Dienstag, 29. September 2009

Der sexuelle Reiz der Jugend

-cp- Das Thema "Sexueller Missbrauch" ist in den Medien häufig und in den verschiedensten Zusammenhängen präsent. Leider jedoch ist zu befürchten, dass sehr viele Fälle unentdeckt bleiben und unter dem traurigen Begriff Dunkelziffer verbucht werden. Immer mal wieder landen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch auch Prominente auf der Anklagebank. Mal zu Recht, mal nicht. Und immer mal wieder entsteht der Eindruck, dass Fans für sie eine andere Form der Gerechtigkeit sehen. Hier wahllos einige "(Nicht-)Fälle", die für Diskussionsstoff sorg(t)en:

Woody Allen
Sei es Woody Allen, der ein Verhältnis mit der Adoptivtochter seiner damaligen Lebensgefährtin Mia Farrow hatte und vor Gericht das Sorge- und Umgangsrecht zu seinen Adoptivkinder verlor. (Er ist nun seit einigen Jahen mit Soon-Yi Previn, der Adoptivtocher Mia Farrows, verheiratet, und hat mit ihr ebenfalls Kinder adoptiert.) Woody Allen wurde strafrechtlich nicht belangt, und ob Soon-Yi Previn damals noch minderjährig war oder gerade nicht mehr, ist wohl nicht klar.

Michael Jackson
Der King of Pop, Michael Jackson, saß zweimal auf der Anklagebank. Beide Male sah es gegen Ende eher nach Fällen von Verleumdung aus.

Jörg Tauss
In den letzten Monaten war Jörg Tauss häufig in den Medien. Er räumte zwar ein, Kinderpornos gekauft zu haben, stellte dies aber als persönliche Ermittlung gegen einen Kinderpornoring dar. Die Ermittlungen gegen ihn brachten diverse Ungereimtheiten zutage.

Kurt Demmler
Der Liedermacher Kurt Demmler wurde 2002 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt, in einem neuen Verfahren 2008/2009 ließ er es nicht soweit kommen und entzog sich durch Suizid.

Roman Polanski
Aktuell ist Roman Polanski ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Seine Leistungen als Filmregisseur sind jenseits jeden Zweifels. Doch ebenso steht zweifelsfrei fest, dass er sich vor 32 Jahren schuldig gemacht hat, ein 13-jähriges Mädchen mit Drogen und Alkohol gefügig gemacht und dann missbraucht zu haben. Er hat sich von Anfang an schuldig bekannt und alles versucht, um eine außergerichtliche Lösung zu erzielen: stationäre Psychotherapie, Schmerzensgeldzahlungen, ... Doch als klar wurde, dass der Richter seinem Antrag nicht stattgeben würde, entzog sich Polanski der Verhandlung und floh aus den Vereinigten Staaten. Seit 32 Jahren besteht nun ein Haftbefehl gegen ihn. Nun wurde er bei der Einreise in die Schweiz verhaftet. Die öffentliche Haltung scheint eher die zu sein, dass man Polanski vergeben sollte. Immerhin habe er sich entschuldigt, und das Opfer von einst habe ihm verziehen. Frankreich und Polen, Polanski hat beide Staatsbürgerschaften, fordern die Schweiz auf, ihn nicht auszuliefern, sondern aus der Haft zu entlassen. [Tagesanzeiger] Was ist in diesem Fall "Gerechtigkeit"? Darf eine Tat wie diese verjähren? Sollte ein 76-jähriger Mann noch belangt werden, wenn die Tat schon 32 Jahre zurück liegt? Darf ein Prominenter, seine Möglichkeiten nutzen, sich einer öffentlichen Verhandlung zu entziehen, und versuchen, auf seine eigene Weise für einen Ausgleich zu sorgen?

Ich bin der Meinung, Polanksi soll ausgeliefert werden und einen fairen Prozess bekommen. Es kann nicht sein, dass er eine solche Sache einfach aussitzen kann. Auch wenn schon sehr lange Zeit vergangen ist. Man darf nicht vergessen, dass eine solche Tat nicht nur Gerechtigkeit für Opfer, Angehörige und Täter erfordert, sondern auch für die Öffentlichkeit. Wie viele Kinder und Jugendliche, deren Missbrauchsgeschichten im Dunkeln bleiben, bekommen diesen Verlauf mit und erfahren eine Verstärkung ihres Leidens, weil sie sehen, dass die Öffentlichkeit bereit ist, einem Täter zu verzeihen?

Dienstag, 22. September 2009

Tauss vor dem Aus?

-sv- Wie die dpa berichtet, sind die Kinderpornographie-Vorwürfe gegen Jörg Tauss schwerer als bisher bekannt:

  • Tauss hat offenbar gezielt nach Kinderpornos mit Jungen gesucht und das entsprechende Material bestellt.
  • Zwei der sichergestellten DVDs wurden hinter Büchern versteckt gefunden, eine weitere DVD soll in einem Jackett gesteckt haben.
  • In einem Koffer sind wohl auch Videos, Zeitschriften und Romane mit legaler Erwachsenen-Pornografie entdeckt worden.
  • Zudem habe sich Tauss nach Ansicht der Staatsanwaltschaft durch Widersprüche in seinen Aussagen gegenüber den Ermittlern selbst belastet. So habe er zunächst jede Verbindung zu Kinderpornos abgestritten und erst später angegeben, als Abgeordneter verdeckt recherchiert zu haben. Außerdem habe er seine angebliche Kinderporno- Recherche mehrere Monate länger betrieben als zunächst angegeben.
Kategorie Vermischtes äußerte schon zu Beginn der Affäre Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Politikers bzw. wies auf Ungereimtheiten hin. Nun scheint sich unsere Skepsis zu Bewahrheiten und bei Ansicht des Youtube-Videos von Tauss läuft es einem kalt den Rücken herunter, wenn er sich als braver Biedermann inszeniert. Spannend dürfte sein, wie die hochgelobte Piratenpartei mit ihrem neuen Mitglied zukünftig umgeht und was aus Jörg Tauss wird.

Erinnerungen an den Sexualstraftäter und Musiker Kurt Demmler werden wach. Die Staatsanwaltschaft hatte zu Beginn des Jahres dem zweifachen Familienvater sexuellen Missbrauch von sechs Kindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren zur Last gelegt. Die Opfer seien Mädchen gewesen, die zunächst zu Castings für eine Band kamen. Insgesamt 212 Übergriffe listete die Anklage auf. Demmler entzog sich seiner Verantwortung durch Selbstmord.

Montag, 21. September 2009

Wie beendet man eigentlich eine Freundschaft?

-sv- Vorab ein Zitat von Mellin de Saint-Gelais: "Eine Freundschaft, die beendet werden kann, hat eigentlich nie so recht begonnen." Insofern geht es hier vielleicht eher um das Beenden vom Bekanntschaften. [vgl. dazu auch diesen Beitrag]
In der Liebe ist es einfach: wenn man den geliebten Menschen nicht mehr liebt, dann sagt man ihm es und die Beziehung ist zu Ende. Wenn man aber mit einem Menschen befreundet ist und diese Freundschaft/Bekanntschaft nicht mehr aufrecht erhalten möchte, dann hat man ein Problem - "Schluss machen" passt irgendwie nicht und manch ein Freund/Bekannter ist so hartnäckig, dass er es nicht akzeptieren kann, wenn man sich einfach nicht mehr meldet. jetzt-Autorin GodareSommar hat zu dieser Problematik einen lesenswerten Beitrag verfasst, der am Ende sogar einen schönen Lösungsweg bereithält. [zum Beitrag]

Samstag, 19. September 2009

Das Detail

-cp- Die Frage ist, wer oder was im Detail steckt. "Der Zauber steckt immer im Detail", sagt ein Zitat von Theodor Fontane. In einer klassischen Redewendung hingegen heißt es "Der Teufel steckt im Detail." Mathematiker könnter daraus schlussfolgern, dass Zauber=Teufel ist. Und damit würden sie dem Exorzisten des Papstes Recht geben, der durch die Aussage, "Harry Potter" sei Teufelswerk von sich reden oder besser gesagt über sich lachen machte.

Manchmal jedoch muss man gar nicht groß ruminterpretieren und über Hintergründe nachgrübeln, dann mache Zitate heißen einfach das, was sie direkt sagen: Dass man eine gute Sache durch schwache Details schwächen (Teufel) oder ihre Qualität steigern (Zauber) kann. Auch von Goethe gibt es eine schöne Aufforderung, den Details mehr Beachtung zu schenken: "Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken."

Abschließend noch Rousseau: "Geschmack ist die Kunst, sich auf Kleinigkeiten zu verstehen."

Freitag, 18. September 2009

Immer da wo Du bist bin ich nie

-cp- "Immer da wo Du bist bin ich nie" enthält alles, was ich seit Jahren an Element Of Crime schätze: eigenwillige skurrile Texte, die ungewöhnliche Stimmungen produzieren, irgendwo zwischen ironisch, romantisch, melancholisch und heiter verspielt. Die Musik ist recht gitarrenlastig, rockig, balladig und mit Country- und Folkelementen versetzt. Jakob Iljas Spiel ist wieder mal großartig. Höhepunkt ist für mich "Euro und Markstück", ein langsames Stück, in dem Regeners Stimme besonders präsent ist und quasi im Duett mit seiner melancholischen Trompete eine wunderbare Atmosphäre schafft. An einigen Stellen wirkt das Album allerdings etwas lieblos. Da werden Texte, die eigentlich nicht zur Melodie passen, durch merkwürdige Pausen künstlich hingebogen. Auch weichen die Texte im Booklet zum Teil von den tatsächlich gesungenen Texten ab. Hier und da wirken die Texte nicht zwingend, sondern eher willkürlich. Tiefpunkt ist für mich der Song "Der weiße Hai", der durch den mit zwei Kinderstimmen im Chor gesungenen Refrain etwas albern wird. So was kennt man von Reinhard Mey, der ja gerne mal seine Familie einbezieht. Dass nun Alexandra Regener einen Auftritt hat, sei ihr gegönnt, und sie macht es auch nicht schlecht, aber zur Musik von Element Of Crime passen keine Kinderstimmen. Das Booklet ist etwas liebloser als sonst. Erinnert man sich an die aufwändigen Fotoarbeiten aus "An einem Sonntag im April", ist die Gestaltung diesmal vergleichsweise mager. "Immer da wo Du bist bin ich nie" ist ein insgesamt empfehlenswertes Element Of Crime-Album mit einigen Höhepunkten, aber an die Qualität früherer Meisterwerke reicht es nicht ganz heran.

Semantische Erwägung

-cp- Was ist eigentlich das Gegenteil von Ruhestand? So wie Rente=Ruhestand muss es doch auch eine Entsprechung von Arbeit=... geben. Vielleicht "Lärmgang"? Oder (im öffentlichen Dienst) "Geräuschsitz"?

Mittwoch, 16. September 2009

Fehlermeldung

-cp- Es gibt schon kuriose Fehlermeldungen. Was die Rechenleistung moderner PCs und die Kapazitäten von Word in punkto Zwischenspeicherverwaltung angeht, wäre es ein Skandal, wenn die Meldung tatsächlich zuträfe. Da wird irgendein Programmierer die Entscheidung getroffen haben, was "zu viel" ist. Nett! Zum Vergrößern bitte draufklicken.

Dienstag, 15. September 2009

Ratte im Keller

-cp- Man weiß nicht, ob es die Nähe zum Wasserstraßenkreuz oder die zu Hameln ist oder das seltene Abholen des Mülls, aber: Minden ist eine Rattenstadt, und neuerdings lebt ein Exemplar bei uns im Keller. Bei der Gelegenheit konnte ich lernen, dass man Kammerjäger erfolgsunabhängig bezahlen muss. Verdammt!

Montag, 14. September 2009

Unpassende Lieder nach dem 11. September 2001

-sv- Tobias verweist auf eine Meldung, die nach dem 11.9.2001 für Aufsehen sorgte: Clear Channel, das nach eigenen Aussagen "weltweit größte Radionetz der Welt", hatte angeblich eine Liste von 150 "lyrically questionable" Songs zusammengestellt, die von den Radiostationen nicht mehr gespielt werden durften, die also aus dem Äther verbannt worden seien. In Wahrheit handelte es sich bei der Liste wohl nur um eine Empfehlung, aus Rücksichtnahme auf die Ereignisse in New York. Und die Sender durften auch weiterhin selbst entscheiden, was sie spielen wollten - also keine Zensur.
Ähnliches spielte sich in Deutschland nach dem Tsunami ab [hier], der am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean wütete. Mindestens 231.000 Menschen in 8 asiatischen Ländern wurden seinerzeit getötet. Musikalisch betroffen waren u.a. die Band Juli mit "Perfekte Welle", Herbert Grönemeyer mit "Land unter" und Witt/Heppner mit "Die Flut". Lieder der "Neuen deutschen Welle", solche von Katrina and the Waves oder das Lied "Tag am Meer" von den Fanta4 waren damals dann wohl auch verboten...

Sonntag, 13. September 2009

Im Alter bärtig

-cp- Eine der schönen Google-Errungenschaften ist das iGoogle. Hier kann man sich alles, was einen interessiert, kompakt zusammenschieben. Beispielsweise die Wettervorhersage, falls einen der Blick aus dem Fenster ermüdet, die Sportergebnisse oder, sehr beliebt, schöne Zitate. Was man da so alles mitbekommt, ist zum Teil recht überraschend. Wenn zum Beispiel zwei Zitat-Anbieter-Seiten zur gleichen Zeit mit der selben Person aufwarten. Besonders, wenn sich dabei die Bilder unterscheiden. Wer hätte schon gedacht, dass sich die gute Marie von Ebner-Eschenbach im Alter einen Bart stehen ließ?

Samstag, 12. September 2009

Der Hase und der Igel

Die Geschichte vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel ist eines der zwölf bekanntesten deutschen Volksmärchen. Populäre Versionen gibt es von den Brüdern Grimm und von Ludwig Bechstein. Was die Moral angeht, ist das Märchen allerdings ziemlich verquer. Der Hase macht sich über den Igel lustig, weil der so krumme Beine hat. Der Igel will ihm nun eine Lektion erteilen und fordert ihn zu einem Wettrennen heraus. Da er gegen den schnellen Hasen keine Chance hat, greift er zu einer List. Seine Frau wartet an der Ziellinie und tut so, als sei sie der Igel. Sie ruft: "Ich bin schon da." (bzw. "Ick bün all hier.") Da Hasen die Igel nicht voneinander unterscheiden können, funktioniert die List. Der Hase kann seine Niederlage nicht ertragen, fordert immer wieder Revanche und im 74. Durchgang des Rennens bricht er tot zusammen.

Das Märchen hat einige, erwähnenswerte Besonderheiten. Zum einen war es in den ursprünglichen Märchensammlungen der Brüder Grimm gar nicht enthalten. Sie ergänzten es erst 1843 in der 5. Auflage. Bechsteins Version stammt aus dem Jahr 1853. Die erste Veröffentlichung des Märchens war die des plattdeutschen Schriftstellers Wilhelm Schröder. Seine Fassung des Volksmärchens "Dat Wettlopen twischen den Hasen un dem Swinegel up de lütje Haide bi Buxtehude", geschrieben in plattdeutscher Sprache, wurde 1840 im Hannoverschen Volksblatt veröffentlicht. Schröder hatte das Märchen in Bexhövede gehört, wo es auch spielte. Aus unerklärlichen Gründen verlegte Schröder jedoch den Handlungsort nach Buxtehude.


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Freitag, 11. September 2009

Anklage gegen Jörg Tauss erhoben

-sv- Wie bereits an dieser Stelle vermutet, wird gegen den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss nun Anklage wegen des Besitzes von kinderpornografischem Bildmaterial erhoben. Ein treffender Kommentar dazu findet sich hier.

Mittwoch, 9. September 2009

Werner Lämmerhirt - Zeitreise

-sv- Werner Lämmerhirt, Picking-Gitarrist der ersten Stunde in Deutschland, hat eine CD mit seinen Instrumentals der Jahre zwischen 1976 und 1999 herausgebracht: Zeitreise. Hier die Tracklist inkl. der Angabe zur Original-Veröffentlichung*:

01) Summer Dance (1976, LP Die Dritte -vergriffen-)
02) Lollipop (1992, CD In Between Times)
03) Ich denke oft an Ingelheim (1979, LP All Alone -vergriffen-)
04) Open It Up (In Between Times)
05) The Sun In Me (1988, LP White Water -erhältlich auf Werners Konzerten-)
06) Coming Home From School (In Between Times)
07) Kite Flight (Die Dritte)
08) Der Bär und die Bienen (Die Dritte)
09) Rainy Day In Amsterdam (All Alone)
10) Die Kutschfahrt (White Water)
11) Akkordarbeit (1985, LP Personal favourites)
12) Eine Nacht in Genf (Personal favourites)
13) Ovation (All Alone)
14) October Romance (In Between Times)
15) Lasse´s Rag (1995, CD Collection Vol. 2)
16) Lieser (White Water)
17) Laura´s Dance (1982, LP Crossroads -vergriffen-)
18) Lady Abigail (In Between Times)
19) Samba an einem ruhigen Sonntag (Personal favourites)
20) Flügel am Abend (1999, CD SaitenZauber)

* bei den kursiven Titeln 11, 12, 15 und 19 habe ich die Original-LP leider nicht, daher habe ich hier Vol. 2 der Doppel-CD-Compilation "Collection" angegeben.

"It might get loud" - 3 Musiker, 3 Gitarren, 3 Generationen

-sv- Der Musikfilm "It might get loud" bringt drei stilprägende Gitarristen einer bestimmte Phase des Rock´n Roll zusammen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten:
Zusammengebracht wurden Sie auch, doch nutzt der Film die Chance, drei überragende Musiker zusammen Musik machen zu lassen, nicht. In erster Linie blicken alle drei auf Ihr "Gitarristenwerdung" zurück. Orte der Vergangenheit werden aufgesucht, der Mythos der drei und ihrer Bands wird weitergeführt. Doch für derlei dokumentarisches Material hätte man sie nicht mit ihren Gitarren an einen Tisch setzen müssen - hier scheitert der Film grandios. Und alle Versuche des Zusammenspiels wirken daher auch eher bemüht und von einer Jam-Session kann kaum die Rede sein. Schöner wäre es gewesen, hätte man - zusätzlich zu den Biopics - alle drei auf die Bühne gestellt und ihre Songs spielen lassen - doch dafür war kein Platz. Und leider geht es, wie vielfach proklamiert, auch nicht "um die E-Gitarre und ihre Rolle in der Rock-Musik". Es wird zwar viel von Gitarren geredet, aber eben nur von denen der drei Musiker - da hätten andere Gitarristen bestimmt noch einiges zum Thema "E-Gitarre" beisteuern können. Hinzu kommt, dass sich die drei nicht aneinander reiben in Bezug auf ihre Stile, sondern als Höhepunkt der Harmonie auch noch so tun, als hätten sie sich spontan überlegt, zusammen eine Coverversion des „The Band“-Songs „The Weight“ zu spielen - leider auch eher uninspiriert.
Zwei Höhepunkte hat der Film dennoch zu bieten: In keiner Szene sieht man die Leidenschaft von Page für die Musik mehr, als in der Szene, in der er eine alte Single mit Link Wrays „Rumble“ auflegt und anfängt Luftgitarre zu spielen - toll! Die zweite bemerkenswerte Szene zeigt Jack White und The Edge, wie sie - kleinen Kindern vor dem Weihnachtsbaum gleich - Page beim Spielen des Riffs von "Whole Lotta Love" zuschauen - Bewunderung und Respekt pur! Fazit: Der Film taugt als dreigeteiltes Biopic, ist ansonsten aber eine einzige ungenutzte Möglichkeit - schade.

Donnerstag, 3. September 2009

Jerry Maguire – Spiel des Lebens (1996)

-sv- Jerry Maguire (Tom Cruise) arbeitet als extrem erfolgreicher Sportmanager für eine große Firma. Als er - von der Gier des Systems angeekelt - mehr Menschlichkeit fordert, wird er sofort entlassen. Daraufhin eröffnet er seine eigene Agentur und hat schon nach kurzer Zeit nur noch einen Kunden, der ihm sein finanzielles Überleben sichern kann: Rod Tidwell (Cuba Gooding Jr.), der sportlich im Moment nicht gerade erfolgreich ist. Unterstützt wird Maguire von Dorothy Boyd (Renée Zellweger), einer Angestellten seiner alten Firma, die von ihm fasziniert ist. Zwischen den beiden funkt es und sie heiraten. Als Dorothy spürt, dass Jerrys Liebe nicht groß genug zu sein scheint, trennen sie sich jedoch schnell wieder. Nun hat Maguire nur noch Rod Tidwell, der aber gegen Ende des Films aufgrund herausragender sportlicher Leistungen einen sehr hoch dotierten Vertrag erhält - er und Jerry haben ihr Ziel erreicht. Tidwell ist sehr familiär und öffnet Jerry die Augen dafür, was im Leben zählt. Daraufhin versöhnt er sich mit Dorothy und der Film endet.

Regisseur Cameron Crowe (u.a. Almoust famous, 2000 und Vanilla Sky, 2001) zeigt die Geschichte eines Mannes, der sich - wenn auch wenig subtil - vom Raffzahn zum Familienmenschen wandelt. Crowe gelingt es, auch durch den geschickten Einsatz von Musik (s.u.), viele emotionale Momente zu schaffen, die durchaus überzeugen. Dies gilt vor allem für die Szenen mit Cuba Gooding Jr., der 1997 für seine Darstellung mit dem Oscar für die beste Nebenrolle ausgezeichnet wurde. Tom Cruise spielt solide, seine schauspielerische Leistung reiht sich ein in eine Folge von Filmen, die ihn als immer leicht manischen jungen Mann zeigen, der nach Erfolg giert: Mission impossible lief z.B. im selben Jahr an. Zellweger ist Jahre entfernt von ihrem Durchbruch mit "Bridget Jones" (2001) und ihre Rolle hätte auch von jeder anderen blonden Schauspielerin gespielt werden können.
Schade ist, dass sich der Film nicht entscheiden kann, ob er ein Film über Freundschaft, über Liebe oder über das böse Sportbusiness sein will. Zumindest auf einen Handlungsstrang hätte Crowe verzichten sollen, was den Film auch kürzer gemacht hätte - 133 Minuten sind für diesen Stoff 33 zuviel.
Fazit: Etwas ziellos mit Längen, allerdings aufgrund der Darstellung von Cuba Gooding Jr., der immer wieder Höhepunkte schafft, trotzdem sehenswert.
P.S.: Wie später bei Almoust famous (2001) setzt Crowe auf die emotionale Kraft der Musik. Hier eine Auswahl aus dem Soundtrack:
  • The Who "Magic Bus"
  • Bob Dylan "Shelter From The Storm"
  • Bruce Springsteen "Secret Garden"
  • Neil Young "World On A String"
  • Rickie Lee Jones "Horses"
  • Paul McCartney "Singalong Junk", "Momma Miss America"
  • Nancy Wilson "Sandy", "When We Meet Again"


P.P.S.: Beeindruckend auch die Filmografie des Kameramanns, Janusz Kamiński:
  • 1993: Schindlers Liste
  • 1996: Jerry Maguire
  • 1997: Jurassic Park
  • 1998: Der Soldat James Ryan
  • 2001: A. I. – Künstliche Intelligenz
  • 2002: Minority Report
  • 2002: Catch Me If You Can
  • 2004: Terminal
  • 2005: Krieg der Welten
  • 2005: München
  • 2008: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels