-sv- Die Geschichte von Robin Hood wurde schon mehrfach verfilmt, u.a. 1938 mit Erroll Flynn (3 Oscars), 1960 mit Lex Barker, 1973 als animierte Version vom Disney-Konzern, 1976 mit Sean Connery und 1991 mit Kevin Costner (ausführliche Liste bei Wiki). Dass es den Kämpfer für die Entrechteten nie in der Form gab, wie er in Filmproduktionen dargestellt wurde, steht außer Frage. Realität und Fiktion haben sich bzgl. dieses Helden über die Jahrhunderte immer mehr vermischt und am Ende hat Hollywood das Ganze noch mit Zucker überzogen. Aber egal! Denn nun hat sich Ridley Scott der Figur angenommen und einen 140 Minuten dauernden Blick auf die Zeit geworfen, in der unser fiktiver Held nach 10 Jahren auf diversen Kreuzzügen zurück nach England kehrt. Robin Hood 2010 spielt nämlich in den Wochen vor der Ächtung.
Zum Inhalt: Richard Löwenherz ist tot und durch eine List versucht der französische König, England (das nun von Richards Bruder John regiert wird) zu destabilisieren, um es kurz darauf in einen Krieg zu verwickeln. Wie es so kommen muss, kommt Robin dem Anstifter allen Übels auf die Schliche und rettet England vor einem Sturz des Königs und dem Übergriff durch die Franzosen. Gleichzeitig erobert er noch das Herz von Maid Marion. Leider ist König John sehr undankbar und dreht die Geschichte so, dass Robin ein Geächteter wird, der in den Wald fliehen muss. Hier nun endet der Film - den Rest kennen wir ja u.a. aus o.g. Filmen zur Genüge.
Kritik: Ridley Scott ist bekannt für mehr (Gladiator, Alien, Blade Runner) oder weniger (Königreich der Himmel, American Gangster) bekannte/erfolgreiche Action-Filme/Thriller. Wenn sich dieser Mann der Figur "Robin Hood" annimmt und dann noch Russell Crowe als Hauptdarsteller besetzt, muss es krachen. Und es kracht. Im Grunde kracht es fast nur - leider nur in Form von diversen Schwertkämpfen und nicht inhaltlich. Denn die Story ist so dünn, dass der Film nach 30 Minuten hätte vorbei sein können. Trotzdem benötigt Scott allein 45 Minuten, bis Hood endlich in England ankommt. Das einzig inhaltlich relevante, das bis dahin passiert ist, ist der Tod von Richard Löwenherz - ansonsten nur schwirrende Pfeile und klirrende Schwerter. Langweilig!
Tja, und weil Scott soviel Zeit für Kämpfe verbraucht, muss sich Robin mal eben in ein paar Tagen in Maid Marion verlieben, von Ihrem Schwiegervater als "Sohn" angenommen werden, sein Kindheitstrauma aufarbeiten und England retten. Beliebte Figuren wie Little John und Bruder Tuck werden nebenbei eingeführt, sind aber nur Stichwortgeber für Crowe. Schade, denn diese "Sidekicks" waren in den o.g. Verfilmungen das Salz in der oft trüben Suppe des edlen Retters der Armen.
Durch das viele Gekämpfe fehlt die Zeit, Charaktere zu entwerfen, die einem ans Herz wachsen. Wer stirbt und warum, ist am Ende egal, so blass bleiben die meisten Darsteller. Einzige Ausnahme ist Max von Sydow, der als Sir Walter Loxley einige Highlights setzen kann - leider reißt aber auch er den Film nicht aus dem Tief der Langeweile.
Fazit: Der Versuch, die Figur "Robin Hood" mal von einer anderen Seite zu beleuchten, ist komplett misslungen. Crowe bleibt leider der Gladiator aus dem gleichnamigen Film und Scott nutzt dieselben Muster, um in seinem Film einen harten Kerl mit weicher Schale zu entwerfen. Langweilig!