-cp- Die Fußball-Saison nähert sich ihrem Ende. Der deutsche Meister 2011/2012 steht schon fest, im DFB-Pokal und in der Champions-League folgen die Endspiele in den nächsten Woche. Mittlerweile ist schon Normalität geworden, dass im Zusammenhang mit Fußball das Wort Märchen verwendet wird. So wurde vor ein paar Wochen das Ausscheiden von Hannover 96 im Viertelfinale der Euro League als "Ende eines Märchens" bezeichnet (Handelsblatt). Nicht ganz unproblematisch, da der Begriff "Märchen" im Zusammenhang mit sportlichen Erfolgen die Leistung der Sportler schmälert. Etwas anders ist es ja bei der Fußball-WM 2006 gewesen, als der Begriff Märchen zwar in Bezug auf die Deutsche Nationalmannschaft, aber durchaus auch in Bezug auf die Atmosphäre der gesamten Weltmeisterschaft verwendet wurde. Der Spiegel schrieb, Jürgen Klinsmann habe den deutschen Märchenkanon erweitert. Die Film-Dokumentation von Sönke Wortmann trägt folgerichtig sogar den Titel Deutschland - Ein Sommermärchen.
Nachdem die Deutsche Meisterschaft für Bayern München durch die Niederlage in Dortmund in kaum noch erreichbare Ferne gerückt war, konnte man zudem mal wieder verbale Spitzen beobachten, in denen sich besonders Uli Hoeneß hervortat, was seinen Ruf als schlechter Verlierer mal wieder bestätigte. Er warf BVB-Boss Watzke vor, er würde in Bezug auf die Budgets der Bundesligisten "Märchen erzählen" (Süddeutsche). Also Märchen im Sinne von Lügengeschichten.
Es scheint, als seien gegenwärtig die Begriffe Fußball und Märchen kaum zu trennen. Die sowieso schon strittige Frage, was eigentlich moderne Märchen sind, ist also nicht nur literaturwissenschaftlich, sondern auch durch "König Fußball" zu beantworten.