Samstag, 27. Februar 2010

Oben

-cp- Den Trailer zu "Oben" fand ich nicht besonders ansprechend. Es sah ganz nett aus, und das durch viele kleine Luftballons fliegende Haus wirkte auch ganz drollig, aber mir fehlte die Vorstellung, worum es in diesem Film wohl genau gehen würde. Der Film war dann eine große und sehr positive Überraschung. Gerade der Anfang, der das Leben des alten Mannes (von der Kindheit bis zum Abflug) schildert, ist eine Meisterleistung: da werden Schlüsselmomente in einfachen Szenen und Bildern zu einer intensiven Collage verwoben, die dem erwachsenen Zuschauer ans Herz geht, und die dem Kind eine Identifikation mit dem alten Mann ermöglicht. Auch wenn die Botschaft im Grunde schlicht ist (auch ein alter Mann war einmal ein Kind), so habe ich sie selten auf so anrührende Weise filmisch umgesetzt gesehen. Es ist, ohne das Lob zu hochtrabend gestalten zu wollen, ein Film, der durch diese grandiose Eröffnungssequenz auch einen spannenden Beitrag zur Kommunikation zwischen Enkeln und Großeltern leisten kann.

Der weitere Verlauf des Films ist ein klassisches Abenteuer, das mit Spannung, Spaß und (wie so oft) abgedrehten Randfiguren großartige Unterhaltung für die ganze Familie bietet. Ein lohnenswerter Filmspaß für Freunde des Animationsfilms, den man sicherlich auch öfter schauen kann. Es ist schon schön, dass sich Pixar nicht in der Tricktechnik verliert und optisch komplex gestaltete Gag-Feuerwerke produziert, sondern dass auch auf die Geschichten Wert gelegt wird. So haben sie nach "Ratatouille" und "WALL·E" nun das dritte kleine Meisterwerk in Folge abgeliefert.



Zur DVD: Besonders interessant ist es, sich auch die Dokumentation über die Reise der Filmcrew anzuschauen. Um für die Darstellung des Handlungsortes zu recherchieren, haben sie sich auf zwei dieser sonderbaren Berge Südamerikas begeben. Darüber hinaus bietet die DVD noch einen Kurzfilm über Klapperstörche und Wolken, der neben "Presto" (aus der "WALL·E"-DVD) Pixars komplette Kurzfilm Collection ergänzt.

Hörspiel: Die unendliche Geschichte

-cp- Michael Endes meisterhafter Märchenroman "Die unendliche Geschichte" gehört zu den international bekannten Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Die zeitlose Geschichte von Bastian und dem magischen Buch von der unendlichen Geschichte und dem bedrohten Königreich Phantásien enthält neben der spannenden Geschichte und den vielen fantasielvollen Momenten auch eine philosophische Ebene, die sich bereits Kindern erschließen dürfte und sie zu Nachdenken anregt.

Zugegeben: Diese Hörspiel-Fassung ist alte Schule und in der Machart typisch für Produktionen der späten 70er- und frühen 80er-Jahre. Besonders hervorhebenswert finde ich die Musik von Frank Duval, die stellenweise an die alte Drei???-Musik von Carsten Bohn und an den Captain Future-Soundtrack von Christian Bruhn erinnert: Sphärische Keyboard-Klänge, die der Geschichte eine besondere Atmosphäre verleihen. Die Geräuscheffekte sind sparsam, die Sprecher gut, aber (im Vergleich zu heutigen Produktionen) zurückhaltend. Vielleicht ist es gerade diese Schlichtheit, die den besonderen Charme des Hörspiels ausmacht. Die Geschichte wird inhaltlich gut aufbereitet, und das Zuhören macht Spaß. Wenn ich mir im Vergleich die dick aufgeblasenen und in ihrer Perfektion fast schon langweiligen Hörspiele von Titania anhöre (z.B. Peter Pan), dann ist mir diese ruhige Umsetzung von "Die unendliche Geschichte" lieber, und im Grunde passt sie auch besser zum Inhalt, denn die Suche nach der eigenen Fantasie sollte ein Stück weit auch Höreraufgabe bleiben. Obendrein ist dieses Hörspiel ja in erster Linie für Kinder gedacht, und die sollten, das ist zumindest meine Meinung, nicht mit Soundeffekten vollgedonnert werden, sondern lernen sich ein Hörspiel zunächst mal inhaltlich zu erschließen.

Überaus erfreulich an dieser 3er-CD-Box finde ich, dass die uralte Morla zu hören ist. Ich hatte das Hörspiel vorher als Doppel-CD (ohne den Hinweis auf Kürzungen) und war doch etwas irritiert, dass Atreju sich auf den Weg zur uralten Morla macht, die dann gar nicht vorkommt.

Fazit: Ein großartiges Hörspiel für Kinder von heute und für Erwachsene, die dem Charme der frühen 80er Jahre etwas abgewinnen können.

Pinocchio

-cp- Die Geschichte von Pinocchio gehört zu den ultimativen Klassikern der Kinderliteratur. Das Buch von Carlo Collodi ist in viele Sprachen übersetzt und bereits mehrfach verfilmt worden. Berühmt geworden ist das Motiv der wachsenden Nase, wenn Pinocchio lügt. Man könnte die Geschichte über die Holzpuppe, die versucht "ein richtiger Junge" zu werden, aber sich immer wieder verleiten lässt, irgendwelche Dummheiten anzustellen, fast als Märchen betrachten, und in der Tat wird Pinocchio häufig als Märchenfigur bezeichnet. Das Buch ist zwar eigentlich zu komplex, um in die Gattung Märchen zu fallen, aber es enthält doch sehr märchenhafte Züge: Es gibt eine gute Fee, magische Verwandlungen und die ewige Suche nach dem Gutem. Diese Suche findet nicht in Form von Schlachten statt, es ist eine innere Auseinandersetzung. Pinocchio muss lernen, sich gegen die Verführungskünste des "Bösen" abzugrenzen, und unbeirrt seinem guten Weg zu folgen. Die Geschichte ist sprachlich sehr einfach und wunderbar geschrieben. Sie ist lustig, anrührend und fantasievoll. Hier und da ist sie vielleicht etwas zu stark moralisierend, aber dennoch immer unterhaltsam und auch als Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren geeignet.

Zum Hörbuch: Schauspieler Bodo Primus findet in seiner Lesung einen angenehmen, warmen Ton für die Geschichte. Er gestaltet auch die verschiedenen Charaktere etwas unterschiedlich, ohne sie zu sehr zu überziehen. Einzig die Figur des Pinocchio, die er etwas höher anlegt als die anderen, ist mit der Zeit etwas anstrengend zu hören. Alles in allem ist dieses Hörbuch aber sehr empfehlenswert und bietet zweieinhalb Stunden allerbester Familienunterhaltung.

Freitag, 26. Februar 2010

Neue Märchen aus Lugabugien: von Christian Peitz

-sv- Auch in seiner zweiten Märchensammlung "Eselsohr und Hahnenkamm. Neue Märchen aus Lugabugien." gelingt es Märchenautor Christian Peitz hervorragend, mit gewohnten Märchenklischees zu spielen, sie dabei aber nicht einfach zu zitieren, sondern sie neu zu entwickeln und der heutigen Zeit anzupassen. In gewohnt klarer und für Kinder (und Erwachsene!) verständlicher Sprache, entwickelt er seine Märchenwelt im Lande Lugabugien. Das Buch entält 9 kurze und ein längere Geschichte, die sich zum Selberlesen und Vorlesen hervorragend eignen und die vor allem Spaß machen! Wunderschöne Abbildungen runden das Leseerlebnis ab.

Fazit: Wie schon in seiner ersten Märchensammlung "Der Märchenprinz im Märchenwald hört einen Schuss, der gar nicht knallt. Märchen aus Lugabugien." (amazon), weiß Peitz auch mit diesem Buch zu überzeugen! Wem das Einerlei der Brüder Grimm (vor allem auch sprachlich) nicht zeitgemäß vorkommt, dem sei dieses Werk ans Herz gelegt! Die Märchen von Peitz sind auch auf CD erschienen und hier erhältlich.

Freitag, 19. Februar 2010

Filmkritik: Wolfman (2010)

-sv- Will man den Film Wolfman kritisieren, muss man dies auf zwei Ebenen tun: auf der inhaltlichen und der filmischen/technischen Ebene, der Inszenierung.
Das Drehbuch beruht lose auf dem Drehbuch der Verfilmung von 1942 (The Wolf Man). Autor damals war der 1902 geborene Deutsche Curt Siodmak, der 1937 in die USA auswanderte und dort im Jahr 2000 starb. Drehbuchautoren der neuen Verfilmung waren Andrew Kevin Walker (u.a. Sleepy Hollow) und David Self (u.a. Road to Perdition und The Haunting).
Regisseur Joe Johnston (geb. 1950) blickt ebenfalls auf eine beeindruckende Vita im Filmgeschäft zurück, insbesondere im Bereich Fantasy. Begonnen hat seine Karriere 1977 (er war gerade 27 Jahre alt) durch die Zusammenarbeit mit George Lucas, die ihm bis 1986 viele interessante Projekte bescherte: So war er künstlerischer Direktor bei Star Wars – Die Rückkehr der Jedi Ritter sowie Das Imperium schlägt zurück und bei Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes. 1977 beim ersten Star Wars-Film war er der Effektdesigner und -illustrator. Auch bei Willow, zwei Ewok-Filmen und Howard, the Duck hat er mitgewirkt und er war künstlerischer Direktor bei einem Teil des Films Indiana Jones und der Tempel des Todes. Ab 1989 arbeitete er ausschließlich als Regisseur, u.a. von Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft, Jumanji und Jurassic Park III. Unterhaltunsgfilme zu drehen, ist für Johnston Routine.
Zu den beiden Hauptdarstellern: Benicio del Toro spielt den Werwolf, seine Leistungen als Schauspieler sind ebenso über (fast) jeden Zweifel erhaben wie die von Anthony Hopkins, der seinen Vater verkörpert. Beide stoßen nicht an die Grenzen ihres schauspielerischen Könnens in diesem Film, konkurrieren höchstens um den Preis für den bedrohlichsten Gesichstausdruck.
Die Inszenierung ist durchaus beeindruckend: es heult der Werwolf, es dröhnen die Schüsse der Jäger, Kampfszenen sind wohldosiert über den Film verteilt und tricktechnisch ist der Film absolut auf der Höhe der Zeit. Nie zuvor sah man in einem Werwolf-Film derart realsitisch anmutende Werwölfe - die Illsuion ist perfekt.
Womit wir beim Inhalt wären: Wolfman ist ein inhaltliches B- und filmisches A-Movie aus dem Horrorgenre und erfüllt im filmischen und tricktechnischen Bereich die Wünsche von Horrorfilm-Liebhabern mehr als komplett. Inhaltlich hat der Film allerdings (auch dies ist genretypisch) wenig zu bieten. Die Charaktere bleiben dementsprechend blass und ihr Schicksal dem Zuschauer fast egal. Da ist es gut, dass es permanent kracht. Lesenswert zum Thema "Inhalte und Werwolf-Filme" ist dieser Beitrag von Chris.
Fazit: Wenn man sich auf Knalleffekte und heulende Werwölfe einlassen mag, ohne sich über fehlende Inhalte zu ärgern, wird man blendend unterhalten. Wenn man jedoch eine Allegorie auf die zweiten Seelen in der Brust des Mannes erwartet, wird man enttäuscht. Hier der Trailer und hier eine Rezension des Genre-Klassiker Der Fluch von Siniestro von Chris sowie eine Liste mit interessanten Werwolf-Filmen.

Sonntag, 14. Februar 2010

Stephen Stills: Auf- und Abstieg eines Musikers

-sv- Stephen Stills ist wohl einer der beeindruckendsten weißen Bluesgitarristen und -sänger des letzten Jahrhunderts. Leider stand seine Karriere unter keinem guten Stern, blieb er doch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bzw. stand sich selbst im Weg. Auslöser hierfür waren m.E. die (zu) großen Erfolge mit der sog. "Supergroup" Crosby, Stills & Nash (z.T. auch "& Young"). Doch von vorne.
Stills gründete im Alter von 21 Jahren u.a. zusammen mit Neil Young 1966 die Folk-Rock-Band "Buffalo Springfield", die sich bereits nach drei Alben 1968 wieder auflöste (und 1997 in die Rock´n Roll Hall of Fame aufgenommen wurde). Die frühe Trennung führt man auf die Konflikte zwischen den beiden starken Persönlichkeiten Young und Stills zurück, die sich nach der Trennung der Band direkt anderen (Solo-)Projekten zuwendeten. Stills gründete mit David Crosby (vorher The Byrds) und Graham Nash (vorher The Hollies) die Band "Crosby, Stills & Nash", Young schlug seine Solokarriere ein.
Nach dem eher mäßigen kommerziellen Erfolg mit "Buffalo Springfield" (aber durchaus künstlerischer Anerkennung) brachen "Crosby, Stills & Nash" alle Verkaufsrekorde, was Stills wohl zu Kopf stieg. Zwischen 1969 und 1977 erreichten alle (!) Alben der Band Mulit-Platin-Status und auch die in diesen Jahren veröffentlichten Solo-Alben von Stills verkauften sich prächtig.
Doch ab 1978 brach der Erfolg von Stills ab. Von 1978 bis 2009 veröffentlichte er nur 4 Studioalben (!) - in den Jahren davor war fast jedes Jahr ein neues Solo-Album von ihm erschienen. In den 90ern und 2000ern ließ auch der Erfolg mit CSN nach, die von 1971 bis 1988 ebenfalls nur 3 Studioalben veröffentlichten - auch dies ist wohl auf die Egozentrik der Protagonisten zurückzuführen.
An diesem Punkt muss die Kluft zwischen dem Empfinden der eigenen Stellung im Musikbusiness und der Realität zu einer massiven Frustration bei Stills geführt haben. Nach einem rasenden Aufstieg in den späten 60ern und frühen 70ern kam der Fall schon nach 10 sehr erfolgreichen Jahren als Musiker. Dieser Fall verlief parall zum Aufkommen der Disco-Musik Mitte der 70er-Jahre und war für viele Musiker der 68er-Generation ein harter Schlag - nicht jede Band konnte, wie z.B. die Bee Gees, die Welle nicht nur nehmen sondern sogar treiben. Stills versuchte zu dieser Zeit, seine Folk-Rock-Alben durch überbordende Arrangements an den Mainstream anzupassen und verlor sich dabei selbst aus den Augen und vor allem seine genialen Fähigkeiten auf der Akustikgitarre. Mit ihr hatte er seine stärksten Momente, mit ihr konnte er seine gitarristischen und gesanglichen Fähigkeiten als Solokünstler immer am besten ausleben.
Leider erreichte Stills nie wieder die Position, die er als Musiker von 1969 bis 1977 hatte. In den letzten Jahrzehnten erschienen vor allem Compilations und Veröffentlichungen alter Aufnahmen von ihm; neueres Material erschreckt vor allem durch eine im Vergleich zu früher sehr angeschlagen und zittrig wirkende Stimme.
Stills hätte sich Ende der 70er mehr dem Blues zuwenden und in dieser Nische einen Namen machen sollen, anstatt 3 Jahrzehnte seinen Mainstream-Erfolgen hinterher zu laufen. Schade.
Hörtipps:

Mittwoch, 10. Februar 2010

"Der 35. Mai" nach Erich Kästner

-cp- Konrad ist ein guter Mathematikschüler. Sein Lehrer ist nun der Meinung, dass die Schüler, die gut rechnen können, ein wenig an ihrer Fantasie arbeiten müssen. Sie sollen einen Aufsatz über die Südsee schreiben. (Die, die nicht so gut rechnen können, sollen einen Aufsatz über den Bau eines mehrstöckigen Gebäudes schreiben.) Wie jeden Donnerstag wird Konrad von seinem Onkel, dem Apotheker Ringelhuth, von der Schule abgeholt. Und dann lernen die beiden noch das ehemalige Zirkuspferd Negro Kaballo kennen. Das Pferd hat Kontakte zu einem besonderen Reisebüro und erkundigt sich nach einem schnellen Weg in die Südsee, damit Konrad Inspiration für seinen Aufsatz erhält. Und dann geht die abenteuerliche Reise los. Das alles und noch einiges mehr geschieht, wie bereits der Titel sagt, am 35. Mai. ... "Der 35. Mai" ist keine durch und durch typische Erich Kästner-Geschichte. Zwar sind Sprache und Humor so, wie man sie von Kästner kennt, aber bereits die grobe Beschreibung der Handlung verrät, dass die Geschichte inhaltlich sehr viel skurriler und verdrehter ist als "Das doppelte Lottchen", "Emil und die Detektive" und andere. Dennoch ist sie für Kinder und Erwachsene höchst unterhaltsam.

Das auf dem Kinderbuch basierende Hörspiel wurde 1969 vom DeutschlandRadio Berlin produziert und ist im Grunde nicht viel mehr als eine szenische Lesung. Es gibt wenig Musik und keine Geräusche. Lediglich der Text wurde in eine Hörspielform übertragen. Diese Arbeit mit dem Text ist allerdings sehr gelungen. Es gibt zwei Erzähler (Otto Sander und Klaus Sonnenschein), die durch den Wechsel sehr viel Dynamik im die Geschichte bringen. Konrad wird von Stefan Sczodrok gesprochen, der in Disneys "Das Dschungelbuch" dem Mowgli seine Stimme gegeben hat. Der Onkel, gesprochen von Henning Schlüter, redet leider etwas schnell, und das Pferd (Dieter Kursawe) wurde etwas tiefer gepitcht, so dass man gut zuhören muss, um die beiden zu verstehen. Alles in allem ist die CD allerdings eine Anschaffung wert, denn trotz einiger kleiner Mankos bietet sie eine kreative Umsetzung der wunderbaren Kästner-Geschichte.

Dienstag, 2. Februar 2010

Harry Rowohlt liest "Schlimmes Ende" (Philip Ardagh)

-cp- Beim Hören von "Schlimmes Ende" habe ich mich immer wieder gefragt, ob die Geschichte für Kinder oder Erwachsene gedacht ist. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geschieht darin nichts wirklich Schlimmes, das man Kindern vorenthalten müsste. Es ist viel mehr so, dass der besondere Humor des (Hör-)buches sich vermutlich eher an Erwachsene richtet. Er ist nicht wirklich böse oder derb, sondern vielmehr hintergründig und verdreht. Ob Kinder das immer so verstehen, wage ich zu bezweifeln. Aber ganz gleich, für wen diese Geschichte gedacht ist - sie ist urkomisch und von Harry Rowohlt meisterhaft vorgetragen. Wie im Flug sind die drei CDs vorbei. Die Story: Eddie Dickens' Eltern haben eine rätselhafte Krankheit, weshalb sein wahnsinniger Großonkel kommt, um ihn vor einer Ansteckung zu schützen und mitzunehmen. Auf dem Weg geschieht allerlei Seltsames und für den Leser bzw. Hörer höchst Vergnügliches.

Zwei kleine Mankos möchte ich aber dennoch erwähnen: 1. Die Geschichte hat kaum Handlung. 2. Die Hauptfigur Eddie Dickens bleibt ziemlich blass. Er handelt kaum, und auch, was er so denkt und empfindet, wird kaum beschrieben. Er ist eher eine Art passives Zentrum der Geschichte.

Nun könnte man denken, dass eine Geschichte, die eine blasse Hauptfigur und kaum Handlung hat, nicht gut sein kann. Weit gefehlt: "Schlimmes Ende" ist sehr gut. Die Qualitäten liegen in der Sprache und in den kuriosen Randbemerkungen. Kleines Beispiel: Eine Figur wird mit einem Revolver bedroht. Es folgt nicht etwa eine spannende Szene über den Konflikt und seinen Ausgang, sondern ein skurriles, verdrehtes Kurzreferat über die Erfindung des Revolvers. Wer Spaß an Sprache und verdrehten Gedankengängen hat, wird diese Geschichte lieben, besonders dann, wenn Harry Rowohlt das alles vorträgt, denn er versteht es, in jeder Silbe den richtigen Ton für die absurden Ereignisse und Gedanken zu finden.

Oscar-Nominierungen

-cp- Heute wurden die Nominierungen für die 82.Oscar-Verleihung bekannt gegeben, die am 7. März stattfinden wird. Die Nominierungen sind wenig überraschend. Vor allem sind die Filme nominiert, die schon bei den Golden Globes hoch im Kurs standen, und die von der Fachwelt in den letzten Wochen als mögliche Oscar-Filme gehandelt wurden, was in Deutschland vielleicht nicht so leicht nachvollziehbar ist, da hier noch nicht alle Filme gelaufen sind. Alle Nominierungen im Überblick.

Die meisten Nominierungen haben die Filme Avatar (9 Nominierungen) und The Hurt Locker (ebenfalls 9), dicht gefolgt von Inglourious Basterds (8 Nominierungen). Es folgen Up In The Air und Precious mit jeweils 6 Nominierungen. Eine kleine Überraschung sind vielleicht die 5 Nominierungen für den Animationsfilm Oben. Dass "Oben" auch als bester Film nominiert ist, liegt wohl daran, dass es in dieser Kategorie neuerdings zehn statt nur fünf Kandidaten gibt.

Da ich nicht alle Filme gesehen habe, steht es mir im Grunde nicht zu, ein Urteil zu fällen. Dennoch möchte ich leichtes Unverständnis darüber zum Ausdruck bringen, dass mit "Avatar" ein Film, der viel Technik, aber keinerlei nennenswerten Inhalt bietet, sehr viel Aufmerksamkeit bekommt. Auch seltsam finde ich, dass B-Movie-König Quentin Tarantino mit seiner Nazi-Jäger-Groteske "Inglourious Basterds", die (wie immer bei Tarantino) vor allem Gewalt mit coolen Sprüchen mischt, ohne dabei der Welt etwas zu geben, was ihr vorher gefehlt hätte, in der Fachwelt ein so hohes Ansehen genießt. Bei mir genießt er keinerlei Ansehen, auch wenn ihn das vermutlich kaum stört.

Gönnen würde ich die Oscars Jeff Bridges und Maggie Gyllenhall für Crazy Heart, auch wenn ich den Film nicht gesehen habe. Aber, da die beiden seit vielen Jahren - und bei jeff Bridges sind es noch deutlich mehr als bei Maggie Gyllenhall - gute Arbeit leisten, finde ich, dass sie würdige Preisträger abgeben würden, selbst dann, wenn sie in "Crazy Heart" eigentlich gar nicht gut sind, was ich aber nicht glaube.

Montag, 1. Februar 2010

Virtueller Tod im Web 2.0 - Suicidemachine.org

-sv- Wer den Überblick verloren oder einfach keinen Bock mehr auf das Web 2.0 und seine "social networks" hat, dem kann nun geholfen werden. Auf suicidemachine.org kann man den virtuellen Freitod gestalten und sich (vielleicht tatsächlich) aus der Community verabschieden.

Grammy 2010 - Gewinner der Oldie-Fraktion

-sv- Die allgemeine Grammy-Berichterstattung beschränkt sich vor allem auf die Garde der Top-Musiker der Gegenwart. Urgesteine des Rock haben aber auch Preise abgeräumt:

  • Best Hardrock Performance: AC/DC - War Machine (vom Album Black ice)
  • Best Solo Rock Vocal Performance: Bruce Springsteen - Working on a dream (vom gleichnamigen Album); in dieser Kategorie waren übrigens auch Bob Dylan, Neil Young und Prince nominiert. Für den Song The Wrestler, der auch auf diesem Album ist, bekam Springsteen bereits 2009 einen Golden Globe.
  • Best Metal Performance: Judas Priest (für Dissident Aggressor vom Album A touch of evil - Live)
  • Best Rock Instrumental Performance: Jeff Beck - (A day in the life vom Album Performing This Week...Live At Ronnie Scott's)

Außerdem erwähnenswert:

  • Best Traditional Folk Album: Loudon Wainwright III - High Wide & Handsome: The Charlie Poole Project
  • Best Spoken Word Album: Michael J. Fox - Always Looking Up
  • Best Boxed or Special Limited Edition Package: Neil Young - Archives Vol. I (1963-1972)
Hier alle Nominierten und alle Gewinner.