-cp- Der Focus weiß Bescheid und schafft auf ganz seriöse Weise Fakten, die zur Aufklärung dienen und zur Bekämpfung von Vorurteilen sehr nützlich sind:
1. Internet macht Mädchen dick.
2. Migrantenkinder sind am dicksten.
Da müssen sich ja deutsche Jungen ab sofort keine Sorgen mehr bezüglich ihrer Figur machen. Und ganz objektiv gesehen lässt sich nun festhalten: Die dicksten Menschen überhaupt sind Migranten-Mädchen. Danke, Focus.
Donnerstag, 31. Juli 2008
Hobbits und die Jugend von heute
-cp- "Ach, was muss man oft von bösen Buben hören oder lesen..." Diese Zeilen aus dem Vorwort zu Max und Moritz sind, obgleich der Text ja schon etwas älter ist, immer wahrer. Immer wieder steht auch das Jugendstrafrecht in der Kritik, weil 18-21-jährige Täter häufig noch recht milde bestraft werden. Ich finde es auch erschreckend, wenn man sich ansieht, mit welchen Maßnahmen Jugendliche zum Teil ihre innere Leere bekämpfen. [Beispiel] Mittlerweile gibt es zu diesem Beispiel auch ein passendes Phantombild. Ähnelt irgendwie Frodo Beutlin, aber der kann's ja nicht gewesen sein, oder?
Mittwoch, 30. Juli 2008
Informationsentwicklung
-cp- Über den Tod von Hiram Bullock gab es an dieser Stelle bereits etwas zu lesen. Nun nehme ich diese Todesnachricht zum Anlass, auf ein anderes Thema zu kommen, nämlich auf Wikipedia. In letzter Zeit fällt verstärkt auf, dass Wikipedia zunehmend von Leuten gestaltet wird, denen es nicht mehr (wie in der Ursprungsidee) um die Sache geht, sondern darum ihre Ansichten durchzusetzen. Der Tod von Hiram Bullock eignet sich recht gut als Beispiel. Da wurde die Information über seinen Tod in den Artikel eingefügt, und dann in zwei Tagen sechs Mal marginal verändert, das heißt, die erste Veränderung machte durchaus noch Sinn. Da bei Wikipedia ein falsches Geburtsjahr stand, war das Sterbe-Alter falsch, aber alles, was danach kam, war im Grunde überflüssig. Das Todesdatum steht ja bereits in der ersten Zeile des Artikels, hätte also nicht noch mal ergänzt werden müssen. Und wie man nun die Sache mit der Erkrankung formuliert...
1) Bullock starb im Alter von 51 Jahren an Kehlkopfkrebs.
2) Bullock starb im Alter von 52 Jahren an Kehlkopfkrebs.
3) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren im Zusammenhang mit einer vorhergegangenen Erkrankung an Kehlkopfkrebs.
4) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren an Kehlkopfkrebs.
5) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren nach einer überstanden geglaubten Erkrankung an Kehlkopfkrebs.
6) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren nach einer überstanden geglaubten Kehlkopfkrebs-Erkrankung.
7) Bullock starb am 25. Juli 2008 im Alter von 52 Jahren nach einer überstanden geglaubten Kehlkopfkrebs-Erkrankung.
Es werden wohl weitere Umformulierungen folgen. Der Artikel steht exemplarisch für viele andere, bei denen ähnliches zu beobachten ist. Schade, aber Wiki entwickelt sich langsam zu einer Plattform der Wichtigtuereien und Eitelkeiten.
1) Bullock starb im Alter von 51 Jahren an Kehlkopfkrebs.
2) Bullock starb im Alter von 52 Jahren an Kehlkopfkrebs.
3) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren im Zusammenhang mit einer vorhergegangenen Erkrankung an Kehlkopfkrebs.
4) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren an Kehlkopfkrebs.
5) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren nach einer überstanden geglaubten Erkrankung an Kehlkopfkrebs.
6) Bullock starb im Juli 2008 im Alter von 52 Jahren nach einer überstanden geglaubten Kehlkopfkrebs-Erkrankung.
7) Bullock starb am 25. Juli 2008 im Alter von 52 Jahren nach einer überstanden geglaubten Kehlkopfkrebs-Erkrankung.
Es werden wohl weitere Umformulierungen folgen. Der Artikel steht exemplarisch für viele andere, bei denen ähnliches zu beobachten ist. Schade, aber Wiki entwickelt sich langsam zu einer Plattform der Wichtigtuereien und Eitelkeiten.
Montag, 28. Juli 2008
Das Rauchverbot in der ZEIT
-cp- Die Zeit hat sich mit dem häufig diskutierten Thema Rauchverbot befasst. [Klick] Und Stephan Holzapfel, der sowohl die ZEIT als auch diesen Blog liest, hat einen Leserbrief geschrieben, der an dieser Stelle schon mal veröffentlicht wird. Ob die ZEIT ihn auch bringt, wird man sehen...
Leserbrief von Stephan Holzapfel
Bei der Diskussion um Rauchverbot und Freiheit wird ein Aspekt schnell übersehen: kaum jemand geht alleine in die Gaststätte. Häufig sind es gemischte Gruppen aus Rauchern und Nichtrauchern. Ohne generelles Rauchverbot wird eine solche Gruppe häufig doch im Raucherlokal landen, denn Raucher sind in Bezug auf ihr Rauchbedürfnis gerade nicht frei. Sie sind süchtig, sie müssen rauchen. Und sie sind trainiert darauf, die Gefahren des Rauchens auszublenden. Wenn es für einen selber aber schon „nicht so schlimm“ ist, dann wird es anderen doch auch nicht gleich schaden! Dementsprechend offensiv wird die „Freiheit“, rauchen zu dürfen eingefordert. Natürlich gibt es auch Nichtraucher, die Passivrauchen subjektiv nicht belastet. Wen es aber stört wird schnell als Moralapostel, Tugendterrorist und überempfindliche Spaßbremse eingeordnet. Ein generelles Rauchverbot befreit Gruppen von solchen Konflikten.
Noch nie hat eine politische Entscheidung so direkt spürbar meine Lebensqualität verbessert wie das Rauchverbot in Gaststätten.
Und bitte nicht immer diese Klagen, jeder dürfe sich ja auch beim Essen und Freeclimbing beliebig selber schaden, warum denn dann nicht beim Rauchen. Mal ehrlich: schon mal etwas von Passiv-Freeclimbing gehört?
Man sollte auch nicht vergessen: Rauchen wird erst später zum körperlichen Bedürfnis, am Beginn stehen soziale Gründe. Je mehr Rauchen jedoch sozial geächtet oder zumindest unpraktisch ist, desto geringer wird wahrscheinlich die Attraktivität werden.
Leserbrief von Stephan Holzapfel
Bei der Diskussion um Rauchverbot und Freiheit wird ein Aspekt schnell übersehen: kaum jemand geht alleine in die Gaststätte. Häufig sind es gemischte Gruppen aus Rauchern und Nichtrauchern. Ohne generelles Rauchverbot wird eine solche Gruppe häufig doch im Raucherlokal landen, denn Raucher sind in Bezug auf ihr Rauchbedürfnis gerade nicht frei. Sie sind süchtig, sie müssen rauchen. Und sie sind trainiert darauf, die Gefahren des Rauchens auszublenden. Wenn es für einen selber aber schon „nicht so schlimm“ ist, dann wird es anderen doch auch nicht gleich schaden! Dementsprechend offensiv wird die „Freiheit“, rauchen zu dürfen eingefordert. Natürlich gibt es auch Nichtraucher, die Passivrauchen subjektiv nicht belastet. Wen es aber stört wird schnell als Moralapostel, Tugendterrorist und überempfindliche Spaßbremse eingeordnet. Ein generelles Rauchverbot befreit Gruppen von solchen Konflikten.
Noch nie hat eine politische Entscheidung so direkt spürbar meine Lebensqualität verbessert wie das Rauchverbot in Gaststätten.
Und bitte nicht immer diese Klagen, jeder dürfe sich ja auch beim Essen und Freeclimbing beliebig selber schaden, warum denn dann nicht beim Rauchen. Mal ehrlich: schon mal etwas von Passiv-Freeclimbing gehört?
Man sollte auch nicht vergessen: Rauchen wird erst später zum körperlichen Bedürfnis, am Beginn stehen soziale Gründe. Je mehr Rauchen jedoch sozial geächtet oder zumindest unpraktisch ist, desto geringer wird wahrscheinlich die Attraktivität werden.
In memoriam: Hiram Bullock
-cp- Der amerikanische Gitarrist Hiram Bullock ist am Freitag im Alter von 52 Jahren gestorben. Es heißt an den Folgen einer Kehlkopf-Krebserkrankung. Der Independent schreibt jedoch, dass es wohl Crack-Missbrauch war, dem sein durch die Krebsbehandlung geschwächter Körper erlegen ist. Bullock hatte seit Januar gegen den Tumor gekämpft. Als Gitarrist machte er sich anfangs in der David-Letterman-Showband einen Namen. Später war er als Studiomusiker auf Alben von Miles Davis, James Brown, Sting, Eric Clapton, Barbara Streisand und vielen weiteren Größen im Jazz- und Rockbereich zu hören.
Ich selbst hatte das Vergnügen, ihn einige Male live zu sehen, zunächst als Gitarrist bei Marcus Miller, später mit seinem Solo-Programm. Er ist ein paar Mal im Hot Jazz Club in Münster aufgetreten. Das Foto wurde im Rahmen eines Gitarren-Workshops aufgenommen, den er für die Musikschule Münster e.V. durchgeführt hat.
Ich selbst hatte das Vergnügen, ihn einige Male live zu sehen, zunächst als Gitarrist bei Marcus Miller, später mit seinem Solo-Programm. Er ist ein paar Mal im Hot Jazz Club in Münster aufgetreten. Das Foto wurde im Rahmen eines Gitarren-Workshops aufgenommen, den er für die Musikschule Münster e.V. durchgeführt hat.
Samstag, 26. Juli 2008
Thomas Crofton Croker
Thomas Crofton Croker (1798-1854) war ein irischer Altertumsforscher. Er widmete sich der Sammlung alter Poesie und Folklore aus dem irischen Kulturraum. Seine Volksmärchen-Sammlung „Irische Elfenmärchen“ („Fairy Legends and Traditions of the South Of Ireland“) (1825-27) wurde bereits 1826 von den Brüdern Grimm ins Deutsche Übersetzt. Wilhelm Grimm fügte der Übersetzung ein umfangreiches Vorwort zum Wesen der Elfen bei.
Donnerstag, 24. Juli 2008
Pseudo-Stöckchen!
-sg- Im jetzt-Magazin kann man die "Galerie der toten Küchengeräte" bestaunen - lesenswert und höchst amüsant! Es lohnt sich, bis zum Platz 1 vorzudringen - dass es solch ein Küchengerät überhaupt gibt... Bei uns zuhause finden sich Platz 18 und Platz 10 in einer hinteren Ecke des Abstellraums - und bei Euch?
Großartig!
-sg- "Niemand köpft leichter als jene, die keine Köpfe haben."
(Friedrich Dürrenmatt)
(Friedrich Dürrenmatt)
Samstag, 19. Juli 2008
Party feiern
-cp- Immer wieder stelle ich fest, dass mir viele Dinge, die für andere scheinbar selbstverständlich sind, ein Rätsel bleiben. Gestern Nacht war im Haus gegenüber eine "Party". Es wurde gelacht, gesungen, gegrölt und so wie es sich anhörte auch reichlichst getrunken. Dabei wurde bei offenem Fenster auch die mögliche Lautstärke der Stereoanlage ausgereizt. Da meine Wohnung ihre Fenster nach hinten raus hat, in einen riesigen Innenhof, an den bestimmt 30 Häuser anliegen, gehe ich davon aus, dass diese "Party" die Menschen in mindestens 100 Wohnungen beeinträchtigt hat, und wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat die Polizei die ganze Angelegenheit gegen 2 Uhr aufgelöst.
"Party feiern" ist ja etwas, das bei den meisten Menschen positiv besetzt ist, und ich verstehe irgendwie nicht so richtig warum. Man ist mit vielen Leuten auf engem Raum (=ungemütlich), man muss beim Toilettengang mit langen Wartezeiten rechnen (=nervig), die Musik ist so laut, dass man sich nicht mehr unterhalten, sondern bestenfalls anschreien kann (=supernervig). Hinzu kommt, dass man entweder in Ermangelung anderer Möglichkeiten mehr Alkohol trinkt als einem gut tut und am nächsten Tag katergeplagt nichts auf die Reihe bekommt, oder dass man in Ermangelung ausreichenden Blutalkohols langsam die Verbindung zu den anderen Partygästen verliert. Je größer der Prollanteil unter den Partygästen ist, desto mehr muss man auch mit kulturell minderwertiger Musik und beim Toilettengang mit unangenehmen Fundstücken rechnen. Für viele scheint "Party feiern", ob nun in der Disco oder zu Hause, zu bedeuten, den Steinzeitmenschen aus sich herauszuholen: Viel trinken, laut sein und Dinge tun, die eigentlich (und nüchtern betrachtet) peinlich sind.
Ich verstehe es nicht und bitte um Aufklärung: Was ist gut am Partyfeiern?
"Party feiern" ist ja etwas, das bei den meisten Menschen positiv besetzt ist, und ich verstehe irgendwie nicht so richtig warum. Man ist mit vielen Leuten auf engem Raum (=ungemütlich), man muss beim Toilettengang mit langen Wartezeiten rechnen (=nervig), die Musik ist so laut, dass man sich nicht mehr unterhalten, sondern bestenfalls anschreien kann (=supernervig). Hinzu kommt, dass man entweder in Ermangelung anderer Möglichkeiten mehr Alkohol trinkt als einem gut tut und am nächsten Tag katergeplagt nichts auf die Reihe bekommt, oder dass man in Ermangelung ausreichenden Blutalkohols langsam die Verbindung zu den anderen Partygästen verliert. Je größer der Prollanteil unter den Partygästen ist, desto mehr muss man auch mit kulturell minderwertiger Musik und beim Toilettengang mit unangenehmen Fundstücken rechnen. Für viele scheint "Party feiern", ob nun in der Disco oder zu Hause, zu bedeuten, den Steinzeitmenschen aus sich herauszuholen: Viel trinken, laut sein und Dinge tun, die eigentlich (und nüchtern betrachtet) peinlich sind.
Ich verstehe es nicht und bitte um Aufklärung: Was ist gut am Partyfeiern?
Donnerstag, 17. Juli 2008
Der Märchenprinz
Gerade die populären Märchen sind dadurch so bekannt, dass sie von konkreten Figuren erzählen, wie etwa Aschenputtel, Dornröschen oder Rumpelstilzchen. Diese konkreten Figuren bleiben im Gedächtnis, charakterisieren das Märchen und machen es unverwechselbar. Genauso gibt es aber auch allgemeine Figuren, die als Figuren für sich stehen, die mit einem Wort bezeichnet werden und dadurch charakterisiert sind. Diese Figuren werden auch Archetypen genannt.
Eine Figur, die immer wieder auftaucht, ist der Prinz. Der Märchenprinz hat ein vorrangiges Ziel: die Brautgewinnung. Und damit ist er äußert erfolgreich. Schneewittchen, Dornröschen, Aschenputtel, Rapunzel und wie sie alle heißen haben am Ende ihren Prinzen bekommen, ja, sie sind sogar von ihm gerettet und erlöst worden. Der Märchenprinz legt jedoch nicht zwangsläufig Wert darauf, eine "standesgemäße" Frau zu finden. Er heiratet aus Liebe, was das Beispiel Aschenputtel sehr deutlich zeigt, denn Aschenputtel ist keine Prinzessin, sondern Küchenmagd. So wird der Prinz zum Märchenhelden Nummer 1 und zum romantisch verklärten Objekt mancher Sehnsucht.
Die Brüder Grimm pflegten ihre Prinzen übrigens als Königssöhne zu bezeichnen, während bei Andersen immer vom Prinzen die Rede ist. Aber diese Unterschiede sind rein sprachlicher Natur. Den Grimms war es wohl wichtig, die Herkunft zu betonen und das Abhängigkeitsverhältnis. Ein Königssohn ist eben noch eindeutig Sohn, während ein Prinz noch als jung wahrgenommen wird, aber schon etwas unabhängiger wirkt. Wie dem auch sei, die Figuren bei Andersen und Grimm sind eindeutig Figuren des gleichen Typs. Allerdings gibt es das Prinzen-Motiv auch in verdrehter Variante: Die CD Der Märchenprinz von Christian Peitz zeigt diese vermeintlichen Helden von einer anderen Seite: als Faulpelze und Weicheier.
Eine Figur, die immer wieder auftaucht, ist der Prinz. Der Märchenprinz hat ein vorrangiges Ziel: die Brautgewinnung. Und damit ist er äußert erfolgreich. Schneewittchen, Dornröschen, Aschenputtel, Rapunzel und wie sie alle heißen haben am Ende ihren Prinzen bekommen, ja, sie sind sogar von ihm gerettet und erlöst worden. Der Märchenprinz legt jedoch nicht zwangsläufig Wert darauf, eine "standesgemäße" Frau zu finden. Er heiratet aus Liebe, was das Beispiel Aschenputtel sehr deutlich zeigt, denn Aschenputtel ist keine Prinzessin, sondern Küchenmagd. So wird der Prinz zum Märchenhelden Nummer 1 und zum romantisch verklärten Objekt mancher Sehnsucht.
Die Brüder Grimm pflegten ihre Prinzen übrigens als Königssöhne zu bezeichnen, während bei Andersen immer vom Prinzen die Rede ist. Aber diese Unterschiede sind rein sprachlicher Natur. Den Grimms war es wohl wichtig, die Herkunft zu betonen und das Abhängigkeitsverhältnis. Ein Königssohn ist eben noch eindeutig Sohn, während ein Prinz noch als jung wahrgenommen wird, aber schon etwas unabhängiger wirkt. Wie dem auch sei, die Figuren bei Andersen und Grimm sind eindeutig Figuren des gleichen Typs. Allerdings gibt es das Prinzen-Motiv auch in verdrehter Variante: Die CD Der Märchenprinz von Christian Peitz zeigt diese vermeintlichen Helden von einer anderen Seite: als Faulpelze und Weicheier.
Morgenstund
-cp- "Es gibt Tage, da hat die Morgenstund kein Gold im Mund, sondern den frühen Vogel, der vergeblich versucht hat, einen Wurm zu fangen." (C.P.)
Dornröschen und der Sex
-cp- Auf www.maerchen-heute.de wird heute über das Märchen Dornröschen und seine Ursprünge berichtet. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit den erotischen Motiven in "Dornröschen".
Erotische Motive in Dornröschen
Das Märchen Dornröschen enthält laut Iring Fetscher viele versteckte erotische Motive:
Mehr zu Dornröschen und anderen Märchen findet sich in dem Buch Wer hat Dornröschen wachgeküsst? von Iring Fetscher.
- König und Königin können, wie es scheint, keine Kinder bekommen. Bei einem Bad trifft sie einen Frosch, der ihr eine Schwangerschaft prophezeit. Fetscher meint, der Frosch müsse biologisch gesehen, nicht unbedingt ein Frosch sein. Rechtlich gesehen schon, vielleicht ein einfacher Mann aus dem Volk, mit dem die Königin sich vergnügte. Das würde zumindest die plötzliche Schwangerschaft erklären.
- Es ist kein Zufall, dass sich Dornröschen gerade an einer Spindel sticht, denn öffentliche Spinnstuben waren im Mittelalter und auch noch im 18. Jahrhundert Orte, an denen abends bei schwachem Kerzenlicht erotische Spielereien stattfinden.
- Zudem kann die Spindel auch als Phallussymbol und der Stich als Defloration gedeutet werden. Fetscher stellt die Frage, warum in einer Turmkammer neben dem Spinnrad auch ein Bett bereit steht.
Mehr zu Dornröschen und anderen Märchen findet sich in dem Buch Wer hat Dornröschen wachgeküsst? von Iring Fetscher.
Dornröschen
Auch Dornröschen ist ein klassisches europäisches Volksmärchen, das in unzähligen Varianten erzählt und festgehalten wurde. Die "Geschichte von Troylus und Zellandine" (aufgeschrieben um 1330) enthält bereits das Motiv der schlafenden Schönheit. Prinzessin Zellandine hatte sich an einer Flachsfaser gestochen und liegt danach schlafend in einem Turmzimmer.
Eine frühe Variante ist das Märchen "Sonne, Mond und Talia" von Giambattista Basile, veröffentlicht 1634-1636. Hier ist Talia der Name der weiblichen Protagonistin. Diese sticht sich wie prophezeit an einer Handfaser. Ihr Vater ("ein vornehmer Herr") lässt die Leiche seiner Tochter im Turmzimmer eines "Lustschloss" aufbahren. Dieses Turmzimmer wird dann verschlossen. Allerdings klettert ein König, der einem Falken* gefolgt ist, an einer Leiter zum Fenster hinein. Er verfällt ihrer Schönheit und versucht sie zu wecken, was ihm jedoch nicht gelingt. Dennoch "trug er sie in seinen Armen auf ein Lager und pflückte die Früchte der Liebe". Neun Monate später wird ein Zwillingspaar geboren. Dieses Zwillingspaar will gesäugt werden und nuckelt an Talias Finger, wodurch diese erwacht. Sie nennt ihre Kinder Sonne und Mond. Schließlich kommt der König zurück zu ihr, die Königin wird eifersüchtig, will Talia samt ihrer Kinder verbrennen lassen, findet dann aber selbst im Feuer ihr Ende.
Bei Charles Perrault heißt das Märchen "Die schlafende Schöne im Walde" (1695). Diese Fassung des Märchens ist der grimmschen Fassung schon recht ähnlich. Es gibt sieben eingeladene Feen und eine beleidigte achte. Das Mädchen sticht sich nicht an einer Faser, sondern der Spindel, schläft hundert Jahre und wird durch einen Königssohn erlöst. Es bedarf dazu keines Kusses, sein Erscheinen genügt. (Er kniet vor ihrer Schönheit nieder.) Die beiden heiraten natürlich und bekommen Kinder. Allerdings ist das Märchen damit noch nicht zuende, denn die Mutter des Prinzen ist Menschenfresserin und will die Prinzessin und ihre Kinder verspeisen. Natürlich schafft sie es nicht, sondern fällt in einen Trog, in dem sich auch wilde Tiere befinden, die sie dann auffressen.
In der hierzulande bekannten "Dornröschen"-Fassung der Brüder Grimm (die erste Fassung ist aus dem Jahr 1812, die heute bekannte Fassung aus der 5. Auflage von 1857) findet sich die böse Königin im Gegensatz zu den Fassungen von Basile und Perrault nicht mehr. Das Märchen endet mit der Hochzeit Dornröschens mit dem Prinzen. Und ein Unterschied zur Fassung Perraults ist, dass nicht sieben Feen eingeladen werden, sondern zwölf. Die böse Fee ist die dreizehnte.
Interessant ist, dass in allen drei Varianten ein Koch auftritt. Bei Basile und Perrault rettet er die Kinder vor der bösen Königin. Bei Grimm will er dem Küchenjungen eine Ohrfeige geben, wird jedoch durch den hundertjährigen Zauberschlaf zunächst davon abgehalten.
Eine neue Fassung des Märchens gibt es im gleichnamigen Buch von Christian Peitz. Da wird das Märchen von "Dornröschen" in zeitgemäßer Sprache neu erzählt. Peitz erzählt das Märchen, wie man es kennt, nur nimmt er sich mehr Zeit, sowohl für farbige Details als auch für augenzwinkernde Bemerkungen, und so entsteht etwas Neues, ähnlich wie bei Erich Kästners Kinderbuchversion des Märchens Der gestiefelte Kater.
Eine augenzwinkernde Hörspiel-Hommage an das Märchen ist die Geschichte von "Rosdörnchen" auf der CD Märchenhelden unterwegs, ebenfalls von Christian Peitz. Hier bekommt die schlafende Schönheit es nicht mit einem Prinzen zu tun, sondern mit Zwerg Nase.
* Der Falke ist in der italienischen Erzähltradition ein wichtiges Symbol. Die italienischen Märchen und Novellen aus dem 14. bis 17. Jahrhundert sind einander in Erzählweise und Inhalt recht ähnlich. Basiles Märchensammlung aus dem 17. Jahrhundert ist neben der Novellensammlung von Boccaccio aus dem 14. Jahrhundert als Standardwerk zu nennen. Paul Heyse hat anhand der Novellensammlung Boccacios die Falkentheorie entwickelt. Es ist davon auszugehen, dass auch bei Basile der Falke nicht zufällig auftaucht. (Link zu Wikipedia)
Eine frühe Variante ist das Märchen "Sonne, Mond und Talia" von Giambattista Basile, veröffentlicht 1634-1636. Hier ist Talia der Name der weiblichen Protagonistin. Diese sticht sich wie prophezeit an einer Handfaser. Ihr Vater ("ein vornehmer Herr") lässt die Leiche seiner Tochter im Turmzimmer eines "Lustschloss" aufbahren. Dieses Turmzimmer wird dann verschlossen. Allerdings klettert ein König, der einem Falken* gefolgt ist, an einer Leiter zum Fenster hinein. Er verfällt ihrer Schönheit und versucht sie zu wecken, was ihm jedoch nicht gelingt. Dennoch "trug er sie in seinen Armen auf ein Lager und pflückte die Früchte der Liebe". Neun Monate später wird ein Zwillingspaar geboren. Dieses Zwillingspaar will gesäugt werden und nuckelt an Talias Finger, wodurch diese erwacht. Sie nennt ihre Kinder Sonne und Mond. Schließlich kommt der König zurück zu ihr, die Königin wird eifersüchtig, will Talia samt ihrer Kinder verbrennen lassen, findet dann aber selbst im Feuer ihr Ende.
Bei Charles Perrault heißt das Märchen "Die schlafende Schöne im Walde" (1695). Diese Fassung des Märchens ist der grimmschen Fassung schon recht ähnlich. Es gibt sieben eingeladene Feen und eine beleidigte achte. Das Mädchen sticht sich nicht an einer Faser, sondern der Spindel, schläft hundert Jahre und wird durch einen Königssohn erlöst. Es bedarf dazu keines Kusses, sein Erscheinen genügt. (Er kniet vor ihrer Schönheit nieder.) Die beiden heiraten natürlich und bekommen Kinder. Allerdings ist das Märchen damit noch nicht zuende, denn die Mutter des Prinzen ist Menschenfresserin und will die Prinzessin und ihre Kinder verspeisen. Natürlich schafft sie es nicht, sondern fällt in einen Trog, in dem sich auch wilde Tiere befinden, die sie dann auffressen.
In der hierzulande bekannten "Dornröschen"-Fassung der Brüder Grimm (die erste Fassung ist aus dem Jahr 1812, die heute bekannte Fassung aus der 5. Auflage von 1857) findet sich die böse Königin im Gegensatz zu den Fassungen von Basile und Perrault nicht mehr. Das Märchen endet mit der Hochzeit Dornröschens mit dem Prinzen. Und ein Unterschied zur Fassung Perraults ist, dass nicht sieben Feen eingeladen werden, sondern zwölf. Die böse Fee ist die dreizehnte.
Interessant ist, dass in allen drei Varianten ein Koch auftritt. Bei Basile und Perrault rettet er die Kinder vor der bösen Königin. Bei Grimm will er dem Küchenjungen eine Ohrfeige geben, wird jedoch durch den hundertjährigen Zauberschlaf zunächst davon abgehalten.
Eine neue Fassung des Märchens gibt es im gleichnamigen Buch von Christian Peitz. Da wird das Märchen von "Dornröschen" in zeitgemäßer Sprache neu erzählt. Peitz erzählt das Märchen, wie man es kennt, nur nimmt er sich mehr Zeit, sowohl für farbige Details als auch für augenzwinkernde Bemerkungen, und so entsteht etwas Neues, ähnlich wie bei Erich Kästners Kinderbuchversion des Märchens Der gestiefelte Kater.
Eine augenzwinkernde Hörspiel-Hommage an das Märchen ist die Geschichte von "Rosdörnchen" auf der CD Märchenhelden unterwegs, ebenfalls von Christian Peitz. Hier bekommt die schlafende Schönheit es nicht mit einem Prinzen zu tun, sondern mit Zwerg Nase.
* Der Falke ist in der italienischen Erzähltradition ein wichtiges Symbol. Die italienischen Märchen und Novellen aus dem 14. bis 17. Jahrhundert sind einander in Erzählweise und Inhalt recht ähnlich. Basiles Märchensammlung aus dem 17. Jahrhundert ist neben der Novellensammlung von Boccaccio aus dem 14. Jahrhundert als Standardwerk zu nennen. Paul Heyse hat anhand der Novellensammlung Boccacios die Falkentheorie entwickelt. Es ist davon auszugehen, dass auch bei Basile der Falke nicht zufällig auftaucht. (Link zu Wikipedia)
Mittwoch, 16. Juli 2008
CD gekauft, ohne auch nur die Band zu kennen
-sg- Ich bilde mir ein, einen ziemlich guten Überblick über die Art von Musik zu haben, die mich berührt und inspiriert. Und eben deshalb besitze ich wohl auch fast alles, was mich derzeit glücklich macht. Manchmal entdecke ich dann aber eine Band, die mir bisher unbekannt war und forsche etwas nach. So geschehen vor 2 Wochen... Da wähle ich intuitiv aus meiner Sammlung eine CD einer der großartigsten Folk-Rock Bands aller Zeiten aus: "Last time around" von "Buffalo Springfield" und wie ich da so am PC sitze, schaue ich mal, was da so bei Wiki über die Band steht. Nicht, dass ich nicht schon alles gewusst hätte, was da steht, aber eines wusste ich nicht: nämlich, dass der ehemalige Sänger von Buffalo Springfield, Richie Furay, in einer Band namens "Poco" gespielt hat. Und da dachte ich mir: Hm, da müssten doch zumindest die Alben von Poco gelungen sein, die direkt nach der Auflösung von Buffalo Springfield gemacht wurden, nämlich 1969 und 1970. Und wie es der Zufall so wollte, gab es beide Alben für knapp 18 € bei amazon-Marketplace als Doppel-CD. Gestern kamen sie dann an und heute stehen sie wieder im Marketplace zum Verkauf. Nicht, dass die Musik schlecht wäre, nein, aber sie ist einfach weniger inspiriert als ich erwartet habe - solide, aber sehr normal. Schade. Und da wurde mir klar, warum ich von Richie Furay nie mehr etwas hörte, aber von Neil Young, Stephen Stills sowie "Crosby, Stills, Nash & Young". Armer Richie...
Lehre für mich: Kaufe nur Musik, die Du von vertrauenswürdigen Freunden empfohlen bekommst (in der Kategorie genießt nur ein Mensch mein Vetrauen) oder höre vorher rein! Verdammt! Nach 25 Jahren Plattenkäufer-Dasein sollte ich etwas schlauer sein.
P.S.: Meine erste Langspielplatte bekam ich übrigens 1982, es war diese.
Lehre für mich: Kaufe nur Musik, die Du von vertrauenswürdigen Freunden empfohlen bekommst (in der Kategorie genießt nur ein Mensch mein Vetrauen) oder höre vorher rein! Verdammt! Nach 25 Jahren Plattenkäufer-Dasein sollte ich etwas schlauer sein.
P.S.: Meine erste Langspielplatte bekam ich übrigens 1982, es war diese.
Dienstag, 15. Juli 2008
Auch Horror-Filme brauchen ein gutes Drehbuch
-cp- Die Betreiber dieses Blogs haben sich in den letzten Wochen immer mal wieder (Kult-)Horrorfilmen befasst und sind dabei der Frage nachgegangen, was sie so spannend macht. Die erschütternde Antwort: In der Regel gar nichts. Und sie scheitern nicht unbedingt an lausigen Effekten oder schwachen Inszenierungen, denn auf dem Gebiet ist man ja als Kind der 80er bereit, einiges zu verzeihen. Sie scheitern daran, dass sie einen völlig kalt lassen. Und das liegt nicht daran, dass man ein abgebrühter Rezipient ist, dem man nichts mehr vormachen kann. Es liegt an schlechten Geschichten, und hierzu gibt es eine Theorie. (Die Theorie ist grundlegend nicht von mir, aber ich möchte sie zu diesem Thema mal anbringen.)
Also: Ein Jemand, zum Beispiel John Landis, hat die Idee einen Werwolf-Film zu drehen. Er überlegt sich, was er in seinem Film zeigen will und schreibt ein Drehbuch, in dem er all das unterbringt. Und genau das ist schon der Fehler. Niemals sollte ein Regisseur, der ein paar Ideen hat, mal eben so ein Drehbuch schreiben. Die Geschichte um die es geht wird nämlich dann nur das Mittel zum Zweck sein. Es gibt (in diesem Fall) jede Menge Blut, hier und da Humor in Form flapsiger Sprüche und eine obligatorische Sexszene. Wenn man aber eigentlich gar keine Geschichte zu erzählen hat, sondern lediglich eine bastelt, damit sie die verschiedenen Zutaten, die man sich überlegt hat, zu einem Film werden lässt, dann funktioniert es in der Regel nicht.
Eine Geschichte muss am Anfang stehen. Und für die Geschichte gibt es Regeln. Hierüber hat Robert McKee einen Bestseller geschrieben: Story. Wichtigster Bestandteil einer spannenden Geschichte, sagt McKee, sind Konflikte. Dies können sowohl innere Konflikte sein oder Konflikte zwischen den Figuren. Eine Hauptfigur aber, die ohne Wünsche, Bedürfnisse, Ziele, Konflikte, usw. auf die (Handlungs-)Reise geschickt wird und einfach von einem "Höhepunkt" zum nächsten wandelt, die bietet nicht einmal annähernd genügend Material für eine spannende Geschichte. Besonders dann nicht, wenn es (inkl. der oben genannten opbligatorischen Sex-Szene) im Grunde nur vier Höhepunkte gibt.
Die russische Psychologin Bljuma Wulfowna Seigarnik war der Meinung, dass beim Menschen "unerledigte Aufgaben" besser im Gedächtnis bleiben als erledigte, wenn auch unterschwellig. Das gilt auch für Film-Plots. Eine Figur, die eine Aufgabe hat und zu dieser Aufgabe eine Haltung, bietet dem Zuschauer die Möglichkeit sich zu identifizieren und mit ihm auf die Reise zu gehen. Ein Werwolf-Film, um im Beispiel zu bleiben, wäre viel spannender, wenn eine Figur eine dringende Aufgabe bewältigen müsste, und dann in diese Werwolf-Handlung hinein gerät. So gibt es Spannung auf zwei Ebenene: 1) Auf der Werwolf-Ebene. 2) Wegen der offenen Aufgabe. Eine Figur aber, die scheinbar plan- und ziellos durch die Gegend wandert, die kann vom Werwolf gefressen werden oder nicht, es ist einem egal.
Also: Ein Jemand, zum Beispiel John Landis, hat die Idee einen Werwolf-Film zu drehen. Er überlegt sich, was er in seinem Film zeigen will und schreibt ein Drehbuch, in dem er all das unterbringt. Und genau das ist schon der Fehler. Niemals sollte ein Regisseur, der ein paar Ideen hat, mal eben so ein Drehbuch schreiben. Die Geschichte um die es geht wird nämlich dann nur das Mittel zum Zweck sein. Es gibt (in diesem Fall) jede Menge Blut, hier und da Humor in Form flapsiger Sprüche und eine obligatorische Sexszene. Wenn man aber eigentlich gar keine Geschichte zu erzählen hat, sondern lediglich eine bastelt, damit sie die verschiedenen Zutaten, die man sich überlegt hat, zu einem Film werden lässt, dann funktioniert es in der Regel nicht.
Eine Geschichte muss am Anfang stehen. Und für die Geschichte gibt es Regeln. Hierüber hat Robert McKee einen Bestseller geschrieben: Story. Wichtigster Bestandteil einer spannenden Geschichte, sagt McKee, sind Konflikte. Dies können sowohl innere Konflikte sein oder Konflikte zwischen den Figuren. Eine Hauptfigur aber, die ohne Wünsche, Bedürfnisse, Ziele, Konflikte, usw. auf die (Handlungs-)Reise geschickt wird und einfach von einem "Höhepunkt" zum nächsten wandelt, die bietet nicht einmal annähernd genügend Material für eine spannende Geschichte. Besonders dann nicht, wenn es (inkl. der oben genannten opbligatorischen Sex-Szene) im Grunde nur vier Höhepunkte gibt.
Die russische Psychologin Bljuma Wulfowna Seigarnik war der Meinung, dass beim Menschen "unerledigte Aufgaben" besser im Gedächtnis bleiben als erledigte, wenn auch unterschwellig. Das gilt auch für Film-Plots. Eine Figur, die eine Aufgabe hat und zu dieser Aufgabe eine Haltung, bietet dem Zuschauer die Möglichkeit sich zu identifizieren und mit ihm auf die Reise zu gehen. Ein Werwolf-Film, um im Beispiel zu bleiben, wäre viel spannender, wenn eine Figur eine dringende Aufgabe bewältigen müsste, und dann in diese Werwolf-Handlung hinein gerät. So gibt es Spannung auf zwei Ebenene: 1) Auf der Werwolf-Ebene. 2) Wegen der offenen Aufgabe. Eine Figur aber, die scheinbar plan- und ziellos durch die Gegend wandert, die kann vom Werwolf gefressen werden oder nicht, es ist einem egal.
Audrey Hepburn
-sg- Es ist schon erstaunlich. Wenn man an Audrey Hepburn denkt, fallen einem sofort einige Filme ein: "Ein Herz und eine Krone" und "Frühstück bei Tiffany" zum Beispiel und man denkt, dass sie bestimmt sehr viele Filme gedreht haben muss. Schaut man dann auf ihr gesamtes Filmschaffen, ist man überrascht zu sehen, dass sie in ihrer Karriere nur 29 Filme drehte und dies in einem Zeitraum von fast 40 Jahren (1951-1989). Schaut man dann noch genauer hin, wird es umso erstaunlicher, denn die 8 Filme, die Hepburn vor "Ein Herz und eine Krone" gedreht hat (1951/52), kennt kein Mensch, was auch für ihre letzten 5 Filme (1976-1989) gilt. Bleiben also von den 29 Filmen noch 16 übrig und die hat sie alle zwischen 1953 und 1967 gedreht; allesamt Klassiker in hochkarätiger Besetzung:
1953 – Ein Herz und eine Krone (mit Gregory Peck)
1954 – Sabrina (mit William Holden und H. Bogart, Regie: Billy Wilder)
1956 – Krieg und Frieden (mit Henry Fonda und Mel Ferrer)
1957 – Ein süßer Fratz (mit Fred Astaire)
1957 – Ariane - Liebe am Nachmittag (mit Gary Cooper, Regie: B. Wilder)
1959 – Geschichte einer Nonne (mit Peter Finch)
1959 – Tropenglut (mit Anthony Perkins und Lee J. Cobb)
1960 – Denen man nicht vergibt (mit Burt Lancaster, Regie: John Huston)
1961 – Frühstück bei Tiffany (mit George Peppard, Regie: Blake Edwards)
1961 – Infam (mit Shirley MacLaine und James Garner)
1962 – Zusammen in Paris (mit William Holden)
1963 – Charade (mit Cary Grant, Walter Matthau und James Coburn)
1964 – My Fair Lady (mit Rex Harrison)
1966 – Wie klaut man eine Million? (mit Peter O’Toole und Eli Wallach)
1967 – Zwei auf gleichem Weg (mit Albert Finney)
1967 – Warte, bis es dunkel ist (mit Alan Arkin)
Nach 1967 drehte sie nur noch sporadisch hier und da einen Film, ging also quasi mit 38 in Rente - schön. Wahrscheinlich spürte sie, dass eine neue Zeit aufkam und eine neue Genration von Schauspielern für modernere Filme gefragt war. Ähnliche Gedanken führten auch bei Cary Grant dazu, seine Filmkarriere abrupt zu beenden; er drehte von 1966 bis zu seinem Tod 1986 keinen einzigen Film mehr - allerdings war er 1966 bereits 62 Jahre alt.
1953 – Ein Herz und eine Krone (mit Gregory Peck)
1954 – Sabrina (mit William Holden und H. Bogart, Regie: Billy Wilder)
1956 – Krieg und Frieden (mit Henry Fonda und Mel Ferrer)
1957 – Ein süßer Fratz (mit Fred Astaire)
1957 – Ariane - Liebe am Nachmittag (mit Gary Cooper, Regie: B. Wilder)
1959 – Geschichte einer Nonne (mit Peter Finch)
1959 – Tropenglut (mit Anthony Perkins und Lee J. Cobb)
1960 – Denen man nicht vergibt (mit Burt Lancaster, Regie: John Huston)
1961 – Frühstück bei Tiffany (mit George Peppard, Regie: Blake Edwards)
1961 – Infam (mit Shirley MacLaine und James Garner)
1962 – Zusammen in Paris (mit William Holden)
1963 – Charade (mit Cary Grant, Walter Matthau und James Coburn)
1964 – My Fair Lady (mit Rex Harrison)
1966 – Wie klaut man eine Million? (mit Peter O’Toole und Eli Wallach)
1967 – Zwei auf gleichem Weg (mit Albert Finney)
1967 – Warte, bis es dunkel ist (mit Alan Arkin)
Nach 1967 drehte sie nur noch sporadisch hier und da einen Film, ging also quasi mit 38 in Rente - schön. Wahrscheinlich spürte sie, dass eine neue Zeit aufkam und eine neue Genration von Schauspielern für modernere Filme gefragt war. Ähnliche Gedanken führten auch bei Cary Grant dazu, seine Filmkarriere abrupt zu beenden; er drehte von 1966 bis zu seinem Tod 1986 keinen einzigen Film mehr - allerdings war er 1966 bereits 62 Jahre alt.
Montag, 14. Juli 2008
Steuerpolitik und Kulinarisches
-cp- "Eine Regierung muß sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, dass jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, dass er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muss." (Friedrich II., der Große)
Man sieht an diesem Ausspruch, dass gerechte Steuerpolitik schon seit Hunderten von Jahren eine Herausforderung ist. Anscheinend keine, die jemals gelöst werden wird.
Tjaja, der Friedrich hat nicht solch schlaue Sätze gesagt, sondern auch die Kartoffel als Lebensmittel in Preußen eingeführt. Das heißt, zunächst mal hat er den Kartoffelanbau befohlen. Stichwort: Kartoffelbefehl. Dies nun wieder hat den guten Heinz Erhardt zu einem Gedichtlein inspiriert.
Man sieht an diesem Ausspruch, dass gerechte Steuerpolitik schon seit Hunderten von Jahren eine Herausforderung ist. Anscheinend keine, die jemals gelöst werden wird.
Tjaja, der Friedrich hat nicht solch schlaue Sätze gesagt, sondern auch die Kartoffel als Lebensmittel in Preußen eingeführt. Das heißt, zunächst mal hat er den Kartoffelanbau befohlen. Stichwort: Kartoffelbefehl. Dies nun wieder hat den guten Heinz Erhardt zu einem Gedichtlein inspiriert.
Samstag, 12. Juli 2008
Božena Němcová
Božena Němcová (1820-1862) war Sammlerin tschechischer und slowakischer Volksmärchen. Sie wurde in Wien als Tochter eines österreichischen Kutschers und eines tschechischen Dienstmädchens geboren. Die Familie zog nach Tschechien, als der Vater eine Anstellung als herrschaftlicher Kutscher erhielt. Božena Němcová heiratete im Alter von 17 Jahren einen 15 Jahre älteren tschechischen Steuerbeamten. Aus dieser Ehe gingen zwar vier Kinder hervor, aber es war dennoch keine glückliche Ehe. Ihr Mann wurde in seinem Beruf häufig versetzt. 1842 zog die Familie nach Prag. Hier begann Božena Němcová zu schreiben, zunächst Märchen und Gedichte. 1843 hatte sie erste Veröffentlichungen in Zeitschriften.
Božena Němcová veröffentlichte zwei bedeutende Märchensammlungen. 1845-1846 erschienen die "Tschechischen Volksmärchen". Diese Sammlung wurde 1854/55 in einer erweiterten Neuauflage noch einmal veröffentlicht. 1857/58 erschien ihre zweite Sammlung "Slowakische Volksmärchen und Sagen". Über ihre Märchensammlungen hinaus schrieb sie verschiedene Erzählungen, aber auch politische Schriften. Ihre Sammlung tschechischer und slowakischer Märchen ist in Deutschland unter dem Namen "Das goldene Spinnrad" erhältlich. Leider ist "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", ihre Variation des Aschenputtel-Märchens der Brüder Grimm, in dieser Sammlung nicht enthalten.
Božena Němcová starb 1862 "körperlich und seelisch erschöpft" nach langer, schwerer Krankheit.
Božena Němcová veröffentlichte zwei bedeutende Märchensammlungen. 1845-1846 erschienen die "Tschechischen Volksmärchen". Diese Sammlung wurde 1854/55 in einer erweiterten Neuauflage noch einmal veröffentlicht. 1857/58 erschien ihre zweite Sammlung "Slowakische Volksmärchen und Sagen". Über ihre Märchensammlungen hinaus schrieb sie verschiedene Erzählungen, aber auch politische Schriften. Ihre Sammlung tschechischer und slowakischer Märchen ist in Deutschland unter dem Namen "Das goldene Spinnrad" erhältlich. Leider ist "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", ihre Variation des Aschenputtel-Märchens der Brüder Grimm, in dieser Sammlung nicht enthalten.
Božena Němcová starb 1862 "körperlich und seelisch erschöpft" nach langer, schwerer Krankheit.
Bill Cosby
-cp- Bill Cosby wird heute 71 Jahre alt. Außer der "Bill Cosby Show", das muss ich gestehen, kenne ich im Grunde nichts von ihm. Seine Medienpräsenz geht mal abgesehen von den Wiederholungen eben dieser Show gegen Null. Eigentlich weiß ich ja, dass Menschen älter werden. Im Fall von Bill Cosby habe ich nie darüber nachgedacht, wie alt er wohl ist. Als ich heute las, dass er 71 jahre alt wird, hat mich das etwas überrascht. Auf der IMDB gibt es eine Fotostrecke, die (unsortiert) Bill Cosby im Wandel der Zeiten zeigt. Er sieht alt aus. Verdammt alt. Nicht schlecht unbedingt, aber alt, und das überrascht wohl vor allem deshalb, weil man ihn nur aus der "Bill Cosby Show" kennt. So konnte man seine Alterung nicht miterleben, was zur Folge hat, dass er nun auf einen Schlag sehr alt ist.
Freitag, 11. Juli 2008
Auch diskussionswürdig...
-cp- ...ist folgendes Zitat der Filmlegende Orson Welles:
"Beliebtheit sollte kein Maßstab für die Wahl von Politikern sein. Wenn es auf die Popularität ankäme, säßen Donald Duck und die Muppets längst im Senat."
Ich bin der festen Überzeugung, dass Kermit ein besserer Präsident wäre als George Bush. Bei Donald muss man natürlich vorsichtig sein, der ist manchmal etwas hitzköpfig...
"Beliebtheit sollte kein Maßstab für die Wahl von Politikern sein. Wenn es auf die Popularität ankäme, säßen Donald Duck und die Muppets längst im Senat."
Ich bin der festen Überzeugung, dass Kermit ein besserer Präsident wäre als George Bush. Bei Donald muss man natürlich vorsichtig sein, der ist manchmal etwas hitzköpfig...
Donnerstag, 10. Juli 2008
Diskussionswürdig...
-cp-... ist folgendes Zitat:
"Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man sie einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise." Gesagt haben soll das Werner von Braun)
"Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man sie einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise." Gesagt haben soll das Werner von Braun)
Fernán Caballero
Fernán Caballero (1796-1877) hieß mit bürgerlichem Namen Cecilia Francisca Josefa Böhl de Faber y Larrea. Ihr Leben war sehr bewegt: Sie wurde geboren in der Schweiz, und nach der Trennung der Eltern ist sie beim Vater in Hamburg aufgewachsen, wo sie schließlich ein französisches Mädchenpensionat besuchte. 1811 kam die Familie wieder zusammen und zog nach Spanien, genauer nach Cádiz (Andalusien). Fernán Caballero war dreimal verheiratet, alle drei Männer starben. Der letzte beging nach vielen gescheiterten Geldgeschäften Selbstmord. Fernán Caballero fing erst spät mit dem Schreiben an. Man geht davon aus, dass ihr dritter Mann sie dazu ermutigt hat, diesem Interesse nachzugehen. Ihr erster Roman erschien 1849. Die Schriftstellerei bedeutete für sie Trost und Zuflucht. Mit Märchen allerdings beschäftigte sie sich wenig. Zwar gilt sie als erste und sehr wichtige Märchensammlerin, doch schrieb sie eher Romane.
Märchen wurden in Spanien vergleichsweise spät aufgeschrieben. Die Brüder Grimm, die auch über den Tellerrand Deutschlands nach Märchen forschten, kannten bis kurz vor ihrem Tod keine spanischen (und auch keine portugiesischen) Märchen. Fernán Caballeros Sammlung trug den Titel "Andalusische Volksmärchen und Volkslieder" und wurde 1862 ins Deutsche übersetzt. Die spanischen Volksmärchen gelten als wenig einzigartig. Abgesehen von Zitronen- und Olivenbäumen, die hier und da erwähnt werden, und auch von der Vorliebe für Esel als Reittiere, gibt es kaum Besonderheiten. Auch sucht man vergeblich nach dem spanischen Märchen-Klassiker. In spanischen Volksmärchen finden sich vor allem Motive wieder, die in Volksmärchen anderer europäischer Länder und in orientalischen Märchen auftauchen. Sicherlich sind sie dennoch interessant zu lesen, aber im Vergleich zu Volksmärchen aus anderen Ländern bleibt wenig Besonderes hängen.
Märchen wurden in Spanien vergleichsweise spät aufgeschrieben. Die Brüder Grimm, die auch über den Tellerrand Deutschlands nach Märchen forschten, kannten bis kurz vor ihrem Tod keine spanischen (und auch keine portugiesischen) Märchen. Fernán Caballeros Sammlung trug den Titel "Andalusische Volksmärchen und Volkslieder" und wurde 1862 ins Deutsche übersetzt. Die spanischen Volksmärchen gelten als wenig einzigartig. Abgesehen von Zitronen- und Olivenbäumen, die hier und da erwähnt werden, und auch von der Vorliebe für Esel als Reittiere, gibt es kaum Besonderheiten. Auch sucht man vergeblich nach dem spanischen Märchen-Klassiker. In spanischen Volksmärchen finden sich vor allem Motive wieder, die in Volksmärchen anderer europäischer Länder und in orientalischen Märchen auftauchen. Sicherlich sind sie dennoch interessant zu lesen, aber im Vergleich zu Volksmärchen aus anderen Ländern bleibt wenig Besonderes hängen.
Rumpelstilzchen
Bei Rumpelstilzchen verhält es sich ähnlich wie bei Aschenputtel: Es gibt viele unterschiedliche Versionen des Volksmärchens. Allein die Brüder Grimm hatten drei verschiedene, die sich in Details unterschieden. In einer lief das Männlein am Ende zornig davon, in einer anderen flog es auf einem Kochlöffel weg und erst in der letzten Version (erzählt von Dortchen Wild) zerriss sich Rumpelstilzchen selbst in zwei Teile. Veröffentlicht wurde diese Version im Zweitdruck der grimmschen Sammlung (1819). Bekannt ist Rumpelstilzchen vor allem durch seinen Ausspruch:
"Heute back ich, Morgen brau ich,
Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!"
Bereits 1705 wurde eine französische Version veröffentlicht. Dort hieß der Kobold Ricdin-Ricdon. Das Märchen wurde aufgeschrieben von Marie-Jeanne L'Héritier de Villandon, der Nichte (bzw. Tochter, das ist nicht genau geklärt) von Charles Perrault. Hier sagt der Kobold zwar seinen Namen, aber durch einen Zauber vergisst die Prinzessin ihn gleich wieder. Im dieser französischen Version des Märchenmotivs lautet der Spruch des Männleins:
"Wenn dem Mädchen hübsch und fein,
das nur Kinderspiele kennt,
würde noch im Kopfe sein,
dass Ricdin-Ricdon der Name mein,
fiel' sie nicht in meine Händ'.
So hol' ich sie morgen. Nein,
niemand meinen Namen kennt."
In der englischen Version hieß das Männlein Tom Tit Tot. Diese Version des Märchens erschien 1878 im "Ipswich Journal". Der Ausspruch des Männleins lautet in diesem Märchen:
"Nimmy nimmy not,
Mein Nam' ist Tom Tit Tot!"
Es gibt neben der deutschen, der englischen und der französischen auch eine entsprechende dänische Märchenfigur Trillevip. Diese wurde 1854 aufgezeichnet und findet sich in Grundtvigs Märchensammlung. Hier sagt das Männlein
"Ich spinn und hasple fleißig,
Eine schöne Jungfrau weiß ich,
Trillevip heiß ich!"
Nicht nur die Sprüche des Männleins unterscheiden sich von Märchen zu Märchen, sondern auch das Aussehen. Bei den Grimms wird Rumpelstilzchen als Männlein mit Zipfelmütze beschrieben. Ricdin-Ricdon ist ein großer Mann mit dunklem Blick. Und Tom Tit Tot ist ein kleiner teufelsähnlicher Kobold: "Ein dünnes, kleines, schwarzes Ding mit einem langen Schwanz." Der Kobold, so heißt es im Märchen, wirbelt immerzu mit dem Schwanz herum. Das dänische Männlein Trillevip wird (ähnlich wie Rumpelstilzchen) als kleiner Knirps mit roter Mütze beschrieben.
Eine lustige Märchencollage, in der das Männlein nicht nur auf Rotkäppchen, sondern auch auf die sieben Zwerge trifft, gibt es auf der CD Rumpelstilzchen schlägt zurück von Christian Peitz.
Materialsammlung als Lieblingsliste auf amazon.de
Illustration: Holger Jarosch, Tabea Rabenow
"Heute back ich, Morgen brau ich,
Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!"
Bereits 1705 wurde eine französische Version veröffentlicht. Dort hieß der Kobold Ricdin-Ricdon. Das Märchen wurde aufgeschrieben von Marie-Jeanne L'Héritier de Villandon, der Nichte (bzw. Tochter, das ist nicht genau geklärt) von Charles Perrault. Hier sagt der Kobold zwar seinen Namen, aber durch einen Zauber vergisst die Prinzessin ihn gleich wieder. Im dieser französischen Version des Märchenmotivs lautet der Spruch des Männleins:
"Wenn dem Mädchen hübsch und fein,
das nur Kinderspiele kennt,
würde noch im Kopfe sein,
dass Ricdin-Ricdon der Name mein,
fiel' sie nicht in meine Händ'.
So hol' ich sie morgen. Nein,
niemand meinen Namen kennt."
In der englischen Version hieß das Männlein Tom Tit Tot. Diese Version des Märchens erschien 1878 im "Ipswich Journal". Der Ausspruch des Männleins lautet in diesem Märchen:
"Nimmy nimmy not,
Mein Nam' ist Tom Tit Tot!"
Es gibt neben der deutschen, der englischen und der französischen auch eine entsprechende dänische Märchenfigur Trillevip. Diese wurde 1854 aufgezeichnet und findet sich in Grundtvigs Märchensammlung. Hier sagt das Männlein
"Ich spinn und hasple fleißig,
Eine schöne Jungfrau weiß ich,
Trillevip heiß ich!"
Nicht nur die Sprüche des Männleins unterscheiden sich von Märchen zu Märchen, sondern auch das Aussehen. Bei den Grimms wird Rumpelstilzchen als Männlein mit Zipfelmütze beschrieben. Ricdin-Ricdon ist ein großer Mann mit dunklem Blick. Und Tom Tit Tot ist ein kleiner teufelsähnlicher Kobold: "Ein dünnes, kleines, schwarzes Ding mit einem langen Schwanz." Der Kobold, so heißt es im Märchen, wirbelt immerzu mit dem Schwanz herum. Das dänische Männlein Trillevip wird (ähnlich wie Rumpelstilzchen) als kleiner Knirps mit roter Mütze beschrieben.
Eine lustige Märchencollage, in der das Männlein nicht nur auf Rotkäppchen, sondern auch auf die sieben Zwerge trifft, gibt es auf der CD Rumpelstilzchen schlägt zurück von Christian Peitz.
Materialsammlung als Lieblingsliste auf amazon.de
Illustration: Holger Jarosch, Tabea Rabenow
Karin Dor
-cp- Die deutsche Schauspielerin Karin Dor (u.a. "Nibelungen"-Verfilmung, "Winnetou" James Bond "Man lebt nur zweimal" und "Topas" von Alfred Hitchcock) hat 1954 bereits im zarten Alter von 16 Jahren geheiratet. Und zwar den österreichischen Regisseur Harald Reinl (Edgar Wallace- und Karl May-Verfilmungen). Der war damals 46 Jahre alt. Klingt nach einer Sache, bei der sich die Behörden hätten einmischen sollen. Die Ehe hielt immerhin 14 Jahre, was unter den Vorraussetzungen ein kleines Wunder ist.
Mittwoch, 9. Juli 2008
Dienstag, 8. Juli 2008
Der Fußballdeutsche an sich...
-sg- In der kommenden Fußball-Saison gibt es die neue 3. Liga und drei neu organisierte Regionalligen. In der Reginonalliga-Nord spielt der Verein "Türkiyemspor Berlin 1978", der von türkischen Migranten gegründet wurde. Dieser Verein - der heute zwar noch sehr viele türkische Spieler im Kader hat, aber auch andere Europäer - veranlasste den DFB, den Begriff des "Fußballdeutschen" einzuführen. Denn jeder Klub muss zwölf deutsche Lizenzspieler unter Vertrag haben, um in den deutschen Profi-Ligen spielen zu dürfen. Da dies bei Türkiyemspor nicht der Fall war, kam der Fußballdeutsche ins Spiel: Nicht-deutsche Staatsangehörige, die mehrere Jahre ununterbrochen im deutschen Jugendfußball aktiv gemeldet waren, werden rechtlich zu gleichberechtigten sogenannten Fußballdeutschen. Aha! Erstaunlich, dass im Fußball geht, was im Ausländerrecht nicht hinhaut: Anzuerkennen, dass Menschen, die ewig in Deutschland leben, im Grunde Deutsche sind - Abstammung und so ein Quatsch hin oder her. Auch den albernen Einbürgerungstest könnte man sich sparen. Es würde wohl vieles erleichtern, wenn es in Deutschland so wie in den USA wäre: wer hier geboren ist, ist auch Deutscher - Feierabend. Dann hätten wir auch Ruckzuck den Geburtenrückgang gestoppt!
Wenn mal wieder die Traufe durchrottet
-sg- Da mailt mir der Chris einen Artikel aus den WN, in dem berichtet wird, dass die Walstedder Kirche einzustürzen droht - so weit so gut. Im Artikel lese ich, was Architekt Volker Lenz dazu meint: Käfer und Schimmelpilze hätten den Dachstuhl so zerfressen, dass das Holz marode geworden sei und „die Traufe durchrottet“. Die Traufe rottet durch? Was zum Teufel.. ähm.. besser: Herrgott noch einmal, was ist eine Traufe?
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich das ab und an gebrauchte Sprichwort: "Vom Regen in die Traufe kommen" überhaupt gar nicht kapiere! Wiki weiß wie immer Rat: "Als Dachtraufe, kurz Traufe, bezeichnet man die Tropfkante am Dach eines Gebäudes. Hier fließt während eines Regens das gesammelte Wasser der Dachfläche ab, an der Traufe befindet sich daher meist eine Regenrinne. Aaaahhh! Stehe ich also im Regen (schlecht) und komme dann in die Traufe (also wohl eher: stehe an der Stelle, an der das gesammelte Wasser bei Regen abläuft), werde ich trotzdem nass oder sogar noch nasser als vorher (auch schlecht) - es ändert sich also gar nichts.
Übrigens witzig, dass es zu "nass" noch den Komparativ und den Superlativ gibt - nass ist nass, sollte man meinen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich das ab und an gebrauchte Sprichwort: "Vom Regen in die Traufe kommen" überhaupt gar nicht kapiere! Wiki weiß wie immer Rat: "Als Dachtraufe, kurz Traufe, bezeichnet man die Tropfkante am Dach eines Gebäudes. Hier fließt während eines Regens das gesammelte Wasser der Dachfläche ab, an der Traufe befindet sich daher meist eine Regenrinne. Aaaahhh! Stehe ich also im Regen (schlecht) und komme dann in die Traufe (also wohl eher: stehe an der Stelle, an der das gesammelte Wasser bei Regen abläuft), werde ich trotzdem nass oder sogar noch nasser als vorher (auch schlecht) - es ändert sich also gar nichts.
Übrigens witzig, dass es zu "nass" noch den Komparativ und den Superlativ gibt - nass ist nass, sollte man meinen.
Der Hüter des Misthaufens
-cp- "Der Hüter des Misthaufens" ist ein Märchenbuch von Peter Rühmkorf das sich von anderen Märchenbüchern sehr unterscheidet. Seine Märchen kann man zwar durchaus als moderne Kunstmärchen verstehen, abgesehen von den Parodien bzw. Anspielungen auf „Rotkäppchen“ und „Blaubart“, aber auch das wäre eine reduzierte Sichtweise. Rühmkorfs Märchen sind nicht modern, weil sie in anderen Zeiten als klassische Märchen spielen, das tun sie nämlich nicht bzw. nur teilweise, sondern weil sie aufgeklärt sind. Aufgeklärt heißt in diesem Fall, sie sind moralisch modern. Für Rühmkorf sind die Zeiten vorbei, in denen der König den Helden durch die Heirat mit seiner schönsten Tochter belohnt, denn die schöne Tochter lässt sich nicht verhökern, sie hat selbst auch noch ein Wörtchen mitzureden. Beispiele wie dieses durchziehen das amüsante Märchenbuch, das sprachlich auf sehr hohem Niveau und daher für Kinder ungeeignet ist. Eine spannende Lektüre für Märchenfreunde.
Montag, 7. Juli 2008
Der Mensch ist ein Lebewesen... Aber was für eins?
-cp- Eine Sammlung von Zitaten. Via zitate.net und Wikipedia.
- "Unter den Lebewesen zeichnen den Menschen vor allem zahlreiche kognitive Fähigkeiten aus." (Wikipedia über "Mensch")
- "Mensch: das einzige Lebewesen, das erröten kann. Es ist aber auch das einzige was Grund dazu hat." (Mark Twain)
- "Mensch: ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.“ (Kurt Tucholsky)
- "Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das von sich eine schlechte Meinung hat." (George Bernhard Shaw)
- „Mensch: ein Lebewesen, so angetan von Illusionen über sich, dass es völlig vergisst, was es eigentlich sein sollte.“ (Ambrose Bierce)
- "Mensch: das Lebewesen, das die Zeit totschlägt, bis sie sich revanchiert.“ (anonym)
Möller und Müller
-cp- Müller ist traurig und würde gern die Mannschaft, mit der er erst dreimal trainiert hat, wieder verlassen. Möller sieht das nicht ein und möchte eine Ablöse. [Kicker] Was wohl Meier und Maier dazu sagen...
Wimbledon und das Jahr der Spanier
-cp- Nach dem die spanische Fußballnationalmannschaft Europameister geworden ist, ist nun auch der Sieger des Wimbledon-Herrenfinals ein Spanier. Man darf gespannt sein, ob's bei den Olympischen Spielen weiterhin so gut läuft für Spanien.
Was Wimbledon angeht, muss man sagen: In der Post-Becker-Ära bekomme ich kaum noch mit, was im Tennis abgeht. Und das Finale gestern ist in Deutschland nicht einmal live übertragen worden. Becker, habe ich gerade gelesen, stand sieben mal im Wimbledon-Finale. Dreimal hat er gewonnen. Wenn man sich die Sieger der Herren-Finals mal so ansieht, da gibt's schon einige, die ganze Serien aufgestellt haben.
Apropos "Serien". In den letzten neun Jahren hat bei den Damen-Finals sieben mal eine der Williams-Schwestern gewonnen. Gestern standen sie sogar zum dritten Mal gegeneinander im Finale. Das Damen-Doppel-Finale haben sie zum dritten Mal gemeinsam gewonnen.
Das lässt doch hoffen: Auch Sportler(innen), die nicht aus Spanien kommen, können in diesem Jahr wichtige Turniere gewinnen.
Was Wimbledon angeht, muss man sagen: In der Post-Becker-Ära bekomme ich kaum noch mit, was im Tennis abgeht. Und das Finale gestern ist in Deutschland nicht einmal live übertragen worden. Becker, habe ich gerade gelesen, stand sieben mal im Wimbledon-Finale. Dreimal hat er gewonnen. Wenn man sich die Sieger der Herren-Finals mal so ansieht, da gibt's schon einige, die ganze Serien aufgestellt haben.
Apropos "Serien". In den letzten neun Jahren hat bei den Damen-Finals sieben mal eine der Williams-Schwestern gewonnen. Gestern standen sie sogar zum dritten Mal gegeneinander im Finale. Das Damen-Doppel-Finale haben sie zum dritten Mal gemeinsam gewonnen.
Das lässt doch hoffen: Auch Sportler(innen), die nicht aus Spanien kommen, können in diesem Jahr wichtige Turniere gewinnen.
Sonntag, 6. Juli 2008
Hackepeter-Stammtisch
-cp- Eine ehemalige Kommilitonin der Autoren dieses Blogs macht derzeit ein Volontariat bei Radio Bremen. Für die Sendung buten un binnen hat sie den Hackepeter-Stammtisch in Bremen besucht und einen kleinen Fernsehbeitrag darüber gemacht. [Anschauen mit dem Realplayer]. Sehr kurios, Anschauen lohnt sich schon allein wegen der platten Trinksprüche dieser seltsamen Gesellschaft.
Die Post
-cp- Manchmal hat man das Gefühl, dass die Post recht langsam ist. Vielleicht liegt es auch an der Geschwindigkeit von Email und SMS, dass man ungeduldig auf analoge Post wartet. Aber es ist schon nett, wenn man zumindest noch lebt, wenn die Post ankommt.
Gerade beim Wühlen in alten Sachen habe ich zwei Zeitungsartikel zum Thema gefunden. (Ich habe mal eine Zeit lang, interessante Meldungen "Aus aller Welt" gesammelt.)
Quelle: Münstersche Zeitung, 17. November 1997
Quelle: Westfälische Nachrichten, 15. April 1999
Gerade beim Wühlen in alten Sachen habe ich zwei Zeitungsartikel zum Thema gefunden. (Ich habe mal eine Zeit lang, interessante Meldungen "Aus aller Welt" gesammelt.)
Quelle: Münstersche Zeitung, 17. November 1997
Quelle: Westfälische Nachrichten, 15. April 1999
Und das waren noch mehr Zeiten...
-sg- ...denn da stand die Mauer noch...
Die Faszination Adolf Hitler
-sg- Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Person Adolf Hitler heute noch fasziniert. Da wird sich zuerst über eine Wachsfigur von ihm bei Madame Tussauds empört und dann eben dieser Figur der Kopf abgerissen - und am Ende steht das alles mal wieder in der Bild. Bei amazon steht auf Platz 21 der Bestseller das Buch "Der letzte Zeuge: Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter" und daneben gibt es noch gefühlte 100.000 weitere Bücher über Menschen, die Hitler kannten. Die Liste ließe ich endlos fortführen.
Ist das nun gute deutsche Aufarbeitung der Geschichte oder die Faszination des Bösen oder haben wir nach mehr als 60 Jahren immer noch nicht begriffen, was da eigentlich los war zwischen 1933 und 1945? Ganz nach dem Motto: "Schön, dass wir mal drüber geredet haben... drüber nachgedacht haben wir leider nicht."
Ist das nun gute deutsche Aufarbeitung der Geschichte oder die Faszination des Bösen oder haben wir nach mehr als 60 Jahren immer noch nicht begriffen, was da eigentlich los war zwischen 1933 und 1945? Ganz nach dem Motto: "Schön, dass wir mal drüber geredet haben... drüber nachgedacht haben wir leider nicht."
Das waren noch Zeiten...
-cp- Dieses Video war grad aktuell, als wir zu Hause zum ersten Mal MTV empfangen konnten. Großartig! Ich weiß nicht mehr, wie oft ich's damals gesehen habe, aber gefühlt mindestens tausend Mal.
Samstag, 5. Juli 2008
Neue Artikel im Märchenblog
Der Märchenblog hat verschiedene neue (und hochinteressante) Artikel. Lesen lohnt sich, denn auch mit Märchenwissen kann man manchmal mehr anfangen als man zunächst denkt... ;-)
1) Brutalität in Märchen
Dass Märchen zu brutal sind, wird oft kritisiert. Welches aber
sind die brutalsten Märchen überhaupt. Die beiden ultimativen
Splattermärchen werden heute im Märchenblog vorgestellt. [Link]
2) Dänische Märchendichter
Der Name Hans Christian Andersen ist jedem ein Begriff. Aber ist
auch der dänische Märchensammler Svend Grundtvig bekannt? [Link]
3) Sesam öffne Dich
Woher kommt eigentlich der Begriff "Sesam öffne Dich"? Hier gibt's
die Antwort: [Link]
4) Aschenputtel
Warum verwandeln sich bei Disney die Mäuse in Pferde, und warum heißt Aschenputtel Cinderella? [Link]
1) Brutalität in Märchen
Dass Märchen zu brutal sind, wird oft kritisiert. Welches aber
sind die brutalsten Märchen überhaupt. Die beiden ultimativen
Splattermärchen werden heute im Märchenblog vorgestellt. [Link]
2) Dänische Märchendichter
Der Name Hans Christian Andersen ist jedem ein Begriff. Aber ist
auch der dänische Märchensammler Svend Grundtvig bekannt? [Link]
3) Sesam öffne Dich
Woher kommt eigentlich der Begriff "Sesam öffne Dich"? Hier gibt's
die Antwort: [Link]
4) Aschenputtel
Warum verwandeln sich bei Disney die Mäuse in Pferde, und warum heißt Aschenputtel Cinderella? [Link]
Sesam, öffne Dich
Die bekannte Zauber-Formel zur magischen Öffnung verschlossener Türen stammt aus dem Märchen "Ali Baba und die 40 Räuber", einem der bekanntesten Volksmärchen aus 1001 Nacht. Der arme Holzhacker Ali Baba beobachtet eine 40 Mann starke Räuberbande, die sich mit dem Zauberwort "Sesam, öffne Dich" (auch "Sesam, öffne Dein Tor") Zugang zu einer Schatzhöle verschafft. Als sie wieder fortgegangen sind, bedient sich auch Ali Baba. Als dies sein gieriger Bruder mitbekommt und sich auch etwas von dem Schatz holen möchte, bekommen dies die Räuber mit und töten ihn. Es beginnt eine Verfolgung mit viel List und Tücke und gegenseitigen Fallen, bis die Räuber schließlich besiegt sind.
Interessant ist, dass sich die gleiche Geschichte auch in der Sammlung der Brüder Grimm findet. Nur ist das grimmsche Märchen, das den Titel "Simeliberg" trägt bereits mit dem Tod des gierigen Bruders zu Ende. Und die magische Tür-Öffnungs-Formel lautet bei den Grimms "Berg Semsi, tu Dich auf".
Interessant ist, dass sich die gleiche Geschichte auch in der Sammlung der Brüder Grimm findet. Nur ist das grimmsche Märchen, das den Titel "Simeliberg" trägt bereits mit dem Tod des gierigen Bruders zu Ende. Und die magische Tür-Öffnungs-Formel lautet bei den Grimms "Berg Semsi, tu Dich auf".
Svend Hersleb Grundtvig
Neben Hans Christian Andersen gibt es noch einen zweiten wichtigen Namen in Zusammenhang mit Märchen aus Dänemark: Svend Hersleb Grundtvig (1824-1883) war als Literaturwissenschaftler und Volkskundler tätig. Er gilt gemeinhin als Begründer der dänischen Volkskunde und wichtigster wissenschaftlicher Sammler und Herausgeber der dänischen Volksdichtung. Hierzu zählen neben den Märchen auch Volksweisen, Sagen, Sprichwörter, Kinderreime und Rätsel. Svend Grundtvig war der zweitälteste Sohn eines bedeutenden dänischen Theologen und Dichters (Nikolai Frederik Severin Grundtvig), der ihm auch Privatunterricht gab. Schwerpunkt waren dabei die Sprachen Griechisch, Englisch und natürlich Dänisch. Svend Grundtvig profitierte hierbei nicht nur von der Dichtkunst seines Vaters, sondern auch von seinem Zugang zu Quellen alter Texte wie zum Beispiel der Bibel, Homer, Herodot und der Edda.
Als er 15 war, bekam er von seinem Vater eine Ausgabe dänischer Volksweisen. Dies inspirierte ihn, sich in die Königliche Bibliothek zu begeben, um die älteren Quellen zu studieren. Sein Vater bremste ihn dabei nicht, und als Svend meinte, er habe das Gefühl, sich einer „brotlosen Kunst“ verschrieben zu haben und dass er alternativ lieber Ingenieuroffizier werden wollte, bekräftigte ihn der Vater in seiner Liebe zur alten Literatur und beteuerte, dass Svend sich genau dem richtigen Weg sei. In der Zeit von 1842 bis 1854 studierte er englische und Volksweisen in alten Handschriften, übersetzte diese zum Teil ins Dänische, beschäftigte sich dann mit dänischer Volksdichtung. Zwischendurch (1848-1851) musste er als Soldat am Schleswig-Holsteinischen Krieg teilnehmen. Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit fort und brachte seinen ersten Sammelband dänischer Volksweisen heraus.
Von großer Bedeutung war auch sein dreibändiges Werk Gamle danske Minder (Alte Dänische Denkmäler), das er zwischen 1854 und 1861 herausgab. Dabei handelte es sich um eine dänische Volksmärchensammlung - vergleichbar mit dem, was die Brüder Grimm für Deutschland leisteten.
Viele weitere Sammlungen wurden noch veröffentlicht, und arbeitete Grundtvig als Dozent (ab 1863 als Professor) an der Universität Koppenhagen.
Als er 15 war, bekam er von seinem Vater eine Ausgabe dänischer Volksweisen. Dies inspirierte ihn, sich in die Königliche Bibliothek zu begeben, um die älteren Quellen zu studieren. Sein Vater bremste ihn dabei nicht, und als Svend meinte, er habe das Gefühl, sich einer „brotlosen Kunst“ verschrieben zu haben und dass er alternativ lieber Ingenieuroffizier werden wollte, bekräftigte ihn der Vater in seiner Liebe zur alten Literatur und beteuerte, dass Svend sich genau dem richtigen Weg sei. In der Zeit von 1842 bis 1854 studierte er englische und Volksweisen in alten Handschriften, übersetzte diese zum Teil ins Dänische, beschäftigte sich dann mit dänischer Volksdichtung. Zwischendurch (1848-1851) musste er als Soldat am Schleswig-Holsteinischen Krieg teilnehmen. Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit fort und brachte seinen ersten Sammelband dänischer Volksweisen heraus.
Von großer Bedeutung war auch sein dreibändiges Werk Gamle danske Minder (Alte Dänische Denkmäler), das er zwischen 1854 und 1861 herausgab. Dabei handelte es sich um eine dänische Volksmärchensammlung - vergleichbar mit dem, was die Brüder Grimm für Deutschland leisteten.
Viele weitere Sammlungen wurden noch veröffentlicht, und arbeitete Grundtvig als Dozent (ab 1863 als Professor) an der Universität Koppenhagen.
Splattermärchen
Am Märchen scheiden sich die Geister. Sicherlich ist jede Textsorte (und letztlich auch jeder einzelne Text) Geschmacksache, aber was die Menschen mit dieser speziellen Literaturgattung in Verbindung bringen, kann schon höchst unterschiedlich sein. Die einen verstehen unter dem Märchen etwas romantisch Verklärtes, die anderen sehen darin Geschichten voller Gewalt, die auf keinen Fall jugendfrei sind. Tatsache ist, dass das Märchen breit gefächert ist und durchaus beides beinhalten kann. Wobei die Hexe, die Hänsel und Gretel essen möchte, oder böse Wolf, der Rotkäppchen und Großmutter frisst, noch vergleichsweise harmlos sind. Denn unter den Volksmärchen der Brüder Grimm finden sich auch wahre Splattermärchen. Zwei Beispiele:
1) Fitchers Vogel
Ein Hexenmeister verkleidet sich als Bettler und entführt junge Frauen. Diese lässt er allein in seiner Waldhütte zurück und gibt ihnen die Freiheit alles zu tun, nur ein bestimmtes Zimmer dürfen sie nicht betreten. Wenn sie es doch tun finden sie in dem Raum Folgendes vor: (Zitat aus dem Originalmärchen) "Ein großes blutiges Becken stand in der Mitte, und darin lagen tote zerhauene Menschen, daneben stand ein Holzblock und ein blinkendes Beil lag darauf." Als der Hexenmeister nach Hause kommt, merkt er, dass die junge Frau in der Kammer war und... (Zitat aus dem Originalmärchen) "Er warf sie nieder, schleifte sie an den Haaren hin, schlug ihr das Haupt auf dem Bocke ab und zerhackte sie, dass ihr Blut auf dem Boden dahinfloss. Dann warf er sie zu den übrigen ins Becken."
Diese bei den Brüdern Grimm doch recht blutrünstige Geschichte gibt es auch in weniger brutalen Varianten. Der dänische Märchensammler Svend Grundtvig hat das Motiv in seinem Märchen "Das Schwein" verarbeitet. Ebenso taucht in die Geschichte in der Sammlung des Norwegers Peter Christen Asbjørnsen wieder auf, in dem Märchen "Die drei Schwestern im Berg". Das Motiv taucht auch im Märchen über den Ritter Blaubart auf, das es sowohl bei Charles Perrault als auch bei Ludwig Bechstein zu lesen gibt.
2) Von dem Machandelbaum
(Ein plattdeutsches Märchen.) Die Stiefmutter sagt zum Stiefsohn, er solle sich einen roten Apfel aus einer Kiste nehmen. Als er sich bückt um hereinzugreifen, schlägt sie den Deckel zu und ihm dadurch den Kopf ab. Sie setzt den toten Körper auf einen Stuhl, setzt den Kopf wieder drauf und bindet ihm ein Halstuch um. Sie gibt ihm einen Apfel in die Hand. Als die Schwester den Apfel nehmen will, fällt der Kopf hinunter und sie denkt, sie habe ihren Bruder ermordet. Die Stiefmutter beruhigt sie, hackt dann den Leichnam in Stücke und kocht ihn, um ihn nach und nach dem Vater zu servieren, der so unwissend seinen eigenen Sohn isst. Die Schwester sammelt die Knochen auf und begräbt sie unter einem Machandelbaum (plattdeutsch für "Wacholderbaum"). Der Junge wird als Waldvogel wiedergeboren. Später nimmt er in seiner Vogelgestalt Rache, indem er einen schweren Mühlstein auf die Stiefmutter fallen lässt, "dat se ganz tomatscht".
Die hochdeutsche Variante des Märchens "Der Wacholderbaum" findet sich in der Märchensammlung Ludwig Bechsteins.
1) Fitchers Vogel
Ein Hexenmeister verkleidet sich als Bettler und entführt junge Frauen. Diese lässt er allein in seiner Waldhütte zurück und gibt ihnen die Freiheit alles zu tun, nur ein bestimmtes Zimmer dürfen sie nicht betreten. Wenn sie es doch tun finden sie in dem Raum Folgendes vor: (Zitat aus dem Originalmärchen) "Ein großes blutiges Becken stand in der Mitte, und darin lagen tote zerhauene Menschen, daneben stand ein Holzblock und ein blinkendes Beil lag darauf." Als der Hexenmeister nach Hause kommt, merkt er, dass die junge Frau in der Kammer war und... (Zitat aus dem Originalmärchen) "Er warf sie nieder, schleifte sie an den Haaren hin, schlug ihr das Haupt auf dem Bocke ab und zerhackte sie, dass ihr Blut auf dem Boden dahinfloss. Dann warf er sie zu den übrigen ins Becken."
Diese bei den Brüdern Grimm doch recht blutrünstige Geschichte gibt es auch in weniger brutalen Varianten. Der dänische Märchensammler Svend Grundtvig hat das Motiv in seinem Märchen "Das Schwein" verarbeitet. Ebenso taucht in die Geschichte in der Sammlung des Norwegers Peter Christen Asbjørnsen wieder auf, in dem Märchen "Die drei Schwestern im Berg". Das Motiv taucht auch im Märchen über den Ritter Blaubart auf, das es sowohl bei Charles Perrault als auch bei Ludwig Bechstein zu lesen gibt.
2) Von dem Machandelbaum
(Ein plattdeutsches Märchen.) Die Stiefmutter sagt zum Stiefsohn, er solle sich einen roten Apfel aus einer Kiste nehmen. Als er sich bückt um hereinzugreifen, schlägt sie den Deckel zu und ihm dadurch den Kopf ab. Sie setzt den toten Körper auf einen Stuhl, setzt den Kopf wieder drauf und bindet ihm ein Halstuch um. Sie gibt ihm einen Apfel in die Hand. Als die Schwester den Apfel nehmen will, fällt der Kopf hinunter und sie denkt, sie habe ihren Bruder ermordet. Die Stiefmutter beruhigt sie, hackt dann den Leichnam in Stücke und kocht ihn, um ihn nach und nach dem Vater zu servieren, der so unwissend seinen eigenen Sohn isst. Die Schwester sammelt die Knochen auf und begräbt sie unter einem Machandelbaum (plattdeutsch für "Wacholderbaum"). Der Junge wird als Waldvogel wiedergeboren. Später nimmt er in seiner Vogelgestalt Rache, indem er einen schweren Mühlstein auf die Stiefmutter fallen lässt, "dat se ganz tomatscht".
Die hochdeutsche Variante des Märchens "Der Wacholderbaum" findet sich in der Märchensammlung Ludwig Bechsteins.
Freitag, 4. Juli 2008
Aschenputtel
Eines der bekanntesten, wenn nicht das bekannteste Volksmärchen ist wohl "Aschenputtel". Man geht davon aus, dass eine Urfassung der Geschichte bereits im alten Ägypten und bei den Römern bekannt war, und dass heute ca. 400 verschiedene Fassungen des Märchens existieren. Eine frühe Fassung der Aschenputtel-Geschichte ist in der Märchensammlung des Italieners Giambattista Basile zu finden. Titel des Märchens ist "Die Aschenkatze", und die Protagonistin wird hier Lucrezia genannt. Auch beim Franzosen Charles Perrault taucht Aschenputtel auf. Hier heißt sie Cendrillon, und in der deutschen Übersetzung heißt das Märchen "Aschenputtel oder Das Gläserne Pantöffelchen". Diese französische Fassung ist die, an der sich die Disney-Film-Version orientiert, der ja oft vorgeworfen wird, sie habe das Grimmsche Original verfälscht. Dieser Vorwurf ist allerdings nicht richtig, denn man hat sich bei dem Film gar nicht am Grimm-Märchen orientiert, sondern an dieser französischen Version von Perrault, und in der gibt es die Mäuse, die zu Pferden werden, usw. Der Film übrigens heißt Cinderella, und genauso wird Aschenputtel im englischen Sprachraum üblicherweise genannt.
Die Brüder Grimm haben die in Deutschland bekannteste Fassung des Märchens zu Papier gebracht, und zwar mehr als hundert Jahre nach Perrault. Eine zweite bekannte Fassung aus Deutschland ist die von Ludwig Bechtstein, in der die Hauptfigur Aschenbrödel genannt wird. Der bekannte Film "Drei Nüsse für Aschenbrödel" geht allerdings nicht auf diese Fassung des Märchens zurück, sondern auf die Fassung der tschechischen Märchensammlerin Božena Němcová. Im Tschechischen heißt Aschenputtel übrigens Popelka, im Russischen wird sie Soluschka genannt, im Spanischen Cenicienta,...
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass "Aschenputtel" ein weit gereistes Märchen ist. Es gibt zahlreiche Verfilmungen, Opern, Ballette, usw. Viele Umsetzungen der Geschichte sind mittlerweile weltberühmt. Dass es da zwangsläufig auch (mehr oder weniger liebevolle) Parodien geben muss, versteht sich von selbst. James Finn Garner hat eine politisch korrekte Version des Märchens geschrieben, und auf der CD Märchenzauber gibt es mit "Aschenputtel und der Nusskuchen" eine ironische Hörspiel-Hommage an den Aschenputtel-Stoff.
Die Brüder Grimm haben die in Deutschland bekannteste Fassung des Märchens zu Papier gebracht, und zwar mehr als hundert Jahre nach Perrault. Eine zweite bekannte Fassung aus Deutschland ist die von Ludwig Bechtstein, in der die Hauptfigur Aschenbrödel genannt wird. Der bekannte Film "Drei Nüsse für Aschenbrödel" geht allerdings nicht auf diese Fassung des Märchens zurück, sondern auf die Fassung der tschechischen Märchensammlerin Božena Němcová. Im Tschechischen heißt Aschenputtel übrigens Popelka, im Russischen wird sie Soluschka genannt, im Spanischen Cenicienta,...
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass "Aschenputtel" ein weit gereistes Märchen ist. Es gibt zahlreiche Verfilmungen, Opern, Ballette, usw. Viele Umsetzungen der Geschichte sind mittlerweile weltberühmt. Dass es da zwangsläufig auch (mehr oder weniger liebevolle) Parodien geben muss, versteht sich von selbst. James Finn Garner hat eine politisch korrekte Version des Märchens geschrieben, und auf der CD Märchenzauber gibt es mit "Aschenputtel und der Nusskuchen" eine ironische Hörspiel-Hommage an den Aschenputtel-Stoff.
Kinder brauchen Märchen
Zu den Volksmärchen aus der Sammlungen der Brüder Grimm und anderer Märchensammler gibt es sehr verschiedene Ansichten. Einige Leute meinen die Märchen seien so grausam und gruselig, dass man sie Kindern nicht erzählen sollte. Der Psychologe Bruno Bettelheim (1903-1990) war da anderer Ansicht. In seinem Buch „Kinder brauchen Märchen“ schreibt er, dass Kinder durch Märchen sehr viel lernen können, weil diese Märchen sehr viele verborgene Weisheiten enthalten.
In jedem Fall haben Kinder, die diese Märchen kennen, anderen Kindern gegenüber einen Vorteil: Sie können erkennen und mitreden. Häufig wird man mit Motiven aus den Grimmschen Märchen konfrontiert: im Fernsehen, auf Werbeplakaten, usw. Sogar in manch einer Bäckerei, in der im Advent Knusperhäuschen angeboten werden. Leider kennen viele Kinder die Originalmärchen nicht mehr, sondern nur den Abklatsch, den Walt Disney, Simsala Grimm oder ähnliche ihnen bieten. In diesen Märchenverfälschungen ist die Veränderung des Originals für Kinder nicht ersichtlich. Und so verbreiten sich durch diese und andere Märchenverfälschungen Irrtümer. Zum Beispiel der, dass im Froschkönig die Prinzessin den Frosch küsst und er sich so in einen Prinzen verwandelt. Völlig falsch. Die Prinzessin hat den Frosch gegen die Wand geworfen und dann hat er sich verwandelt. Ist doch egal? Küssen ist schön, an die Wand werfen brutal? Auf solche Details kommt es nicht an? Doch, gerade diese Details machen die Märchen der Grimms so wichtig. Warum Küssen und an die Wand werfen für dieses Märchen einen riesigen Unterschied macht, zeigt die deutsche Sprache:
1) Das Wort Wand. Das Wort Wand ist aus dem Wort winden entstanden. Es heißt soviel wie 'das Gewundene' oder das Geflochtene'. Ursprünglich wurden Wände nämlich geflochten.
2) Das Wort Verwandlung. Auch das Wort Verwandlung ist aus dem Wort winden entstanden. Sich verwandeln bedeutet, sich selbst wenden, sich ändern. Und bei genauer Betrachtung fällt auf, dass das Wort Wand in dem Wort Verwandlung enthalten ist.
Man raubt Kindern die Möglichkeit, ein Gefühl für Sprache und kulturelle Zusammenhänge entwickeln zu können, wenn man ihnen die Märchen falsch erzählt. In jedem Fall sollten Kinder, bevor sie Märchen verniedlicht, verkitscht oder gar verfälscht über das Fernsehen kennen lernen, die Originalmärchen erzählt bekommen.
In jedem Fall haben Kinder, die diese Märchen kennen, anderen Kindern gegenüber einen Vorteil: Sie können erkennen und mitreden. Häufig wird man mit Motiven aus den Grimmschen Märchen konfrontiert: im Fernsehen, auf Werbeplakaten, usw. Sogar in manch einer Bäckerei, in der im Advent Knusperhäuschen angeboten werden. Leider kennen viele Kinder die Originalmärchen nicht mehr, sondern nur den Abklatsch, den Walt Disney, Simsala Grimm oder ähnliche ihnen bieten. In diesen Märchenverfälschungen ist die Veränderung des Originals für Kinder nicht ersichtlich. Und so verbreiten sich durch diese und andere Märchenverfälschungen Irrtümer. Zum Beispiel der, dass im Froschkönig die Prinzessin den Frosch küsst und er sich so in einen Prinzen verwandelt. Völlig falsch. Die Prinzessin hat den Frosch gegen die Wand geworfen und dann hat er sich verwandelt. Ist doch egal? Küssen ist schön, an die Wand werfen brutal? Auf solche Details kommt es nicht an? Doch, gerade diese Details machen die Märchen der Grimms so wichtig. Warum Küssen und an die Wand werfen für dieses Märchen einen riesigen Unterschied macht, zeigt die deutsche Sprache:
1) Das Wort Wand. Das Wort Wand ist aus dem Wort winden entstanden. Es heißt soviel wie 'das Gewundene' oder das Geflochtene'. Ursprünglich wurden Wände nämlich geflochten.
2) Das Wort Verwandlung. Auch das Wort Verwandlung ist aus dem Wort winden entstanden. Sich verwandeln bedeutet, sich selbst wenden, sich ändern. Und bei genauer Betrachtung fällt auf, dass das Wort Wand in dem Wort Verwandlung enthalten ist.
Man raubt Kindern die Möglichkeit, ein Gefühl für Sprache und kulturelle Zusammenhänge entwickeln zu können, wenn man ihnen die Märchen falsch erzählt. In jedem Fall sollten Kinder, bevor sie Märchen verniedlicht, verkitscht oder gar verfälscht über das Fernsehen kennen lernen, die Originalmärchen erzählt bekommen.
Progessive Rockmusik
-cp- Mit ihrem Trespass schlugen Genesis 1970 den Pfad Progessive Rockmusik ein. Die Wurzeln des progressiven Stils finden sich in den 60er Jahren. Die klassische Phase wurde 1969 von "King Crimson" eingeleitet.
Wichtige Merkmale:
Wichtige Links zum Thema:
Wichtige Merkmale:
- Komplexe Songstrukturen
- Lange Kompositionen mit Instrumentalpassagen
- Rockmusik mit Einflüssen anderer Musikrichtungen. Diese Einflüsse sind von Band zu Band verschieden und reichen von klassischer und über folkloristische Musik bis zum Jazz.
- Verwendung von für die Rockmusik eher untypischen Instrumenten wie zum Beispiel Flöte, Geige oder Cembalo
- Besondere Textgestaltung ob nun Science Fiction, Märchen und Sagen oder politische Texte, der ProgRock entfernt sich vom gewöhnlichen Liedtext und schafft sich auch hier ganz eigene Welten
Wichtige Links zum Thema:
- Empfehlungsliste Progessiver Alben aus den 70er Jahren
- Die Babyblauen Seiten (Forum mit vielen CD-Besprechungen)
- Supper's Ready (private Progrockseite)
Genesis - Trespass
-cp- Bereits anderthalb Jahre nach ihrem gefloppten Debütalbum veröffentlichten Genesis ihre zweite Platte "Trespass" (1970). Zwischen diesen beiden Alben jedoch liegen Welten. Zwar gab es nur einen personellen Wechsel - John Mayhew löste John Silver am Schlagzeug ab und war damit bereits der dritte Schlagzeuger - aber der Sound von "Trespass" und die Struktur der Songs unterscheiden sich grundsätzlich vom Vorgängeralbum. Dies dürfte vor allem auf den Wechsel des Labels und des Produzenten zurückzuführen sein. "Trespass" gilt als erste progressive Platte von Genesis.
Nachdem King Crimson mit ihrem Album In The Court Of The Crimson King (1969) die progressive Rockmusik maßgeblich prägten, gingen nun auch Genesis in diese Richtung, wenn auch anders im Detail. Die klassische Strophe-Refrain-Struktur wurde aufgelöst, die Lieder wurden länger und enthielten längere folkloristisch und klassisch beeinflusste Instrumentaleile. Auch die Inhalte der Texte veränderten sich, wurden oft surreal oder märchenhaft.
"Trespass" ist ein sehr gelungenes Album mit den Höhepunkten "Looking For Someone" und "The Knife". Insgesamt ist "Trespass" sehr abwechslungsreich und in der Tendenz eher ruhig gehalten, lediglich die rockigen Instrumentalpassagen von "The Knife" erinnern zeitweise an Deep Purple, gerade wegen des Zusammenspiels von E-Gitarre und Orgel. Mit Flöte, Akkordeon, Cello und Dulcimer sind auch für die Rockmusik eher ungewöhnliche Instrumente zu hören. "Trespass" bietet spannende Klanglandschaften mit fantastischem Flaire und ist uneingeschränkt empfehlenswert. [Link zur CD]
Nachdem King Crimson mit ihrem Album In The Court Of The Crimson King (1969) die progressive Rockmusik maßgeblich prägten, gingen nun auch Genesis in diese Richtung, wenn auch anders im Detail. Die klassische Strophe-Refrain-Struktur wurde aufgelöst, die Lieder wurden länger und enthielten längere folkloristisch und klassisch beeinflusste Instrumentaleile. Auch die Inhalte der Texte veränderten sich, wurden oft surreal oder märchenhaft.
"Trespass" ist ein sehr gelungenes Album mit den Höhepunkten "Looking For Someone" und "The Knife". Insgesamt ist "Trespass" sehr abwechslungsreich und in der Tendenz eher ruhig gehalten, lediglich die rockigen Instrumentalpassagen von "The Knife" erinnern zeitweise an Deep Purple, gerade wegen des Zusammenspiels von E-Gitarre und Orgel. Mit Flöte, Akkordeon, Cello und Dulcimer sind auch für die Rockmusik eher ungewöhnliche Instrumente zu hören. "Trespass" bietet spannende Klanglandschaften mit fantastischem Flaire und ist uneingeschränkt empfehlenswert. [Link zur CD]
Herr Lehmann - Buch, Film, Hörbuch und Hörspiel
-sv- Vorab: Ich habe das Buch von Sven Regener (Sänger der Band "Element of crime") gelesen, den Kinofilm gesehen und nun das Hörspiel gehört - Letzteres soll hier besprochen werden. Was ich nicht gehört habe, ist das Hörbuch, das ja wohl von Regener selbst eingesprochen wurde - werde ich nachholen. Insgesamt kann man also von einer kompletten Ausschlachtung des Stoffes sprechen - Sven Regener sei es gegönnt! Zu der Geschichte gibt es einen sehr guten und ausführlichen Eintrag bei Wikipedia, besprochen werden soll daher die Produktion und nicht die Geschichte. Regie führte Sven Stricker, der schon durch eine Reihe von hervorragenden Hörspielproduktionen auf sich aufmerksam gemacht hat.
- Auswahl und Qualität der Sprecher: Die Sprecher sind - wie bei allen Stricker- bzw. Hörverlag-Produktionen - nur vom Feinsten. Florian Lukas ("Good bye, Lenin") als Herr Lehmann, Bjarne Mädel (Ernie aus der TV-Serie "Stromberg") und Gerd Baltus dürften die bekanntesten sein.
- Geräuscheinsatz: Hier wird - ebenfalls von Stricker gewohnt - sehr auf Realismus gesetzt: Straßenatmo, Kneipenatmo usw. z.T. geht dies etwas zu Lasten der sehr zündenden Dialoge von Sven Regener, will sagen: zuviel Atmo kann auch nerven.
- Musikeinsatz: Leider ein Manko der Produktion, denn es wird etwas viel geschrebbelt und vor allem zu laut. Die Worte von Regener haben derlei Untermalung nicht nötig.
- Gesamteindruck und Fazit: Eine sehr gelungene Produktion mit z.T. etwas lauter bzw. mit zuviel lauter Musik. Geeignet für Leute, die die Geschichte nicht kennen, aber auch für alle anderen. Trotz allem sollte man das Buch unbedingt lesen und auch den Nachfolger "Neue Vahr Süd".
- Auswahl und Qualität der Sprecher: Die Sprecher sind - wie bei allen Stricker- bzw. Hörverlag-Produktionen - nur vom Feinsten. Florian Lukas ("Good bye, Lenin") als Herr Lehmann, Bjarne Mädel (Ernie aus der TV-Serie "Stromberg") und Gerd Baltus dürften die bekanntesten sein.
- Geräuscheinsatz: Hier wird - ebenfalls von Stricker gewohnt - sehr auf Realismus gesetzt: Straßenatmo, Kneipenatmo usw. z.T. geht dies etwas zu Lasten der sehr zündenden Dialoge von Sven Regener, will sagen: zuviel Atmo kann auch nerven.
- Musikeinsatz: Leider ein Manko der Produktion, denn es wird etwas viel geschrebbelt und vor allem zu laut. Die Worte von Regener haben derlei Untermalung nicht nötig.
- Gesamteindruck und Fazit: Eine sehr gelungene Produktion mit z.T. etwas lauter bzw. mit zuviel lauter Musik. Geeignet für Leute, die die Geschichte nicht kennen, aber auch für alle anderen. Trotz allem sollte man das Buch unbedingt lesen und auch den Nachfolger "Neue Vahr Süd".
Donnerstag, 3. Juli 2008
Emergency Room
-cp- Die 1994 erstmals ausgestrahlte Serie Emergency Room wurde schnell ein großer Erfolg. Zwar gab es auch im Ärzte- und Pflegeteam Konfilkte, aber dennoch vermittelte die Serie das Gefühl, dass man sich keine Sorgen machen muss, wenn man mit einer Schussverletzung eingeliefert wird, weil George Clooney und Co solche Sachen im Griff haben.
Im Grunde geht man ja auch davon aus, dass einem im Krankenhaus geholfen wird. Das ist ja auch das mindeste. Denn das Helfen ist die Aufgabe der Krankenhaus-Mitarbeiter. Sicherlich hört man auch mal vom Ärztefusch und von Kunstfehlern, aber dass man im Krankenhaus sterben muss, weil man ignoriert wird, weil jede Form von Hilfeleistung schlichtweg verweigert wird, das hört man eher selten. Allerdings gibt es aktuell die Meldung über eine 49-jährige Frau, die in der Notaufnahme eines New Yorker Krankenhauses beinahe 24 Stunden auf Hilfe wartete. Die "Hilfe" konnte dann nur noch ihren Tod feststellen. [Süddeutsche] Einen ähnlichen Fall hab es 2007 in Los Angeles. Damals hatte der Mann der Betroffenen sogar den Notruf angerufen, weil man seiner Frau in der Notaufnahme nicht geholfen hat. [Los Angeles Times]
Im Grunde geht man ja auch davon aus, dass einem im Krankenhaus geholfen wird. Das ist ja auch das mindeste. Denn das Helfen ist die Aufgabe der Krankenhaus-Mitarbeiter. Sicherlich hört man auch mal vom Ärztefusch und von Kunstfehlern, aber dass man im Krankenhaus sterben muss, weil man ignoriert wird, weil jede Form von Hilfeleistung schlichtweg verweigert wird, das hört man eher selten. Allerdings gibt es aktuell die Meldung über eine 49-jährige Frau, die in der Notaufnahme eines New Yorker Krankenhauses beinahe 24 Stunden auf Hilfe wartete. Die "Hilfe" konnte dann nur noch ihren Tod feststellen. [Süddeutsche] Einen ähnlichen Fall hab es 2007 in Los Angeles. Damals hatte der Mann der Betroffenen sogar den Notruf angerufen, weil man seiner Frau in der Notaufnahme nicht geholfen hat. [Los Angeles Times]
Drollig...
-cp- Der Kicker berichtet über Testspiel-Ergebnisse und schildert wie Bundesliga-Teams Mannschaften, die drei-vier Klassen tiefer spielen, teilweise zweistellig auseinandernehmen. Dann heißt es "Mehr Mühe hatte der 1. FC Köln", der nur 3:2 gewonnen hat. Allerdings haben die ja auch nicht gegen den FC Löffingen oder so gespielt, sondern gegen den österreichischen Meister Rapid Wien. Dass das "mehr Mühe" erfordern würde, hätte man sich doch eigentlich denken können. [Zum Artikel]
Dienstag, 1. Juli 2008
Kleinstadtfilme
-cp- Amerikanische Kleinstadtfilme haben oft einen besonderen Charme. Meist ist es gerade das Zusammentreffen spezieller Charaktere auf kleinem Raum und innerhalb einer überschaubaren Menge von Menschen, das eine Beziehungsdynamik auslöst, die in Großstadtgeschichten, welche meist von Anonymität gekennzeichnet sind, undenkbar ist. Beispiele sind nicht nur der oscargerkönte Blockbuster American Beauty (1999), sondern auch unbekanntere Filme wie zum Beispiel Little Children (2006), In The Bedroom (2001) oder Lawn Dogs (1997). Sicherlich gibt es noch zahllose weitere Beispiele, aber diese hier schienen mir besonders erwähnenswert.
Gerade angelaufen ist ein weiterer Film, der in dieser Reihe passt: Ein einziger Augenblick (2007). Er erzählt die Geschichte eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht. Der geschiedene Anwalt Dwight (Mark Ruffalo) bringt seinen Sohn, für den er ein Besuchsrecht erwirkt hat, nach einem Baseballspiel zurück zu seiner Ex-Frau (Mira Sorvino) und ihrem neuen Partner. Es ist spät geworden und bereits dunkel, seine Ex-Frau macht Druck und er fährt etwas zu schnell. In der Nähe einer Raststätte erfasst er einen Jungen und fährt weiter. Der Junge stirbt noch am Unfallort. Er war der Sohn von Ethan (Joaquin Phoenix) und Grace (Jennifer Connely). Während Grace trauert und mit der Zeit versucht, ihr Leben weiterzuleben, verrennt sich Ethan in die Wut auf den unbekannten Unfallfahrer. Er engagiert einen Anwalt, der der Polizei Druck machen soll, und ahnt nicht, dass gerade dieser Anwalt der gesuchte Fahrer ist...
Der Film zeigt parallel das Leben der beiden Väter und den verzweifelten Umgang mit Wut, Trauer und Schuldgefühlen. Das Drama ist hervorragend gespielt, hält den Zuschauer jedoch bei aller Schwere etwas auf Abstand, was vielleicht daran liegt, dass einige Charaktere, z.B. die trauernde Mutter Grace nur Nebenfiguren sind, weil der Schwerpunkt der Geschichte auf den beiden Vätern liegt. Auch der Beziehungskonflikt zwischen Grace und Dwight wird nur angerissen. Insgesamt schöpft der Film sein großes Potential nicht voll aus. So ist er zwar insgesamt gut und empfehlenswert, aber nicht der ganz große Wurf, der er durchaus hätte sein können. [zur Kritik von filmstarts.de]
Gerade angelaufen ist ein weiterer Film, der in dieser Reihe passt: Ein einziger Augenblick (2007). Er erzählt die Geschichte eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht. Der geschiedene Anwalt Dwight (Mark Ruffalo) bringt seinen Sohn, für den er ein Besuchsrecht erwirkt hat, nach einem Baseballspiel zurück zu seiner Ex-Frau (Mira Sorvino) und ihrem neuen Partner. Es ist spät geworden und bereits dunkel, seine Ex-Frau macht Druck und er fährt etwas zu schnell. In der Nähe einer Raststätte erfasst er einen Jungen und fährt weiter. Der Junge stirbt noch am Unfallort. Er war der Sohn von Ethan (Joaquin Phoenix) und Grace (Jennifer Connely). Während Grace trauert und mit der Zeit versucht, ihr Leben weiterzuleben, verrennt sich Ethan in die Wut auf den unbekannten Unfallfahrer. Er engagiert einen Anwalt, der der Polizei Druck machen soll, und ahnt nicht, dass gerade dieser Anwalt der gesuchte Fahrer ist...
Der Film zeigt parallel das Leben der beiden Väter und den verzweifelten Umgang mit Wut, Trauer und Schuldgefühlen. Das Drama ist hervorragend gespielt, hält den Zuschauer jedoch bei aller Schwere etwas auf Abstand, was vielleicht daran liegt, dass einige Charaktere, z.B. die trauernde Mutter Grace nur Nebenfiguren sind, weil der Schwerpunkt der Geschichte auf den beiden Vätern liegt. Auch der Beziehungskonflikt zwischen Grace und Dwight wird nur angerissen. Insgesamt schöpft der Film sein großes Potential nicht voll aus. So ist er zwar insgesamt gut und empfehlenswert, aber nicht der ganz große Wurf, der er durchaus hätte sein können. [zur Kritik von filmstarts.de]
Abonnieren
Posts (Atom)