-cp- Das Buch Picknick auf dem Eis von Andrej Kurkow habe ich vor längerer Zeit geschenkt bekommen, und ich muss zugeben, dass es lange im Regal stand, ohne, dass ich ernsthafte Absichten hatte, es anzurühren. Der Pinguin auf dem Cover ließ mich denken, dass es sich um großen Kitsch handeln muss. Nun habe ich es doch gelesen (selbst auferlegte Pflicht) und freue mich, denn das Buch ist toll!
Viktor lebt nach der Trennung von seiner Freundin allein mit seinem Pinguin Mischa. Sein Geld verdient er mit dem Schreiben von Nekrologen, kleinen poetischen Nachrufen, die seine Redaktion schon mal sammelt, damit sie den passenden Text im Falle eines Todes direkt vorliegen hat. Und eines Tages stirbt dann der erste Mensch, über den Viktor geschrieben hat, und alles wird ein wenig rätselhaft. Das Buch beschreibt Viktors Leben als Spielball zwischen dem mysteriösen und stellenweise auch bedrohlich wirkenden Job und seinen flüchtigen Sozialkontakten, die im Laufe des Buches noch um Sonja (das Kind eines Freundes) und Nina (ein Kindermädchen) reicher werden. Die Diskrepanz zwischen der Macht, die Viktor scheinbar durch seine Nekrologe hat, und der Machtlosigkeit, die er in Bezug auf sein eigenes Leben manchmal verspürt macht diesen lakonischen Roman sehr lebendig. Das Buch ist sehr bildhaft, spannend, skurril, stellenweise anrührend und auf jeden Fall lesenswert.