Freitag, 7. August 2009

Als Mix-Tapes noch in Mode waren

-sv- Vor 24 Jahren, am 13. Juli 1985, lief im Dritten Programm das Live-Aid-Konzert. Die duale Rundfunkordnung war zwar seit etwas über einem Jahr in Deutschland eingeführt aber es gab trotzdem nur 3 Programme: ARD, ZDF und die regional unterschiedlichen Dritten. Live-Aid lief bei uns im NDR und ich war den ganzen Tag dabei. Es gab kein Internet, kein Youtube, kein itunes, keine DVDs oder BluRays, Computer waren vorhanden aber kaum in Gebrauch - kurz: das Leben war langsamer und etwas unbequemer für den Musikfan - auch wenn wir das nicht gemerkt haben damals. Musik wurde von LPs gehört und man überspielte für Freunde seine Lieblingsplatten auf Kassette. Wenn man mal in der einschlägigen Musikpresse von einer neuen Veröffentlichung las, ging man zum Plattenhändler im Ort und bestellte die Platte - denn meist hatte er das Ding nicht vorrätig. Das dauerte dann schon mal 1 bis 2 Wochen bis die da war, aber bei der Entgegennahme freute man sich umso mehr. Beliebt waren auch Plattenbörsen und 2nd-Hand-Plattenläden - damals die einzige Möglichkeit, an preiswerte oder nicht mehr bestellbare (s.o.) LPs zu kommen. Hierbei entwickelte man eine Schatzsuchermentalität und kam garantiert zwischen den leicht müffelnden alten Platten in einen Kaufrausch, wenn man auf ein gut sortiertes Fach im Regal stieß. Der Plattenspieler und die Platten wurden akribisch gepflegt und der Tonkopf es Kassettendecks regelmäßig mit Spiritus und Ohrstäbchen vom Abrieb der MCs gereinigt - was auch immer das an Klangoptimierung gebracht hat... Nach dem Kauf einer neuen Platte setzte man sich hin und hörte das Ding erstmal in Ruhe durch - zu Beginn mit einem Tee, später mit Kaffee und Zigaretten. Danach wurde mit Freunden gefachsimpelt und wieder gehört - alles mit voller Konzentration.
Einen Event wie Live-Aid in diesen Zeiten im Fernsehen sehen zu dürfen, glich einem Weltwunder. Denn erstens kam damals außer Formel Eins (ARD) fast keine Musiksendung im TV und zweitens wurden schon gar nicht 16 Stunden dauernde Konzerte übertragen. So rannte ich also immer zwischen Klo, Küche und Fernseher hin und her und musste immer wieder meine Eltern überzeugen, dass man gar nicht zuviel Fernsehen könne und meine Augen bestimmt keinen Schaden nehmen würden. Wenn ich mir heute die Playlist anschaue, bin ich erstaunt, wer da damals so alles mitgemacht hat (im Rückblick ist mir nämlich nur der Auftritt von Queen in Erinnerung geblieben - ich war damals ein riesiger Fan).
Naja, inzwischen lade ich Songs sofort bei itunes, was auch Vorteile hat und höre Musik meist nebenbei - andere Dinge stehen mehr im Vordergrund. Meine Plattensammlung habe ich, bis auf ein paar Schätzchen, fast komplett aufgelöst und meine übriggebliebenen Musikkassetten höre ich nur noch im Auto. Aber ab und zu kommt noch mal das 80er-Feeling durch und ich bin eins mit mir und der Musik!
Filmtipps: High Fidelity und Almost Famous.