Sonntag, 13. Januar 2008

Jugendgewalt und Politik

-cp- Es ist schon interessant, wie das Thema Jugendgewalt ins Zentrum des Medieninteresses und der politischen Diskussion gerückt ist. Was mir in der aktuellen Debatte ein wenig zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass Politiker keine Urteile sprechen können. Sicherlich spielen sie sich so auf, als könnten sie dies, aber - selbst, wenn der Bundestag sich auf einen neuen Gesetzesentwurf einigt, und dieser dann von Bundesrat, Bundesregierung und Bundespräsident durchgewunken wird, ändert das nichts daran, dass ein Urteil in Deutschland immer noch Ergebnis eines Gerichtsverfahrens ist, und selbst wenn ein Gesetz den Strafrahmen in Richtung höherer Strafen dehnen würde, spricht immer noch ein Richter das Urteil. Und der prüft den Einzelfall und hat auch im Fall nachgewiesener Schuld die Möglichkeit eine Strafe am unteren Rand des Spektrums zu verhängen, wenn es eine günstige Sozialprognose gibt.

Als Pädagoge frage ich mich zudem, wie es sein kann, dass in Politik und Medien grundsätzlich nur zwei Verhaltensalternativen zur Verfügung zu stehen scheinen, wenn ein Fall von Jugendgewalt bekannt wird: 1. Der Verbot von Computerspielen wird gefordert. 2. Höhere Strafen für Straftäter werden gefordert. Im Grunde sind hier Politiker in ihren Reaktionen ebenso beschränkt wie die Jugendlichen, die keine Verhaltensalternative zur Gewalt haben. Dabei sollte doch mittlerweile bekannt sein, dass Gewalt als Ausdrucksform der Aggression immer einer Frustration entspringt. Meiner Meinung nach ist die beste Form der Gewaltprävention die, Jugendlichen Perspektiven zu bieten und eine lebendige, anspruchsvolle Jugendkultur zu fördern, die, auch wenn's abgedroschen klingen mag, die Botschaft "Peace" enthält, und sich nicht durch das Dissen und aggressive Form der Selbstbehauptung durch Erniedrigung anderer definiert.

Die Verantwortung politischer Bildung sehe ich gleichermaßen bei Lehrern wie auch bei Medienmachern. Und dies kann sich nicht darauf beschränken, in der Schule alle Bundeskanzler chronologisch aufzählen zu können oder sich die Haare grün zu färben, um seine linke Gesinnung zum Ausdruck zu bringen. Kindern und Jugendlichen muss etwas Konstruktives vermittelt und vorgelebt werden, eine Kultur, in der man sich mitteilt, in der man Flugblätter gestaltet und sich an Demonstrationen beteiligt.