-cp- Ich hatte gestern das Glück, zur Vorpremiere von Das Waisenhaus gehen zu dürfen. Ein spanischer Film, produziert von Guillermo del Toro (Regisseur und Produzent von Pans Labyrinth).
Laura hat einen Traum. Sie möchte gemeinsam mit ihrem Mann, dem Arzt Carlos, aus dem alten Waisenhaus, in dem sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat, ein kleines Heim für behinderte Kinder machen. Sie kaufen das Haus und ziehen gemeinsam mit ihrem Adoptivsohn Simón dort ein. Simón ist ein nicht unproblematisches Kind. Er hat keine Freunde und verbringt seine Zeit daher mit imaginären Spielgefährten. Auch im alten Waisenhaus findet er einen neuen unsichtbaren Freund. Laura und Carlos machen sich Sorgen um ihn, aber die Zeit drückt, und sie sind auch sehr mit der Renovierung und verschiedenen Vorbereitungen beschäftigt. Schließlich kommen die neuen Bewohner mit ihren Familien. Doch während der Eröfnungsfeier verschwindet Simón auf einmal spurlos. Wurde er entführt, ist er im Meer ertrunken oder haben ihn die imaginären Freunde oder gar Geister geholt?
"Das Waisenhaus" besticht durch seine atmosphärische Intensität. Die Balken des alten Hauses knarren, und man spürt in jeder Sekunde, dass dieser Ort eine düstere Vergangenheit hat, die noch eine Rolle spielen wird. Es ist im Grunde eine klassische Spukgeschichte, obwohl nie ganz klar ist, ob es wirklich spukt oder ob lediglich Laura Gespenster sieht. Es wird eine dichte Grundspannung aufbaut, immer wieder gesteigert durch kleine Schockeffekte oder rätselhafte Ereignisse. Besonders erwähnenswert finde ich, dass die Story nicht überfrachtet ist und ausufert, und dass man nicht versucht hat, das Rad neu zu erfinden. "Das Waisenhaus" ist für mich gerade deshalb so gut, weil die Geschichte einfach und konzentriert vorgetragen wird. Wenn ein Gruselfilm funktionieren will, dann darf er sich nicht in inhaltlicher Komplexität verlieren, sondern muss seinen Schwerpunkt auf die Atmosphäre legen. Die Geschichte muss ganz einfach, aber nicht banal sein. Sicherlich gibt es in "Das Waisenhaus" Versatzstücke, die man bereits in anderen Filmen gesehen hat. Manchmal ist man an "The Ring", "Sixth Sense" oder "Poltergeist" erinnert, aber diese Versatzstücke sind so geschickt angeordnet und arrangiert, dass etwas sehr eigenes entsteht. Und: gewisse Grundelemente sind in einem Gruselfilm einfach unverzichtbar. "Das Waisenhaus" ist absolut empfehlenswert.