Dienstag, 2. Februar 2010

Harry Rowohlt liest "Schlimmes Ende" (Philip Ardagh)

-cp- Beim Hören von "Schlimmes Ende" habe ich mich immer wieder gefragt, ob die Geschichte für Kinder oder Erwachsene gedacht ist. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geschieht darin nichts wirklich Schlimmes, das man Kindern vorenthalten müsste. Es ist viel mehr so, dass der besondere Humor des (Hör-)buches sich vermutlich eher an Erwachsene richtet. Er ist nicht wirklich böse oder derb, sondern vielmehr hintergründig und verdreht. Ob Kinder das immer so verstehen, wage ich zu bezweifeln. Aber ganz gleich, für wen diese Geschichte gedacht ist - sie ist urkomisch und von Harry Rowohlt meisterhaft vorgetragen. Wie im Flug sind die drei CDs vorbei. Die Story: Eddie Dickens' Eltern haben eine rätselhafte Krankheit, weshalb sein wahnsinniger Großonkel kommt, um ihn vor einer Ansteckung zu schützen und mitzunehmen. Auf dem Weg geschieht allerlei Seltsames und für den Leser bzw. Hörer höchst Vergnügliches.

Zwei kleine Mankos möchte ich aber dennoch erwähnen: 1. Die Geschichte hat kaum Handlung. 2. Die Hauptfigur Eddie Dickens bleibt ziemlich blass. Er handelt kaum, und auch, was er so denkt und empfindet, wird kaum beschrieben. Er ist eher eine Art passives Zentrum der Geschichte.

Nun könnte man denken, dass eine Geschichte, die eine blasse Hauptfigur und kaum Handlung hat, nicht gut sein kann. Weit gefehlt: "Schlimmes Ende" ist sehr gut. Die Qualitäten liegen in der Sprache und in den kuriosen Randbemerkungen. Kleines Beispiel: Eine Figur wird mit einem Revolver bedroht. Es folgt nicht etwa eine spannende Szene über den Konflikt und seinen Ausgang, sondern ein skurriles, verdrehtes Kurzreferat über die Erfindung des Revolvers. Wer Spaß an Sprache und verdrehten Gedankengängen hat, wird diese Geschichte lieben, besonders dann, wenn Harry Rowohlt das alles vorträgt, denn er versteht es, in jeder Silbe den richtigen Ton für die absurden Ereignisse und Gedanken zu finden.