-cp- Manchmal verstehe ich die Formulierungen bei Fußballübertragungen nicht. Wenn zum Beispiel ein Stürmer den Ball knapp am gegnerischen Tor vorbei schießt, wird in Bezug auf den Torwart häufig gesagt: "Da wäre er niemals rangekommen!" Warum dieser Konjunktiv? Eins steht doch fest: Er IST nicht rangekommen. Musste er ja auch nicht, schließlich ist der Ball daneben gegangen.
Vermutlich wollen Reporter mit dieser Phrase andeuten, dass, wenn der Stürmer den Schuss besser platziert hätte, der Ball ins Tor gegangen wäre. Aber welchen Wert hat denn diese Aussage? Das würde übersetzt soviel bedeuten wie "wenn er ihn INS Tor geschossen hätte, dann hätte der Torwart den Ball nicht abwehren können." Aber diese Übersetzung ist wohl ungenau, denn ich ahne wiederum, was es genauer hätte heißen können: "Zwischen dem vom Torwart erreichbaren Berreich des Tores und der Stelle neben dem Tor, an die der Ball geflogen ist, gibt es noch eine Lücke, die zum Tor gehört." Auch diese Aussage ist erschreckend nichtssagend, schaut man sich die Dimensionen eines Fußballtores mal an: Die Distanz vom Boden bis zur Latte beträgt 2,44 Meter und die vom linken Pfosten zum rechten beträgt 7,32 Meter. Mit anderen Worten: Der Torwart muss auf eine Torfläche von knapp 18 m² aufpassen. Dass es da regelmäßig Lücken gibt, an die er nicht kommt, ist doch logisch. Andernfalls, und jetzt benutze ich den Konjunktiv, würden ja keine Tore fallen, und dann würde der ganze verdammte Sport keinen Sinn machen.
Genau genommen bedeutet bedeutetet diese "da wäre er niemals rangekommen"-Phrase wohl nichts anders als: (mit Blick auf den Stürmer im Konjunktiv) "Wenn er ihn reingeschossen hätte, hätte er ihn reingeschossen" oder (mit Blick auf den Torwart als Konditionalsatz): "Wenn er einen Schuss ins Tor nicht verhindern kann, dann geht er rein!" Aber dieses ganze Hätte-wenn-und-aber-Brimborium kann und sollte man sich als Sportreporter eigentlich schenken, wenn man doch einfach sagen kann: "Das war ganz schön knapp!"