Sonntag, 23. November 2008

Kinder, Jugendliche und Gewalt (2)

Beleidigung, Nötigung, Körperverletzung

-cp- Wenn es um jugendliche Gewalttaten geht, kocht die öffentliche Diskussion schnell hoch, wie zum Beispiel in Zusammenhang mit den U-Bahn-Schlägern in der Münchener U-Bahn [Spiegel Online], und oft wird den Medien die Schuld gegeben. Dass die Ursachen so einfach nicht erklärbar sind, liegt auf der Hand, denn Gewalt wird zwar "gelernt", aber das gilt für alternatives Verhalten genauso. Wenn also ein Jugendlicher durch gewalttätiges Verhalten auffällt, ist die Frage, welche Filme er so schaut und welche Computerspiele er spielt, zweitrangig. Die Frage muss lauten, warum er nicht zu friedlichen Konfliktlösungen oder gewaltfreiem Frustabbau in der Lage ist. Es gibt viele Bücher, die sich mit dieser Fragestellung befassen, an dieser Stelle seien nun drei besonders empfehlenswerte kurz vorgestellt:

Hans-Peter Nolting, Lernfall Agression: In diesem schon etwas älteren Grundlagenwerk werden die Entstehungsbedingungen von aggressivem Verhalten dargestellt. Außerdem geht es um Möglichkeiten der Aggressionsminderung.

Eckhard Schiffer, Warum Hieronymus B. keine Hexe verbrannte: Hier stellt ein Psychotherapeut seine Arbeit mit Gewalttätern vor. Es geht um Ursachen, therapeutische Erfolge und Prävention. Sehr gut zu lesen. Sehr anschaulich.

Dirk Heinrichs, Da hab ich nur noch rot gesehen: Schauspieler Dirk Heinrichs ("Die Sitte") hat eine Zeit lang in einer Jugendstrafanstalt mit jugendlichen Gewalttätern gearbeitet. Seiner Erfahrung nach fehlt vielen Jugendlichen die sprachliche Kompetenz, mit ihren Gefühlen und mit Stresssituationen umzugehen. In seinem sehr spannenden Buch portraitiert er durch Interviewprotokolle u.a. Jugendliche, die wegen Körperverletzung zu Jugendstrafen verurteilt wurden. Aus seinen Gesprächen und seinen eigenen Erfahrungsberichten ergibt sich ein spannendes und aufrüttelndes Bild. Heinrichs ist Mitgründer des Vereins Sprache gegen Gewalt.