Freitag, 1. Januar 2010

Silvester-Nachlese

-cp- Irgendwie ist mir die Silvester-Tradition seit jeher ein Rätsel. Klar, der Mensch feiert gerne und auch irgendwie alles. "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen", heißt es in einer bekannten Redewenung. Was aber genau verbirgt sich hinter "Feste feiern"?

"Feste heben sich durch besondere Bräuche, die auch hohe Emotionalität (Freude, Begeisterung, Anteilnahme) bis hin zur Ekstase erlauben können, aus dem Alltag heraus", kann man auf Wikipedia nachlesen. Das ist noch nicht sonderlich aussagekräftig, aber es ist anzunehmen, dass beim Feiern mindestens zwei der fünf folgenden Handlungen enthalten sind:
1. Alkohol trinken
2. essen
3. in Gemeinschaft sein
4. tanzen
5. laut sein

Was aber hat es nun mit Silvester auf sich? Der Jahreswechsel wurde bereits 153 vor Christus gefeiert [Wikipedia]. Die beinahe weltweit gültige Zeitrechnung stützt sich auf den Gegorianischen Kalender, der 1582 eingeführt wurde und den Jahreswechsel vom 24.12. auf den 31.12. (Todestag von Papst Silvester I.) gelegt hat. Soviel zu den Hintergründen.

Vom Kopf her ist mir völlig klar, was los ist. Man nimmt den Jahreswechsel zum Anlass einer Feier. Doch während Weihnachten gemeinhin als "Fest der Familie" gefeiert wird, ist die Gruppe eine andere. Und die Aufmerksamkeit und Inanspruchnahme der Behörden auch.

In einem kleinen Kreis wie Minden-Lübbecke (317.000 Einwohner) gab es in der Silvesternacht 108 Einsätze. Das wird von offizieller Seite als "weitgehend ruhiger Jahreswechsel" bezeichnet (Mindener Tagesblatt). In Münster gab es fünf Brände und 69 Rettungseinsätze (Westfälische Nachrichten). In Ladbergen (Münsterland) hat anscheinend eine Silvesterrakete zu einem Großbrand mit Sachschaden von etwa einer Milionen Euro geführt (Westfälische Nachrichten). Außerdem gab es durch Feuerwerkskörper, Scherben und Alkohol viele leicht Verletzte, die behandelt oder ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

"In der Hamburger Hafenstraße lieferten sich rund 200 Menschen Straßenschlachten mit der Polizei", heißt es auf www.ard.de. Und im Frankfurter Raum war auch einiges los. Eine betrunkene 20-Jährige wurde in Groß-Gerau von einem Streifenwagen überfahren und dabei schwer verletzt. Und eine betrunkene 19-Jährige wurde von einer U-Bahn erfasst und verlor dabei ihren Unterschenkel (FAZ).

Und das waren nur ein paar Beispiele. Wie viele Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten es deutschlandweit gab, bleibt noch abzuwarten. Aber nochmal zur Eingangsfrage: Welchen Sinn macht es denn, Silvester zu feiern, wenn am Ende das dabei rauskommt?

Angela Merkel sagte in ihrer Neujahrsansprache, dass 2010 ein schweres Jahr werde (Abendblatt). Stichwort Wirtschaftskrise. Was ich mich frage: Was kostet wohl eine einzige Silvesternacht den Steuerzahler? Wollen wir das nicht in Zukunft einfach lassen? Da hätten wir doch schon einiges gewonnen!