Freitag, 27. Januar 2012

Peterchens Mondfahrt (Titania)

-cp- Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz feiert in diesem Jahr (2012) seinen einhundertsten Geburtstag. Von Bassewitz schrieb das Märchen im Alter von 33 Jahren während einer Kur, zunächst in einer Theaterfassung. Ein Jahr später wurde das Stück aufgeführt. 1923 las er im Rahmen einer Veranstaltung in der Villa Siemens am Wannsee aus seinem Märchen. Anschließend verließ er die Veranstaltung und nahm sich das Leben. Das Märchen „Peterchens Mondfahrt“ ist vor allem im deutschsprachigen Raum bekannt. Es gibt einige Theater-, Film- und Hörspielumsetzungen.

Die Hörspiel-Fassung von Titania stammt aus dem Jahr 2009. Wie immer glänzt die Inszenierung durch hervorragende Sprecher und eine stimmige akustische Gestaltung. Inhaltlich gibt es so einiges, das dem erwachsenen Hörer sauer aufstoßen dürfte, aber dies ist bereits dem Originalmärchen geschuldet und kein Mangel, den Titania zu verantworten hätte: So ist das Märchen deutlich von seinem pädagogischen Zeigefinger und seinen naiven Bildern bestimmt. Kinder sollen brav sein, und Freundschaft ist das Wichtigste. Diese Botschaft wird wenig subtil vermittelt, es wird ohne Umschweife genau so formuliert. Auch in der sprachlichen Gestaltung, auch dies ist bereits im Originalmärchen zu spüren, wendet sich die Geschichte eher an kleine Kinder. So kann man denn „Peterchens Mondfahrt“ als wirkliches Kindermärchen sehen, das entgegen der Märchentradition nur zum Teil familienkompatibel ist.

An der Titania-Umsetzung gibt es nicht viel zu meckern. Lediglich in einem Punkt, der auch in den anderen Hörspielen der „Titania Special“-Reihe festzustellen ist, sehe ich ein Verbesserungspotenzial: die Mischung aus Erzähltext und Dialog ist nicht optimal aufeinander abgestimmt. Der Erzähler leitet ein und hier da beschreibt er den Übergang zwischen zwei Szenen, aber seine Rolle ist sehr klein, und zwischendurch gibt es sehr lange Passagen, in denen er gar nicht zu hören ist. Ich persönlich finde den Erzähler in einem Märchenhörspiel für die Atmosphäre sehr wichtig. Bezogen auf diese Fassung von „Peterchens Mondfahrt“ habe ich das Gefühl, dass man ihn bei den paar Sätzen, die er spricht, entweder hätte weglassen können, oder aber, dass es sinnvoll gewesen wäre, seine Rolle deutlich auszubauen. Typisch Kinderhörspiel (das gibt es auch bei den Drei ??? und TKKG) sind Dialoge, in denen sich Figuren gegenseitig beschreiben, was sie sehen. Wenn man diese Dialoge weglässt und die Beschreibungen stattdessen dem Erzähler in den Mund legt, kommt deutlich mehr Märchenatmosphäre auf. Aber dieser Kritikpunkt ist wohl Geschmacksache, und alles in allem ist auch diese Hörspielumsetzung sehr gelungen.

Freitag, 20. Januar 2012

Der kleine grüne Kaktus versus Dornröschen

-cp- Es ist schon manchmal drollig, wie die Sprache sich entwickelt, gerade so, als ob sie ein Eigenleben führt und gewisse Dinge ganz bewusst verdreht. Ein Beispiel: In der Botanik unterscheidet man zwischen dem Stachel und dem Dorn. Während man im Volksmund dem Kaktus die Stacheln und der Rose die Dornen zuordnet, ist dies in der Botanik genau andersherum. (Also: Eigentlich macht es der Volksmund falsch.) Das bedeutet: Rosen haben Stacheln, Kakteen haben Dornen. Und dies hat weitreichende Konsequenzen: Der Name Dornröschen ist eigentlich falsch. Die Prinzessin müsste Stachelröschen heißen. Und die Prinzen müssten sich eigentlich nicht durch eine Dornenhecke, sondern durch eine Stachelhecke zu ihr hervorkämpfen. Es sei denn, die Hecke würde nicht aus Rosen, sondern aus Kakteen bestehen. In diesem Fall würden sich die Prinzen durch eine Dornenhecke zur Prinzessin hervorkämpfen. Diese hieße dann allerdings Dornkaktüschen. (Der Diminutiv von Kaktus klingt aber ziemlich schauderhaft, wenn man mal ehrlich ist.) Da hilft nur eins: Die Vorstellung, dass die Rosen im Märchenreich ein wenig anders wachsen als in der Realität, und dass sie sehr wohl Dornen besitzen. Unser Clip des Tages ist heute Dornröschen gewidmet:

Dienstag, 10. Januar 2012

Eskapismus oder Stimme der Sehnsucht

-cp- Es ist ja ein altes Lied, dass man der fantastischen Literatur vorwirft, sie unterstütze lediglich den Eskapismus-Tendenzen labiler Menschen, die sich dann in entsprechenden Büchern, Filmen, usw. verlieren. Diese Kritik wurde in Bezug auf J. R. R. Tolkien, Michael Ende, uva. geäußert.

Für die Sehnsucht nach dem Fantastischen hat Thomas Kielinger eine Erklärung: "Unsere Zeit leidet am Mangel politischer Größe, die sich nicht einstellen will inmitten der ökonomischen Malaise, die wie eine globale Krake das Denken gefangen hält. Helden hätte man gerne, Drachentöter, die mit dem Schwert der Rechtschaffenheit den Monstern der Gegenwart entgegentreten und ihnen den Garaus machen." (Die Welt)

Der Mangel an Komplexität, den man Figuren der Fantasy-Literatur oft nachsagt, hat eben auch eine Kehrseite: Die eher einfach gezeichneten und gradlinigen Figuren sind eher Archetypen als komplexe Charaktere, d.h. sie stehen für Grundbilder. Eine Geschichte, die Komplexität zu reduzieren versteht, und deren Bilder und Konflikte so viel überschaubarer sind als die (politische) Wirklichkeit unserer Tage, kommt einer Sehnsucht entgegen. Im Kino stehen Fantasy-Filme, (zu denen auch Comic-Verfilmungen mit Superhelden-Geschichten gezählt werden können) hoch im Kurs. Ob das der Film The Iron Lady über die "Heldin von Einst" (Kielinger) Margaret Thatcher ebenfalls einlösen kann, bleibt abzuwarten.

Sonntag, 1. Januar 2012

2012 - Ein paar mehr oder weniger wichtige Jubiläen

-cp- Das Tückische bei Jubiläen ist, dass es, je weiter die Geschichte voranschreitet, eine immer größere Auswahlgibt. Hier ein paar spannende Jahrestage, chronologisch rückwärts, die dieses Jahr an der Reihe sind. (Auf Geburts- und Todestage wird hier verzichtet.)
  • Am 01.01.2002 wurde der Euro als Barwährung eingeführt. (10 Jahre Euro)
  • Am 31.03.1987 erhielt der Film "Platoon" vier Oscars, unter anderem als bester Film. (25 Jahre Platoon-Oscars)
  • Am 09.04.1962 erhielt der Film "West Side Story" zehn Oscars, unter anderem als bester Film. (50 Jahre West Side Story-Oscars)
  • Am 17.06.1962 wurde bei der Fußball-WM 1962 in Chile Brasilien zum zweiten Mal Weltmeister.Im Finale schlugen sie die Tschechoslowakei mit 3:1. (50 Jahre WM 1962)
  • Im Oktober 1962 befand sich die Welt am Rande eines (Atom-)Krieges der Supermächte USA und Sowjetunion. (50 Jahre Kubakrise)
  • Am 15. April 1912 sank die Titanic, 1500 Menschen starben. (100 Jahre Titanic-Katastrophe) Am 14. Dezemer 1997 wurde James Camerons Film Titanic in den USA uraufgeführt, der später mit elf Oscars ausgezeichnet werden sollte. (15 Jahre Titanic-Film). Für dieses Jahr ist eine Wiederaufführung mit neuen 3D-Effekten geplant. Die Wiederaufführung soll auf den 6. April fallen, dem hundertsten Jahrestag des Auslaufens der Titanic.
  • Am 13. August 1912 lernt Franz Kafka seine spätere Verlobte Felice Bauer kennen. Berühmt ist diese Beziehung wegen der Briefe. Das Paar war drei mal verlobt. Nach der dritten Entlobung heiratete Felice Bauer den Bankprokuristen Moritz Marasse. Die Familie siedelte in die Schweiz über und wanderte später in die USA aus. Hier kommt 1981 (21 Jahre nach ihrem Tod) ihr Urenkel Adam Green zur Welt. (100 Jahre Begegnung Kafka/Bauer)
  • Am 04. Juli 1862 erzählte Lewis Carroll während einer Bootsfahrt auf der Themse den Schwestern Alice, Edith und Lorina Lidell eine Geschichte, die später unter dem Namen Alice im Wunderland veröffentlicht und berühmt werden sollte. (100 Jahre Alice im Wunderland-Idee).
  • Im Jahr 1812 führte Napoleon seinen berühmten Russland-Feldzug und scheiterte. (200 Jahre Russland-Feldzug)
  • Am 20.12.1812 erschien die Erstausgabe der "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm. (200 Jahre Grimms Märchen)
  • Am 17.09.1787 wird die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika zu Papier gebracht und von George Washington, Benjamin Franklin und Alexander Hamilton unterschrieben. Alle drei sind heute als Portrait auf amerikanischen Dollar-Noten zu finden. Washington: 1 Dollar, Hamilton 10 Dollar, Franklin 100 Dollar. (225 Jahre Verfassung der USA)
  • Am 01.11.1512 wird Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle enthüllt. Das bekannteste Fresko ist Die Erschaffung Adams. (500 Jahre Fresken der Sixtinischen Kapelle)