Sonntag, 10. Februar 2008
Fragwürdiger Erfolg
-cp- Der Fänger im Roggen von Jerome David Salinger wurde erstmals 1951 veröffentlicht und sofort erfolgreich. Erzählt wird die Geschichte des 16-jährigen Holden Caulfield, der wegen schlechter Leistungen wieder einmal aus einem Internat geflogen ist, und sich ein langes Wochenende in New York gönnt, wo er zwischen Schlägerein, Nachtclubs und Frauen sein Leben vor sich selbst rechtfertigt. Um es kurz zu machen: Ich halte dieses literarisch oft hochgelobte Werk für maßlos überschätzt. Das Buch ist sprachlich sehr rauh, und durch viele Rückblenden bzw. Erinnerungsfetzen, die nicht sonderlich spannend sind, anstrengend zu lesen. Auch kann ich nicht nicht ganz nachvollziehen, wieso es sich um einen Roman zum Thema "Erwachsenwerden" handeln soll. Ich habe die Geschichte eines 16-jährigen gelesen, der sich geprägt von Frustrationen auf der einen und sexueller Neugierde auf der anderen Seite weigert, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Holden hat keine Impulskontrolle und flieht im Grunde vor sich selbst. Was dem Autor tatsächlich gelingt ist, in dieser Ich-Erzählung die verzerrte Weltsicht des Holden darzustellen, der auf mich wirkt, wie eine tickende Zeitbombe, die nach psychologischer Intervention schreit. Ich sehe in Holden einen potentiellen U-Bahn-Schläger und wundere mich keines Falls darüber, dass Mark David Chapman (der Mörder John Lennons), Massenmörder Charles Manson und anderere Gewaltverbrecher sich in dem Roman wiederfinden.