-sv- Über die Schicksale der Sängerin Nadja Benaissa und des Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss ist in diesem Blog schon vielfach berichtet worden. Immer wieder fällt in diesen Kontexten das Wort "Hexenjagd" und viele Menschen machen sich Sorgen, dass es zu einer solchen kommen könne, wenn offen über das Privatleben und den Gesundheitszustand der Betroffenen berichtet würde.
Traurig ist m.E. allerdings nicht vor allem, dass die Betroffenen unter der Hexenjagd zu leiden haben. Traurig ist, dass es in unserer angeblich toleranten Gesellschaft überhaupt dazu kommen kann. Den dass es überhaupt zu einer Hexenjagd kommen kann, das macht scheinbar niemanden stutzig. Der Mechanismus erscheint normal, um ihn nicht auszulösen muss halt die Intimsphäre der Betroffenen geschützt werden.
Die Hexenjagd an sich ist schon ein gesellschaftliches Problem, dass Vorhandensein eines Nährbodens, auf dem Vorurteile und Stereotypen gedeihen, allerdings ein noch viel größeres.
Eine interessante Auseinandersetzung mit diesem Thema im Kontext der Darstellung von psychischer Krankheit im Film findet sich in der Dissertation "Spielfilme über psychisch Kranke: Drama light oder Medium der Entstigmatisierung?", die bei amazon erhältlich ist.