-cp- Das Wort "Märchen" ist ein überaus sonderbares. Zum einen kann es in der Alltagssprache alles und nichts heißen, zum anderen kennt man das Wort im Englischen oder Französischen nicht, denn da sagt man "Feengeschichten", also "fairy tales" bzw. "contes de fées". Auch die in Deutschland gepflegte Unterscheidung zwischen Märchen, Sagen, Legenden und Mythen werden in dieser Form nicht getroffen.
Interessant ist aber auch der Begriff "Märchendichter". Dieser kann als Überbegriff für alle Autoren gesehen werden, die Märchen zu Papier bringen, aber er kann auch nur für die sogenannten "Kunstmärchen"-Schreiber (z.B. Hans Christian Andersen) stehen, die sich in Abgrenzung zu den Volksmärchensammlern (z.B. Brüder Grimm) eigene Stoffe ausgedacht haben. Das Wort "Dichter" wird heute eigentlich eher für Menschen gewählt, die dichten, sich also dem lyrischen Schreiben widmen. Märchen allerdings sind Prosaerzählungen, also epische Texte. Im heutigen Bedeutungssinn passt also der Begriff "Märchendichter" nicht hundertprozentig. Auf Wikipedia wird allerdings eine interessante und eigentlich nicht sonderlich naheliegende Unterscheidung getroffen: Schriftsteller können vom Schreiben leben, Dichter nicht, also Dichten als brotlose Kunst. In diesem Bedeutungssinn wäre quasi jeder erfolglose Schreiber ein Dichter. Ob man solch einer Definition im Land der Dichter und Denker zustimmen sollte?
Wie dem auch sei: Es gab und gibt in Europa zahlreiche faszinierende Märchendichter, ob sie nun davon leben konnten und können oder nicht, ist dabei zweitrangig. Und wer Interesse hat, über den Tellerrand der Grimmschen Märchen hinauszuschauen, dem sei zum Stöbern die Seite www.maerchendichter.de ans Herz gelegt. Neben verschiedenen europäischen Märchendichtern findet man auch Informationen über moderne Märchen und ihre Autoren.