Donnerstag, 23. April 2009

Neil Young: Live in Mono

-sv- Ich war mal ein sehr großer Fan von Neil Young, habe alle Alben gekauft, die ich in die Finger bekam und Mitte der 90er zwei Deutschland-Konzerte besucht. Begonnen hatte alles 1990 mit dem Album "Freedom" (erschienen 1989), das mir ein Freund vorstellte - ich war sofort gefangen von der Musik, vor allem "Rockin´ in the free world" war für mich der Inbegriff der Rock-Musik, wie ich sie liebe. Ebenfalls 1990 erschien die "Ragged Glory" und ich war wie umgehauen; das Album ist m.E. eines der stärksten Rock-Alben, die je aufgemommen wurden und das folgende Live-Doppelabum "Weld" bestätigte dies eindrucksvoll.
Nach diesen Erfahrungen kaufte ich mir alle Alben von Young, die bis 1991 erschienen waren:
# Neil Young, 1968
# Everybody Knows This Is Nowhere, 1969
# After the Gold Rush, 1970
# Harvest, 1972
# On The Beach, 1974
# Tonight's the Night, 1975
# Zuma, 1975
# American Stars'n'Bars, 1977
# Comes a Time, 1978
# Rust Never Sleeps, 1979
# Hawks And Doves, 1980
# Re*ac*tor, 1981
# Trans, 1982
# Everybody’s Rockin’ ,1983
# Old Ways, 1985
# Landing On Water, 1986
# This Note's For You, 1988
Bis 1980 allesamt Perlen und viele Klassiker dabei. Zwischen 1981 und 1988 hatte Young seine experimentelle Phase, wechselte die Plattenfirma und nahm schwer zu hörende Alben auf. Doch da dies 1992 Vergangenheit war, freute ich mich auf weitere Power-Alben des "Godfather of Grunge", wie er Anfang der 90er betitelt wurde.
Als 1992 die "Harvest Moon" erschien, war ich immernoch begeistert. Das Album war eine Fortsetzung des Albums "Harvest" von 1972 und ich dachte: Okay, nach den Ausbrüchen auf der Weld-Tournee und einem Hörsturz braucht Neil etwas Ruhe. Doch was danach kam, war - bis heute - eine einzige Enttäuschung. Young schien keine Melodien mehr zu haben: alle Songs klingen seit 1993 gleich und wirken uninspiriert:
# Lucky Thirteen, 1993
# Sleeps With Angels, 1994
# Mirror Ball (mit den Mitgliedern der Band Pearl Jam), 1995
# Broken Arrow, 1996
# Silver & Gold, 2000
# Are You Passionate?, 2002
# Greendale, 2003
# Prairie Wind, 2005
# Living With War, 2006
# Chrome Dreams II, 2007
# Fork In The Road, 2009
Was ist passiert? Hat sich Young selbst die Kreativität aus dem Hirn geblasen, als er auf der Weld-Tournee das härteste ablieferte, was er jemals gemacht hat? Oder ist er einfach nur alt geworden? Und langweilig? Immerhin ist er 1995 schon 50 geworden. Sollte er tatsächlich von 1968 bis 1980 zwölf große Jahre gehabt und zwischen 1989 und 1992 nur ein kurzes Revival erlebt haben - musikalisch gesehen? Ich weiß es nicht und werde es wohl nie herausfinden. Mit jedem neuen Album (aktuell die "Fork in the road") hoffe ich auf "Erlösung" und werde immer wieder enttäucht. Seit "Greendale" habe ich mir nichteinmal mehr die Alben gekauft - im Shop reinzuhören reichte aus, um eine erneute Enttäuschung zu erleben.
Vielleicht ist es so, dass Musiker/Künstler nur einmal im Leben wirklich Neues schaffen können. Der Freund eines Freundes sagte einmal, dass jeder Mensch eine Melodie in sich habe, die er lediglich variieren könne - da ist m.E. viel dran und auf Neil Young trifft es bestimmt zu, allerdings hat er das variieren vergessen.

P.S.: Die gefetteten Studio-Alben sind Kaufempfehlungen. Nicht in der Liste enthalten sind Live-Alben und Soundtracks.