Donnerstag, 20. Mai 2010

Streik der Krankenhausärzte: Immer mehr Geld für Ärzte und immer weniger für die Pflegenden

-sv- Die Ärzteschaft will mal wieder mehr Geld. Doch während hier auf hohem Niveau gelitten wird, geht es den Pflegenden ans Eingemachte. Wie der Tagesspiegel heute schreibt, wurden im Pflegebereich "zwischen 1996 und 2008 in den deutschen Kliniken, trotz Arbeitsverdichtung und kontinuierlich gestiegener Patientenzahl, 50 000 Vollzeitstellen abgebaut. Das ist, mit 14,2 Prozent, jede siebte. Im gleichen Zeitraum habe man die Zahl der Klinikärzte um rund 26 Prozent erhöht. Und von den 3,8 Milliarden Euro, um die sich die Personalkosten zwischen 2002 und 2008 erhöhten, landeten 2,9 Milliarden bei den Medizinern. Bei den Pflegekräften dagegen gab es ein Minus von 50 Millionen Euro." (Quelle) Klasse! Ein Krankenhausarzt verdient im Durchschnitt 66.000 € brutto im Jahr (Quelle), eine ausgebildete Pflegekraft im Durchschnitt 35.000 € (Quelle). Nun ist klar, dass mit Ausbildungsgrad und Verantwortung das Gehalt steigen sollte, ob man allerdings in Zeiten wie diesen 5% mehr Gehalt fordern sollte, ist fraglich. Der Ausspruch "mies bezahlt" (Quelle) von streikenden Ärzten zeigt, wie sich die Berufsgruppe selbst sieht und darstellt: kurz vor der Armut und nur ausgenutzt. Dass auch andere Berufsgruppen im Krankenhaus Überstunden machen, dafür aber tatsächlich schlecht bezahlt werden, entgeht der Arroganz der Mediziner. Aber es wird kommen, wie es immer kommt: mehr Geld für Ärzte, weniger für die Pflegenden und Stellenabbau im Pflegebereich - denn wo soll das Geld herkommen, dass die Ärzteschaft braucht, um überhaupt überleben zu können? Interessant wird es in einem Krankenhaus, wenn keine Pflegenden mehr dort sind - entweder, weil sie einfach nicht eingestellt werden oder weil der Job zu unattraktiv ist. Medizinische Versorgung ist nur ein Teil der Genesung - Zuwendung, Verständnis und Hilfe bei den Aktivitäten des tägliche Lebens der andere.
Schade ist in diesem Kontext, dass es die ca. 700.000 professionell Pflegenden nicht schaffen, mit einer Stimme zu sprechen - dies haben die Ärzte den Pflegenden voraus.