Die Deutsche Märchenstraße führt unter anderem durch Oberweser-Oedelsheim, und dort, so heißt es, sei der gestiefelte Kater zu Hause. Eine große Holzfigur erinnert an ihn. Jedoch ist die Wahrheit eine andere, denn das Märchen "Der gestiefelte Kater" ist ein weit gereistes Märchen, und Oedelsheim, wenn man denn an Märchen glauben mag, ist nur eine Zwischenstation. Schon in Straparolas Sammlung von 1550/1553 (Italien) taucht das Märchen auf, allerdings trägt der Kater dort noch keine Stiefel. Ebenso gibt es das Märchen mit dem heldenhaften Kater (immer noch ohne Stiefel) bei Giambattista Basile (1634, ebenfalls Italien).
Erst der Franzose Charles Perrault fügte dem Märchen (Titel bei ihm: "Der Meisterkater") die Stiefel hinzu. In Deutschland wurde die Geschichte durch Ludwig Thiek bekannt, der es in Form eines Dreiakters veröffentlichte (1797). Die Brüder Grimm nahmen "Der gestiefelte Kater" in ihre Ursprungsausgabe von 1812 auf, entfernten es jedoch in späteren Auflagen wieder, weil es ihnen im Ursprung zu wenig deutsch war, was ein wenig verwundert, da auch Aschenputtel, Dornröschen und andere romanische Wurzeln haben. Ludwig Bechstein hatte da weniger Skrupel, er machte aus dem Märchen 1844 ein Bilderbuch und bezeichnete es sogar ausdrücklich als deutsches Märchen.
Heute gibt es unzählige Versionen des Märchens, die in den unterschiedlichsten Märchenbüchern auftauchen. In den Grimm-Büchern ist es meistens nicht enthalten. Die wohl schönste Version ist allerdings die von Erich Kästner, der sich inhaltlich sehr an der Fassung von Perrault orientierte und 1950 daraus gemeinsam mit dem Illustrator Walter Trier ein Bilderbuch machte, das die Geschichte in einer wunderbar klaren Sprache und mit subtilem Kästner-Sprachwitz erzählt.