Sonntag, 29. Juni 2008

Quo vadis, M. Night Shyamalan?

Vorsicht: Spoiler!

-cp- Mit "Quo vadis, M. Night Shyamalan?" beginnt die Rezension des Films The Happening auf filmstarts.de. Und diese Frage ist mehr als berechtigt. Zwar haben die Filme von Regisseur M. Night Shyamalan ihr Publikum schon immer in zwei (oder mehr) Lager geteilt oder zumindest für Qualitäts-Diskussionen gesorgt. Doch während The Sixth Sense (1999), Unbreakable (2000), Signs (2002) und The Village (2004), auch wenn sie inhaltlich nicht jeden überzeugen konnten, zumindest in Atmospähre und Spannungsaufbau einzigartig sind und die begründete Hoffnung weckten, Shyamalan sei ein großes Talent kurz vor seinem absoluten Meisterwerk, kam 2006 mit The Lady In The Water ein Film, dessen einzig erwähnenswerte Leistung wohl die Gestaltung des Filmplakats war. Während der gefühlten vier Stunden Film (115 Minuten) traten Langeweile, Kitsch und Belanglosigkeit in stetigem Wechsel und oft sogar gleichzeitig auf. Die Hoffnungen, die Cineasten in den Regisseur gesteckt hatten, lösten sich in Wohlgefallen auf.

Die Trailer zu "The Happening" (2008) waren dann wieder vielversprechend. Und die rätselhaften Massenselbstmorde machten neugierig, da Shyamalan in seinen oben genannten vier Erfolgsfilmen immer für kreative Plots und überraschende Enden sorgte. Doch leider geschieht in "The Happening" genau das, was schon in "Signs" (da zum Glück nur in Ansätzen) störte: Shyamalan haut dem Zuschauer seine esotherisch-theologische Weltsicht mit einem Holzhammer um die Ohren. Während die göttliche Vorhersehung und die positive Bedeutung zunächst tragischer Schicksalsschläge den Plot von "Signs" zwar ge- aber nicht zerstört haben, zieht Shyamalan in "The Happening" alle negativen Register. Er präsentiert 1. bereits nach dreißig Minuten die Lösung des Problems, indem er sie einen verstrahlten, hinterwäldlerischen Gärtner einfach aussprechen lässt, und hat 2. keine der Lösungen gewählt, an den Fans seiner alte Filme ihre Freude hätten (Aliens, Geister,...). Im Gegenteil. Die Lösung lautet, dass die Pflanzen (Bäume, Sträucher und derartiges Zeugs) ein sonderbares Nervengift ausströmen, das den Selbsterhaltungtrieb des Menschen ins Gegenteil kehrt und ihn Selbstmord begehen lässt. Die Pflanzen tun dies nicht etwa, weil sie böse sind, sondern weil der Mensch mit dem Planeten Erde so fahrlässig umgeht und einfach mal bestraft bzw. aufgehalten werden muss. Bis zum Abspann habe ich darauf gewartet, dass diese "Theorie" am Ende durch einen Alienangriff zerschlagen wird. Der jedoch blieb aus. Statt dessen gab es in ständiger Wiederholung Winde (die transportieren das Nervengift), Tote, noch mehr Tote und schließlich hört es einfach auf. Viel zu selten blitzen zwischendurch Shyamalans Qualitäten durch, wenn zum Beispiel die Dienstwaffe eines Polizisten von Suizidkandidat zu Suizidkandidat "weitergereicht" wird. Zwar sind die Schauspieler (vor allem Marc Wahlberg und Zooey Deschanel) großartig, doch das kann diesen Film nicht retten.

Man könnte nun sagen, dass Shyamalan durch "The Happening" das Bewusstsein seines Publikums für das zerstörerische Verhalten der Menschen wachrütteln möchte. Dabei bleibt jedoch eins auf der Strecke: das Interesse des Publikums, auch für seinen nächsten Film Eintrittsgeld zu bezahlen.