Donnerstag, 10. Juli 2008

Rumpelstilzchen

Bei Rumpelstilzchen verhält es sich ähnlich wie bei Aschenputtel: Es gibt viele unterschiedliche Versionen des Volksmärchens. Allein die Brüder Grimm hatten drei verschiedene, die sich in Details unterschieden. In einer lief das Männlein am Ende zornig davon, in einer anderen flog es auf einem Kochlöffel weg und erst in der letzten Version (erzählt von Dortchen Wild) zerriss sich Rumpelstilzchen selbst in zwei Teile. Veröffentlicht wurde diese Version im Zweitdruck der grimmschen Sammlung (1819). Bekannt ist Rumpelstilzchen vor allem durch seinen Ausspruch:
"Heute back ich, Morgen brau ich,
Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!"

Bereits 1705 wurde eine französische Version veröffentlicht. Dort hieß der Kobold Ricdin-Ricdon. Das Märchen wurde aufgeschrieben von Marie-Jeanne L'Héritier de Villandon, der Nichte (bzw. Tochter, das ist nicht genau geklärt) von Charles Perrault. Hier sagt der Kobold zwar seinen Namen, aber durch einen Zauber vergisst die Prinzessin ihn gleich wieder. Im dieser französischen Version des Märchenmotivs lautet der Spruch des Männleins:
"Wenn dem Mädchen hübsch und fein,
das nur Kinderspiele kennt,
würde noch im Kopfe sein,
dass Ricdin-Ricdon der Name mein,
fiel' sie nicht in meine Händ'.
So hol' ich sie morgen. Nein,
niemand meinen Namen kennt."


In der englischen Version hieß das Männlein Tom Tit Tot. Diese Version des Märchens erschien 1878 im "Ipswich Journal". Der Ausspruch des Männleins lautet in diesem Märchen:
"Nimmy nimmy not,
Mein Nam' ist Tom Tit Tot!"

Es gibt neben der deutschen, der englischen und der französischen auch eine entsprechende dänische Märchenfigur Trillevip. Diese wurde 1854 aufgezeichnet und findet sich in Grundtvigs Märchensammlung. Hier sagt das Männlein
"Ich spinn und hasple fleißig,
Eine schöne Jungfrau weiß ich,
Trillevip heiß ich!"

Nicht nur die Sprüche des Männleins unterscheiden sich von Märchen zu Märchen, sondern auch das Aussehen. Bei den Grimms wird Rumpelstilzchen als Männlein mit Zipfelmütze beschrieben. Ricdin-Ricdon ist ein großer Mann mit dunklem Blick. Und Tom Tit Tot ist ein kleiner teufelsähnlicher Kobold: "Ein dünnes, kleines, schwarzes Ding mit einem langen Schwanz." Der Kobold, so heißt es im Märchen, wirbelt immerzu mit dem Schwanz herum. Das dänische Männlein Trillevip wird (ähnlich wie Rumpelstilzchen) als kleiner Knirps mit roter Mütze beschrieben.

Eine lustige Märchencollage, in der das Männlein nicht nur auf Rotkäppchen, sondern auch auf die sieben Zwerge trifft, gibt es auf der CD Rumpelstilzchen schlägt zurück von Christian Peitz.

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Illustration: Holger Jarosch, Tabea Rabenow