Freitag, 13. Juni 2008

Deutschland nach dem Kroatien-Spiel

-cp- Wahrscheinlich hat man hier zu Lande noch oder wieder das sogenannte Sommermärchen von 2006 im Gefühl und vor Augen, denn nach dem Sieg über Polen wurde Deutschland schon als klarer EM-Favorit gehandelt. Allerdings offenbarte bereits dieses Polen-Spiel, dass die Mannschaft nicht bis ins Letzte zwingend und durch und durch fit ist. Megastar Ballack, der sich mit TV-Spots in den letzten Monaten einen goldenen Arsch verdient hat und in der englischen Liga zu überzeugen wusste, wirkt in der Nationalmannschaft oft unglücklich. Da kommen seine Pässe nicht an und Bälle verspringen ihm, als wäre er nach monatelanger Auszeit im Reha-Trainingslager. Und auch Klose, der WM-Held von 2002, kommt nicht so recht in Fahrt.

Kroatien war gestern kein überlegener Gegner. Dem ersten Tor ging ein schwerer individueller Fehler vorraus, das zweite Tor war eine Verkettung aus deutscher Sicht unglücklicher, aus kroatischer Sicht glücklicher Umstände. Im Grunde genommen hat Deutschland gestern sich selbst geschlagen. Es fehlte der Wille zum Sieg. Die deutschen Spieler schlafwandelten hilflos über das Feld, selbst der sonst so schnelle Odonkor schien nur in Zeitlupe zu laufen.

Und nun? Deutschland wird, wenn es nicht ganz dämlich läuft, wahrscheinlich als Gruppenzweiter in das Viertelfinale einziehen. Dort wird der Gegner Portugal heißen. Und so wie die Portugiesen im Moment drauf sind, können die deutschen Spieler das Halbfinale am 25. Juni vom heimischen Fernseher aus beobachten. Deutschland ist kein Favorit, sondern ein klarer Außenseiter.

Absoluter Tiefpunkt war gestern allerdings nicht das deutsche Spiel, sondern die "Comedy"-Sendung Nachgetreten, die im Anschluss an die Spiele im ZDF ausgestrahlt wurde. Mike Krüger wird im Dezember 57 Jahre alt. Vermutlich werden wir ihn noch zehn bis zwanzig Jahren in eben solchen "Comedy"-Formaten ertragen müssen. Wobei ich den Comedy-Nachwuchs gestern fast noch schlimmer fand.