-cp- Es gibt unzählige Romane und Jugendbücher, die sich in irgendeiner Weise mit der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen. Aber keines dieser Bücher ist wie "Die Bücherdiebin". Erzähler der Geschichte ist kein geringerer als der Tod selbst. Bei einer Beerdigung im Jahr 1939 sieht er zum ersten Mal Liesel Meminger, ein zu dem Zeitpunkt neun Jahre altes Mädchen. Das Mädchen fällt ihm auf, vor allem, weil es ein Buch stiehlt, das einem der Totengräber aus der Tasche gefallen ist. Ein paar Jahre später treffen der Tod und das Mädchen abermals aufeinander, und der Tod findet Liesels Tagebuch. Er nimmt es mit, und gestützt auf die Eintragungen des Mädchens und auf seine eigenen Erinnerungen an die Kriegszeit erzählt er, wie Liesel den Krieg erlebt hat. Vom Leben in der Pflegefamilie, von Rudi, dem Nachbarjungen, und von Nazis, Judenverfolgung und Krieg.
Nicht nur durch die ungewöhnliche Wahl der Erzählperspektive ist Markus Zusak ein unvergleichliches Meisterwerk gelungen, das deutlich mehr ist als einfach nur eine neue Geschichte über die Nazizeit. "Die Bücherdiebin" erzählt von den kleinen Abenteuern eines Mädchens, von vielen ungewöhnlichen Menschen und von den Schrecken der Nazizeit. Die Sprache des Buches ist gleichermaßen einfach wie komplex, nüchtern wie poetisch, und die Stimmung gleichzeitig unterkühlt und warmherzig. Es ist ein Buch, das den Leser in seinen Bann zieht und ihn schmunzeln und leiden lässt. Es geht unter die Haut und rührt zu Tränen. Besonders faszinierend ist jedoch der Tod selbst, der immer wieder unter Beweis stellt, dass er kein kalter Sensemann ist, sondern dass auch er ein Herz hat. Zitat: "Das Tagebuch des Todes: 1942. Es war ein denkwürdiges Jahr, wie 79 nach Christus oder 1346, um nur zwei zu nennen. Vergesst die Sense - ich hätte einen Besen oder einen Wischmopp gebraucht. Oder Urlaub."
Die Lesung von Boris Aljinovic gehört zum besten, was der Hörbuchmarkt derzeit zu bieten hat, und findet den perfekten Ton: ruhig, warm und sehr präsent.