispiel das Lied "Ich liebe Dich" der Formation Clowns und Helden.


Und: heute geht's noch peinlicher.

Das tägliche Bildungshäppchen...

-cp- Das Schöne bei Wikipedia ist, dass es neben dem Enzyklopädie-Charakter noch einen Magazin-Charakter gibt. Ich finde, dass die Nachrichten (rechts auf der Startseite) und der Artikel des Tages (links auf der Startseite) eine wunderschöne Einrichtung sind. Ohne den Artikel des Tages hätte ich nie erfahren, was ein Südlicher Raubwürger ist.

Wenn Mord die Lösung ist...

-cp- Die Filme, die sich mit Mord beschäftigen, gehören meist in das Genre Krimi oder Thriller. (Übrigens habe ich manchmal den Eindruck, dass es Krimis fast nur als Fernsehproduktion und Thriller fast nur als Kinoproduktion gibt. Aber ich kann mich täuschen... Auf Wikipedia heißt es, der Thriller sei ein Subgenre des Kriminalfilms.) Es gibt aber auch Filme, die eine Geschichte darüber erzählen, was einen Menschen dazu bringt, einen anderen zu töten, oder wie ein Mord Menschen verändert, ob nun den Täter oder Angehörige des Opfers. Der interessante Aspekt dieser Filme besteht meist in den moralischen Fragen, die durch die Geschichte transportiert werden. Kontextunabhängig werden wohl die meisten die Tötung eines Menschen für unmoralisch halten. Aber kontextunabhängig wird nur in der Theorie getötet. Die Praxis hat immer einen Kontext. Wenn nun Spielfilme solche Kontexte schildern, wird so mancher Mord menschlich nachvollziehbar, was nicht bedeutet, dass man als Zuschauer diesen Mord rechtfertigt, aber man versteht die emotionale Not, aus der heraus er in Erwägung gezogen oder sogar tatsächlich begangen wird. In dieser Hinsicht halte ich folgende Filme für diskussionsbereichernd und sehenswert:
  1. Mystic River (2003, Regie: Clint Eastwood)
  2. In the bedroom (2001, Regie: Todd Field)
  3. Verbrechen und andere Kleinigkeiten (1989, Regie: Woody Allen)
  4. Erbarmungslos (1992, Regie: Clint Eastwood)
  5. Endstation Schaffott (1973, Regie: José Giovanni)

Freitag, 18. Januar 2008

Andere Sicht der Dinge in der Rückschau


-cp- Es gibt kaum ein Filmjahr, das ich so leidenschaftlich miterlebt habe wie das Filmjahr 1994. Ein bis zwei Kinobesuche pro Woche habe ich mir da geleistet, was zur Folge hatte, dass ich viele Filme kannte und gut mitreden konnte. Natürlich habe ich es mir auch nicht nehmen lassen, die 67. Oscar-Verleihung zu schauen. Ich kannte alle fünf in der Kategorie "Bester Film" nominierten Filme:
  1. Forrest Gump
  2. Vier Hochzeiten und ein Todesfall
  3. Pulp Fiction
  4. Quiz Show
  5. Die Verurteilten
Mein Favorit war Pulp Fiction. Und ich habe mich sehr über den Erfolg von Forrest Gump geärgert. Heute sehe ich die Dinge allerdings ein wenig anders. Jetzt, 14 Jahre später, habe ich eher den Eindruck, dass Quentin Tarantinos Schwerpunkt auf Pulp und nicht auf Fiction liegt. Ich kann mir seine (meiner Meinung nach) gewaltüberfrachteten Filme kaum noch anschauen. Und natürlich hat es seit dem einige Filme gegeben, in denen genau dieser Stil imitiert wird. Vier Hochzeiten und ein Todesfall habe ich kürzlich nochmal gesehen und ihn als Ausgangspunkt eines eigenen Genres identifiziert, des Hugh Grant - Films. Charmant, unterhaltsam, aber keines Falls oscarreif. Forrest Gump ist ein richtig guter Film, da kann man nichts sagen. Quiz Show habe ich seit 1994 nicht noch einmal gesehen. Ich habe ihn als gut, aber etwas lahm in Erinnerung. Rückblickend bin ich der Meinung, dass Die Verurteilten damals hätte gewinnen müssen. Der Film hatte sieben Nominierungen und hat nicht einen Oscar erhalten. "Die Verurteilten" ist für mich ganz großes Erzählkino, und mit dieser Sicht stehe ich anscheinend nicht alleine da, denn in der IMDB steht er in der Liste der beliebtesten Filme aller Zeiten auf Rang 2.

Ich glaube, dass es einen guten Juror ausmacht, wenn er einen Film oder ein anderes Kunstwerk nicht nur auf Grundlage seiner Wirkung in der Gegenwart einschätzt, sondern wenn er auch einen Blick dafür hat, welche Filme (oder Kunstwerke) langfristig einen wichtigen Platz einnehmen werden. Ich möchte im Rückblick dem Steve auch nochmal Recht geben, der im Zusammenhang mit der Verleihung der Golden Globes auf das Heuchlerische dieser Preisverleihungen hinwies. Dennoch finde ich auch, dass z.B. der Oscar schon oft richtig gelegen hat, zumindest insofern, dass Filme ausgezeichnet wurden, die langfristig von Bedeutung sind und einen wichtigen Platz in der Filmgeschichte einnehmen.

Die Oscar-Nominierungen für die nächste Verleihung werden am 22. Januar bekannt gegeben. Man darf gespannt sein.

"Once" - überraschender Kinofilm

-sg- Völlig spontan und ohne zu wissen, was da genau auf mich zukommt, schaute ich gestern den irischen Film "Once". Der Titel bedeutet sowohl "einmalig" als auch "ehemals" und beide Begriffe beschreiben den Film sehr treffend - dazu später mehr.
In der Hauptrolle ist der Sänger der irischen Band "The Frames" zu sehen, der 1991 im Film "The Commitments" mitspielte und danach nichts mehr mit Film am Hut hatte. Neben ihm spielt die tschechische Sängerin und Pianistin Marketa Irglova. Beim Filmfestival in Sundance gewann "Once" den Publikumspreis und der Soundtrack der beiden Musiker wurde für einen Grammy nominiert.
Im Grunde geht es bei dem Film um zweierlei: erstens um viel Musik und zweitens um magische Momente im Leben (die können durchaus Tage, Wochen oder Monate andauern - wenn man Glück hat!). Solche Momente gibt es ab und zu. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht zu wiederholen sind, strengt man sich auch noch so sehr an. Und ihr Ende ist schon zu Beginn irgendwie absehbar und man traumwandelt irgendwie durch sie hindurch und eines Tages wacht man auf und alles ist vorbei. Das sind die Moment, an die man später zurückdenkt und sich fragt: Warum geht das nicht nochmal so...
Im Film lernen sich die zwei kennen und erleben eine Zeit der absoluten musikalischen Harmonie und des blinden Verstehens. Nebenbei verlieben sie sich etwas und doch müssen beide in ihr eigenes Leben (wo es jeweils auch noch eine missglückte Liebe gibt) zurück - doch man spürt, dass der magische Moment, den sie hatten, sie immer begleiten wird.
Wer nicht auf Singer-Songwriter-Musik steht und auf traurige Balladen, der sollte den Film ruhig verpassen, wer aber z.B. auf Chris Cacavas oder auf den akustischen Neil Young steht, der wird ebenfalls begeistert sein.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Hörspielsoap von Oliver Rohrbeck

-sg- Vorher nie gehört, jetzt umso mehr gestaunt: es gibt eine Hörspielsoap.
Nicht, dass das etwas Neues wäre, denn beim Label HoerSketch gab es sowas auch schon mal - vielleicht auch bald zum Download?!

Service beim Bäcker

-cp- Ich war gestern um 17 Uhr in Steinfurt in einem Bäckerei-Café, weil ich Wartezeit überbrücken musste. Dort habe ich mir einen Kaffee und ein belegtes Brötchen bestellt. Jetzt kommt's:
  1. Ich habe eine Kaffeebonus-Karte erhalten. Jede elfte Tasse Kaffee ist gratis.
  2. Ich habe eine weitere Bonskarte für Einkäufe/Bestellungen über 3 Euro erhalten. Nach der zehnten Bestellung über 3 Euro bekomme ich ein ganzes Brot meiner Wahl geschenkt.
  3. Ich habe gratis ein Stück Kuchen als Nachtisch bekommen. ("Wir schließen um sechs und können sowieso nicht mehr alles verkaufen.")
  4. Ich habe gratis eine Tüte mit zwei frischen Brötchen erhalten. ("Wir schließen um sechs und können sowieso nicht mehr alles verkaufen.")
Ich hatte mich eigentlich für unbestechlich gehalten, aber: in dieses Bäckereicafé werde ich definitv nochmal gehen.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Little Children

-cp- Eine Kleinstadt im Bundesstaat New York. Grüne Rasenflächen, große, freistehende Häuse. Familien mit kleinen Kindern. Da sind die drei Mütter, die jeden Vormittag als eingeschworene Gemeinschaft mit ihren Kindern auf den Spielplatz gehen. Und da ist Sarah (Kate Winslet), die Anglistik studiert hat, und sich hier mit ihrer Tochter irgendwie deplaziert fühlt. Dann kommt der Hausmann Brad (Patrick Wilson) mit seinem Sohn. Sarah und Brad haben eine Gemeinsamkeit: ihre Ehen sind leidenschaftslos und langweilig geworden. Zwischen den beiden wächst gegenseitiges Interesse, und während sie versuchen, sich kleine Inseln von Glück zu basteln, ist die kleinbürgerliche Stadt damit beschäftigt, einen aus dem Gefängnis entlassenen pädophilen Exhibitionisten von öffentlichen Orten fernzuhalten. Der Film ist sehr einfühlsam und direkt: er seziert das Seelen- und Beziehungsleben seiner Figuren gnadenlos und steigert sich immer weiter bis zu einem unausweichlichen Höhepunkt. Ein Meisterwerk, das in der Nachbarschaft von American Beauty spielt, nur in meinen Augen noch eindringlicher ist.

Dienstag, 15. Januar 2008

Ein "Betroffenheitslyriker" und die Frauen

-cp,sg- Ein Youtube-Tipp zum Feierabend: Olaf Schubert: "Frauen"

Und auf einmal ist Ruhe auf dem Rücksitz

-cp- Noch kleiner als ein Kasperltheater ist ein Fingerpüppchen-Theater. Denn das Spielen mit Fingerpüppchen geht im Grunde auch ohne Kulisse und fast überall. Die Fingerpüppchen passen auf die Finger, sind leicht zu transportieren und ermöglichen Kindern so ein fantasievolles Spiel, für das sie nicht viel Platz benötigen.

Auf www.pueppchen-geschichten.de gibt es nun Hörspiele, die speziell auf Fingerpüppchen ausgerichtet sind. Sie sollen die Kinder nicht nur unterhalten, sondern auch inspirieren und ihre Fantasie für neue Spiele anregen. Mitspielen kann man die Geschichten während des Hörens natürlich auch. Diese Kombination aus kleinem, gut transportablen Spielzeugen und lebendigen Geschichten ist auch ein schönes Mittel, Kindern Autofahrten spannender zu gestalten. Sie können unterwegs die Geschichten hören und mit den Püppchen mitspielen. Und auf einmal ist Ruhe auf dem Rücksitz. Und zwar auf pädagogisch wertvolle Weise.

Picknick auf dem Eis

-cp- Das Buch Picknick auf dem Eis von Andrej Kurkow habe ich vor längerer Zeit geschenkt bekommen, und ich muss zugeben, dass es lange im Regal stand, ohne, dass ich ernsthafte Absichten hatte, es anzurühren. Der Pinguin auf dem Cover ließ mich denken, dass es sich um großen Kitsch handeln muss. Nun habe ich es doch gelesen (selbst auferlegte Pflicht) und freue mich, denn das Buch ist toll!

Viktor lebt nach der Trennung von seiner Freundin allein mit seinem Pinguin Mischa. Sein Geld verdient er mit dem Schreiben von Nekrologen, kleinen poetischen Nachrufen, die seine Redaktion schon mal sammelt, damit sie den passenden Text im Falle eines Todes direkt vorliegen hat. Und eines Tages stirbt dann der erste Mensch, über den Viktor geschrieben hat, und alles wird ein wenig rätselhaft. Das Buch beschreibt Viktors Leben als Spielball zwischen dem mysteriösen und stellenweise auch bedrohlich wirkenden Job und seinen flüchtigen Sozialkontakten, die im Laufe des Buches noch um Sonja (das Kind eines Freundes) und Nina (ein Kindermädchen) reicher werden. Die Diskrepanz zwischen der Macht, die Viktor scheinbar durch seine Nekrologe hat, und der Machtlosigkeit, die er in Bezug auf sein eigenes Leben manchmal verspürt macht diesen lakonischen Roman sehr lebendig. Das Buch ist sehr bildhaft, spannend, skurril, stellenweise anrührend und auf jeden Fall lesenswert.

Golden Globes - Teil 2

-sg- Las heute einen Artikel von Tobias Kniebe, einem von mir geliebten Redakteur der SZ, der die "Verleihung" der Golden Globes kommentierte. Und er wies darin zurecht auf die Tatsache hin, dass diese Verleihung von Preisen einer "Klüngel-Gemeinschaft der etwa achtzig "Auslandskorrespondenten", die über die Preise entscheiden" nun da angekommen sei, wo sie hingehört, denn "dies ist im Wesentlichen ein kleiner Club älterer Teilzeitjournalisten, die wie ihr Präsident Jorge Camara gern schlechtsitzende Anzüge und merkwürdige Schnurrbärte tragen und keinen höheren Sinn darin sehen, richtiges Englisch zu lernen. Zu den positiven Effekten des Streiks könnte es also gehören, dass dies nun einmal in aller Nacktheit sichtbar wurde."
Denn seien wir mal ehrlich: diese Art der im TV aufgeblasenen Preisverleihung dient doch vor allem dem erwirtschaften von Werbegeldern und hat wenig damit zu tun, dass die wirklich beeindruckenden Filme und Schauspieler geehrt werden.

2008 - Das Jahr der Schlümpfe


-cp- Die Schlümpfe werden in diesem Jahr 50. Es ist also damit zu rechnen, das die kleinen in der Versenkung verschwundenen Racker hier und da mal wieder öfter zu sehen sind. Gut so!

Montag, 14. Januar 2008

Tatort Radio

-cp- Am 29. November 1970 wurde in der ARD der erste Tatort Taxi nach Leipzig ausgestrahlt. Die Geburtsstunde einer großen Fernsehkrimireihe. In diesem Jahr wird Tatort Nummer 700 ausgestrahlt werden. Zweimal hat es der Tatort sogar auf die Kino-Leinwand geschafft, mit den beiden Schimanski-Folgen "Zahn um Zahn" (1985) und "Zabou" (1987). Die Medienentwicklung der letzten Jahre hat nun einen Boom der Hörmedien hervorgebracht, und dies hatte Auswirkungen auf den Tatort. Zunächst wurden 2007 Tatort-Hörbücher auf den Markt gebracht. Dies sind Fälle, die bereits im Fernsehen ausgestrahlt wurden, und nun als Prosatext von einem der Darsteller des Ermittlerteams vorgelesen werden. Und in dieser Woche gibt es etwas völlig Neues: Der Tatort kommt ins Radio. Unabhängig von den TV-Tatorten wird es nun auch Tatort-Hörspiele geben, die in den Kulturwellen der ARD gesendet werden, zunächst eins pro Monat. Man darf gespannt sein!

Golden Globes

-cp- Wegen des Streiks der Drehbuchautoren ist die Verleihung der Golden Globes ausgefallen, statt dessen gab es eine Pressekonferenz, auf der die Preisträger bekannt gegeben wurden. Eine Übersicht über alle Nominierungen und Preise gibt es hier (offizielle Golden-Globe-Seite) und hier (IMDB, bessere Übersicht). Die wichtigsten Preisträger, die Links verweisen jeweils auf die ausgezeichneten Filme:
Übrigens war es für Johnny Depp bereits das achte Mal, dass er für einen Golden Globe nominiert war. Wie schön, dass es endlich geklappt hat, wobei: Ich finde ihn optisch diesmal gar nicht so lustig, sondern ziemlich psychopathisch. Wir werden sehen...

Sonntag, 13. Januar 2008

Let's talk about sex

-cp- Es ist schon faszinierend, auf was man bei Youtube so alles stößt. Da wäre zum einen ein Aufklärungsfilmchen, in dem es um Vorbeugung von STD (sexual transmitted diseases) geht:



Und zum anderen gibt es ein Filmchen mit Atemübungen. Denn gutes Atmen steigert die Qualität körperliche Liebe.



Darüber hinaus gehende Fragen, werden gerne durch die Herren Kolle und Kollegen oder aber von Lady Bitch Ray beantwortet.

Jugendgewalt und Politik

-cp- Es ist schon interessant, wie das Thema Jugendgewalt ins Zentrum des Medieninteresses und der politischen Diskussion gerückt ist. Was mir in der aktuellen Debatte ein wenig zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass Politiker keine Urteile sprechen können. Sicherlich spielen sie sich so auf, als könnten sie dies, aber - selbst, wenn der Bundestag sich auf einen neuen Gesetzesentwurf einigt, und dieser dann von Bundesrat, Bundesregierung und Bundespräsident durchgewunken wird, ändert das nichts daran, dass ein Urteil in Deutschland immer noch Ergebnis eines Gerichtsverfahrens ist, und selbst wenn ein Gesetz den Strafrahmen in Richtung höherer Strafen dehnen würde, spricht immer noch ein Richter das Urteil. Und der prüft den Einzelfall und hat auch im Fall nachgewiesener Schuld die Möglichkeit eine Strafe am unteren Rand des Spektrums zu verhängen, wenn es eine günstige Sozialprognose gibt.

Als Pädagoge frage ich mich zudem, wie es sein kann, dass in Politik und Medien grundsätzlich nur zwei Verhaltensalternativen zur Verfügung zu stehen scheinen, wenn ein Fall von Jugendgewalt bekannt wird: 1. Der Verbot von Computerspielen wird gefordert. 2. Höhere Strafen für Straftäter werden gefordert. Im Grunde sind hier Politiker in ihren Reaktionen ebenso beschränkt wie die Jugendlichen, die keine Verhaltensalternative zur Gewalt haben. Dabei sollte doch mittlerweile bekannt sein, dass Gewalt als Ausdrucksform der Aggression immer einer Frustration entspringt. Meiner Meinung nach ist die beste Form der Gewaltprävention die, Jugendlichen Perspektiven zu bieten und eine lebendige, anspruchsvolle Jugendkultur zu fördern, die, auch wenn's abgedroschen klingen mag, die Botschaft "Peace" enthält, und sich nicht durch das Dissen und aggressive Form der Selbstbehauptung durch Erniedrigung anderer definiert.

Die Verantwortung politischer Bildung sehe ich gleichermaßen bei Lehrern wie auch bei Medienmachern. Und dies kann sich nicht darauf beschränken, in der Schule alle Bundeskanzler chronologisch aufzählen zu können oder sich die Haare grün zu färben, um seine linke Gesinnung zum Ausdruck zu bringen. Kindern und Jugendlichen muss etwas Konstruktives vermittelt und vorgelebt werden, eine Kultur, in der man sich mitteilt, in der man Flugblätter gestaltet und sich an Demonstrationen beteiligt.

The Cover Of The Rolling Stone...


-sg- ...ist der Titel eines Stückes von Dr. Hook & the Medicine Show. Der Refrain lautet:

" Rolling Stone, wanna see my picture on the cover
Wanna buy five copies for my mother (Yeah!)
Wanna see my smilin' face, on the cover of The Rolling Stone."

Und was 1972 fast unmöglich erschien, ist dank des Internets sogar für alternde Folk-Musiker via MagMyPic drin!

Schon wieder Hitler

-cp- Der Spiegel befasst sich mit Adolf Hitler. Und das nicht zum ersten Mal. Bei Ralkorama ist treffender Weise zu lesen Sex und Hitler gehen immer. Hier gibt es eine Übersicht über verschiedene Hitler-Spiegel-Cover und interessante Links zum Weiterlesen.

Freitag, 11. Januar 2008

Ted

-cp- Der Steve schreibt, er sei fassungslos über Klinsmanns neuen Job. Und bei Sat1 wollte man gerne wissen, was der Rest der Bevölkerung davon hält und hat eine TED-Befragung eingerichtet. Was mich nur wundert: Gibt es tatsächlich Leute, denen es 25 Cent Wert ist, an so einer Ted-Befragung teilzunehmen? Und was mich noch mehr wundert: Gibt es tatsächlich Leute, die einen 25-Cent-Anrufen investieren, nur um mitzuteilen, dass es ihnen egal ist? Unglaublich!

Sachen gibts...

-sg- Jürgen Klinsmann hat einen neuen Job... und was für einen... Ich bin fassungslos...

Das Kino in der Krise?

-cp- Psssst! Das Kino erlebt grad eine Krise. Ist noch nicht so richtig offiziell, wird aber gemunkelt. Stand sogar in der Zeitung. In der Welt. Fortsetzungen sind überflüssig, steht geschrieben, und sehenswerte Filme hätten Zuschauerschwund. Es stellt sich die Frage, ob eine Kinokrise vor allem eine Krise schlechter Filme oder wegbleibenden Publikums ist. Für mich ist es auch eine Krise der Preise. Denn Eintrittspreise, Süßwaren und Getränke sind teuer geworden. Da ist man mit zwei Personen an einem Kinoabend schnell mal 25-30 Euro los. Und: man hat sich den ganzen Abend nur geärgert. Über den hohen Eintrittspreis, über die teure Cola, das teure Popcorn. Über den Typen, der rechts neben einem sitzt und Taccos frisst als gäbe es kein Morgen. Und - wenn man selber keine Taccos ist, sondern nur in Tacco-Esser-Nachbarschaft sitzt, fällt das echt unter Geruchsbelästigung. Man ärgert sich über den Typen, der links von einem sitzt und während des Films gefühlte zwanzig mal sein Handy zum Aufleuchten bringt, um eine SMS zu lesen, zu schicken oder sonst was. Man ärgert sich über Leute, die hinter einem sitzen und laut auflachen, auch wenn's gar nicht lustig ist. Und wenn's ganz doof läuft ärgert man sich auch noch über den Film, denn es gibt im Moment meiner Meinung nach sehr wenig richtig überzeugende Filme, dafür aber außerordentlich viel Müll und Durchschnittsware. Und da bleibe ich doch lieber zuhause, trinke einen selbstaufgebrühten und dadurch preiswerten Tee und schaue eine DVD, die ich vielleicht schon kenne, die aber mit Sicherheit meinen Geschmack trifft.

I am legend

-sg, cp- Wie schon in Independance day und I, robot hat Will Smith nun in I am legend zum dritten Mal die Möglichkeit, in einer düsteren Zukunft die Welt zu retten. Die Handlung ist schnell erzählt: Aus der genetischen Veränderung von Masern-Viren entwickelt sich ein Horror-Virus, der 90% der Menschheit innerhalb kürzester Zeit tötet. Von den Verbliebenen 600 Mio. haben sich 12.000 aufgrund ihrer genetischen Disposition als immun erwiesen, der Rest mutiert zu lichtscheuen, blutrünstigen und -gierigen Monstern, die nachts alles töten, was sich bewegt. Will Smith - einer der 12.000 und zufällig Biologe oder so - sucht nun nach einem Heilmittel und lebt deshalb als einziger Mensch in New York, fängt regelmäßig ein Monster und testet Impfstoffe/Heilmittel. Er fühlt sich berufen für den Job, weil er irgendwie in dieses Masernding involviert war. Am Ende findet er natürlich ein Heilmittel und stirbt den amerikanischen Heldentod. Soweit so gut?
Das Positive: Der Film ist atmosphärisch dicht und durchaus spannend. Die Endzeitstimmung kommt gut rüber und Will Smith leistet gute Arbeit. Tricktechnisch ist der Film aber eher Durchschnittsware, da haben wir schon mehr um die Ohren gehauen bekommen. Zur Story muss man eigentlich nicht viel sagen (s.o.), die Umsetzung ist okay, einen Drehbuch-Oscar wird es für Akiva Goldsman, der eine Reihe von Blogbuster-Drehbüchern schrieb, kaum geben.
Am Ende bleibt ein mehr als fader Nachgeschmack, denn dem Film fehlt die Story. Nicht die blutrünstigen Monster, mit denen es Will Smith zu tun bekommt sind das Erschreckende, sondern der Mangel an Originalität. Es stellt sich die Frage, warum dieser Film eigentlich gemacht wurde. Das Buch ist schon zweimal verfilmt worden, und auch 28 Tage später erinnert doch sehr an diese Geschichte. Und genau so fühlt sich er Film an. Man sieht eine spannende Geschichte, die man aber im Grunde schon kennt, und bekommt zu allem Überfluss ein mehr als weichgespültes Ende um die Ohren gehauen. Abschließendes Fazit: Ein atmosphärisch und schauspielerisch überzeugender, aber im Grunde überflüssiger Film.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Wilhelm Busch

-cp- Das habe ich bislang auch nicht gewusst: Es gibt zwei Wilhelm Buschs. (Oder heißt es "zwei Wilhelm Büsche"?) Der eine ist der berühmte Max-und-Moritz-Erfinder. Der andere ist Illustrator und hat diverse Literaturklassiker illustriert. Auf letzteren bin ich gestoßen, weil er die berühmten Gaylord-Romane von Eric Malpass illustriert hat, von denen einer als Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung (mit der bekannten Musik von James Last) verfilmt wurde

Mothership


-cp- Led Zeppelin ist eine von diesen Bands, die nicht nur Rockgeschichte geschrieben, sondern auch Alben produziert haben, die in sich so rund und großartig sind, dass es fast unmöglich ist, von diesen zwei oder drei Lieder auszuwählen und diese dann auf einer Compilation unterzubringen. Die Song-Auswahl bei Mothership unterscheidet sich kaum von der auf Remasters, und der Sound mag zwar besser sein, aber auch in diesem Punkt ist der Unterschied zur "Remasters" nicht groß. Die DVD zeigt Ausschnitte aus verschiedenen Konzerten und ist ein großer Gewinn. Led Zeppelin sind trotz ihrer aus heutiger Sicht modischer Verfehlungen im Bühnenoutfit der 70er eine großartige, jederzeit bestechende LiveBand.

Das Cover ist sehr liebevoll gestaltet: nettes Heftchen, einige schöne Bilder, und auch Titel und Covermotiv sagen mir durchaus zu, allerdings ist die Hülle wirklich unzumutbar, da man die CDs aus den Kartonstecktaschen nur herausbekommt, in dem man mit den Fingern drauf fasst und kräftig zieht. Da sind Kratzer vorprogrammiert und vielleicht sogar kalkuliert. Keine Sache für die Ewigkeit. Aber die Macher gehen bestimmt davon aus, dass man in vier-fünf Jahren sowieso auch die nächste Compilation kauft, oder, dass man bereits alle Lieder von Led Zeppelin hatte und "Mothership" aus eher dekorativen Gründen gekauft hat.

Fazit: "Mothership" ist eine alles in allem gelungene Led-Zeppelin-Collection, die aber in jeder Hinsicht noch besser hätte ausfallen können und müssen.

Gyroskop?

-sg- Gyros ist ein griechisches Wort und bedeutet Kreisel/Runde. Der dem Fleisch nicht abgeneigte Konsument verbindet damit wohl unwillkürlich dieses leckere Nahrungsmittel, das aus Schweinefleisch, Brötchen, Krautsalat und diversen Gewürzen besteht. Weitergedacht wäre ein Gyroskop dann wohl das Gerät links, oder?
Nein, natürlich nicht! Der dem Messen von gewissen Vorgängen zugeneigte Techniker denkt bei "Gyroskop" nicht an die Haltevorrichtung für leckeres Essen, sondern an einen einen rasch rotierenden, symmetrischen Kreisel, der sich in einem beweglichen Lager dreht und für allerlei Messungen taugt. Aha! Wieder was gelernt!

Privatsphäre in Zeiten des Internet

-cp- Auf Wikipedia wird Privatsphäre als der Bereich einer Person bezeichnet, der nicht öffenlich ist. Mit Recht gab es hier und da Empörung über die sogenannte Vorratsdatenspeicherung, denn mancheiner fühlt sich dadurch in seinem Recht auf Privatsphäre bedroht. Was ich nur nicht verstehe, ist, dass gerade aus der immer größer werdenden Blogger-Gemeinde so viel Stimmung contra Schäuble gemacht wird. Da werden zunächst im Blog, also öffentlich, privateste Dinge preisgegeben, vom Saufgelage am letzten Wochenende über Details aus dem Liebesleben bishin zu Berichten über die letzte Therapiesitzung, und dann regen sich eben diese Blogger über die Vorratsdatenspeicherung auf. Ich bin auch nicht gerade der größte Schäuble-Freund, aber meiner Meinung nach ist die Vorratsdatenspeicherung harmlos im Vergleich zu dem, was einige Leute in ihrem Blog von sich selbst preisgeben. Dahinter steckt wohl ein anderes Problem unserer Zeit, das der Vereinsamung. In der Soziologie ist so schön vom Pluralismus der Lebensformen die Rede. Das bedeutet eben auch, dass die Gesellschaft auseinander driftet, und dass das Internet zunehmend als Ausgleich für fehlende soziale Kontakte genutzt wird.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Willkommen in 21. Jahrhundert

-sg- Schwelgten Chris und ich soeben noch in der guten alten Hörspielzeit, so muss ich soeben sehen, dass es Folge 108 von (ich kann nichts dafür) Benjamin Blümchen bei itunes zum download gibt - nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Hörspielserien folgen werden... Wo bist Du hin, Du gute alte Kassettenrekorder-Zeit...

Die zwei Gesichter des Januars

-sg- Auch dieses Buch begann ich 2007 und beendete es am 1. Januar 2008 - Buch Nummer 1 in diesem Jahr! "Die zwei Gesichter des Januars" von der von mir verehrten und geliebten Patricia Highsmith
In "Die zwei Gesichter des Januars" trifft der junge Amerikaner Rydal Keener in einem Hotelflur auf einen Mann, der einen Toten hinter sich herschleift. Ohne zu überlegen, faßt er den Leichnam unter den Schultern und trägt ihn mit dem Mann in einen Lagerraum. Keener verliebt sich in die Frau des Mörders - und so beginnt eine weitere Tour de Force von Highsmith, die sich in ihren Romanen in erster Linie für die Protagonisten und erst danach für den Fall interessiert. Die Kriminalfälle dienen ihr nur als Vehikel für ihre facettenreichen Psychogramme, die die Abgründe der menschlichen Seele zeigen.
Ich habe Highsmith durch das Hörspiel "Der talentierte Mr. Ripley" entdeckt und bin ihr verfallen. Seit 2006 lese ich einen Roman nach dem anderen von ihr und bekomme nicht genug! Meine Empfehlung: "Der talentierte Mr. Ripley" lesen und dann immer weiter, weiter, weiter...

Zusammen ist man weniger allein

-sg- Dann werde auch ich mal starten und das mit einem von mir im Spätsommer begonnenen und im Winter nicht beendeten Buch: "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda.
Der geeneigte Leser wird sagen: Ein Frauenbuch, das ein Mann liest? Jaja, sowas geht auch! Aber warum? Ich sah den grandiosen Film mit Audrey Tautou und da ich schon mehrfach nach dem Filmgenuss das Buch dazu und umgekehrt las (Betty Blue, Herr Lehmann, Der talentierte Mr. Ripley, Die Wolke, Die unendliche Geschichte, Die Zeitmaschine, Engel des Universums, Der Herr der Ringe, High Fidelity, Harry Potter, Per Anhalter durch die Galaxis, About a boy, Feverpitch, Over the top...) , traute ich mich auch diesmal - ein Fehler!
Der Film kam flott, witzig und nachdenklich daher, das Buch erfüllte all diese Kriterien nur ansatzweise. Doch der Reihe nach: Schon auf den ersten Seiten war ich froh, dass man sich beim Film nah am Buch gehalten hatte und fühlte mich direkt zuhause. Schnell waren die Charaktere angerissen und es ergab sich die Hauptkonstellation des Buchs/Films: Die magersüchtige Amélie Poulain für Arme, der menschenscheue Philibert und der ruppige Koch. Man fand und raufte sich zusammen und das alles wurde durchaus kurzweilig ge- und beschrieben. Nebenher kam man den Protagonisten und ihrem Leben ein wenig näher. Doch nach knapp 200 Seiten ging der Autorin wohl die Luft aus, denn nun wird sie unpräzise, langatmig- und weilig und verliert sich in Gefühlsbeschreibungen, die dem Buch nicht guttun - das Tempo reduziert sich und mir kam es so vor, dass im Grunde auch alles erzählt und das Ende absehbar ist. Weiteres Manko ist die sehr einfache Sprache und die inflationär verwendete wörtliche Rede - für jemanden wie mich, der durchaus ein Buch zuende liest weil er den Stil so grandios findet echt ein Zumutung. Also: Finger weg und lieber den Film schauen! Ach ja, ich habe mich dann am Neujahrstag 2008 entschieden, es endgültig wegzulegen - Buch Nummer 2 in diesem Jahr, vorher gabs noch ein anderes.

Idioten

-cp- Wie versprochen bespreche ich alle von mir in diesem Jahr gelesenen belletristischen Bücher. Idioten von Jakob Arjouni verunsichert mich ein wenig. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir das Buch gefällt oder nicht, aber der Reihe nach, zuerst der Plot:

Es gibt fünf Geschichten bzw. fünf Märchen, die alle nach dem gleichen Prinzip ablaufen: Eine Figur, die gerade in mittelschweren Alltagsproblemen verstrickt ist, erhält Besuch von einer guten Fee und darf sich was wünschen. Das Geniale an diesen Geschichten ist, dass sie sehr realistisch geschrieben sind, im Grunde nach dem Prinzip Kurzgeschichte. Sie sind bedrückend, teilweise tragikomisch, spitzen sich immer mehr zu, bis dann die Fee auftaucht und die Geschichte mit einem Ruck aus dem Genre Kurzgeschichte in das Genre Märchen überführt. Sprachlich sind die Geschichten hervorragend und machen stellenweise sogar richtig Spaß, wenn nicht... Ja, wenn sie nicht einander doch zu ähnlich wären und wenn nicht den einzelnen Plots etwas die Spannung oder die ganz große Idee fehlen würde. Außerdem stören mich persönlich die Rückblenden. Die bremsen die Storys unnötig aus. Mein Fazit: durchaus lesenswert, aber insgesamt nur oberer Durchschnitt.

Nostalgie und Qualität

-cp- In meiner Kindheit waren Hörspiele das A und O. Ich hatte einen kleinen transportablen Schallplattenspieler, dessen Deckel auch gleichzeitig Lautsprecher war. Außerdem hatte ich mit der Zeit diverse Kassettenrekorder. Meine absoluten Top-Lieblingshörspiele waren zunächst die Europa-Märchen, erschienen in der Serie Die Märchenbox, und später dann Die Drei Fragezeichen. Beide Serien sind unter dem Label Europa veröffentlicht worden. Wie viele Hörspiele unter diesem Label (und der Regie von Heikedine Körting) entstanden sind, weiß ich nicht genau. Gefühlt sind es Tausende. Und man wundert sich immer wieder, was da bei Ebay an seltenen Schätzchen aus den 60er und 70er Jahren angeboten wird.

Auch heute sind Hörspiele für mich das A und O. Ich höre nicht nur wahnsinnig gerne Hörspiele, sondern produziere mittlerweile auch selbst welche. (Begeistert bin ich vor allem von Sven Stricker - Hörspielen, im Moment setzt er gerade Swen Regeners "Herr Lehmann" um.) Es gibt wahnsinnig viele gute Hörspiele, jedoch, wenn ich heute Europa-Produktionen höre, bin ich meist nur mäßig mit der Qualität zufrieden. Die Stärke von Europa liegt sicherlich im Casting, denn die Stimmen sind meist perfekt besetzt, und in der musikalischen Gestaltung. Die Schwächen, und die sind leider erheblich, liegen in den Manuskripten. Häufig ist ein Spannungsaufbau schlicht und ergreifend nicht vorhanden, weil alles hintereinander weg erzählt wird. Und vor allem sind die Figuren oft schlecht geschrieben. Ihnen fehlt es an Innenleben. (Die tollen Stimmen täuschen allerdings manchmal darüber hinweg.)

Sicherlich gibt es Ausnahmen, denn auch Europa hat das ein oder andere richtig tolle Hörspiel produziert, aber wenn ich mir die Hörspiele anhören und dabei die Listen mit den Europa-Hörspielen durchstöbere, bekomme ich immer mehr das Gefühl einer lieblosen Massenware. Europa produziert in meinen Augen ein Äquivalent zu Groschenheften: Groschenhörspiele von oft minderer Qualität, aber mit großen nostalgischen Wert.

Die Wonderboys

-cp- Die Wonderboys von Regisseur Curtis Hanson ("L.A. Confidential", "8 Mile") zeigt Michael Douglas ("Falling Down", "Wall Street") als dauerbekifften Literaturprofessor, der sich innerhalb von 48 Stunden mit den Frauen seines Lebens, seinen Studierenden und seinem stagnierenden Roman auseinandersetzt und zu grundlegenden Erkenntnissen über sich selbst gelangt. Skurrile Situationen, komische Charaktere und Dialoge und vor allem ein wunderbares Ensemble (Tobey Maguire, Robert Downey Junior, Frances McDormand, Katie Holmes) machen diesen Film, der im Grunde kaum Handlung vorzuweisen hat, zu einem grandiosen Erlebnis. Der Film wirkt wie eine eigenwillige Kombination aus "Club der toten Dichter" und "Big Lebowski". Uneingeschränkt empfehlenswert! [Link zur IMDB]