Sonntag, 24. Januar 2010

Match Point

-cp- Im Grunde gibt es an „Match Point“ nichts auszusetzen. Auch wenn der Film im ersten Viertel etwas zäh ist, entwickelt sich ein interessantes Beziehungsgeflecht. Es geht um Liebe und Lust, um Ehe und Affären und schließlich sogar um Mord. In zwei wesentlichen Punkten unterscheidet sich „Match Point“ von den meisten anderen Woody Allen-Filmen: Der Film ist keine Komödie, sondern ein Drama, und er spielt nicht in New York, sondern in London. Abgesehen davon ist aber alles wie immer: Woody Allen schafft eine sehr künstliche Welt, in der privilegierte Oberschichtler sich ihren privilegierten Hobbys (Pferde, Sportwagen, Oper) hingeben, in Bars rumhängen und über das Leben sinnieren. Das alles lässt einen als Zuschauer ziemlich kalt, da die Protagonisten so künstlich und abgehoben sind, dass eine Identifikation kaum zustande kommen kann.

Woody Allen schafft mal wieder ein Setting, in dem eine Hand voll Figuren eine Geschichte durchlebt, in der es um seine klassischen Lebensfragen geht: Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Lust? Was ist der Unterschied zwischen einer ernsthaften Beziehung und einer heißen Affäre? Kann man in einer Beziehung auf Dauer Liebe und Lust empfinden und das Feuer der Leidenschaft aufrecht erhalten? Ist es, wenn man das nicht kann, vielleicht nicht die richtige Beziehung? Woran aber ist die richtige Beziehung zu erkennen? ... Das alles wurde bereits in „Der Stadtneurotiker“, „Manhattan“, „Ehemänner und Ehefrauen“, usw. thematisiert. Auch geht es mal wieder um eine größere moralische Frage: Darf man einen Mord an einem Menschen begehen, wenn man dadurch „etwas Größeres“ schützt? Diese Frage hatten wir bereits in „Verbrechen und anderen Kleinigkeiten“, wo es darum ging, die Familie zu retten, und in „Bullets over Broadway“ (Rettung der Kunst). Und das alles geschieht in vielen hochtrabenden Dialogen und mit ziemlich wenig Handlung.

Woody Allen hat mit „Match Point“ einen guten Film gemacht, der zwischenzeitig großartige Ansätze hat, insgesamt aber dennoch nicht überzeugt, weil er inhaltlich das ewig gleiche Süppchen aufwärmt, das Allen seinem Publikum schon in mehr als vierzig seiner anderen Filme vorgesetzt hat.