-sg- Gestern fand der Eurovision Song Contest statt und ich schiebe noch eine Analyse hinterher! Die Fakten:
1. Vor Teilnahme der osteuropäischen Länder, also bis 1990, erreichten deutsche Grand Prix-Beiträge durchschnittlich Platz 8 der Wertung. Seit Teilnahme der osteuropäischen Länder durchschnittlich nur noch Platz 14...
2. Bis 2001 gab es nur einen einzigen englischsprachigen Song für Deutschland: 1976 Les Humphries Singers mit Sing Sang Song; nach 2001 nur einen einzigen deutschsprachigen (2007). Die englischen Titel erreichten noch schlechtere Platzierungen als die deutschen, durchschnittlich Platz 17....
3. Von 1957 bis 2003 nahmen immer zwischen 10 und 25 Nationen am ESC teil, seit 2004 können auch die Länder ihre Stimmen abgeben, die nicht im Finale sind, wodurch sich die Zahl der Länder auf 43 erhöht hat. Seitdem geht es endgültig bergab mit den deutschen Beiträgen, durchschnittlich lediglich Platz 18...
4. Seit 1998 ist die Jury durch das Televoting abgelöst, dies hat sich eher positiv ausgewirkt: durchschnittlich Platz 13 seitdem.
Man kann es drehen wie man will: Für miese Songs gibt es keine 12 Punkte. Ausreißer wie 2004 Max Mutzke mit «Can't Wait Until Tonight» auf Platz 8 oder 2001 Michelle mit «Wer Liebe lebt» (ebenfalls 8) gehen auf gutes Songmaterial zurück, 1998 Guildo Horn mit «Guildo hat euch lieb» (7), 1999 Sürpriz mit «Reise nach Jerusalem - Küdüs'e seyahat» (3) und 2000 Stefan Raab mit «Wadde hadde dudde da» (5) waren zum damaligen Zeitpunkt überraschend originelle Beiträge, was die Zuschauer belohnt haben – Ähnliches gilt für Lordi (2006) mit Hard Rock Hallelujah. Aber das seit dem Sieg von Nicole 1982 fast nur noch zweistellige Ergebnisse eingefahren wurden, liegt wohl an Zweierlei: an schlechten Songs (No Angels, Gracia, Lou, Corinna May, Bianca Shomburg, Stone & Stone, Atlantis 2000... usw. usw.) und an dem fehlenden Gespür für Musik, die einem Großteil der Europäer derzeit gefällt. Und der Großteil der am ESC teilnehmenden Länder Europas befindet sich derzeit nun mal in Osteuropa. Dies sollte man in Deutschland als Chance und Herausforderung sehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die beste Platzierung seit Einführung des Televotings (Platz 3) eine deutsch-türkische Gruppe erreicht hat – möglicherweise ein Modell für die Zukunft!?