Freitag, 25. Januar 2008

Keinohrhasen

-cp- Gestern habe ich es endlich geschafft, mir im Kino Keinohrhasen anzusehen. Ein Film, der viele Vorschusslorbeeren geerntet hat. Ich war sehr gespannt, ob er halten kann, was mir von Gott und der Welt versprochen wurde. Gesehen habe ich ein Gag-Feuerwerk, das mich im Grunde an moderne Fernseh-Sketch-Sendungen erinnert hat. Die Szenen standen meistens für sich und waren auf eine große Pointe ausgelegt. Til Schweiger hat hier gute Schauspielführung und auch ein Gefühl für Witz und Timing bewiesen, allerdings hat mich der Film als Geschichte kein bisschen überzeugt. Zu platt und offensichtlich war die Konstruktion, zu ungeschmeidig das Szenengefüge. Alles war so arg darauf ausgelegt witzig zu sein, dass ich den Film weder glaubwürdig noch als Geschichte ansprechend fand. Drei Beispiele:
  • Der Chefredakteur liest die Artikel seiner Zeitung immer erst nach Erscheinen und macht seine Mitarbeiter immer wieder zur Sau. Es ist lustig, dass er abgeht wie ein HB-Männchen, aber dass Chefredakteure Titelseiten grundsätzlich ungelesen in den Druck geben, insbesondere bei Blättern mit einer Auflage von 14 Millionen, ist vollkommen unglaubwürdig. Lustig als Sketch, als Filmszene jedoch albern.
  • Ein Mann muss als Bewährungsauflage Sozialstunden in einem "Kinderhort" ableisten. Unter anderem veranstaltet er ohne Eltern und ohne Erzieherinnen ein Indianerzeltlager mit den Kids. Die Einrichtung möchte ich sehen, die einen Mann, der auf Bewährung ist, mit Kindern alleine ein Zeltlager veranstaltet lässt. (Übrigens taucht dann doch noch eine Erzieherin auf, allerdings als Ablösung, nicht um ihn zu beaufsichtigen.) Zudem war der Kinderhort im Film kein Kinderhort, sondern ein Kindergarten, denn ein Kinderhort betreut Schulkinder, aber das nur am Rande.
  • Eine Frau wird versetzt, wundert sich, warum ihr Typ nicht kommt, geht zu ihm nach Hause. Die Wohnungstür steht offen. Sie geht rein, drinnen ist alles voll romantisch mit Kerzenlicht und allem, was dazu gehört, und sie findet den Kerl nackt im Bett im Arm einer ebenfalls nackten Frau. Auch hier wurde die Tür nicht offen gelassen, weil es logisch ist, sondern damit es der Geschichte dient.
Es mag kleinkarriert sein, aber ich finde, dass ein Film in sich schon logisch sein sollte. Außerdem hat mich das pseudomoderne Gelaber über Sex und Beziehungen wie sie sein sollten und funktionieren könnten genervt. Ich will mal sagen: befriedigend minus. Gute Gags, gute Schauspieler, vor allem Jürgen Vogel, aber insgesamt kommt dieser Film nicht als Film daher, sondern als Gaganeinanderreihung, die mich mit der Frage entließ, warum zum Teufel diese beiden gar nicht zueinander passenden Menschen sich in der Mitte des Films aus heiterem Himmel ineinander verliebt haben. Meine Vermutung: Weil es halt ein Liebesfilm sein sollte. Naja. So einfach funktioniert es aber leider nicht.