Mittwoch, 29. Juni 2011

Ian Richardson als Sherlock Holmes

-cp- Der schottische Schauspieler Ian Richardson hat in zwei BBC-Verfilmungen die Rolle des berühmten Detektives Sherlock Holmes übernommen. Beide Verfilmungen sind Umsetzungen von Original-Geschichten aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle: Der Hund von Baskerville (Literarische Vorlage: 1901-1902 im Strand Magazine; Verfilmung: 1983 BBC; Regie: Douglas Hickox). Das Zeichen der Vier (Literarische Vorlage: 1890 im Lippincott’s Monthly Magazine; Verfilmung: 1985 BBC; Regie: Desmond Davis).

Die Verfilmungen des BBC bestechen durch pointierte Dialoge, erstklassige Schauspieler und eine Ästhetik, die zwar hier und da trashige Tendenzen hat, aber insgesamt eine wunderbare Sherlock Holmes-Stimmung erzeugt. Beide Filme unterhalten (für jeweils etwas über anderthalb Stunden) ganz wunderbar und bringen das gewünschte Sherlock Holmes-Flair auf den Bildschirm: Londoner Nebel, mysteriöse Rätsel, unwiderstehliche Logik, absurde Krimikonstruktionen, britischer Humor und das Flair des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit Kutschen und Kopfsteinpflaster. Trotz technischer Schwächen der BlueRay (nur deutsche Tonspur, schlechtes Bild) sind die Filme für Sherlock Holmes-Fans überaus empfehlenswert.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Falsche Freunde

-cp- Heute gibt es in der Kategorie Zitat des Tages mal ein schönes Beispiel für ein Teekesselchen.

"Der Besitz verschafft Freunde, das gebe ich zu, aber falsche, und er verschafft sie nicht dir, sondern sich." (Erasmus von Rotterdam) Hier ist die wörtliche Bedeutung des "falschen Freundes" gleich der wirklichen. (Das hoffe ich zumindest.) Es gibt aber auch Auslegungen im übertragenen Sinne.

"Eine besondere Form der Flatulenz besteht, wenn beim Abgang von Leibwinden ungewollt Stuhl mit abgeht (umgangssprachlich falscher Freund)." (Wikipedia) Wenn das ein "falscher Freund" ist, was ist denn dann ein echter?

Auch in der Auseinandersetzung mit Sprache findet sich ein falscher Freund: (Wikipedia)

Wie man es also dreht und wendet: Bei falschen Freunden muss man vorsichtig sein. Bei falschem Hasen allerdings sieht es schon wieder anders aus.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Hollywoods Geburtstagskinder

-cp- Heute, am 9. Juni, gibt es ziemlich prominente Geburtstagskinder in Hollywood: Johnny Depp wird 48 Jahre alt. Michael J. Fox wird 50. Und Natalie Portman wird 30. (Bei Michael J. Fox, so viel noch am Rande, ist natürlich sonnenklar, dass er wie andere auch mit den Jahren älter wird. Dennoch haftet ihm noch das jugendliche Zurück in die Zukunft-Image an, und man wundert sich über die 50.) Damit lässt sich festhalten, dass am 9. Juni drei überdurchschnittlich berühmte Schauspieler Geburtstag haben. Zumindest müssen sie nicht großartig vorgestellt werden.

Etwas weniger prominent ist vielleicht Drehbuchautor Aaron Sorkin, der heute ebenfalls 50 Jahre alt wird. Sein Werk allerdings ist schon erwähnenswert, denn er kann wohl zu den besten zeitgenössischen Dialogschreibern gezählt werden, auch wenn die Zahl seiner Filme noch recht überschaubar ist. Qualität statt Quantität eben. Er schrieb u.a. die Drehbücher zu Eine Frage der Ehre (1992) und Der Krieg des Charlie Wilson (2007). Vor allem aber sollte The Social Network (2010) erwähnt werden, wofür er im März mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Happy Birthday nach Hollywood!

Alice im Wunderland (Hörspiel)

-cp- Anscheinend ist die Produktion einer Hörspielfassung von Lewis Carrolls Klassiker Alice im Wunderland nicht ganz unproblematisch. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte sehr bildhaft und skurril ist, und dass gerade die vielen wunderbaren Figuren und Situationen schwer in das Medium Hörspiel zu übertragen ist. Versucht haben es dennoch einige, mal mehr, mal weniger gelungen.

1958 Südwestfunk
(Regie: Marcel Wall-Ophüls) Das Problem dieser Fassung ist das deutlich hörbare Alter. Zudem ist der Ton des Erzählers scheinbar auf Kleinstkinder ausgerichtet. Die Geräusch-Effekte sind sehr reduziert, das Wachsen und Schrumpfen ist zum Beispiel gar nicht hörbar. Die Alice-Darstellerin ist ziemlich gut, und insgesamt kann man von einer charmanten Hörspiel-Version sprechen, allerdings nicht von einer wirklich guten. Erhältlich auf CD im Programm von Der Audio Verlag.

1971 Europa
(Regie: Konrad Halver) Wie bei Europas Klassikern üblich, ist auch diese Fassung drastisch gekürzt. Alles ist sehr knapp gehalten, und so etwas wie Atmosphäre kommt nicht mal in Ansätzen auf. Auch Erzähler Hans Paetsch kann diese ziemlich trashige Hörspielfassung nicht retten. Erhältlich nur als MP3-Download.

ca. 1980 Litera
(Regie: Dieter Wardetzky) Schwerpunkt dieser DDR-Hörspielumsetzung ist die Musik, die sehr aufwendig ist und wunderbar zur Geschichte passt. Die Sprecher sind soweit okay, aber leider gibt es keinen Erzähler, sodass die Bildhaftigkeit der Geschichte komplett unter den Tisch fällt. Auch die Geräuscheffekte sind sehr reduziert. Dennoch hebt sich diese Fassung von vielen anderen ab, vor allem durch die Musik. Die Fassung ist als Audio-CD erhältlich.

1999 The Berlin Picture Company
(Regie: Regie: John Clark und Karin Hahn) Soviel Mühe sie sich auch gibt, Franziska Mager als Alice klingt weitestgehend überfordert. Der Text wirkt sehr abgelesen. Da einige der Sprecher mehrere Rollen spielen, ist die klare Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Figuren beinahe unmöglich. Auch wenn Erzähler und Soundeffekte durchaus als Pluspunkte zu erwähnen sind, ist dieses Hörspiel insgesamt schwach. Die Fassung ist auf CD erhältlich.

2005 Universal Family Entertainment
(Regie: Jürgen Nola und Markus Steffen) Diese Produktion kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie Hörspiel oder Lesung sein möchte. Offiziell ist Ilja Richter der Erzähler, zwischendurch übernimmt auch Sabine Postel, die im Booklet einfach als „Sprecherin“ geführt wird. Allerdings ist sie eigentlich auch so etwas wie eine Erzählerin, wenn auch mit geringerem Wortanteil. Die Wirkung der Produktion ist die einer Lesung. Ilja Richter bemüht sich auch um stimmliche Vielfalt, um den unterschiedlichen Figuren gerecht zu werden. Dann auf einmal gibt es allerdings auch andere Stimmen, die einige der Rollen übernehmen, und es wirkt doch eher wie ein Hörspiel, allerdings ohne Musik- oder Geräuscheinsatz. Es gibt keine Atmosphäre, und der bemühte Ilja Richter, auch wenn er seine Sache ganz gut macht, genügt bei Weitem nicht, die Produktion zu retten, denn das Konzept geht einfach nicht auf. Erhältlich als Audio-CD.

2010 Titania Medien
(Regie: Stephan Bosenius & Marc Gruppe) Das Hörspiel ist kurzweilig und hat viele Höhepunkte zu bieten. Etwas albern geraten sind vielleicht die Auftritte des Erzählers, in denen er mit den Figuren kommuniziert. Die Musik ist etwas zu seicht und passt eigentlich nicht zum Inhalt. Und wie so oft bei Titania entsteht beim Hören das Gefühl, einen Film ohne Bild geliefert zu bekommen. Die Produktion ist zwar technisch perfekt, aber ihr fehlt ein wenig der Geist der Geschichte. Alles in allem ist dieses "Alice im Wunderland"-Hörspiel dennoch die eindeutig beste Umsetzung des Stoffes. Erhältlich als Audio-CD.

Darüber hinaus gibt es noch einige Aufnahmen, die sich zwar "Hörspiel" nennen, allerdings nur die Tonspur einer Film-Version des Stoffes auf Tonträger liefern. Diese Fassungen sind als Hörspiele allesamt wenig ernst zu nehmen.

Dienstag, 7. Juni 2011

Das Gespenst von Canterville (Hörbücher)

-cp- Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1854-1900) hat viel geschrieben. Seine Kunstmärchen gehörten nicht unbedingt zum Zentrum seines Schaffens, aber dennoch haben sie einen besonderen Stil, der bisweilen an Hans Christian Andersen erinnert. Es ist diese Mischung aus subtilem Humor und Tiefgründigkeit, eingebettet in Märchen, die mitunter todtraurig sind.

Eines dieser Märchen ist die relativ bekannte Spukgeschichte "Das Gespenst von Canterville". Es geht um eine amerikanische Familie, die das altehrwürdige Schloss Canterville kauft. Die Warnungen vor dem Gespenst nehmen sie ebensowenig ernst wie das Gespenst selbst. Dies gibt sich alle Mühe, die Familie in Angst und Schrecken zu versetzen. Doch die Amerikaner sind einfach nicht zu schocken und stürzen das Gespenst in eine schwere Depression, hinter der natürlich noch mehr steckt. Dieses zunächst witzige, später sehr anrührende Märchen wurde schon einige Male als Hörbuch veröffentlicht. Vier hervorhebenswerte Fassungen sollen hier kurz vorgestellt werden:

Unter der Regie von Lilian Westphal, produziert vom Bayerischen Rundfunk (1993) ist bei Der Hörverlag eine Hörspielfassung erschienen. Peter Fricke als Erzähler, Henning Schlüter als Gespenst uva. sind Teil eines atmosphärisch dichten, sehr unterhaltsamen Hörspiels. [CD bei Amazon]

Bei Headroom ist "Das Gespenst von Canterville" in der mehrfach ausgezeichneten Orchesterhörspiel-Fassung des SWR erschienen. Henrik Albrecht hat die Musik zur Geschichte geschrieben, die vom SWR Rundfunkorchester Kaiserlautern eingespielt wurde. Auch hier ist Peter Fricke als Erzähler zu hören. Laura Marie spicht Virginia, alle anderen Rollen werden von Stefan Kaminski zum Besten gegeben. Auch diese Fassung ist sehr empfehlenswert, man muss sich lediglich darauf einlassen, dass hier die Musik sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. [CD bei Amazon]

Wunderbar atmospärisch ist die Lesung von Otto Sander, der einfach mit einer wunderbaren Erzähl-Stimme gesegnet ist, was er schon oft unter Beweis gestellt hat, beispielsweise in dem preisgekrönten Hörspiel "Prinzessin Maria vom Meere" oder als Erzähler des Filmes "Das Parfüm". Seine im Jahr 2000 bei Kein&Aber erschienene Lesung der Geschichte ist in trockenem Ton vorgetragen und gleichzeitig wunderbar märchenhaft. [CD bei Amazon]

Zuletzt sei eine weitere Lesung empfohlen. Das bei der Deutschen Grammophon erschienene Hörbuch mit Hans-Jürgen Schatz sticht ein wenig aus der Masse der Hörbücher heraus. Schatz findet für die Geschichte genau den richtigen Ton. Er spielt mit den verschiedenen Charakteren und erzählt die Geschichte sehr locker, ohne jedoch ins Flapsige abzugleiten. [CD bei Amazon]

Montag, 6. Juni 2011

Märchendichter des 19. Jahrhunderts

-cp- Das 19. Jahrhundert war auch die Zeit der Märchen, denn die meisten weltberühmten Märchen wurden in dieser Zeit veröffentlicht. Hierfür gab es verschiedene Gründe: Zum einen wurde die Technik des Buchdrucks verbessert, sodass schneller mehr gedruckt werden konnte. Die Kataloge der Buchmessen zeigen, dass sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Zahl der Novitäten vervierfacht hat. Zudem war für das Wachstum des Buchmarktes eine Verbesserung der Infrastruktur nötig: Zum einen musste mehr Papier hergestellt und zu den Druckereien gebracht wurden, zum anderen musste der Buchhandel insgesamt wachsen (und beliefert werden können).

Außerdem waren romantische Strömungen entscheidend. Diese beinhalteten nationalistische Gedanken, was die Volksmärchensammler dazu gebracht hat, deutsche Märchen zu sammeln, um sie als nationales Kulturgut hervorzuheben. Diese "nationalistische Tendenz" war keinesfalls politisch rechts zu werten. Bedenkt man, dass sich die Grenzen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts quasi im Fünf-Minuten-Takt geändert haben, und dass Deutschland als Nation noch nicht existierte, ist diese Tendenz vielleicht nachvollziehbar. Zudem war auch die Begeisterung für Übernatürliches und Geheimnisvolles bei einigen Romantikern von Bedeutung. Diese (und andere) Entwicklungen und Impulse führten dazu, dass Märchen in Buchform veröffentlicht werden konnten.

Bedeutende Märchendichter und -sammler des 19. Jahrhunderts waren die Brüder Grimm (Sammler), Aleksander Afanasjew (Sammler), Hans-Christian Andersen (Dichter), Oscar Wilde (Dichter) und Wilhelm Hauff (Dichter).

Freitag, 3. Juni 2011

Eselsohren

-cp- Das "Eselsohr" ist nicht nur ein Teekesselchen mit verschiedensten Bedeutungen, sondern auch ein klassisches Motiv aus Kinderliteratur und Märchen. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Eselsohr als Narrenkappe, was vermutlich die doppelte Strafe für die Protagonisten der Geschichten erklärt, denen Eselsohren wachsen: Die entstellenden Tierohren haben gleichzeitig die Narrenkappen-Symbolik.

Beim Esel als Märchenfigur denken viele vermutlich zunächst an den Esel aus Tischlein deck Dich der Brüder Grimm. Der ist zwar nicht als Figur interessant, da er mit dem "Tischlein deck Dich" und dem "Knüppel aus dem Sack" in einer Reihe steht und daher eher als magisches Artefakt zu sehen ist, aber der "Goldesel" ist durch dieses Märchen zum festen Begriff geworden. Einen weiteren bekannten Esel gibt es in der deutschen Märchenlandschaft, und der ist Sänger bei den "Bremer Stadtmusikanten".

Ein neben dem Esel als Figur sehr interessantes Märchenmotiv ist der Mensch mit Eselsohren. Hier ist zunächst mal das vor allem in Portugal, aber auch in Spanien bekannte Märchen "Der Prinz mit den Eselsohren" zu nennen. Da bekommen Königin und König einen Sohn. Die Feen geben ihm gute Wünsche mit auf den Weg, nur eine Fee sagt, dass ihm Eselsohren wachsen sollen, damit er nicht zu stolz und hochmütig werde. Und so geschieht es.

In "Der kleine Muck" von Wilhelm Hauff isst die Titelfigur magische Feigen, woraufhin ihm Eselsohren wachsen. Durch das Essen von magischen Feigen eines anderen Baumes verschwinden die Eselsohren wieder. Diese beiden Sorten Feigen nutzt der kleine Muck aus und stellt damit den Hofstaat auf den Kopf.

Auch in dem bekannten Kinderbuch "Pinocchio" (Carlo Collodi) geschieht etwas Ähnliches. Im Spielland gibt sich Pinocchio dem Müßiggang hin, und er verwandelt sich in einen Esel. Er wird an einen Zirkus verkauft, wo er sich während einer Vorstellung verletzt. Er wird weiterverkauft, ins Meer geworfen und verwandelt sich zurück.

Selbst in der Antike gibt es das Motiv: Lucius Apuleius schrieb einen lateinischen Roman nach der griechischen Vorlage von Lukian von Samosata. Titel: "Der goldene Esel". Ein junger Mann beobachtet eine Hexe, die sich mit Hilfe einer Salbe in einen Vogel verwandelt. Er will es auch versuchen, doch weil dabei die Salben verwechselt werden, verwandelt er sich in einen Esel.

Das Märchen "Eselsohr und Hahnenkamm" aus meinem gleichnamigen Buch (Hörspielfassung auf CD: Rumpelstilzchen schlägt zurück) greift das Motiv ebenfalls auf. (Der Hahnenkamm war übrigens auch Narrenkappe.) Hier stehlen zwei junge Burschen einer Hexe Äpfel vom Baum. Und als sie die Äpfel essen, verwandeln sie sich. Dem einen wächst ein Hahnenkamm und ein Schnabel, dem anderen wachsen Eselsohren. Sie werden nun verspottet und ausgegrenzt, suchen das Weite und landen schließlich bei einem kleinen Jahrmarkt, dessen Direktor sie quasi als Monster ausstellt. Nun tun sie alles, um aus dem Jahrmarkt zu fliehen.

Letzter Literaturtipp: Ellis Kaut ("Pumuckl", "Schlupp vom grünen Stern") hat ein Kinderbuch mit dem Titel "Der kluge Esel Theobald geschrieben", das seit geraumer Zeit vergriffen, aber durchaus noch gebraucht zu bekommen ist. Einige hier aufgeführte Motive (Esel, Hexen, Zirkus, ...) finden sich auch in diesem Buch wieder.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Der Sueskanal und die literarische Weltreise

-cp- Am 17. November 1869 wurde der Sueskanal eröffnet. Dieses Ereignis war für die Seefahrt von großer Bedeutung, denn der Ägypten und die arabische Halbinsel trennende Kanal ermöglichte es Schiffen, vom Mittelmeer in das Rote Meer und somit in den Indischen Ozean zu gelangen. Der weite Seeweg rund um den afrikanischen Kontinent herum erübrigte sich somit. Aber nicht nur für tatsächliche, sondern auch für literarische Weltreisen war die Eröffnung des Sueskanals von Bedeutung.

Jules Verne - Reise um die Erde in 80 Tagen
Der bekannte, mehrfach verfilmte Romanklassiker von Jules Verne wurde 1873 geschrieben und handelte von Phileas Fogg, einem englischen Gentleman, der mit seinen Freunden die Wette eingeht, dass es ihm gelingen würde, in 80 Tagen um die Erde zu reisen. Der Roman ist einer Reise des Amerikaners George Francis Train nachempfunden. Für beide Reisen, die literarische wie die wirkliche, waren zwei historische Ereignisse von Bedeutung: zum einen die bereits erwähnte Eröffnung des Sueskanals (17. November 1869), zum anderen die der amerikanischen Eisenbahn, welche seit dem 10. Mai 1869 eine durchgehende Bahnreise von der Ost- zur Westküse (und umgekehrt) ermöglichte. Im Roman selbst ist auch von einem wichtigen Ausbau des Streckennetzes der Indischen Eisenbahn von Rothal nach Allahabad die Rede. Dieser erweist sich jedoch als Falschmeldung.

Alessandro Baricco - Seide
Der novellenartige Roman Seide wurde 1996 von Alessandro Baricco geschrieben. Die (fiktive) Geschichte rund um Hervé Joncour, der in den Jahren 1861 bis 1864 von Frankreich nach Japan (und zurück) reist, spielt fünf Jahre vor der Eröffnung des Sueskanals. Somit ist die Reise nach Japan für den Protagonisten eine Transkontinentalreise durch Europa und Asien. Er ist hauptsächlich zu Pferd unterwegs und braucht entsprechend einige Wochen. Seine Mission ist der Handel mit Seidenraupeneiern, aber es ist auch heimliche Sehnsucht nach der jungen Frau seines japanischen Handelspartners im Spiel. Aus verschiedenen Gründen ist die Reise für ihn nach 1864 nicht mehr möglich bzw. nötig. In Kapitel 54 heißt es dann: "Eine Reise nach Japan sollte mit der Eröffnung des Sueskanals ab 1869 übrigens nur noch zwanzig Tage in Anspruch nehmen. Und etwas weniger als zwanzig Tage die Rückkehr."