Freitag, 5. März 2010

Hörbuch: Lippels Traum (Paul Maar)

-cp- Lippel heißt eigentlich Philipp. Er geht zur Schule, wo er den Deutschunterricht lieber mag als Sport, er sammelt Sammelpunkte von Jogurtbechern und ist fasziniert vom "Morgenland". Eines Tages nun müssen seine Eltern geschäftlich nach Wien reisen. Es ist zwar nur für eine Woche, aber für Lippel bedeutet das Unannehmlichkeiten: Eine gewisse Frau Jakobs wird für diese Woche als "Kindermädchen" eingestellt. Und mit ihr ist nicht gut Kirschen essen. Sie nimmt ihm sogar das Buch weg, das seine Eltern ihm geschenkt hatten, damit er die Woche über etwas zu lesen hätte: Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Geschichte, die er nicht zuende lesen konnte, weiter zu träumen. In "Fortsetzungsträumen" geht also das Märchen weiter, in dem Lippel (und nicht nur er) auch eine Rolle spielen wird. Die Grenzen zwischen der Wirklichkeit und seinem märchenhaften Traum scheinen zu verschwimmen. ...

"Lippels Traum" erinnert hier und da an Michael Endes Die unendliche Geschichte. Neben der Wertschätzung der Phantasie und der Macht von Märchen und Geschichten haben die Bücher gemein, dass ihr Protagonist sich isoliert fühlt und unter Zurhilfenahme der Phantasie einen Ausweg suchen muss. Es gibt aber auch Unterschiede: In Paul Maars Geschichte spielt die Wirklichkeit eine größere Rolle. Lippels Träume und seine Konflikte mit Frau Jakobs sind gleichermaßen spannend, lustig und abenteuerlich. Zwar sind die Sams-Geschichten deutlich bekannter, aber Paul Maars eigentliches Meisterwerk ist "Lippels Traum".

Zum Hörbuch: Friedhelm Ptok liest "Lippels Traum" auf grandiose Weise. Es gelingt ihm ohne Krächzen, Quäken oder sonstige Stimmverstellereien, den Figuren Persönlichkeit zu geben. Er deutet die verschiedenen Figuren durch seine Sprachmelodie an und gestaltetet sie mit kleinen Eigenheiten. Aber im Schwerpunkt bleibt er in seiner Erzählerrolle. Und so findet er genau den richtigen Ton für diese Geschichte. Auf diese Weise wird die Lesung ohne viel Schnickschnack sehr lebendig. Das immerhin fünf Stunden lange Hörbuch ist von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselnd. Inhalt und Rezitation kommen meisterhaft zusammen. Die Traumsequenzen werden jeweils von der Musik einer türkischen Langhalslaute umrahmt, was die Atmosphäre zusätzlich unterstützt.