Samstag, 10. Juli 2010

Ali Baba und die vierzig Räuber (Hörspiel)

-cp- "Ali Baba und die vierzig Räuber" (Wiki) ist als das Märchen mit der Schatzhöhle bekannt, welche sich durch den Zauberspruch "Sesam, öffne Dich!" öffnet. Dabei wird allzuoft vergessen, was sonst noch alles in diesem Märchen vorkommt: Casim, Ali Babas Bruder, wird von den Räubern getötet und gevierteilt. Sein Leichnam wird von Ali Baba gefunden, der dafür sorgt, dass er von einem "Flickschuster" wieder zusammengeflickt wird, bevor man ihn dann bestattet. Die Sklavin Morgiane tötet 39 der 40 Räuber, indem sie jeden einzelnen mit siedendem Öl überschüttet. Dem Räuberhauptmann stößt sie einen Dolch ins Herz. Auch die Räuber werden beigesetzt, allerdings so, dass es niemand merkt: in einem versteckten Massengrab.

Das Originalmärchen, auch wenn es für Kinder kaum geeignet ist, ist in einer sehr blumigen Sprache erzählt und enthält auch interessante Beschreibungen von Sitten und Bräuchen. Für erwachsene Märchenfreunde also ein durchaus lesenswertes Stück Kulturgeschichte. Die Europa-Hörspiel-Fassung des Märchens ist drastisch gekürzt. Im Grunde werden nur die (zum Großteil brutalen) Höhepunkte aneinandergereiht, was ziemlich gehetzt wirkt. Die Sprecher sind mit Ausnahme von Erzähler Hans Paetsch viel zu pathetisch, und die Aufnahme liegt spürbar vor Europas Durchbruch. Ein Tonstudio hatte man damals wohl noch nicht zur Verfügung. Die Sprecher sind mit viel zu viel Hall und zu wenig Bass aufgenommen. In der Endabmischung gibt es kaum Geräusche. Alles in allem ein Hörspiel, dass weder für Hörspielfans, die Wert auf Ästhetik legen, noch für Kinder geeignet ist.

Das zweite Märchen der CD ("Aladin") ist zwar weniger brutal, aber die Hörspielfassung ist auf ästhetisch gleichem, also sehr niedrigen Niveau. Einzig die Vinyloptik der CD ist ein Pluspunkt. Und wer die Europa-Hörspiele mag, kann hier eine Produktion aus grauer Vorzeit abgreifen, die vielleicht einen Platz im Kuriositätenkabinett verdient hat.