Sonntag, 21. Dezember 2008
Das süße Jenseits
-cp- Der Anwalt Mitchell Stephens (Ian Holm) kommt in eine verschneite kanadische Kleinstadt, deren Bewohner gerade eine Tragödie verarbeiten müssen. Bei einem Busunglück sind viele Schulkinder ums Leben gekommen. Mit dieser Trauer gehen die Eltern auf unterschiedliche Art, aber meist sehr isoliert um. Anwalt Stephens drängt sich den Trauernden auf, um eine Klage anzustrengen. Er will die "Stimme der Wut" sein und ist überzeugt, dass es einen Verantwortlichen für das Unglück gibt, der zumindest finanziell zur Verantwortung gezogen werden kann. Stephens jedoch hat eine eigene Geschichte von Wut und Trauer, die er dadurch indirekt aufzuarbeiten versucht. Er trauert um seine drogensüchtige Tochter, zu der es kaum noch Kontakt gibt. "Das süße Jenseits" ist ein atmosphärisch dichtes Drama um Wut und Trauer, das sehr unsentimental erzählt ist und den Zuschauer durch seine einzigartige Erzählstruktur in den Bann zieht. Es gibt vier Zeitebenen, die sich stetig abwechseln und jeweils noch Zeitsprünge und Rückblenden beinhalten. Die Geschichte des Films ist nicht in einem Strang erzählt, sondern eher als Mosaik. Die Szenen, die aufeinander folgen und ineinander verwoben sind, gehören zwar inhaltlich, nicht aber chronologisch zusammen. Aber gerade durch diese besondere Erzähltechnik schafft Regisseur Egoyan eine einzigartige Atmosphäre. "Das süße Jenseits" entfaltet sich in eindrucksvollen Bildern und ist große Kinokunst, ohne zu abgehoben zu sein.