-cp- Der gute Mike Oldfield hat es nicht leicht. Als er gerade 20 Jahre alt war, wurde seine Komposition "Tubular Bells" veröffentlicht, ein 25-minütiges Instrumental, dessen eingängige Eröffnung schließlich als Filmmusik für "Der Exorzist" verwendet wurde. In den nächsten Jahren produzierte er immer wieder lange Instrumentalstücke, aber mit "Moonlight Shadow", "Islands" und "Shadow on the wall" durchaus auch mal Popmusik. Seit geraumer Zeit arbeitet der Multiinstrumentalist auch viel mit dem Computer, sehr zum Leidwesen seiner Hörerschaft, die ihm unterstellt, Computermusik sei banal und seiner nicht würdig. Und so wurden seine letzten Alben als "seicht" abgetan. Dieses Urteil allerdings sagt mehr über die Rezensenten als über die Musik. Musiker, die lange im Geschäft sind, machen entweder seit Jahrzehnten das gleiche (z.B. Rolling Stones) oder sie entwickeln sich (z.B. Mike Oldfield) und probieren auch mal andere Stilrichtungen. Kritik erntet man wohl so oder so, denn man kann es niemals allen recht machen. Wenn man aber Musik beurteilt, dann sollte man sie als das beurteilen, was sie ist, und nicht als das was sie nicht ist. Die am Computer entstandene Musik von Mike Oldfield ist freilich nicht die ausgefeilte Rockmusik, mit der berühmt geworden ist. Aber nur weil sie dies nicht ist, sondern eben Computermusik, ist sie dadurch nicht schlecht.
Das neue Album nun, Music Of The Sphere (2008) geht nun in eine ganz andere Richtung. Es ist orchestrale Musik, komponiert als Soundtrack für den Director's Cut des Films "The Space Movie" (1977). Mike Oldfield selbst spielt die klassische Gitarre. Mir persönlich gefällt dieses Album gut und auch deutlich besser als viele andere orchestrale Filmmusiken. Besonders stark sind die Stücke, in denen er als Gitarrist vertreten ist. Das Cover hat auf mich den Eindruck erweckt, dass irgendetwas Futuristisches auf mich zukommt. Die Musik klingt allerdings in meinen Ohren nicht danach. Es ist eine relativ ruhige CD mit Orchestermusik, die teilweise vor sich hinplätschert, teilweise wunderschöne melancholische Gitarrenparts beinhaltet und dann wieder mit Chorgesängen und beinahe heroischen Bläserfanfaren aufwartet. Wer Orchestermusiken grundsätzlich abgeneigt gegenüber steht, ist mit dieser CD nicht gut beraten. Wer Mike Oldfield mag und grundsätzlich ein offenes Ohr für verschiedene Musikrichtungen hat, findet in "Music Of The Spheres" eine sehr hörenswerte CD, die stellenweise sogar an "Tubular Bells" und "Incantations" erinnert.