Die Meerjungfrau (auch Seejungfrau oder Seejungfer) ist eine relativ bekannte Märchengestalt, die ihren Ursprung in alten Sagen hat. Frühe Vertreterin ist Undine, ein weiblich-jungfräulicher Wassergeist, der erst nach Vermählung mit einem Menschenmann eine Seele bekommt. Sie findet in Schriften des frühen 14. Jahrhunderts Erwähnung. Eine Variation des Motivs findet sich in der dem schwäbischen Raum entstammenden Volkssage über "Melusine". Diese wandelt an sechs Wochentagen als Menschenfrau umher und erlangt nur an Samstagen ihre ursprüngliche Seejungfrauen-Gestalt. Doch letztlich verhindert die Neugierde ihres menschlichen Gatten ihre Erlösung.
Darüber hinaus tauchen Seejungfrauen auch in den Volkssagen "Die Wasserjungfer", "Die Grüne Jungfer" (beide Harz) und "Die schöne Brunnenfrau" (Lothringen) auf. Besondere Bedeutung kommt insofern der Sage vom Stauffenberger (Schwarzwald) zu, die unter anderem Paracelsus in seinem "liber de nymphis" (16. Jahrhundert) und Achim von Arnim in "Des Knaben Wunderhorn" (1808) aufgreifen.
Die bekannteste Meerjungfrau stammt aus der Feder des dänischen Märchendichters Hans Christian Andersen: Die kleine Meerjungfrau. Auch ihre Erlösung scheitert, da sie trotz schwerer Opfer nicht die Liebe des Prinzen gewinnen kann. Bekannt ist nicht nur das Märchen. Es gibt sehr viele Hörspiel- und Filmversionen des bekannten Märchenstoffs, so zum Beispiel die tschechischen Märchenverfilmungen, aber auch Walt Disneys Umsetzung "Arielle, die Meerjungfrau".
Auch im bekannten Kinderbuch "Peter Pan" von James Matthew Barrie tauchen Meerjungfrauen auf, allerdings nur als Randfiguren. Einen größeren Auftritt hat eine Vertreterin dieser Fabelwesen-Gattung in dem Hörspiel-Märchen Die Meerjungfrau im Trockenen. In diesem Märchen wird eine Meerjungfrau entführt und an Land gebracht. Eine für sie herbei gezauberte Badewanne verhindert, dass sie austrocknet.
Bildlich dargestellt wurden Meerjungfrauen auch als Galionsfiguren an Schiffen. Darüber hinaus waren sie als Motiv in der Kunst des Jugendstils beliebt.