-cp- Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz feiert in diesem Jahr (2012) seinen einhundertsten Geburtstag. Von Bassewitz schrieb das Märchen im Alter von 33 Jahren während einer Kur, zunächst in einer Theaterfassung. Ein Jahr später wurde das Stück aufgeführt. 1923 las er im Rahmen einer Veranstaltung in der Villa Siemens am Wannsee aus seinem Märchen. Anschließend verließ er die Veranstaltung und nahm sich das Leben. Das Märchen „Peterchens Mondfahrt“ ist vor allem im deutschsprachigen Raum bekannt. Es gibt einige Theater-, Film- und Hörspielumsetzungen.
Die Hörspiel-Fassung von Titania stammt aus dem Jahr 2009. Wie immer glänzt die Inszenierung durch hervorragende Sprecher und eine stimmige akustische Gestaltung. Inhaltlich gibt es so einiges, das dem erwachsenen Hörer sauer aufstoßen dürfte, aber dies ist bereits dem Originalmärchen geschuldet und kein Mangel, den Titania zu verantworten hätte: So ist das Märchen deutlich von seinem pädagogischen Zeigefinger und seinen naiven Bildern bestimmt. Kinder sollen brav sein, und Freundschaft ist das Wichtigste. Diese Botschaft wird wenig subtil vermittelt, es wird ohne Umschweife genau so formuliert. Auch in der sprachlichen Gestaltung, auch dies ist bereits im Originalmärchen zu spüren, wendet sich die Geschichte eher an kleine Kinder. So kann man denn „Peterchens Mondfahrt“ als wirkliches Kindermärchen sehen, das entgegen der Märchentradition nur zum Teil familienkompatibel ist.
An der Titania-Umsetzung gibt es nicht viel zu meckern. Lediglich in einem Punkt, der auch in den anderen Hörspielen der „Titania Special“-Reihe festzustellen ist, sehe ich ein Verbesserungspotenzial: die Mischung aus Erzähltext und Dialog ist nicht optimal aufeinander abgestimmt. Der Erzähler leitet ein und hier da beschreibt er den Übergang zwischen zwei Szenen, aber seine Rolle ist sehr klein, und zwischendurch gibt es sehr lange Passagen, in denen er gar nicht zu hören ist. Ich persönlich finde den Erzähler in einem Märchenhörspiel für die Atmosphäre sehr wichtig. Bezogen auf diese Fassung von „Peterchens Mondfahrt“ habe ich das Gefühl, dass man ihn bei den paar Sätzen, die er spricht, entweder hätte weglassen können, oder aber, dass es sinnvoll gewesen wäre, seine Rolle deutlich auszubauen. Typisch Kinderhörspiel (das gibt es auch bei den Drei ??? und TKKG) sind Dialoge, in denen sich Figuren gegenseitig beschreiben, was sie sehen. Wenn man diese Dialoge weglässt und die Beschreibungen stattdessen dem Erzähler in den Mund legt, kommt deutlich mehr Märchenatmosphäre auf. Aber dieser Kritikpunkt ist wohl Geschmacksache, und alles in allem ist auch diese Hörspielumsetzung sehr gelungen.