-cp- Die Frage nach dem "Warum" ist vielleicht ein wenig müßig, aber sie muss trotz aller Euphorie auch mal erlaubt sein. Bei "DSDS", so Dieter Bohlen, wäre sie nicht weit gekommen. Und was genau beim Eurovision Song Contest bewertet wird, ist sowieso eine große Frage. Der Song? Der Gesang? Der Auftritt? Eigentlich sollte es bei einem "Song"-Contest ja um den Song gehen. In diesem Fall hätte der Sieger nur Tom Dice heißen dürfen, denn er war im Grunde der einzige, der die Kategorie "Singer-Songwriter" bedient hat. Aber darum geht es nicht.
Betrachtet man Lenas Song kritisch, lässt sich kaum nachvollziehen, warum sie gewonnen hat. Bei "Satellite" kann man nicht unbedingt von der Neuerfindung des Rades sprechen. Die Beats (und viel mehr Musik steckt nicht drin) erinnern stark an Lou Begas "Mambo Number 5" und die Melodie hat die Naivität eines Kinderliedes. Ein starker Song? Nüchtern betrachtet eher nicht. Auch war Lena, technisch gesehen, weit davon entfernt, die beste Sängerin des Abends zu sein. Ihre Art, mit englischen Betonungen umzugehen, ist zudem etwas eigenwillig. Vielleicht kommt es aber darauf gar nicht an, denn eines haben Dieter Bohlens Ziehkinder und die meisten Kandidaten gestern gemein: Auch wenn sie die Töne treffen, singen sie seelenleer und sind absolut austauschbar. Wiedererkennungswert: Null. So hat Lena etwas, das den anderen Kandidaten gestern (und denen bei DSDS sowieso) meist fehlte: viel Herz, Ausstrahlung und eine sehr individuelle Note. Vielleicht war es einfach mal wieder an der Zeit, dem Medienzirkus mit einer leichten, aber doch spürbaren "egal, ich mach einfach mein Ding"-Attitüde zu begegnen. Authentizität ist eben wichtiger als Perfektion. Der Sieg sei ihr jedenfalls gegönnt, auch wenn er zur Folge hat, dass "Satellite" nun wohl noch öfter gedudelt in Radio und Fernsehen wird.