Samstag, 24. Mai 2008

Bruce Springsteen 1: Greetings from Asbury Park, N.J.

-sg- Dies ist der erste Beitrag zu einer Serie in diesem Blog, in der nach und nach alle Studioalben von Bruce Springsteen vorgestellt und besprochen werden.
"Greetings from Asbury Park, N.J." ist der Titel des ersten Studioalbums von Bruce Springsteen. Es enthält 9 Tracks und erschien am 5.1.1973. Neben Springsteen spielte schon ein Großteil der erst später so benannten E-Street Band auf dem Album mit: Clarence Clemmons, Vincent Lopez, David Sancious und Garry Tallent.
Das Album strahlt insgesamt eine gewisse Melancholie und Traurigkeit aus, die auch aus der Titelwahl hervorgeht: Die Kleinstadt Asbury Park im US-Bundesstaat New Jersey hatte in den frühen 70er Jahren ihren Glanz verloren und die Innenstadt verkam zusehends, derzeit leben 30% der Bewohner unter der Armutsgrenze. Auf dem Cover der CD ist eine Postkarte zu sehen, die den Titel der CD zeigt und Bilder von besseren Zeiten enthält. Springsteen lebte zur Zeit der Veröffentlichung des Albums selbst in Asbury Park.
Dem damaligen Hörer von Track 1 auf dem ersten Album von Springsteen wurde direkt das später durch Manfred Mann (Nr. 1 in USA 1977) weltweit populär gewordene "Blinded by the light" entgegen, einem Powersong, dessen Refrain direkt ins Ohr geht. Der Song beschreibt Springsteens Begegnungen mit skurilen Typen, die ihm während seiner Zeit als junger Musiker in New Jersey begegnet sind.
In Track 2 "Growin´ up" singt Springsteen von seiner Zeit als rebellierendem Jugendlichen - ein weiterer autobiographischer Song.
Es folgt das nur auf einer akustischen Gitarre gespielte "Mary Queen of Arkansas" (Track 3), Springsteen begleitet sich mit einer Mundharmonika. Eine sehr traurige Ballade in der er die Liebe eines jungen Paares beschreibt, das von einer besseren Zukunft träumt: "But I know a place where we can go Mary Where I can get a good job and start all over again clean I got contacts deep in Mexico where the servants have been seen."
Track 4 und 5: "Does this bus stop at 82nd street?" ist sehr rockig/treibend und geht fast unbemerkt in den nächsten über: "Lost in the flood". Beide Songs zeigen kurze Ausschnitte aus dem Leben der einfachen Menschen in den USA, Themen werden angerissen; bezeichnend diese Textzeile: "Hey kid, you think that's oil? Man, that ain't oil that's blood".
Track 6 ist wieder eine Solonummer von Springsteen am Klavier, nur untermalt von leisen Cello-Tönen: erneut ein melancholischer Text, den Springsteen aus sich heraus zu pressen scheint.
Track 7 ist eine rockige Ballade mit einem treibenden Refrain , ein Liebeslied: "I came for you, for you, I came for you, but you did not need my urgency. I came for you, for you, I came for you, but your life was one long emergency and your cloud line urges me, and my electric surges free"
Track 8: "Spirit in the night" ist ebenfalls ein swingende Rocknummer, die durchbrochen wird von einem Solo-Piano-Teil: "And we danced all night to a soul fairy band and she kissed me just right like only a lonely angel can She felt so nice, just as soft as a spirit in the night"
Track 9: "It´s hard to be a saint in the city" lässt als dynamischer Rocksong das Album ausklingen. Der Text ist erneut voller Bilder.
Alle Texte gibt es hier.
Fazit: Das Album zeichnet sich durch sehr komplexe, lyrische Texte und ebensolche Arrangements aus (Springsteen steigert dies noch auf dem folgenden Album) und könnte durch seine Fokussierung auf das sog. "Leben des kleinen Mannes" als Konzeptalbum bezeichnet werden. Springsteen scheint sein Leben bis zu diesem Zeitpunkt zu verarbeiten - er ist 23 und hat eine Kindheit im Arbeitermillieu incl. einem cholerischen Vater hinter sich. Kommerziell war es am wenigsten erfolgreich von allen Springsteen-Alben, bis heute wurden aber immerhin 2 Mio. Exemplare verkauft. Springsteen experimentiert noch und dieses Album dürfte neben "The wild, the innocent and the E-Street shuffle" das untypischste Springsteen-Abum sein. Es empfiehlt sich daher, zuerst mit "Born to run" und "Darkness on the edge of town" einzusteigen, dann aber direkt die beiden frühen Alben von Springsteen zu hören.
Ergebnis: 8 von 10 Sternen.