-cp- Der Film Mary & Max ist mir aufgrund seiner hervorrangenden Kritiken aufgefallen. Er wurde als Modernes Märchen für Erwachsene beschrieben. Diese Zuschreibung ist nachvollziehbar, wobei der Begriff Märchen nur bei weiter Auslegung passt. Eigentlich ist "Mary & Max" eine Alltagsgeschichte, die durch ihre philosophischen, poetischen und auch schrägen Elemente einzigartig ist.
Die australische Schülerin Mary hat von ihren Eltern gehört, dass die Babys in Australien aus dem Bier kommen. (Sie tauchen aus Bierkrügen auf.) Weil sie wissen will, ob das in Amerika genau so ist, wählt sie aus dem New Yorker Telefonbuch wahllos eine Adresse aus und schreibt einen Brief, in dem sie über sich erzählt und eben diese Frage unterbringt. Der Empfänger des Briefes, Max, ist übergewichtig und wird zudem im weiteren Verlauf der Geschichte die Diagnose "Asperger-Syndrom" erhalten. Der Film erzählt nun die Geschichte der Brieffreundschaft von Mary und Max, gespickt von teilweise skurrilen, teilweise schwarzhumorigen Details. Die zum Großteil in Grautönen gehaltenen Bilder haben zwar eine bisweilen etwas düstere Anmutung, zudem spielt das Thema Tod eine Rolle, und hin und wieder wird es auch mal ekelig, aber dennoch gelingt es dem Film auf seine eigene skurril-poetische Weise, ein positives Bild vom Leben zu zeichnen. - Die Animation ist sehr liebevoll. Sie hat zwar nicht die pixar-eske Komplexität, ist aber eben dadurch vielleicht umso liebenswerter. In der deutschen Fassung ist Boris Aljinovic als Erzähler zu hören. Es gibt einige nette Specials, zum Beispiel einen oscar-prämierten Kurzfilm. - "Mary & Max" ist ganz großes Kino für Freunde des schräg-romantischen Films.
Samstag, 31. Dezember 2011
Samstag, 24. Dezember 2011
Die böse Stiefmutter
-cp- Wenn man es genau nimmt, werfen die Grimmschen Märchen kein gutes Licht auf gewisse Patchworkfamilien. Während man im echten Leben einer Stiefmutter nur mit Hochachtung begegnen kann, löst sie als Märchenfigur meist einen gewissen Grusel aus. In verschiedensten Märchen taucht die böse Stiefmutter auf und bringt ein hohes Maß an Terror mit sich.
Eine der bekanntesten bösen Stiefmütter ist die böse Königin aus "Schneewittchen", die zudem eine der wenigen ist, die auch noch zaubern kann. Sie begegnet uns als eine Art böse Fee. Sie ist schon ein Bösewicht, der dem Märchenliebhaber nachhaltig in Erinnerung bleibt. Kein Wunder also, dass die Figur auch für den Film interessant war und ist. 1937 hat Walt Disney eine diabolische Schneewittchen-Stiefmutter auf die Leinwand gebracht. Dieser Film, es war Disneys erster Langfilm, hat das Bild dieser Figur starkt geprägt. Nicht ganz mitgekommen ist da die großartige Performance von Sigourney Weaver im Schneewittchen-Fernsehfilm aus dem Jahr 1997 (Trailer). Gute Schauspielerei macht eben noch keinen guten Film. Im kommenden Jahr (2012) jährt sich das Erscheinen der Grimmschen Märchen zum 200. Mal. Es muss wohl diesem Anlass geschuldet sein, dass gleich zwei neue Schneewittchen-Verfilmungen den Weg ins Kino finden. Als böse Stiefmütter erwartet uns einmal Charlize Theron in Snow White and the Huntsman. Der Trailer lässt allerdings eher Fantasy-Trash für Teenager vermuten. Etwas vielversprechender sieht da der Trailer zu Spieglein, Spieglein aus, in dem Julia Roberts die böse Stiefmutter spielt. Zwar wurde auch hier das Grimmsche Original ziemlich stark bearbeitet, doch es scheint, dass dies auf sehr ironische Weise geschehen ist. Man darf gespannt sein.
Eine der bekanntesten bösen Stiefmütter ist die böse Königin aus "Schneewittchen", die zudem eine der wenigen ist, die auch noch zaubern kann. Sie begegnet uns als eine Art böse Fee. Sie ist schon ein Bösewicht, der dem Märchenliebhaber nachhaltig in Erinnerung bleibt. Kein Wunder also, dass die Figur auch für den Film interessant war und ist. 1937 hat Walt Disney eine diabolische Schneewittchen-Stiefmutter auf die Leinwand gebracht. Dieser Film, es war Disneys erster Langfilm, hat das Bild dieser Figur starkt geprägt. Nicht ganz mitgekommen ist da die großartige Performance von Sigourney Weaver im Schneewittchen-Fernsehfilm aus dem Jahr 1997 (Trailer). Gute Schauspielerei macht eben noch keinen guten Film. Im kommenden Jahr (2012) jährt sich das Erscheinen der Grimmschen Märchen zum 200. Mal. Es muss wohl diesem Anlass geschuldet sein, dass gleich zwei neue Schneewittchen-Verfilmungen den Weg ins Kino finden. Als böse Stiefmütter erwartet uns einmal Charlize Theron in Snow White and the Huntsman. Der Trailer lässt allerdings eher Fantasy-Trash für Teenager vermuten. Etwas vielversprechender sieht da der Trailer zu Spieglein, Spieglein aus, in dem Julia Roberts die böse Stiefmutter spielt. Zwar wurde auch hier das Grimmsche Original ziemlich stark bearbeitet, doch es scheint, dass dies auf sehr ironische Weise geschehen ist. Man darf gespannt sein.
Freitag, 11. November 2011
Geburtstagsgrüße in die Schweiz
-cp- Die schrägsten Märchen schreiben nicht die Märchendichter. Die schrägsten Märchen schreibt das Leben. Und manchmal ist man live dabei. Heute zum Beispiel. Eine Bekannte aus der Schweiz hat bald Geburtstag. Also beschließt man, ihr eine kleine Freude zu machen und kauft ein kleines Geschenk, von dem man sich erhofft, dass es der Bekannten gefällt. Mit dem in einem M-Paket verstauten Geschenk stellt man sich am Schalter der Deutschen Post an. Da steht man dann erst mal, denn bei der Post dauert es immer lange.
Wenn man dann an der Reihe ist, erfährt man, dass ein Paket in die Schweiz so ganz ohne Weiteres nicht verschickt werden kann. Schließlich gehört die Schweiz nicht zur EU, und so gelten besondere Zoll-Bestimmungen. Es muss ein besonderer Paketschein ausgefüllt werden, auf dem dezidiert angegeben wird, was in dem Paket enthalten ist. Also, mal angenommen, es wären eine Seifenschale und ein Stück Seife darin, dann müsste man genau das auf den Paketschein schreiben. Der Vorteil liegt nun auf der Hand: Man weiß bereits, was man geschenkt bekommt, bevor man das Paket öffnet und das Geschenk aus dem Geschenkpapier befreit. Menschen, deren Gefühlsausbrüche sie hin und wieder in die Nähe eines Herzinfarktes bringen, können also nicht vor Freude tot umfallen, wenn sie durch eine Seifenschale überrascht werden, denn sie wissen ja schon vorher, dass eine im Paket enthalten ist. Die Überraschung besteht nur noch darin, wie diese Seifenschale aussieht. Die Informationen über das Geschenk werden also zweigeteilt, in allgemeine und konkrete Informationen. So teilt sich auch der Gefühlsausbruch in zwei Teile und ist dadurch weniger heftig.
Ist der Schein erst einmal mit allen nötigen Angaben versehen, kann man der Postangestellten dabei zu sehen, wie sie absurd lange dafür braucht, irgendwelche Zahlen irgendwo hinzutippen, irgendwelche Barcodes einzuscannen und Aufkleber zu drucken, die sie schließlich dafür nutzt, dem Paket eine weltweite Identität zu verleihen. Es ist also so eine Art Reisepass für die im Paket enthaltene Seifenschale. Wenn man während dieses Vorgangs nicht eingeschlafen ist, weil er wirklich sehr sehr lang gedauert hat, kann man beobachten, wie die Postangestellte nach Abschluss dieses Arbeitschrittes erleichtert aufatmet.
Im nächsten Schritt findet der Papierkrams seinen Abschluss: Es wird eine Rechnung ausgedruckt, die man zu begleichen hat. Nun liegt die Sache so, dass die Versendung dieses Pakets mit der darin enthaltenen Seifenschale innerhalb Deutschlands 6,90 Euro gekostet hätte. Die Versendung in unser Nachbarland Schweiz jedoch kostet die Kleinigkeit von 30,00 Euro. Und unweigerlich muss ich an das Märchen Vom Fischer und seiner Frau denken, in dem die Frau an ihrem Größenwahn letztlich gescheitert ist. Ich finde, die Post ist auch gescheitert, zumindest moralisch. Es sei denn, der Briefträger überreicht meiner Bekannten die Seifenschale feierlich auf einem Silbertablett und lässt mich das als Livestream über die Paketverfolgungsnummer mitverfolgen. Das wäre doch mal etwas, wofür 30,00 Euro halbwegs angemessen sind. Selbst dann, wenn das Paket gar keine Seifenschale enthält, denn dieses Beispiel habe ich nur gewählt, damit sie, falls sie dies liest, nicht schon vor dem Lesen des Paketscheins weiß, welches Geschenk sie bekommt.
Wenn man dann an der Reihe ist, erfährt man, dass ein Paket in die Schweiz so ganz ohne Weiteres nicht verschickt werden kann. Schließlich gehört die Schweiz nicht zur EU, und so gelten besondere Zoll-Bestimmungen. Es muss ein besonderer Paketschein ausgefüllt werden, auf dem dezidiert angegeben wird, was in dem Paket enthalten ist. Also, mal angenommen, es wären eine Seifenschale und ein Stück Seife darin, dann müsste man genau das auf den Paketschein schreiben. Der Vorteil liegt nun auf der Hand: Man weiß bereits, was man geschenkt bekommt, bevor man das Paket öffnet und das Geschenk aus dem Geschenkpapier befreit. Menschen, deren Gefühlsausbrüche sie hin und wieder in die Nähe eines Herzinfarktes bringen, können also nicht vor Freude tot umfallen, wenn sie durch eine Seifenschale überrascht werden, denn sie wissen ja schon vorher, dass eine im Paket enthalten ist. Die Überraschung besteht nur noch darin, wie diese Seifenschale aussieht. Die Informationen über das Geschenk werden also zweigeteilt, in allgemeine und konkrete Informationen. So teilt sich auch der Gefühlsausbruch in zwei Teile und ist dadurch weniger heftig.
Ist der Schein erst einmal mit allen nötigen Angaben versehen, kann man der Postangestellten dabei zu sehen, wie sie absurd lange dafür braucht, irgendwelche Zahlen irgendwo hinzutippen, irgendwelche Barcodes einzuscannen und Aufkleber zu drucken, die sie schließlich dafür nutzt, dem Paket eine weltweite Identität zu verleihen. Es ist also so eine Art Reisepass für die im Paket enthaltene Seifenschale. Wenn man während dieses Vorgangs nicht eingeschlafen ist, weil er wirklich sehr sehr lang gedauert hat, kann man beobachten, wie die Postangestellte nach Abschluss dieses Arbeitschrittes erleichtert aufatmet.
Im nächsten Schritt findet der Papierkrams seinen Abschluss: Es wird eine Rechnung ausgedruckt, die man zu begleichen hat. Nun liegt die Sache so, dass die Versendung dieses Pakets mit der darin enthaltenen Seifenschale innerhalb Deutschlands 6,90 Euro gekostet hätte. Die Versendung in unser Nachbarland Schweiz jedoch kostet die Kleinigkeit von 30,00 Euro. Und unweigerlich muss ich an das Märchen Vom Fischer und seiner Frau denken, in dem die Frau an ihrem Größenwahn letztlich gescheitert ist. Ich finde, die Post ist auch gescheitert, zumindest moralisch. Es sei denn, der Briefträger überreicht meiner Bekannten die Seifenschale feierlich auf einem Silbertablett und lässt mich das als Livestream über die Paketverfolgungsnummer mitverfolgen. Das wäre doch mal etwas, wofür 30,00 Euro halbwegs angemessen sind. Selbst dann, wenn das Paket gar keine Seifenschale enthält, denn dieses Beispiel habe ich nur gewählt, damit sie, falls sie dies liest, nicht schon vor dem Lesen des Paketscheins weiß, welches Geschenk sie bekommt.
Freitag, 7. Oktober 2011
In memoriam: Knut Welsch
-sv- Am 13. August 2011 ist der Gitarrenbauer Knut Welsch im Alter von nur 49 Jahren überraschend verstorben. Die Beerdigung fand am 10. September im FriedWald Saarbrücken statt.
Ich kannte Knut seit ich Mitte der 90er-Jahre einen Gitarren-Workshop bei Werner Lämmerhirt besucht habe. Er hat dort seine Gitarren präsentiert und Werner spielt heute immer noch Gitarren von Knut. 1996 war es dann soweit: Ich konnte die nach meinen Vorstellungen gebaute Gitarre abholen. Über 7.000 Mark hat sie damals gekostet und ich habe seinerzeit viele Nachtschichten als Taxifahrer verbracht und meine E-Gitarre verkauft, um mir die Gitarre von Knut leisten zu können. Sie ist bis heute jeden Euro wert!
Ich habe Knut nur ein paar Mal in seiner Werkstatt besucht und einmal mit einem Freund bei ihm übernachtet, als wir in Erlangen ein Konzert gegeben haben. Doch obwohl ich ihn kaum kannte, hat er einem bei jedem Besuch das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein. Das letzte Mal gesehen habe ich ihn am 30. April und am 28. Juli haben wir kurz wegen einer kleinen Reparatur an meiner Gitarre telefoniert. Als ich Ende August von seinem Tod gehört habe, war ich total geschockt.
Knut war nicht nur ein phantastischer Gitarrenbauer sondern auch ein toller Mensch! Ich werde seine Gitarre in Ehren halten und an ihn denken, wenn ich darauf spiele!
Ich kannte Knut seit ich Mitte der 90er-Jahre einen Gitarren-Workshop bei Werner Lämmerhirt besucht habe. Er hat dort seine Gitarren präsentiert und Werner spielt heute immer noch Gitarren von Knut. 1996 war es dann soweit: Ich konnte die nach meinen Vorstellungen gebaute Gitarre abholen. Über 7.000 Mark hat sie damals gekostet und ich habe seinerzeit viele Nachtschichten als Taxifahrer verbracht und meine E-Gitarre verkauft, um mir die Gitarre von Knut leisten zu können. Sie ist bis heute jeden Euro wert!
Ich habe Knut nur ein paar Mal in seiner Werkstatt besucht und einmal mit einem Freund bei ihm übernachtet, als wir in Erlangen ein Konzert gegeben haben. Doch obwohl ich ihn kaum kannte, hat er einem bei jedem Besuch das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein. Das letzte Mal gesehen habe ich ihn am 30. April und am 28. Juli haben wir kurz wegen einer kleinen Reparatur an meiner Gitarre telefoniert. Als ich Ende August von seinem Tod gehört habe, war ich total geschockt.
Knut war nicht nur ein phantastischer Gitarrenbauer sondern auch ein toller Mensch! Ich werde seine Gitarre in Ehren halten und an ihn denken, wenn ich darauf spiele!
Mittwoch, 5. Oktober 2011
Bei der Geburt getrennt:
Benny Hill und Evangelos Venizelos
-sv- Heute: Benny Hill, britischer Komiker und Evangelos Venizelos, amtierender griechischer Finanzminister.
Donnerstag, 22. September 2011
Die Todesstrafe
-cp- Aus aktuellem Anlass (Troy Davis' Hinrichtung): Dass die meisten Staaten der USA (neben einigen anderen Staaten weltweit) immer noch an der Todesstrafe festhalten, ist für sich genommen schon schwer nachvollziehbar. Dass aber eine Urteilsvollstreckung trotz erheblicher Zweifel an der Schuld des Verurteilten stattfindet, ist nicht zu begreifen.
Ein interessanter Gedanke hierzu findet sich bei Franz Kafka. In seiner Erzählung In der Strafkolonie ist letztlich jede Strafe eine Todesstrafe. Ein Offizier ist Richter und Henker in Personalunion. Die Strafe wird durch eine Maschine umgesetzt, die dem Verurteilten zunächst das übertretene Gebot in den Körper ritzt, bevor sie ihn nach und nach tötet. Ein Reisender teilt dem Offizier mit, dass er dieses Prozedere ablehnt. Der Offizier versucht danach aus eigenem Antrieb, sich selbst für dafür zu bestrafen, legt sich in die Maschine und will sich "Sei gerecht!" in den Körper ritzen lassen.
Dieser Höhepunkt aus Kafkas Erzählung wirft (mindestens) zwei wichtige Fragen auf: 1. Kann eine Todesstrafe überhaupt gerecht sein? (Was ist eigentlich Gerechtigkeit?)
2. Machen sich Richter und Henker durch die Vollstreckung nicht ebenfalls schuldig?
Neben Kafkas "In der Strafkolonie" gibt es noch einige andere Werke, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, u.a. sieben empfehlenswerte Filme zum Thema Todesstrafe.
Ein interessanter Gedanke hierzu findet sich bei Franz Kafka. In seiner Erzählung In der Strafkolonie ist letztlich jede Strafe eine Todesstrafe. Ein Offizier ist Richter und Henker in Personalunion. Die Strafe wird durch eine Maschine umgesetzt, die dem Verurteilten zunächst das übertretene Gebot in den Körper ritzt, bevor sie ihn nach und nach tötet. Ein Reisender teilt dem Offizier mit, dass er dieses Prozedere ablehnt. Der Offizier versucht danach aus eigenem Antrieb, sich selbst für dafür zu bestrafen, legt sich in die Maschine und will sich "Sei gerecht!" in den Körper ritzen lassen.
Dieser Höhepunkt aus Kafkas Erzählung wirft (mindestens) zwei wichtige Fragen auf: 1. Kann eine Todesstrafe überhaupt gerecht sein? (Was ist eigentlich Gerechtigkeit?)
2. Machen sich Richter und Henker durch die Vollstreckung nicht ebenfalls schuldig?
Neben Kafkas "In der Strafkolonie" gibt es noch einige andere Werke, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, u.a. sieben empfehlenswerte Filme zum Thema Todesstrafe.
Donnerstag, 15. September 2011
Charles Bronson - Ein Mann ...!
-cp- Zugegeben, es liegt häufig an der deutschen Übersetzung, aber der cineastische Output von Charles Bronson zwischen 1973 und 1983 weist in den Titeln ein auffälliges Muster auf:
- Ein Mann geht über Leichen (1973)
- Ein Mann sieht rot - Death Wish (1974)
- Der Mann ohne Nerven (1975)
- Ein stahlharter Mann (1975)
- Ein Mann räumt auf (1979)
- Ein Mann wird zur Bestie (1981)
- Der Mann ohne Gnade - Death Wish II (1982)
- Ein Mann wie Dynamit (1983)
Freitag, 2. September 2011
Kleine Gedankenklänge über den Alltag und die deutsche Sprache
-cp- Das Podcasting hat mich schon länger mal gereizt, und da sich ein paar Audiominiaturen angesammelt haben, habe ich nun einen Podcast eingerichtet, in dem ich (als Ergänzung zu dem hier Geschriebenen) hörbare Beiträge einstellen werde. Die ersten fünf sind bereits online, zu finden unter Gedankenklänge.
Montag, 8. August 2011
Falscher Freund - Echter Freund
-sv- Chris fragte sich in seinem Eintrag vom 15. Juni, was ein echter Freund sei, wenn der umgangssprachlich "falsche Freund" den Umstand beschreibt, dass beim Abgang von Leibwinden ungewollt Stuhl mit abgeht. Dazu lässt sich m.E. folgendes sagen:
Ein echter Freund ist der, der nicht vorgibt zu sein, was er nicht ist.
Ein echter Freund ist der, der nicht vorgibt zu sein, was er nicht ist.
Freitag, 5. August 2011
Gab es schon immer soviel Musik wie heute?
-sv- Gab es schon immer soviel Musik wie heute? Oder gab es vor der Kommerzialisierung der Musik weniger Musik? Oder anders gesprochen: Wenn wir heute nicht über CD, MP3 etc. verfügen würden, würden die Musiker, die jetzt veröffentlichen, ihre Musik dann im stillen Kämmerlein machen und es würde kaum einer etwas davon mitbekommen? Hätte z.B. Bob Dylan seine unzähligen Songs auch geschrieben, wenn sie nie hätten veröffentlicht werden können? Wären die Beatles in und um Liverpool eine angesagte Live-Band gewesen?
Erst seit 1900 gibt es so etwas wie eine Musikindustrie. Damals wurde in größerem Maße begonnen, Schellack-Platten herzustellen und zu verbreiten. Durch zwei Weltkriege und den hohen Preis für diese Platten, blieb der weltweite und endgültige Durchbruch aber aus. Seit den 1930er Jahren begann die Entwicklung der preisgünstigeren Vinyl-Schallplatten, die sich ab Mitte der 50er-Jahre gegen Schellack durchsetzte und ab diesem Zeitpunkt den Schallplatten-Weltmarkt eroberte. Hierzu trug das Aufkommen des Rock´n Roll und des damit transportierten Images sehr stark bei.
Mit der Möglichkeit, Musik weltweit günstig verbreiten zu können, beginnt folglich die Ära der Musik als Ware. Künstler, die sonst nur regional aktiv waren, konnten weltweit bekannt gemacht werden. Gleichzeitig inspirierten diese Künstler andere Musiker, ebenfalls Musik zu machen, in der Hoffnung, ebenfalls ein Star zu werden. So mancher Hobby-Musiker mit Talent konnte nun Profimusiker werden und im besten Fall einen Plattenvertrag ergattern. Unterstützt wurde dies durch das Aufkommen der "Solidbody-E-Gitarren" um 1950. Diese Bauweise ermöglichte eine günstige Produktion und deutlich mehr Menschen konnten sich eine Gitarre leisten, um selbst Musik zu machen.
Last but not least wurde diese Entwicklung unterstützt duch das Aufkommen des Transistorradios, das im Gegensatz zu den bis dahin gängigen Röhrenradios leicht zu transportieren und günstig zu erwerben war. Dazu kam die Inbetriebnahme des UKW-Rundfunks, der ab den 1960er-Jahren sogar in Stereo erfolgte und die massenhafte Verbreitung des Fernsehens - ebenfalls ab den 50er-Jahren.
Fassen wir zusammen: Ab Mitte der 1950er-Jahre konnte Musik via Vinyl-Platten verkauft und über das Radio/Fernsehen einer breiten Käufermasse bekannt gemacht werden. Hierdurch (und durch die Möglichkeit, günstig Musikinstrumente zu erwerben) wurden andere Musiker motiviert, sich professionell der Musik zuzuwenden.
Mehr Musiker brauchen mehr Auftrittsmöglichkeiten, es wurden Musik-Clubs gegründet. Durch diese neuen Auftrittsmöglichkeiten sahen sich wieder neue Musiker motiviert usw. usw.
Um auf die anfängliche Frage zurück zu kommen: Ich denke, dass es schon immer mehr Musik gab, als öffentlich zu hören war. Allerdings gab es bestimmt noch nie so viele Menschen, die Musik gemacht haben wie heute, in einer Zeit, in der via Youtube jeder ein Star werden kann. Auch ich habe begonnen Gitarre zu spielen, weil ich auf Platten Musik gehört habe, die mich inspiriert hat. Und diese Platten habe ich gekauft, weil ich die Musik im Radio bzw. im Fernsehen gehört habe. Und im Radio laufen konnte die Musik nur, weil sie auf Vinyl gepresst wurde.
Womit wir am Ende und doch am Anfang wären: Was ich nicht kenne, kann ich auch nicht vermissen. Bedürfnisse lassen sich künstlich erschaffen. Und dies tut die (Musik-)Industrie schon immer. Ob wir die ganze Musik, die ja oft auch sehr austauschbar ist, wirklich brauchen und ob nicht ein paar Platten genügen würden für unsere Glücksseeligkeit, steht in den Sternen. Dass immer neue Musik auf den Markt gebracht wird, um den Eindruck zu erwecken, es gäbe ständig Neues, das wir nicht verpassen dürfen, steht dagegen fest.
Erst seit 1900 gibt es so etwas wie eine Musikindustrie. Damals wurde in größerem Maße begonnen, Schellack-Platten herzustellen und zu verbreiten. Durch zwei Weltkriege und den hohen Preis für diese Platten, blieb der weltweite und endgültige Durchbruch aber aus. Seit den 1930er Jahren begann die Entwicklung der preisgünstigeren Vinyl-Schallplatten, die sich ab Mitte der 50er-Jahre gegen Schellack durchsetzte und ab diesem Zeitpunkt den Schallplatten-Weltmarkt eroberte. Hierzu trug das Aufkommen des Rock´n Roll und des damit transportierten Images sehr stark bei.
Mit der Möglichkeit, Musik weltweit günstig verbreiten zu können, beginnt folglich die Ära der Musik als Ware. Künstler, die sonst nur regional aktiv waren, konnten weltweit bekannt gemacht werden. Gleichzeitig inspirierten diese Künstler andere Musiker, ebenfalls Musik zu machen, in der Hoffnung, ebenfalls ein Star zu werden. So mancher Hobby-Musiker mit Talent konnte nun Profimusiker werden und im besten Fall einen Plattenvertrag ergattern. Unterstützt wurde dies durch das Aufkommen der "Solidbody-E-Gitarren" um 1950. Diese Bauweise ermöglichte eine günstige Produktion und deutlich mehr Menschen konnten sich eine Gitarre leisten, um selbst Musik zu machen.
Last but not least wurde diese Entwicklung unterstützt duch das Aufkommen des Transistorradios, das im Gegensatz zu den bis dahin gängigen Röhrenradios leicht zu transportieren und günstig zu erwerben war. Dazu kam die Inbetriebnahme des UKW-Rundfunks, der ab den 1960er-Jahren sogar in Stereo erfolgte und die massenhafte Verbreitung des Fernsehens - ebenfalls ab den 50er-Jahren.
Fassen wir zusammen: Ab Mitte der 1950er-Jahre konnte Musik via Vinyl-Platten verkauft und über das Radio/Fernsehen einer breiten Käufermasse bekannt gemacht werden. Hierdurch (und durch die Möglichkeit, günstig Musikinstrumente zu erwerben) wurden andere Musiker motiviert, sich professionell der Musik zuzuwenden.
Mehr Musiker brauchen mehr Auftrittsmöglichkeiten, es wurden Musik-Clubs gegründet. Durch diese neuen Auftrittsmöglichkeiten sahen sich wieder neue Musiker motiviert usw. usw.
Um auf die anfängliche Frage zurück zu kommen: Ich denke, dass es schon immer mehr Musik gab, als öffentlich zu hören war. Allerdings gab es bestimmt noch nie so viele Menschen, die Musik gemacht haben wie heute, in einer Zeit, in der via Youtube jeder ein Star werden kann. Auch ich habe begonnen Gitarre zu spielen, weil ich auf Platten Musik gehört habe, die mich inspiriert hat. Und diese Platten habe ich gekauft, weil ich die Musik im Radio bzw. im Fernsehen gehört habe. Und im Radio laufen konnte die Musik nur, weil sie auf Vinyl gepresst wurde.
Womit wir am Ende und doch am Anfang wären: Was ich nicht kenne, kann ich auch nicht vermissen. Bedürfnisse lassen sich künstlich erschaffen. Und dies tut die (Musik-)Industrie schon immer. Ob wir die ganze Musik, die ja oft auch sehr austauschbar ist, wirklich brauchen und ob nicht ein paar Platten genügen würden für unsere Glücksseeligkeit, steht in den Sternen. Dass immer neue Musik auf den Markt gebracht wird, um den Eindruck zu erwecken, es gäbe ständig Neues, das wir nicht verpassen dürfen, steht dagegen fest.
Sonntag, 17. Juli 2011
London im 19. Jahrhundert
-cp- Im 19. Jahrhundert war London die wohl bedeutenste Stadt der Welt. Die Einwohnerzahl hat sich im Laufe des Jahrhunderts beinahe versiebenfacht, und die Entwicklung und der Ausbau des Eisenbahnnetzes sowie der Kanalisation haben Maßstäbe für die Infrastruktur von Metropolen gesetzt. (Geschichte Londons) Mit Jack the Ripper trieb auch der berühmteste Serienmörder der Geschichte im London des (ausgehenden) 19. Jahrhunderts sein Unwesen.
Kein Wunder, dass auch die Literatur des 19. Jahrhunderts London zu einem häufigen Handlungsort gewählt hat. In Reise um die Erde in 80 Tagen (Jules Verne) ist London als Nabel der Welt Start- und Zielpunkt der legendären Reise. Hier spielen vor allem Gentlemen eines elitären Clubs als Vertreter der Londoner Oberschicht eine Rolle. Anders ist es in den Werken Charles Dickens', der sich in Büchern wie Oliver Twist, aber auch A Christmas Carol der anderen Seite Londons annimmt. Seine Sozialdramen erzählen von Armut und Hunger in der Millionenstadt.
Neben Jack, the Ripper, dem echten "Monster", hat die Literatur auch fiktive Monster geschaffen, die in den Straßen Londons ihr Unwesen trieben. Mittels einer besonderen Droge gelingt es Dr. Jekyll in Dr. Jekyll und Mr. Hyde (Robert Louis Stevenson) die schlechten Gefühle und Gedanken zeiteweise als bösen Teil seiner Persönlichkeit abzuspalten. Da nun die guten Anteile fehlen, wird Dr. Jekyll zu Mr. Hyde, einer furchterregenden, brutalen Personen mit sadistischen und sogar mörderischen Zügen. Auch Graf Dracula (Bram Stoker), der wohl bekannteste aller Vampire, reist aus seiner transsilvanischen Heimat nach London. Oscar Wildes einziger Roman Das Bildnis des Dorian Gray spielt ebenfalls in London, und auch die Figur des Dorian Gray ist nicht ohne monströse Züge.
Bei soviel abscheulichen Gestalten sollte natürlich auch noch eine Figur erwähnt werden, die zwar als Held nicht immer strahlend ist (Stichwort: Kokainkonsum), aber moralisch zumindest auf der richtigen Seite steht und mit unvergleichlichen Fähigkeiten im logischen Denken jedem noch so raffinierten Bösewicht das Handwerk legt. Die Rede ist natürlich von Sherlock Holmes (Arthur Conan Doyle).
Interessant ist, auch wenn die märchenhafte Geschichte zwar im 19. Jahrhundert geschrieben wurde, aber im 16. Jahrhundert spielt, auch das Buch Der Prinz und der Bettelknabe (Mark Twain).
Kein Wunder, dass auch die Literatur des 19. Jahrhunderts London zu einem häufigen Handlungsort gewählt hat. In Reise um die Erde in 80 Tagen (Jules Verne) ist London als Nabel der Welt Start- und Zielpunkt der legendären Reise. Hier spielen vor allem Gentlemen eines elitären Clubs als Vertreter der Londoner Oberschicht eine Rolle. Anders ist es in den Werken Charles Dickens', der sich in Büchern wie Oliver Twist, aber auch A Christmas Carol der anderen Seite Londons annimmt. Seine Sozialdramen erzählen von Armut und Hunger in der Millionenstadt.
Neben Jack, the Ripper, dem echten "Monster", hat die Literatur auch fiktive Monster geschaffen, die in den Straßen Londons ihr Unwesen trieben. Mittels einer besonderen Droge gelingt es Dr. Jekyll in Dr. Jekyll und Mr. Hyde (Robert Louis Stevenson) die schlechten Gefühle und Gedanken zeiteweise als bösen Teil seiner Persönlichkeit abzuspalten. Da nun die guten Anteile fehlen, wird Dr. Jekyll zu Mr. Hyde, einer furchterregenden, brutalen Personen mit sadistischen und sogar mörderischen Zügen. Auch Graf Dracula (Bram Stoker), der wohl bekannteste aller Vampire, reist aus seiner transsilvanischen Heimat nach London. Oscar Wildes einziger Roman Das Bildnis des Dorian Gray spielt ebenfalls in London, und auch die Figur des Dorian Gray ist nicht ohne monströse Züge.
Bei soviel abscheulichen Gestalten sollte natürlich auch noch eine Figur erwähnt werden, die zwar als Held nicht immer strahlend ist (Stichwort: Kokainkonsum), aber moralisch zumindest auf der richtigen Seite steht und mit unvergleichlichen Fähigkeiten im logischen Denken jedem noch so raffinierten Bösewicht das Handwerk legt. Die Rede ist natürlich von Sherlock Holmes (Arthur Conan Doyle).
Interessant ist, auch wenn die märchenhafte Geschichte zwar im 19. Jahrhundert geschrieben wurde, aber im 16. Jahrhundert spielt, auch das Buch Der Prinz und der Bettelknabe (Mark Twain).
Freitag, 8. Juli 2011
Kafkas Eltern führten ein Galanteriewarengeschäft
-sv- ... lese ich soeben in der Legal Tribune in einem Beitrag über Franz Kafka. Doch was sind "Galanteriewaren"??? Ein Blick in Wiki hilft:
Galanteriewaren, von französisch galanterie, „Liebenswürdigkeit“, ist eine veraltete Bezeichnung für modische Accessoires. Zu den Galanteriewaren zählen Modeschmuck (Bijouterie) und kleinere modische Gebrauchsgegenstände wie Parfümfläschchen (Ölflakons) − sie wurden früher manchmal an einem Kettchen getragen −, Puderdosen, auffällige Knöpfe, Armbänder, Schnallen, Tücher, Schals, Bänder, Fächer usw.
Aha! Mal wieder sehr schade, dass ein Begriff nicht mehr genutzt wird!
Galanteriewaren, von französisch galanterie, „Liebenswürdigkeit“, ist eine veraltete Bezeichnung für modische Accessoires. Zu den Galanteriewaren zählen Modeschmuck (Bijouterie) und kleinere modische Gebrauchsgegenstände wie Parfümfläschchen (Ölflakons) − sie wurden früher manchmal an einem Kettchen getragen −, Puderdosen, auffällige Knöpfe, Armbänder, Schnallen, Tücher, Schals, Bänder, Fächer usw.
Aha! Mal wieder sehr schade, dass ein Begriff nicht mehr genutzt wird!
Samstag, 2. Juli 2011
Ausbildungsberufe 2010:
Das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne
-sv- In 329 Ausbildungsberufen [Quelle] haben im Spätsommer 2010 insgesamt 560.000 Auszubildende eine Ausbildung begonnen. [Quelle] Platz 1: Kaufmann/-frau im Einzelhandel mit fast 30.000 Auszubildenden. Es folgen weitere übliche Verdächtige: Verkäufer/-in, Bürokaufmann/-frau, Kfz-Mechatroniker/in, Industriekaufmann/-frau usw. usw.
Interessant wird es, wenn man die Tabelle von hinten nach vorn liest. Denn hier finden sich Berufe wie Stricker*, Spielzeughersteller, Glasbläser, Bogenmacher, Silberschmied und Leuchtröhrenglasbläser - alle jeweils mit einem Auszubildenden belegt. An welcher Stelle der Bogenmacher wohl vor 100 Jahren lag?
Anhand der Betrachtung der Statistik der Ausbildungsberufe, lässt sich das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne auf jeden Fall schön betrachten. Wie auch im Gemälde „Gnom, Eisenbahn betrachtend“ von Carl Spitzweg.
*der Einfachheit halber ab hier nur noch die männliche Variante.
Interessant wird es, wenn man die Tabelle von hinten nach vorn liest. Denn hier finden sich Berufe wie Stricker*, Spielzeughersteller, Glasbläser, Bogenmacher, Silberschmied und Leuchtröhrenglasbläser - alle jeweils mit einem Auszubildenden belegt. An welcher Stelle der Bogenmacher wohl vor 100 Jahren lag?
Anhand der Betrachtung der Statistik der Ausbildungsberufe, lässt sich das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne auf jeden Fall schön betrachten. Wie auch im Gemälde „Gnom, Eisenbahn betrachtend“ von Carl Spitzweg.
*der Einfachheit halber ab hier nur noch die männliche Variante.
Aberglaube
-cp- Es gibt unzählige Begriffsschemata, nach denen sich Literatur in unterschiedliche Kategorien aufteilen lässt. Eines dieser Schemata trennt belletristische Texte in zwei Kategorien: in realistische und fantastische Literatur. Definiert man diese beiden Kategorien grob, dann würde realistische Literatur die Geschichten umfassen, die man als theoretisch in der Wirklichkeit denkbar einstufen würde, während die fantastische Literatur als Überbegriff für die Geschichten steht, die sich mit übernatürlichen Elementen befassen. Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes ist ein Beispiel für eine Figur, deren Geschichten sich im Grenzland zwischen den beiden Kategorien befindet. In der Tendenz würde man sie allerdings eher zur realistischen Literatur zählen, denn trotz der zum Teil hanebüchenen Handlungsabläufe wären sie rein theoretisch doch denkbar, da letztlich alle übernatürlich erscheinenden Phänomene durch Holmes' induktives Denken auf Natürliches und Erklärbares zurückgeführt wird.
Ein wichtiges Merkmal der Geschichten ist hierbei der Aberglaube der Figuren, denn ohne ihn würden übernatürlich erscheinende Ereignisse von vornherein nicht ernst genommen, und es gäbe keine Geschichten. Holmes' Waffen gegen den Abglauben sind Vernunft und Zweifel.
Der Aberglaube der Figuren ist auch in anderen Geschichten des fortgeschrittenen 19. Jahrhunderts ein wichtiges Merkmal, weil er bewirken kann, dass realistische Literatur eine mitunter gruselige Note bekommt.
In Die Abenteuer des Tom Sawyer (Mark Twain, 1876) möchte Toms Freund Huckleberry Finn eine Warze loswerden, und zwar mithilfe einer toten Katze: "Weißt du, du nimmst die Katze und gehst auf den Kirchhof gegen Mitternacht, dahin, wo ein Gottloser begraben ist. Wenn's dann Mitternacht ist, kommt ein Teufel - oder auch ein zweiter oder dritter -, du kannst sie aber nicht sehen, sondern hörst nur so was wie den Wind, oder hörst sie sprechen. Und wenn sie dann den Kerl fortschleppen, wirfst du die Katze hinterher und rufst 'Teufel hinterm Leichnam her, Katze hinterm Teufel her, Warze hinter der Katze her - Seh euch alle drei nicht mehr!' Das heilt jede Warze." (Ausgabe des Lingen-Verlags, Köln, S. 64)
Auch in Der Schimmelreiter (Theodor Storm, 1888) soll die Natur durch abergläubische Handlungen bezwungen werden. Protagonist Hauke Haien ist Deichgraf und will einen neuen, sicheren Deich bauen. Die Arbeiter meinen nun, ohne Opfer könne der Deich nicht halten. "Soll Euer Deich sich halten, so muss was Lebiges hinein!" - "Was Lebiges? Aus welchem Katechismus hast du das gelernt?" - "Aus keinem, Herr!", entgegnete der Kerl, und aus seiner Kehle stieß ein reches Lachen; "das haben unsere Großväter schon gewusst, die sich mit Euch im Christentum wohl messen durften! Ein Kind ist besser noch; wenn das nicht da ist, tut's wohl auch ein Hund!" (Ausgabe des Anaconda Verlags, Köln, 2006, S.105f.)
Ein wichtiges Merkmal der Geschichten ist hierbei der Aberglaube der Figuren, denn ohne ihn würden übernatürlich erscheinende Ereignisse von vornherein nicht ernst genommen, und es gäbe keine Geschichten. Holmes' Waffen gegen den Abglauben sind Vernunft und Zweifel.
Der Aberglaube der Figuren ist auch in anderen Geschichten des fortgeschrittenen 19. Jahrhunderts ein wichtiges Merkmal, weil er bewirken kann, dass realistische Literatur eine mitunter gruselige Note bekommt.
In Die Abenteuer des Tom Sawyer (Mark Twain, 1876) möchte Toms Freund Huckleberry Finn eine Warze loswerden, und zwar mithilfe einer toten Katze: "Weißt du, du nimmst die Katze und gehst auf den Kirchhof gegen Mitternacht, dahin, wo ein Gottloser begraben ist. Wenn's dann Mitternacht ist, kommt ein Teufel - oder auch ein zweiter oder dritter -, du kannst sie aber nicht sehen, sondern hörst nur so was wie den Wind, oder hörst sie sprechen. Und wenn sie dann den Kerl fortschleppen, wirfst du die Katze hinterher und rufst 'Teufel hinterm Leichnam her, Katze hinterm Teufel her, Warze hinter der Katze her - Seh euch alle drei nicht mehr!' Das heilt jede Warze." (Ausgabe des Lingen-Verlags, Köln, S. 64)
Auch in Der Schimmelreiter (Theodor Storm, 1888) soll die Natur durch abergläubische Handlungen bezwungen werden. Protagonist Hauke Haien ist Deichgraf und will einen neuen, sicheren Deich bauen. Die Arbeiter meinen nun, ohne Opfer könne der Deich nicht halten. "Soll Euer Deich sich halten, so muss was Lebiges hinein!" - "Was Lebiges? Aus welchem Katechismus hast du das gelernt?" - "Aus keinem, Herr!", entgegnete der Kerl, und aus seiner Kehle stieß ein reches Lachen; "das haben unsere Großväter schon gewusst, die sich mit Euch im Christentum wohl messen durften! Ein Kind ist besser noch; wenn das nicht da ist, tut's wohl auch ein Hund!" (Ausgabe des Anaconda Verlags, Köln, 2006, S.105f.)
Mittwoch, 29. Juni 2011
Ian Richardson als Sherlock Holmes
-cp- Der schottische Schauspieler Ian Richardson hat in zwei BBC-Verfilmungen die Rolle des berühmten Detektives Sherlock Holmes übernommen. Beide Verfilmungen sind Umsetzungen von Original-Geschichten aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle: Der Hund von Baskerville (Literarische Vorlage: 1901-1902 im Strand Magazine; Verfilmung: 1983 BBC; Regie: Douglas Hickox). Das Zeichen der Vier (Literarische Vorlage: 1890 im Lippincott’s Monthly Magazine; Verfilmung: 1985 BBC; Regie: Desmond Davis).
Die Verfilmungen des BBC bestechen durch pointierte Dialoge, erstklassige Schauspieler und eine Ästhetik, die zwar hier und da trashige Tendenzen hat, aber insgesamt eine wunderbare Sherlock Holmes-Stimmung erzeugt. Beide Filme unterhalten (für jeweils etwas über anderthalb Stunden) ganz wunderbar und bringen das gewünschte Sherlock Holmes-Flair auf den Bildschirm: Londoner Nebel, mysteriöse Rätsel, unwiderstehliche Logik, absurde Krimikonstruktionen, britischer Humor und das Flair des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit Kutschen und Kopfsteinpflaster. Trotz technischer Schwächen der BlueRay (nur deutsche Tonspur, schlechtes Bild) sind die Filme für Sherlock Holmes-Fans überaus empfehlenswert.
Die Verfilmungen des BBC bestechen durch pointierte Dialoge, erstklassige Schauspieler und eine Ästhetik, die zwar hier und da trashige Tendenzen hat, aber insgesamt eine wunderbare Sherlock Holmes-Stimmung erzeugt. Beide Filme unterhalten (für jeweils etwas über anderthalb Stunden) ganz wunderbar und bringen das gewünschte Sherlock Holmes-Flair auf den Bildschirm: Londoner Nebel, mysteriöse Rätsel, unwiderstehliche Logik, absurde Krimikonstruktionen, britischer Humor und das Flair des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit Kutschen und Kopfsteinpflaster. Trotz technischer Schwächen der BlueRay (nur deutsche Tonspur, schlechtes Bild) sind die Filme für Sherlock Holmes-Fans überaus empfehlenswert.
Mittwoch, 15. Juni 2011
Falsche Freunde
-cp- Heute gibt es in der Kategorie Zitat des Tages mal ein schönes Beispiel für ein Teekesselchen.
"Der Besitz verschafft Freunde, das gebe ich zu, aber falsche, und er verschafft sie nicht dir, sondern sich." (Erasmus von Rotterdam) Hier ist die wörtliche Bedeutung des "falschen Freundes" gleich der wirklichen. (Das hoffe ich zumindest.) Es gibt aber auch Auslegungen im übertragenen Sinne.
"Eine besondere Form der Flatulenz besteht, wenn beim Abgang von Leibwinden ungewollt Stuhl mit abgeht (umgangssprachlich falscher Freund)." (Wikipedia) Wenn das ein "falscher Freund" ist, was ist denn dann ein echter?
Auch in der Auseinandersetzung mit Sprache findet sich ein falscher Freund: (Wikipedia)
Wie man es also dreht und wendet: Bei falschen Freunden muss man vorsichtig sein. Bei falschem Hasen allerdings sieht es schon wieder anders aus.
"Der Besitz verschafft Freunde, das gebe ich zu, aber falsche, und er verschafft sie nicht dir, sondern sich." (Erasmus von Rotterdam) Hier ist die wörtliche Bedeutung des "falschen Freundes" gleich der wirklichen. (Das hoffe ich zumindest.) Es gibt aber auch Auslegungen im übertragenen Sinne.
"Eine besondere Form der Flatulenz besteht, wenn beim Abgang von Leibwinden ungewollt Stuhl mit abgeht (umgangssprachlich falscher Freund)." (Wikipedia) Wenn das ein "falscher Freund" ist, was ist denn dann ein echter?
Auch in der Auseinandersetzung mit Sprache findet sich ein falscher Freund: (Wikipedia)
Wie man es also dreht und wendet: Bei falschen Freunden muss man vorsichtig sein. Bei falschem Hasen allerdings sieht es schon wieder anders aus.
Donnerstag, 9. Juni 2011
Hollywoods Geburtstagskinder
-cp- Heute, am 9. Juni, gibt es ziemlich prominente Geburtstagskinder in Hollywood: Johnny Depp wird 48 Jahre alt. Michael J. Fox wird 50. Und Natalie Portman wird 30. (Bei Michael J. Fox, so viel noch am Rande, ist natürlich sonnenklar, dass er wie andere auch mit den Jahren älter wird. Dennoch haftet ihm noch das jugendliche Zurück in die Zukunft-Image an, und man wundert sich über die 50.) Damit lässt sich festhalten, dass am 9. Juni drei überdurchschnittlich berühmte Schauspieler Geburtstag haben. Zumindest müssen sie nicht großartig vorgestellt werden.
Etwas weniger prominent ist vielleicht Drehbuchautor Aaron Sorkin, der heute ebenfalls 50 Jahre alt wird. Sein Werk allerdings ist schon erwähnenswert, denn er kann wohl zu den besten zeitgenössischen Dialogschreibern gezählt werden, auch wenn die Zahl seiner Filme noch recht überschaubar ist. Qualität statt Quantität eben. Er schrieb u.a. die Drehbücher zu Eine Frage der Ehre (1992) und Der Krieg des Charlie Wilson (2007). Vor allem aber sollte The Social Network (2010) erwähnt werden, wofür er im März mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Happy Birthday nach Hollywood!
Etwas weniger prominent ist vielleicht Drehbuchautor Aaron Sorkin, der heute ebenfalls 50 Jahre alt wird. Sein Werk allerdings ist schon erwähnenswert, denn er kann wohl zu den besten zeitgenössischen Dialogschreibern gezählt werden, auch wenn die Zahl seiner Filme noch recht überschaubar ist. Qualität statt Quantität eben. Er schrieb u.a. die Drehbücher zu Eine Frage der Ehre (1992) und Der Krieg des Charlie Wilson (2007). Vor allem aber sollte The Social Network (2010) erwähnt werden, wofür er im März mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Happy Birthday nach Hollywood!
Alice im Wunderland (Hörspiel)
-cp- Anscheinend ist die Produktion einer Hörspielfassung von Lewis Carrolls Klassiker Alice im Wunderland nicht ganz unproblematisch. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte sehr bildhaft und skurril ist, und dass gerade die vielen wunderbaren Figuren und Situationen schwer in das Medium Hörspiel zu übertragen ist. Versucht haben es dennoch einige, mal mehr, mal weniger gelungen.
1958 Südwestfunk
(Regie: Marcel Wall-Ophüls) Das Problem dieser Fassung ist das deutlich hörbare Alter. Zudem ist der Ton des Erzählers scheinbar auf Kleinstkinder ausgerichtet. Die Geräusch-Effekte sind sehr reduziert, das Wachsen und Schrumpfen ist zum Beispiel gar nicht hörbar. Die Alice-Darstellerin ist ziemlich gut, und insgesamt kann man von einer charmanten Hörspiel-Version sprechen, allerdings nicht von einer wirklich guten. Erhältlich auf CD im Programm von Der Audio Verlag.
1971 Europa
(Regie: Konrad Halver) Wie bei Europas Klassikern üblich, ist auch diese Fassung drastisch gekürzt. Alles ist sehr knapp gehalten, und so etwas wie Atmosphäre kommt nicht mal in Ansätzen auf. Auch Erzähler Hans Paetsch kann diese ziemlich trashige Hörspielfassung nicht retten. Erhältlich nur als MP3-Download.
ca. 1980 Litera
(Regie: Dieter Wardetzky) Schwerpunkt dieser DDR-Hörspielumsetzung ist die Musik, die sehr aufwendig ist und wunderbar zur Geschichte passt. Die Sprecher sind soweit okay, aber leider gibt es keinen Erzähler, sodass die Bildhaftigkeit der Geschichte komplett unter den Tisch fällt. Auch die Geräuscheffekte sind sehr reduziert. Dennoch hebt sich diese Fassung von vielen anderen ab, vor allem durch die Musik. Die Fassung ist als Audio-CD erhältlich.
1999 The Berlin Picture Company
(Regie: Regie: John Clark und Karin Hahn) Soviel Mühe sie sich auch gibt, Franziska Mager als Alice klingt weitestgehend überfordert. Der Text wirkt sehr abgelesen. Da einige der Sprecher mehrere Rollen spielen, ist die klare Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Figuren beinahe unmöglich. Auch wenn Erzähler und Soundeffekte durchaus als Pluspunkte zu erwähnen sind, ist dieses Hörspiel insgesamt schwach. Die Fassung ist auf CD erhältlich.
2005 Universal Family Entertainment
(Regie: Jürgen Nola und Markus Steffen) Diese Produktion kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie Hörspiel oder Lesung sein möchte. Offiziell ist Ilja Richter der Erzähler, zwischendurch übernimmt auch Sabine Postel, die im Booklet einfach als „Sprecherin“ geführt wird. Allerdings ist sie eigentlich auch so etwas wie eine Erzählerin, wenn auch mit geringerem Wortanteil. Die Wirkung der Produktion ist die einer Lesung. Ilja Richter bemüht sich auch um stimmliche Vielfalt, um den unterschiedlichen Figuren gerecht zu werden. Dann auf einmal gibt es allerdings auch andere Stimmen, die einige der Rollen übernehmen, und es wirkt doch eher wie ein Hörspiel, allerdings ohne Musik- oder Geräuscheinsatz. Es gibt keine Atmosphäre, und der bemühte Ilja Richter, auch wenn er seine Sache ganz gut macht, genügt bei Weitem nicht, die Produktion zu retten, denn das Konzept geht einfach nicht auf. Erhältlich als Audio-CD.
2010 Titania Medien
(Regie: Stephan Bosenius & Marc Gruppe) Das Hörspiel ist kurzweilig und hat viele Höhepunkte zu bieten. Etwas albern geraten sind vielleicht die Auftritte des Erzählers, in denen er mit den Figuren kommuniziert. Die Musik ist etwas zu seicht und passt eigentlich nicht zum Inhalt. Und wie so oft bei Titania entsteht beim Hören das Gefühl, einen Film ohne Bild geliefert zu bekommen. Die Produktion ist zwar technisch perfekt, aber ihr fehlt ein wenig der Geist der Geschichte. Alles in allem ist dieses "Alice im Wunderland"-Hörspiel dennoch die eindeutig beste Umsetzung des Stoffes. Erhältlich als Audio-CD.
Darüber hinaus gibt es noch einige Aufnahmen, die sich zwar "Hörspiel" nennen, allerdings nur die Tonspur einer Film-Version des Stoffes auf Tonträger liefern. Diese Fassungen sind als Hörspiele allesamt wenig ernst zu nehmen.
1958 Südwestfunk
(Regie: Marcel Wall-Ophüls) Das Problem dieser Fassung ist das deutlich hörbare Alter. Zudem ist der Ton des Erzählers scheinbar auf Kleinstkinder ausgerichtet. Die Geräusch-Effekte sind sehr reduziert, das Wachsen und Schrumpfen ist zum Beispiel gar nicht hörbar. Die Alice-Darstellerin ist ziemlich gut, und insgesamt kann man von einer charmanten Hörspiel-Version sprechen, allerdings nicht von einer wirklich guten. Erhältlich auf CD im Programm von Der Audio Verlag.
1971 Europa
(Regie: Konrad Halver) Wie bei Europas Klassikern üblich, ist auch diese Fassung drastisch gekürzt. Alles ist sehr knapp gehalten, und so etwas wie Atmosphäre kommt nicht mal in Ansätzen auf. Auch Erzähler Hans Paetsch kann diese ziemlich trashige Hörspielfassung nicht retten. Erhältlich nur als MP3-Download.
ca. 1980 Litera
(Regie: Dieter Wardetzky) Schwerpunkt dieser DDR-Hörspielumsetzung ist die Musik, die sehr aufwendig ist und wunderbar zur Geschichte passt. Die Sprecher sind soweit okay, aber leider gibt es keinen Erzähler, sodass die Bildhaftigkeit der Geschichte komplett unter den Tisch fällt. Auch die Geräuscheffekte sind sehr reduziert. Dennoch hebt sich diese Fassung von vielen anderen ab, vor allem durch die Musik. Die Fassung ist als Audio-CD erhältlich.
1999 The Berlin Picture Company
(Regie: Regie: John Clark und Karin Hahn) Soviel Mühe sie sich auch gibt, Franziska Mager als Alice klingt weitestgehend überfordert. Der Text wirkt sehr abgelesen. Da einige der Sprecher mehrere Rollen spielen, ist die klare Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Figuren beinahe unmöglich. Auch wenn Erzähler und Soundeffekte durchaus als Pluspunkte zu erwähnen sind, ist dieses Hörspiel insgesamt schwach. Die Fassung ist auf CD erhältlich.
2005 Universal Family Entertainment
(Regie: Jürgen Nola und Markus Steffen) Diese Produktion kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie Hörspiel oder Lesung sein möchte. Offiziell ist Ilja Richter der Erzähler, zwischendurch übernimmt auch Sabine Postel, die im Booklet einfach als „Sprecherin“ geführt wird. Allerdings ist sie eigentlich auch so etwas wie eine Erzählerin, wenn auch mit geringerem Wortanteil. Die Wirkung der Produktion ist die einer Lesung. Ilja Richter bemüht sich auch um stimmliche Vielfalt, um den unterschiedlichen Figuren gerecht zu werden. Dann auf einmal gibt es allerdings auch andere Stimmen, die einige der Rollen übernehmen, und es wirkt doch eher wie ein Hörspiel, allerdings ohne Musik- oder Geräuscheinsatz. Es gibt keine Atmosphäre, und der bemühte Ilja Richter, auch wenn er seine Sache ganz gut macht, genügt bei Weitem nicht, die Produktion zu retten, denn das Konzept geht einfach nicht auf. Erhältlich als Audio-CD.
2010 Titania Medien
(Regie: Stephan Bosenius & Marc Gruppe) Das Hörspiel ist kurzweilig und hat viele Höhepunkte zu bieten. Etwas albern geraten sind vielleicht die Auftritte des Erzählers, in denen er mit den Figuren kommuniziert. Die Musik ist etwas zu seicht und passt eigentlich nicht zum Inhalt. Und wie so oft bei Titania entsteht beim Hören das Gefühl, einen Film ohne Bild geliefert zu bekommen. Die Produktion ist zwar technisch perfekt, aber ihr fehlt ein wenig der Geist der Geschichte. Alles in allem ist dieses "Alice im Wunderland"-Hörspiel dennoch die eindeutig beste Umsetzung des Stoffes. Erhältlich als Audio-CD.
Darüber hinaus gibt es noch einige Aufnahmen, die sich zwar "Hörspiel" nennen, allerdings nur die Tonspur einer Film-Version des Stoffes auf Tonträger liefern. Diese Fassungen sind als Hörspiele allesamt wenig ernst zu nehmen.
Dienstag, 7. Juni 2011
Das Gespenst von Canterville (Hörbücher)
-cp- Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1854-1900) hat viel geschrieben. Seine Kunstmärchen gehörten nicht unbedingt zum Zentrum seines Schaffens, aber dennoch haben sie einen besonderen Stil, der bisweilen an Hans Christian Andersen erinnert. Es ist diese Mischung aus subtilem Humor und Tiefgründigkeit, eingebettet in Märchen, die mitunter todtraurig sind.
Eines dieser Märchen ist die relativ bekannte Spukgeschichte "Das Gespenst von Canterville". Es geht um eine amerikanische Familie, die das altehrwürdige Schloss Canterville kauft. Die Warnungen vor dem Gespenst nehmen sie ebensowenig ernst wie das Gespenst selbst. Dies gibt sich alle Mühe, die Familie in Angst und Schrecken zu versetzen. Doch die Amerikaner sind einfach nicht zu schocken und stürzen das Gespenst in eine schwere Depression, hinter der natürlich noch mehr steckt. Dieses zunächst witzige, später sehr anrührende Märchen wurde schon einige Male als Hörbuch veröffentlicht. Vier hervorhebenswerte Fassungen sollen hier kurz vorgestellt werden:
Unter der Regie von Lilian Westphal, produziert vom Bayerischen Rundfunk (1993) ist bei Der Hörverlag eine Hörspielfassung erschienen. Peter Fricke als Erzähler, Henning Schlüter als Gespenst uva. sind Teil eines atmosphärisch dichten, sehr unterhaltsamen Hörspiels. [CD bei Amazon]
Bei Headroom ist "Das Gespenst von Canterville" in der mehrfach ausgezeichneten Orchesterhörspiel-Fassung des SWR erschienen. Henrik Albrecht hat die Musik zur Geschichte geschrieben, die vom SWR Rundfunkorchester Kaiserlautern eingespielt wurde. Auch hier ist Peter Fricke als Erzähler zu hören. Laura Marie spicht Virginia, alle anderen Rollen werden von Stefan Kaminski zum Besten gegeben. Auch diese Fassung ist sehr empfehlenswert, man muss sich lediglich darauf einlassen, dass hier die Musik sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. [CD bei Amazon]
Wunderbar atmospärisch ist die Lesung von Otto Sander, der einfach mit einer wunderbaren Erzähl-Stimme gesegnet ist, was er schon oft unter Beweis gestellt hat, beispielsweise in dem preisgekrönten Hörspiel "Prinzessin Maria vom Meere" oder als Erzähler des Filmes "Das Parfüm". Seine im Jahr 2000 bei Kein&Aber erschienene Lesung der Geschichte ist in trockenem Ton vorgetragen und gleichzeitig wunderbar märchenhaft. [CD bei Amazon]
Zuletzt sei eine weitere Lesung empfohlen. Das bei der Deutschen Grammophon erschienene Hörbuch mit Hans-Jürgen Schatz sticht ein wenig aus der Masse der Hörbücher heraus. Schatz findet für die Geschichte genau den richtigen Ton. Er spielt mit den verschiedenen Charakteren und erzählt die Geschichte sehr locker, ohne jedoch ins Flapsige abzugleiten. [CD bei Amazon]
Eines dieser Märchen ist die relativ bekannte Spukgeschichte "Das Gespenst von Canterville". Es geht um eine amerikanische Familie, die das altehrwürdige Schloss Canterville kauft. Die Warnungen vor dem Gespenst nehmen sie ebensowenig ernst wie das Gespenst selbst. Dies gibt sich alle Mühe, die Familie in Angst und Schrecken zu versetzen. Doch die Amerikaner sind einfach nicht zu schocken und stürzen das Gespenst in eine schwere Depression, hinter der natürlich noch mehr steckt. Dieses zunächst witzige, später sehr anrührende Märchen wurde schon einige Male als Hörbuch veröffentlicht. Vier hervorhebenswerte Fassungen sollen hier kurz vorgestellt werden:
Unter der Regie von Lilian Westphal, produziert vom Bayerischen Rundfunk (1993) ist bei Der Hörverlag eine Hörspielfassung erschienen. Peter Fricke als Erzähler, Henning Schlüter als Gespenst uva. sind Teil eines atmosphärisch dichten, sehr unterhaltsamen Hörspiels. [CD bei Amazon]
Bei Headroom ist "Das Gespenst von Canterville" in der mehrfach ausgezeichneten Orchesterhörspiel-Fassung des SWR erschienen. Henrik Albrecht hat die Musik zur Geschichte geschrieben, die vom SWR Rundfunkorchester Kaiserlautern eingespielt wurde. Auch hier ist Peter Fricke als Erzähler zu hören. Laura Marie spicht Virginia, alle anderen Rollen werden von Stefan Kaminski zum Besten gegeben. Auch diese Fassung ist sehr empfehlenswert, man muss sich lediglich darauf einlassen, dass hier die Musik sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. [CD bei Amazon]
Wunderbar atmospärisch ist die Lesung von Otto Sander, der einfach mit einer wunderbaren Erzähl-Stimme gesegnet ist, was er schon oft unter Beweis gestellt hat, beispielsweise in dem preisgekrönten Hörspiel "Prinzessin Maria vom Meere" oder als Erzähler des Filmes "Das Parfüm". Seine im Jahr 2000 bei Kein&Aber erschienene Lesung der Geschichte ist in trockenem Ton vorgetragen und gleichzeitig wunderbar märchenhaft. [CD bei Amazon]
Zuletzt sei eine weitere Lesung empfohlen. Das bei der Deutschen Grammophon erschienene Hörbuch mit Hans-Jürgen Schatz sticht ein wenig aus der Masse der Hörbücher heraus. Schatz findet für die Geschichte genau den richtigen Ton. Er spielt mit den verschiedenen Charakteren und erzählt die Geschichte sehr locker, ohne jedoch ins Flapsige abzugleiten. [CD bei Amazon]
Montag, 6. Juni 2011
Märchendichter des 19. Jahrhunderts
-cp- Das 19. Jahrhundert war auch die Zeit der Märchen, denn die meisten weltberühmten Märchen wurden in dieser Zeit veröffentlicht. Hierfür gab es verschiedene Gründe: Zum einen wurde die Technik des Buchdrucks verbessert, sodass schneller mehr gedruckt werden konnte. Die Kataloge der Buchmessen zeigen, dass sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Zahl der Novitäten vervierfacht hat. Zudem war für das Wachstum des Buchmarktes eine Verbesserung der Infrastruktur nötig: Zum einen musste mehr Papier hergestellt und zu den Druckereien gebracht wurden, zum anderen musste der Buchhandel insgesamt wachsen (und beliefert werden können).
Außerdem waren romantische Strömungen entscheidend. Diese beinhalteten nationalistische Gedanken, was die Volksmärchensammler dazu gebracht hat, deutsche Märchen zu sammeln, um sie als nationales Kulturgut hervorzuheben. Diese "nationalistische Tendenz" war keinesfalls politisch rechts zu werten. Bedenkt man, dass sich die Grenzen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts quasi im Fünf-Minuten-Takt geändert haben, und dass Deutschland als Nation noch nicht existierte, ist diese Tendenz vielleicht nachvollziehbar. Zudem war auch die Begeisterung für Übernatürliches und Geheimnisvolles bei einigen Romantikern von Bedeutung. Diese (und andere) Entwicklungen und Impulse führten dazu, dass Märchen in Buchform veröffentlicht werden konnten.
Bedeutende Märchendichter und -sammler des 19. Jahrhunderts waren die Brüder Grimm (Sammler), Aleksander Afanasjew (Sammler), Hans-Christian Andersen (Dichter), Oscar Wilde (Dichter) und Wilhelm Hauff (Dichter).
Außerdem waren romantische Strömungen entscheidend. Diese beinhalteten nationalistische Gedanken, was die Volksmärchensammler dazu gebracht hat, deutsche Märchen zu sammeln, um sie als nationales Kulturgut hervorzuheben. Diese "nationalistische Tendenz" war keinesfalls politisch rechts zu werten. Bedenkt man, dass sich die Grenzen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts quasi im Fünf-Minuten-Takt geändert haben, und dass Deutschland als Nation noch nicht existierte, ist diese Tendenz vielleicht nachvollziehbar. Zudem war auch die Begeisterung für Übernatürliches und Geheimnisvolles bei einigen Romantikern von Bedeutung. Diese (und andere) Entwicklungen und Impulse führten dazu, dass Märchen in Buchform veröffentlicht werden konnten.
Bedeutende Märchendichter und -sammler des 19. Jahrhunderts waren die Brüder Grimm (Sammler), Aleksander Afanasjew (Sammler), Hans-Christian Andersen (Dichter), Oscar Wilde (Dichter) und Wilhelm Hauff (Dichter).
Freitag, 3. Juni 2011
Eselsohren
-cp- Das "Eselsohr" ist nicht nur ein Teekesselchen mit verschiedensten Bedeutungen, sondern auch ein klassisches Motiv aus Kinderliteratur und Märchen. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Eselsohr als Narrenkappe, was vermutlich die doppelte Strafe für die Protagonisten der Geschichten erklärt, denen Eselsohren wachsen: Die entstellenden Tierohren haben gleichzeitig die Narrenkappen-Symbolik.
Beim Esel als Märchenfigur denken viele vermutlich zunächst an den Esel aus Tischlein deck Dich der Brüder Grimm. Der ist zwar nicht als Figur interessant, da er mit dem "Tischlein deck Dich" und dem "Knüppel aus dem Sack" in einer Reihe steht und daher eher als magisches Artefakt zu sehen ist, aber der "Goldesel" ist durch dieses Märchen zum festen Begriff geworden. Einen weiteren bekannten Esel gibt es in der deutschen Märchenlandschaft, und der ist Sänger bei den "Bremer Stadtmusikanten".
Ein neben dem Esel als Figur sehr interessantes Märchenmotiv ist der Mensch mit Eselsohren. Hier ist zunächst mal das vor allem in Portugal, aber auch in Spanien bekannte Märchen "Der Prinz mit den Eselsohren" zu nennen. Da bekommen Königin und König einen Sohn. Die Feen geben ihm gute Wünsche mit auf den Weg, nur eine Fee sagt, dass ihm Eselsohren wachsen sollen, damit er nicht zu stolz und hochmütig werde. Und so geschieht es.
In "Der kleine Muck" von Wilhelm Hauff isst die Titelfigur magische Feigen, woraufhin ihm Eselsohren wachsen. Durch das Essen von magischen Feigen eines anderen Baumes verschwinden die Eselsohren wieder. Diese beiden Sorten Feigen nutzt der kleine Muck aus und stellt damit den Hofstaat auf den Kopf.
Auch in dem bekannten Kinderbuch "Pinocchio" (Carlo Collodi) geschieht etwas Ähnliches. Im Spielland gibt sich Pinocchio dem Müßiggang hin, und er verwandelt sich in einen Esel. Er wird an einen Zirkus verkauft, wo er sich während einer Vorstellung verletzt. Er wird weiterverkauft, ins Meer geworfen und verwandelt sich zurück.
Selbst in der Antike gibt es das Motiv: Lucius Apuleius schrieb einen lateinischen Roman nach der griechischen Vorlage von Lukian von Samosata. Titel: "Der goldene Esel". Ein junger Mann beobachtet eine Hexe, die sich mit Hilfe einer Salbe in einen Vogel verwandelt. Er will es auch versuchen, doch weil dabei die Salben verwechselt werden, verwandelt er sich in einen Esel.
Das Märchen "Eselsohr und Hahnenkamm" aus meinem gleichnamigen Buch (Hörspielfassung auf CD: Rumpelstilzchen schlägt zurück) greift das Motiv ebenfalls auf. (Der Hahnenkamm war übrigens auch Narrenkappe.) Hier stehlen zwei junge Burschen einer Hexe Äpfel vom Baum. Und als sie die Äpfel essen, verwandeln sie sich. Dem einen wächst ein Hahnenkamm und ein Schnabel, dem anderen wachsen Eselsohren. Sie werden nun verspottet und ausgegrenzt, suchen das Weite und landen schließlich bei einem kleinen Jahrmarkt, dessen Direktor sie quasi als Monster ausstellt. Nun tun sie alles, um aus dem Jahrmarkt zu fliehen.
Letzter Literaturtipp: Ellis Kaut ("Pumuckl", "Schlupp vom grünen Stern") hat ein Kinderbuch mit dem Titel "Der kluge Esel Theobald geschrieben", das seit geraumer Zeit vergriffen, aber durchaus noch gebraucht zu bekommen ist. Einige hier aufgeführte Motive (Esel, Hexen, Zirkus, ...) finden sich auch in diesem Buch wieder.
Beim Esel als Märchenfigur denken viele vermutlich zunächst an den Esel aus Tischlein deck Dich der Brüder Grimm. Der ist zwar nicht als Figur interessant, da er mit dem "Tischlein deck Dich" und dem "Knüppel aus dem Sack" in einer Reihe steht und daher eher als magisches Artefakt zu sehen ist, aber der "Goldesel" ist durch dieses Märchen zum festen Begriff geworden. Einen weiteren bekannten Esel gibt es in der deutschen Märchenlandschaft, und der ist Sänger bei den "Bremer Stadtmusikanten".
Ein neben dem Esel als Figur sehr interessantes Märchenmotiv ist der Mensch mit Eselsohren. Hier ist zunächst mal das vor allem in Portugal, aber auch in Spanien bekannte Märchen "Der Prinz mit den Eselsohren" zu nennen. Da bekommen Königin und König einen Sohn. Die Feen geben ihm gute Wünsche mit auf den Weg, nur eine Fee sagt, dass ihm Eselsohren wachsen sollen, damit er nicht zu stolz und hochmütig werde. Und so geschieht es.
In "Der kleine Muck" von Wilhelm Hauff isst die Titelfigur magische Feigen, woraufhin ihm Eselsohren wachsen. Durch das Essen von magischen Feigen eines anderen Baumes verschwinden die Eselsohren wieder. Diese beiden Sorten Feigen nutzt der kleine Muck aus und stellt damit den Hofstaat auf den Kopf.
Auch in dem bekannten Kinderbuch "Pinocchio" (Carlo Collodi) geschieht etwas Ähnliches. Im Spielland gibt sich Pinocchio dem Müßiggang hin, und er verwandelt sich in einen Esel. Er wird an einen Zirkus verkauft, wo er sich während einer Vorstellung verletzt. Er wird weiterverkauft, ins Meer geworfen und verwandelt sich zurück.
Selbst in der Antike gibt es das Motiv: Lucius Apuleius schrieb einen lateinischen Roman nach der griechischen Vorlage von Lukian von Samosata. Titel: "Der goldene Esel". Ein junger Mann beobachtet eine Hexe, die sich mit Hilfe einer Salbe in einen Vogel verwandelt. Er will es auch versuchen, doch weil dabei die Salben verwechselt werden, verwandelt er sich in einen Esel.
Das Märchen "Eselsohr und Hahnenkamm" aus meinem gleichnamigen Buch (Hörspielfassung auf CD: Rumpelstilzchen schlägt zurück) greift das Motiv ebenfalls auf. (Der Hahnenkamm war übrigens auch Narrenkappe.) Hier stehlen zwei junge Burschen einer Hexe Äpfel vom Baum. Und als sie die Äpfel essen, verwandeln sie sich. Dem einen wächst ein Hahnenkamm und ein Schnabel, dem anderen wachsen Eselsohren. Sie werden nun verspottet und ausgegrenzt, suchen das Weite und landen schließlich bei einem kleinen Jahrmarkt, dessen Direktor sie quasi als Monster ausstellt. Nun tun sie alles, um aus dem Jahrmarkt zu fliehen.
Letzter Literaturtipp: Ellis Kaut ("Pumuckl", "Schlupp vom grünen Stern") hat ein Kinderbuch mit dem Titel "Der kluge Esel Theobald geschrieben", das seit geraumer Zeit vergriffen, aber durchaus noch gebraucht zu bekommen ist. Einige hier aufgeführte Motive (Esel, Hexen, Zirkus, ...) finden sich auch in diesem Buch wieder.
Mittwoch, 1. Juni 2011
Der Sueskanal und die literarische Weltreise
-cp- Am 17. November 1869 wurde der Sueskanal eröffnet. Dieses Ereignis war für die Seefahrt von großer Bedeutung, denn der Ägypten und die arabische Halbinsel trennende Kanal ermöglichte es Schiffen, vom Mittelmeer in das Rote Meer und somit in den Indischen Ozean zu gelangen. Der weite Seeweg rund um den afrikanischen Kontinent herum erübrigte sich somit. Aber nicht nur für tatsächliche, sondern auch für literarische Weltreisen war die Eröffnung des Sueskanals von Bedeutung.
Jules Verne - Reise um die Erde in 80 Tagen
Der bekannte, mehrfach verfilmte Romanklassiker von Jules Verne wurde 1873 geschrieben und handelte von Phileas Fogg, einem englischen Gentleman, der mit seinen Freunden die Wette eingeht, dass es ihm gelingen würde, in 80 Tagen um die Erde zu reisen. Der Roman ist einer Reise des Amerikaners George Francis Train nachempfunden. Für beide Reisen, die literarische wie die wirkliche, waren zwei historische Ereignisse von Bedeutung: zum einen die bereits erwähnte Eröffnung des Sueskanals (17. November 1869), zum anderen die der amerikanischen Eisenbahn, welche seit dem 10. Mai 1869 eine durchgehende Bahnreise von der Ost- zur Westküse (und umgekehrt) ermöglichte. Im Roman selbst ist auch von einem wichtigen Ausbau des Streckennetzes der Indischen Eisenbahn von Rothal nach Allahabad die Rede. Dieser erweist sich jedoch als Falschmeldung.
Alessandro Baricco - Seide
Der novellenartige Roman Seide wurde 1996 von Alessandro Baricco geschrieben. Die (fiktive) Geschichte rund um Hervé Joncour, der in den Jahren 1861 bis 1864 von Frankreich nach Japan (und zurück) reist, spielt fünf Jahre vor der Eröffnung des Sueskanals. Somit ist die Reise nach Japan für den Protagonisten eine Transkontinentalreise durch Europa und Asien. Er ist hauptsächlich zu Pferd unterwegs und braucht entsprechend einige Wochen. Seine Mission ist der Handel mit Seidenraupeneiern, aber es ist auch heimliche Sehnsucht nach der jungen Frau seines japanischen Handelspartners im Spiel. Aus verschiedenen Gründen ist die Reise für ihn nach 1864 nicht mehr möglich bzw. nötig. In Kapitel 54 heißt es dann: "Eine Reise nach Japan sollte mit der Eröffnung des Sueskanals ab 1869 übrigens nur noch zwanzig Tage in Anspruch nehmen. Und etwas weniger als zwanzig Tage die Rückkehr."
Jules Verne - Reise um die Erde in 80 Tagen
Der bekannte, mehrfach verfilmte Romanklassiker von Jules Verne wurde 1873 geschrieben und handelte von Phileas Fogg, einem englischen Gentleman, der mit seinen Freunden die Wette eingeht, dass es ihm gelingen würde, in 80 Tagen um die Erde zu reisen. Der Roman ist einer Reise des Amerikaners George Francis Train nachempfunden. Für beide Reisen, die literarische wie die wirkliche, waren zwei historische Ereignisse von Bedeutung: zum einen die bereits erwähnte Eröffnung des Sueskanals (17. November 1869), zum anderen die der amerikanischen Eisenbahn, welche seit dem 10. Mai 1869 eine durchgehende Bahnreise von der Ost- zur Westküse (und umgekehrt) ermöglichte. Im Roman selbst ist auch von einem wichtigen Ausbau des Streckennetzes der Indischen Eisenbahn von Rothal nach Allahabad die Rede. Dieser erweist sich jedoch als Falschmeldung.
Alessandro Baricco - Seide
Der novellenartige Roman Seide wurde 1996 von Alessandro Baricco geschrieben. Die (fiktive) Geschichte rund um Hervé Joncour, der in den Jahren 1861 bis 1864 von Frankreich nach Japan (und zurück) reist, spielt fünf Jahre vor der Eröffnung des Sueskanals. Somit ist die Reise nach Japan für den Protagonisten eine Transkontinentalreise durch Europa und Asien. Er ist hauptsächlich zu Pferd unterwegs und braucht entsprechend einige Wochen. Seine Mission ist der Handel mit Seidenraupeneiern, aber es ist auch heimliche Sehnsucht nach der jungen Frau seines japanischen Handelspartners im Spiel. Aus verschiedenen Gründen ist die Reise für ihn nach 1864 nicht mehr möglich bzw. nötig. In Kapitel 54 heißt es dann: "Eine Reise nach Japan sollte mit der Eröffnung des Sueskanals ab 1869 übrigens nur noch zwanzig Tage in Anspruch nehmen. Und etwas weniger als zwanzig Tage die Rückkehr."
Dienstag, 31. Mai 2011
ICD-lit: Störungen der Sichtbarkeit
-cp- In Anlehnung an die ICD-10 sollen in Zukunft unregelmäßig "Krankheitsbilder" vorgestellt werden, die rein literarischer Natur sind. Es werden also keine wirklichen Erkrankungen oder Störungen vorgestellt, sondern nur solche, die ausschließlich in literarischen Werken (Film, Buch, Hörspiel, Theater) vorkommen. Daher der (nicht ganz ernst gemeinte) Überbegriff ICD-lit.
Heute ein Beitrag zu Störungen der Sichtbarkeit:
Entgegen der Störungen, die das Sehvermögen betreffen, und von Augenarzt und Optiker behandelt werden, bietet die Literatur auch "Störungen der Sichtbarkeit" an, d.h. Störungen, die das tatsächliche Aussehen insofern betreffen, dass andere den "Gestörten" nicht richtig sehen können. Hier die verschiedenen Erscheinungsformen:
Heute ein Beitrag zu Störungen der Sichtbarkeit:
Entgegen der Störungen, die das Sehvermögen betreffen, und von Augenarzt und Optiker behandelt werden, bietet die Literatur auch "Störungen der Sichtbarkeit" an, d.h. Störungen, die das tatsächliche Aussehen insofern betreffen, dass andere den "Gestörten" nicht richtig sehen können. Hier die verschiedenen Erscheinungsformen:
- Scheinriesigkeit: Ein von dieser Störung betroffener Mensch begegnet uns in Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Herr Turtur ist ein Mensch von "normaler" Körpergröße, sieht aber aus der Ferne aus wie ein Riese, was dazu führt, dass die Menschen (und die Halbdrachen) ihn meiden, weil sie Angst vor ihm haben.
- Unschärfe: In Woody Allens Film Harry außer sich spielt Robin Williams den Schauspieler Mel, der auf einmal ganz unscharf ist und von den Kameras nicht mehr scharf aufgenommen werden kann. Seine Familie muss sich durch das Tragen von Spezialbrillen auf seine Unschärfe einstellen.
- Durchsichtigkeit: In Paul Maars Bilderbuch Als Herr Martin durchsichtig wurde ist der Protagonist Herr Martin von diesem Störungsbild betroffen. Die Leute sehen auf einmal durch ihn hindurch.
- Schwersichtbarkeit: In dem Film Eine Insel namens Udo geht es um einen Mann, der im wahrsten Wortsinn schwer sichtbar ist, d.h. die Leute können ihn nur entdecken, wenn sie ganz genau hinsehen, er ist für sie beinahe unsichtbar.
Sonntag, 29. Mai 2011
Psychowilli
-cp- Wie die Zeit vergeht! Nun ist es bereits zwei Jahre her, dass aus "Psychowilli" eine Art Video wurde. Im ersten Jahr hatte er 16.821 Besucher. Nach zwei Jahren wurde der Willi-Clip von 59.480 Besucher angeschaut. Zum "Geburtstag" kommt er hier noch mal:
Donnerstag, 26. Mai 2011
Torwartfehler
-cp- Zugegeben: Als Torwart hat man's nicht leicht, denn jeder Fehler, den man sich erlaubt, wird in der Regel unmittelbar bestraft. Ohne jetzt die armen Torhüter pauschal der Lächerlichkeit preisgeben zu wollen, folgt hier eine kleine, persönliche Top10 besonderer Torwartfehler.
- Wenn man jede Reaktion vergisst.
- Ein Luftloch
- Der Fünfmeter-Raum als Labyrinth
- Sehr bemüht, aber leider vergebens
- Konfrontation mit plötzlichem Gegner
- Ein noch plötzlicherer Gegner
- Nur scheinbar überlegen
- Zu früh gefreut
- Zu lang gefreut
- Desorientiert
Mittwoch, 25. Mai 2011
Westfalen und die dritte Liga
-cp- Dass Arminia Bielefeld nach dem Abstieg aus der ersten in die zweite Bundesliga (2009/10) einen direkten Durchmarsch in die dritte Liga vor sich haben würde, war schon eine kleine Überraschung, obgleich es bereits in der Winterpause abzusehen war. Nun gesellt sich nach der verlorenen Relegation gegen Dynamo Dresden auch der VfL Osnabrück* hinzu. Auf der anderen Seite spielte Preußen Münster in der Regionalliga West eine äußert erfolgreiche Saison und stieg in die dritte Liga auf. Somit ist Westfalen quasi aus heiterem Himmel in der Saison 2011/12 eine stark vertretene Region der dritten Liga. Schade nur, dass RW Ahlen aus der dritten Liga in die Regionalliga West wechseln muss. Zwar hat Ahlen den sportlichen Klassenerhalt geschafft, kann sich aber die dritte Liga nicht mehr leisten und steigt somit quasi wirtschaftlich ab (Süddeutsche). Nichtsdestotrotz lässt sich festhalten, dass die in der Saison 2008/09 eingeführte dritte Liga mit Bielfeld, Osnabrück und Münster kommende Saison in der Region Westfalen einen Ballungsraum haben wird.
Größere Kartenansicht
* Streng genommen gehört Osnabrück natürlich zu Niedersachsen, aber zum einen ist die regionale Nähe nicht zu bestreiten, da Osnabrück unmittelbar an Westfalen angrenzt, und zum anderen nennt sich Osnabrück ja sogar "Stadt des westfälischen Friedens".
Größere Kartenansicht
* Streng genommen gehört Osnabrück natürlich zu Niedersachsen, aber zum einen ist die regionale Nähe nicht zu bestreiten, da Osnabrück unmittelbar an Westfalen angrenzt, und zum anderen nennt sich Osnabrück ja sogar "Stadt des westfälischen Friedens".
Sonntag, 22. Mai 2011
Realismus, Rationalismus und Übernatürliches
-cp- In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Literatur einige Meisterwerke hervorgebracht. Spannend an vielen dieser Werke ist, dass der durch Industrialisierung und Aufklärung hervorgebrachte Fortschritt der Technik und des Denkens in vielen dieser Werke spürbar sind, dass sie aber dennoch auch übernatürliche Elemente beinhalten. Gerade dieses Zusammenspiel macht die besondere Wirkung dieser Werke aus. Mal, wie bei Sherlock Holmes, wird jedwede Übernatürlichkeit durch Logik hinterfragt und schließlich auf Natürliches zurückgeführt. Mal (z.B. bei Jules Verne) werden Phantastik und technische Unmöglichkeiten auf der einen Seite mit Logik und Realismus auf der anderen Seite kombiniert und ergeben so eine neue, einzigartige Atmosphäre. Auffällig ist, dass "das Land von Goethe und Schiller" wenig Klassiker dieser Art hervorgebracht hat, was wohl durch die gegensätzliche Strömung des Realismus zu erklären ist: Das Interesse am Übernatürlichen war bei den bekannten deutschen Autoren zu dieser Zeit sehr gering.
Kleine Sammlung von Lese-Empfehlungen:
1864 Die Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne
1865 Von der Erde zum Mond von Jules Verne
1870 Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer von Jules Verne
1873 Reise um die Erde in 80 Tagen von Jules Verne
1887 Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle
1887 Das Gespenst von Canterville von Oscar Wilde
1888 Der Schimmelreiter von Theodor Storm
1890 Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde
1895 Die Zeitmaschine von H.G. Wells
1896 Die Insel des Dr. Moreau von H. G. Wells
1896 Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson
1897 Dracula von Bram Stoker
1898 Krieg der Welten von H. G. Wells
1901 Die ersten Menschen auf dem Mond von H. G. Wells
Kleine Sammlung von Lese-Empfehlungen:
1864 Die Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne
1865 Von der Erde zum Mond von Jules Verne
1870 Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer von Jules Verne
1873 Reise um die Erde in 80 Tagen von Jules Verne
1887 Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle
1887 Das Gespenst von Canterville von Oscar Wilde
1888 Der Schimmelreiter von Theodor Storm
1890 Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde
1895 Die Zeitmaschine von H.G. Wells
1896 Die Insel des Dr. Moreau von H. G. Wells
1896 Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson
1897 Dracula von Bram Stoker
1898 Krieg der Welten von H. G. Wells
1901 Die ersten Menschen auf dem Mond von H. G. Wells
Freitag, 20. Mai 2011
In Minden nimmt man's ganz genau mit der Statistik
-cp- Mit Statistiken ist es ja immer so eine Sache, wie zum Beispiel das Zitat von Franz Steinkühler zeigt: "Ich denke bei Statistik an den Jäger, der bei einem Hasen das erste Mal knapp links daneben schoss, und beim zweiten Mal knapp rechts vorbei. Im statistischen Durchschnitt gäbe es einen toten Hasen."
Heute nun berichtet das Mindener Tageblatt über die von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorgestellte Kriminalstatistik, in der es heißt, dass die Zahl der Einbrüche in Deutschland im Jahr 2010 gegenüber 2009 um sieben Prozent gestiegen sei. Zwei Artikel weiter wird über einen Einbruch in ein Mindener Möbelgeschäft berichtet:
Was soll das werden? Ein Rekordversuch? Ganz ehrlich - lange hält's mich hier nicht mehr.
Heute nun berichtet das Mindener Tageblatt über die von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorgestellte Kriminalstatistik, in der es heißt, dass die Zahl der Einbrüche in Deutschland im Jahr 2010 gegenüber 2009 um sieben Prozent gestiegen sei. Zwei Artikel weiter wird über einen Einbruch in ein Mindener Möbelgeschäft berichtet:
Was soll das werden? Ein Rekordversuch? Ganz ehrlich - lange hält's mich hier nicht mehr.
Mel Gibson hat einen neuen Film, und keiner geht rein, zumindest ich nicht
-cp- Ist es tatsächlich eine Meldung wert, dass Mel Gibson mit einem neuen Film im Kino zu sehen ist? Vielleicht! Immerhin war er zuletzt eher jenseits der Kinoleinwand im Gespräch, allerdings nicht so erfolgreich wie andere. Mit seinen Alkoholexzessen blieb er stets im Schatten Charlie Sheens. Und anders als Lars von Trier hat es Gibson mit seinen seltsam rechts gerichteten Äußerungen nicht in die Tagesschau geschafft. Dennoch kann man festhalten, dass es Skandale gegeben hat, und dass er reichlich Sympathien eingebüßt hat. Davon unberührt war er im letzten Jahr im Kino zu sehen, denn "Auftrag Rache" lief ohne größere mediale Aufmerksamkeit im Kino an.
Der neue Film ("Der Biber") soll nun etwas gehaltvoller sein. Ob er jetzt an seinem (vermeintlichen) Anspruch scheitert oder an Mel Gibsons verlorenen Sympathien, lässt sich schwer sagen. Festhalten lässt sich allerdings, dass der Film in den USA nicht sonderlich erfolgreich gestartet ist, und dass er in Deutschland, wenn die Zahlen auf filmstarts.de stimmen, eher zurückhaltend präsentiert wird. Während das neue "Fluch der Karibik"-Sequel in der Startwoche in 703 Kinos gezeigt wird, kann man "Der Biber" lediglich in 62 Kinos sehen. Bundesstart war bei beiden Filmen der 19. Mai 2011.
Für mich stellt sich die Situation nun wie folgt dar: Trotz mangelnder Sympathien für Mel Gibson hätte ich "Der Biber" wegen seiner interessanten Geschichte gerne gesehen, aber in Minden und Umgebung gibt es wieder mal keine Chance dazu. Wenn ich "Fluch der Karibik 4" sehen wollte, hätte ich hingegen die Möglichkeit dies im Umkreis von 15 Kilometern in drei verschiedenen Kinos zu tun (Minden, Bad Oeynhausen oder Bückeburg). Fazit: 1. Wenn man in Ostwestfalen Kino-Interesse außerhalb von Blockbustern hat, ist man ziemlich aufgeschmissen. 2. Es gab Zeiten, da wäre "Der Biber" wegen Mel Gibson (und/oder Jodie Foster) zum Blockbuster geworden und vermutlich in Minden und Umgebung in zwei bis drei verschiedenen Kinos zu sehen gewesen. 3. Alkoholismus und seltsam rechts gerichtete Äußerungen sind einfach nicht gut.
Der neue Film ("Der Biber") soll nun etwas gehaltvoller sein. Ob er jetzt an seinem (vermeintlichen) Anspruch scheitert oder an Mel Gibsons verlorenen Sympathien, lässt sich schwer sagen. Festhalten lässt sich allerdings, dass der Film in den USA nicht sonderlich erfolgreich gestartet ist, und dass er in Deutschland, wenn die Zahlen auf filmstarts.de stimmen, eher zurückhaltend präsentiert wird. Während das neue "Fluch der Karibik"-Sequel in der Startwoche in 703 Kinos gezeigt wird, kann man "Der Biber" lediglich in 62 Kinos sehen. Bundesstart war bei beiden Filmen der 19. Mai 2011.
Für mich stellt sich die Situation nun wie folgt dar: Trotz mangelnder Sympathien für Mel Gibson hätte ich "Der Biber" wegen seiner interessanten Geschichte gerne gesehen, aber in Minden und Umgebung gibt es wieder mal keine Chance dazu. Wenn ich "Fluch der Karibik 4" sehen wollte, hätte ich hingegen die Möglichkeit dies im Umkreis von 15 Kilometern in drei verschiedenen Kinos zu tun (Minden, Bad Oeynhausen oder Bückeburg). Fazit: 1. Wenn man in Ostwestfalen Kino-Interesse außerhalb von Blockbustern hat, ist man ziemlich aufgeschmissen. 2. Es gab Zeiten, da wäre "Der Biber" wegen Mel Gibson (und/oder Jodie Foster) zum Blockbuster geworden und vermutlich in Minden und Umgebung in zwei bis drei verschiedenen Kinos zu sehen gewesen. 3. Alkoholismus und seltsam rechts gerichtete Äußerungen sind einfach nicht gut.
Freitag, 13. Mai 2011
Mitternachtsspitzen
-cp- Die frischverheiratete Kit (Doris Day) wird von einer unheimlichen Stimme belästigt, die Ihr sogar mit der Ermordung droht. Zunächst ist die Stimme im Park aus dem Nebel heraus zu hören, danach mehrfach am Telefon. Doch Kit hat leider keine Beweise, und so steht man ihren Schilderungen skeptisch gegenüber. Ihr Mann Tony hat zudem kaum Zeit für sie, weil es in seiner Firma viel Geschäftliches zu erledigen gibt. ...
An einigen Stellen erinnert Mitternachtsspitzen an Alfred Hitchcock, und diesem dürfte der 1960 entstanden Film auch nachempfunden sein. An anderen Stellen aber entsteht eher der Eindruck einer Edgar Wallace-Verfilmung. Dies mag an den plakativen Effekten liegen (die ewig kreischende Doris Day, der dicht vor sich hin wabernde London-Nebel und das andauernd schrill klingelnde Telefon). Die Dialoge schwanken zwischen trockenem englischen Humor und banal-theatralischem Geschwätz. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Film das Potential seiner Geschichte nicht ganz ausgespielt hat. Dies liegt meines Erachtens nach nicht nur an den bereits erwähnten Unausgegorenheiten, sondern vor allem an den schwachen Figuren, die sehr oberflächlich bleiben und allesamt funktional auf die Story bezogen handeln. Zwar sind die Schauspieler überzeugend, aber die Rollen geben an sich leider nicht sehr viel her.
Das alles ist sicherlich zum Teil auch Geschmackssache, aber in meinem Empfinden ist der oft angestrengte Hitchcock Vergleich nur zum Teil zutreffend. Bedenkt man, dass Hitchcock im gleichen Jahr Psycho gedreht hat, muss man doch zugeben, dass Welten zwischen diesen beiden Filmen liegen.
An einigen Stellen erinnert Mitternachtsspitzen an Alfred Hitchcock, und diesem dürfte der 1960 entstanden Film auch nachempfunden sein. An anderen Stellen aber entsteht eher der Eindruck einer Edgar Wallace-Verfilmung. Dies mag an den plakativen Effekten liegen (die ewig kreischende Doris Day, der dicht vor sich hin wabernde London-Nebel und das andauernd schrill klingelnde Telefon). Die Dialoge schwanken zwischen trockenem englischen Humor und banal-theatralischem Geschwätz. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Film das Potential seiner Geschichte nicht ganz ausgespielt hat. Dies liegt meines Erachtens nach nicht nur an den bereits erwähnten Unausgegorenheiten, sondern vor allem an den schwachen Figuren, die sehr oberflächlich bleiben und allesamt funktional auf die Story bezogen handeln. Zwar sind die Schauspieler überzeugend, aber die Rollen geben an sich leider nicht sehr viel her.
Das alles ist sicherlich zum Teil auch Geschmackssache, aber in meinem Empfinden ist der oft angestrengte Hitchcock Vergleich nur zum Teil zutreffend. Bedenkt man, dass Hitchcock im gleichen Jahr Psycho gedreht hat, muss man doch zugeben, dass Welten zwischen diesen beiden Filmen liegen.
Donnerstag, 12. Mai 2011
Nimm die U-Bahn! Take the "A" Train oder the "L" Train! Ansonsten: S-Bahn fahren!
-sv- Es gibt ja viele Lieder über Fortbewegungsmittel; ganz besonders schöne sind allerdings über den ÖPNV entstanden:
- Sesamstraße - Nimm die U-Bahn [Youtube-Video]
- Hauff und Henkler - S-Bahn fahren [Youtube-Video]
- Duke Ellington- Take the A Train [Youtube-Video]
- Brooklyn Funk Essentials - Take the L Train [Hörprobe]
Montag, 9. Mai 2011
Musik aus dem Tatort "Peggy hat Angst"
-cp- Der Tatort Peggy hat Angst (Folge 148, 1983) bleibt nicht nur durch den grausamen Mord und die mit Hannelore Elsner hervoragend besetzte Peggy und den von Hans-Georg Pancak bedrohlich dargestellten Stefan Gabler in Erinnerung. Vor allem die ungewöhnliche musikalische Gestaltung fällt auf. Leider sind Tracklisten im Internet kaum zu finden, dies ist nun der Versuch, die wesentlichen Lieder aufzulisten, soweit sie recherchierbar waren:
- Warning - "Why Can The Bodies Fly?" (YouTube)
- Helen Schneider - "When The Dream Is Over" (geschrieben von Udo Lindenberg, MP3 bei Amazon)
- Simon & Garfunkel - "Me And Julio Down By The Schoolyard"
- Darüber hinaus werden durch die Protagonisten noch einige Schallplatten gespielt, und in einigen Foren wird gesagt, dass auch Musik von Frank Duval in dem Tatort zu hören sein soll.
Sonntag, 8. Mai 2011
Bei der Geburt getrennte Traumpaare
-cp- Nachdem wir neulich schon einmal auf die zumindest nicht gänzlich von der Hand zu weisende Ähnlichkeit zwischen Cleopatra (Elizabeth Taylor) und einem gewissen Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) hingewiesen hatten, ... Zwillinge?
... stellen wir heute einen weiteren Fall aus der Kategorie "Männer, die Frauen nacheifern" vor. Wieder gibt es einen Generationsunterschied, und wieder ist die Dame sowohl älter als auch stilprägend. Agatha Christie ist eine der bedeutendsten Kriminalschriftstellerinnen. Dass sie allerdings auch das Zeug zu einer Stilikone hatte, dürfte ein neuer Aspekt sein, zumal Atze Schröder sich hierzu noch nicht geäußert hat.
... stellen wir heute einen weiteren Fall aus der Kategorie "Männer, die Frauen nacheifern" vor. Wieder gibt es einen Generationsunterschied, und wieder ist die Dame sowohl älter als auch stilprägend. Agatha Christie ist eine der bedeutendsten Kriminalschriftstellerinnen. Dass sie allerdings auch das Zeug zu einer Stilikone hatte, dürfte ein neuer Aspekt sein, zumal Atze Schröder sich hierzu noch nicht geäußert hat.
Donnerstag, 5. Mai 2011
Die Kraft des Fernsehens oder
"Kulturindustrie ist überall"
-sv- Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich die Ausstrahlung bestimmter Filme auf die Verkäufe von CDs und DVDs auswirkt. So lief gestern, am 4. Mai 2011, um 22:25 Uhr auf 3sat der Kinofilm Once. Und heute - nicht einmal 24 h später - ist der Soundtrack zum Film auf Platz 9 der amazon-Verkaufscharts geklettert (von Platz 245 am Tag zuvor) und das Album "The swell season" vom Komponisten des Soundtracks, Glen Hansard, auf Platz 68 von vormals 1.681. Unglaublich, oder? Und der Film lief mitten in der Woche auf 3sat! Hallo? Die DVD des Films ist dann auch gleich von Platz 721 auf Platz 89 hochgegangen. Irre.
Das legt die Vermutung nah, dass Filmstudios gezielt bei den Sendern für die Ausstrahlung von bestimmten Filmen zahlen, um den DVD-Verkauf anzukurbeln. So lassen sich die Verkäufe steigern, auch wenn es keinen Grund gibt, einen Schauspieler z.B. zu "Wetten, dass..." zu schicken.
Das ist Kulturindustrie de luxe - Kultur wird zur Ware, sogar auf nicht werbegetriebenen Sendern wie 3sat...
Das legt die Vermutung nah, dass Filmstudios gezielt bei den Sendern für die Ausstrahlung von bestimmten Filmen zahlen, um den DVD-Verkauf anzukurbeln. So lassen sich die Verkäufe steigern, auch wenn es keinen Grund gibt, einen Schauspieler z.B. zu "Wetten, dass..." zu schicken.
Das ist Kulturindustrie de luxe - Kultur wird zur Ware, sogar auf nicht werbegetriebenen Sendern wie 3sat...
Sonntag, 1. Mai 2011
David Garrett und Co.: Keine Klassik
-sv- Bereits im vergangenen Jahr hat "Kategorie: Vermischtes" - wie immer - messerscharf analysiert, dass es sich bei der derzeit beliebten "Classic light" oder dem sog. "Classical Entertainment" nicht um klassische Musik handelt. Nun - fast ein halbes Jahr später - hat Star-Geigerin Julia Fischer sich ebenfalls zum Thema geäußert:
Ich lehne es nicht ab, dass es das überhaupt gibt. Wenn Leute das gerne hören, sollen sie das gerne tun. Womit ich aber ein Problem habe, ist, wenn ein klassischer Musiker diese Musik damit rechtfertigt, dass er damit Menschen für klassische Musik begeistert. Das stimmt einfach nicht. Die Leute werden sich keine Beethoven-Sonate anhören, weil sie vorher Michael Jackson auf der Geige gehört haben. Ich bezeichne das nicht als klassische Musik [...] und ich höre diese Musik auch nicht gerne. [Quelle]
Ich lehne es nicht ab, dass es das überhaupt gibt. Wenn Leute das gerne hören, sollen sie das gerne tun. Womit ich aber ein Problem habe, ist, wenn ein klassischer Musiker diese Musik damit rechtfertigt, dass er damit Menschen für klassische Musik begeistert. Das stimmt einfach nicht. Die Leute werden sich keine Beethoven-Sonate anhören, weil sie vorher Michael Jackson auf der Geige gehört haben. Ich bezeichne das nicht als klassische Musik [...] und ich höre diese Musik auch nicht gerne. [Quelle]
Sonntag, 10. April 2011
Rotkäppchen, Märchen, Fabeln und die Aufklärung
-cp- Der aufklärerische Philosoph Christian Wolff (1679-1754) war nicht unbedingt der größte aller Märchenfreunde. Als Gattung zieht er dem Märchen die Fabel deutlich vor. Er schreibt: "So hat man den Kindern bei sich zeigendem Gebrauche der Vernunft durch Exempel und Fabeln die Tugenden und Laster vorzustellen, damit sie beide nicht allein kennenlernen, sondern auch einen Trieb zu jenen und einen Abscheu vor diesen bekommen. Und mit diesen Erzählungen würde man bei ihnen ein Mehreres fruchten als mit den abgeschmackten Märlein die gewöhnlicher Maßen von alten Weibern und ihresgleichen den Kindern erzählet werden, dadurch sie an allerhand Vorurteil und Aberglauben verleitet, auch öfters zu vielen bösen Neigungen gleichsam zugestimmet werden."
Das Märchen verleitet also aus aufklärerischer Sicht zu Vorurteilen und Aberglauben. Hierzu sollte man festhalten, dass dieses Zitat deutlich vor der ersten Märchensammlung der Brüder Grimm aus dem Jahr 1812 veröffentlicht wurde, also auch deutlich vor der Zeit der Märchenbuchverbreitung. Die Kritik bezieht sich also nicht auf das Märchen, wie wir es heute kennen, sondern auf das mündlich erzählte, das durchaus als beängstigendes Mahnmärchen daherkommen konnte.
Anhaltspunkte für eine solche Märchentradition findet man noch in "Rotkäppchen": Die moralische Auflösung des Märchens jedenfalls ist recht fragwürdig. Da sagt Rotkäppchen in einem Selbstgespräch: "Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir's die Mutter verboten hat." Dabei muss man doch festhalten, dass ihr jenseits des Weges nichts passiert ist. Auf dem befohlenen Weg jedoch gab es gleich zwei Übergriffe: Sie wurde vom Wolf angesprochen. Und im Haus der Großmutter, das sie aufsuchen sollte, wurde sie sogar vom Wolf gefressen. Der Knackpunkt, egal in welche Richtung man das Märchen deutet, ist vor der pädagogische Vorschlaghammer vom Gehorsam den Eltern gegenüber. Das Märchen (in einer solchen Form) will nicht zum Nachdenken anregen, sondern dem zuhörenden Kind Antworten eintrichtern. Eine Entwicklung von Vernunft im Sinne der Aufklärung ist so sicherlich nicht zu erreichen. Wobei sich die Aufklärer in ihrer Kritik vor allem auf das damals sehr verbreitete Ammenmärchen bezogen. Heute sind Volks-, Kunst- und Moderne Märchen über diesen Zweifel weitestgehend erhaben.
Schön ist jedoch, dass jemanden gibt, der das Märchen im Allgemeinen und "Rotkäppchen" im Besonderen mit den aufklärerischen Idealen versöhnt, auch wenn Christian Wolff dies leider nicht mehr mitbekommen hat. Peter Rühmkorf (1929-2008) veröffentlichte 1983 sein Buch "Der Hüter des Misthaufens - aufgeklärte Märchen", das unter anderem "Rotkäppchen und der Wolfspelz" enthält.
Anmerkung am Rande: Dass der böse Wolf sinnbildlich Christian Wolff als Märchenkritiker darstellen sollte, darf bezweifelt werden.
Das Märchen verleitet also aus aufklärerischer Sicht zu Vorurteilen und Aberglauben. Hierzu sollte man festhalten, dass dieses Zitat deutlich vor der ersten Märchensammlung der Brüder Grimm aus dem Jahr 1812 veröffentlicht wurde, also auch deutlich vor der Zeit der Märchenbuchverbreitung. Die Kritik bezieht sich also nicht auf das Märchen, wie wir es heute kennen, sondern auf das mündlich erzählte, das durchaus als beängstigendes Mahnmärchen daherkommen konnte.
Anhaltspunkte für eine solche Märchentradition findet man noch in "Rotkäppchen": Die moralische Auflösung des Märchens jedenfalls ist recht fragwürdig. Da sagt Rotkäppchen in einem Selbstgespräch: "Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir's die Mutter verboten hat." Dabei muss man doch festhalten, dass ihr jenseits des Weges nichts passiert ist. Auf dem befohlenen Weg jedoch gab es gleich zwei Übergriffe: Sie wurde vom Wolf angesprochen. Und im Haus der Großmutter, das sie aufsuchen sollte, wurde sie sogar vom Wolf gefressen. Der Knackpunkt, egal in welche Richtung man das Märchen deutet, ist vor der pädagogische Vorschlaghammer vom Gehorsam den Eltern gegenüber. Das Märchen (in einer solchen Form) will nicht zum Nachdenken anregen, sondern dem zuhörenden Kind Antworten eintrichtern. Eine Entwicklung von Vernunft im Sinne der Aufklärung ist so sicherlich nicht zu erreichen. Wobei sich die Aufklärer in ihrer Kritik vor allem auf das damals sehr verbreitete Ammenmärchen bezogen. Heute sind Volks-, Kunst- und Moderne Märchen über diesen Zweifel weitestgehend erhaben.
Schön ist jedoch, dass jemanden gibt, der das Märchen im Allgemeinen und "Rotkäppchen" im Besonderen mit den aufklärerischen Idealen versöhnt, auch wenn Christian Wolff dies leider nicht mehr mitbekommen hat. Peter Rühmkorf (1929-2008) veröffentlichte 1983 sein Buch "Der Hüter des Misthaufens - aufgeklärte Märchen", das unter anderem "Rotkäppchen und der Wolfspelz" enthält.
Anmerkung am Rande: Dass der böse Wolf sinnbildlich Christian Wolff als Märchenkritiker darstellen sollte, darf bezweifelt werden.
Mittwoch, 6. April 2011
Minden und Wikis Wertschätzung
-cp- Ich wohne jetzt seit zwei Jahren in Minden, Ostwestfalen, und habe hier manches erlebt, das ich zuvor in dieser Form nicht erlebt habe. Heute finde ich erwähnenswert, dass Wikipedia in diesen zwei Jahren nun schon zum zweiten Mal einen "Artikel des Tages" ausgewählt hat, der sich auf Minden bezieht:
Mein Vorschlag für den nächsten Minden-Artikel des Tages wäre übrigens der über den Weserauentunnel. Der hat's zwar im Moment qualitativ noch nicht verdient, aber es muss ja auch nicht gleich morgen sein.
- 1. August 2009: Schlacht bei Minden
- 6. April 2011: Der Mindener Dom
Mein Vorschlag für den nächsten Minden-Artikel des Tages wäre übrigens der über den Weserauentunnel. Der hat's zwar im Moment qualitativ noch nicht verdient, aber es muss ja auch nicht gleich morgen sein.
Dienstag, 5. April 2011
Die Wertigkeit des CD-Erwerbs gegenüber dem Download ...
... auf den Punkt gebracht von Bob Geldof:
"Wenn Menschen den Aufwand betreiben, aufzustehen und in den Plattenladen zu gehen, hat das eine ganz andere Wertigkeit, als mal eben vor dem Rechner etwas runterzuladen." [Quelle]
"Wenn Menschen den Aufwand betreiben, aufzustehen und in den Plattenladen zu gehen, hat das eine ganz andere Wertigkeit, als mal eben vor dem Rechner etwas runterzuladen." [Quelle]
David Hasselhoffs neue CD: Der Gipfel der Beliebigkeit
-sv- Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass David Hasselhoff die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht und so das Ende des kalten Krieges bewirkt hat, ich ihn also für einen großen Mann der deutschen und internationalen Geschichte halte. Und auch wenn er mit Baywatch eine der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten kreiert hat. Musikalisch ist er - von o.g. Ausnahme-Performance an der Berlin Wall abgesehen - ein Totalausfall, auch wenn seine Fans, die er wohl vor allem in Deutschland hat, dies anders sehen werden. Den Gipfel der Beliebigkeit und des Ausverkaufs schafft er nun mit seinem neuen Album, dass A Real Good Feeling heißt und ein ebensolches beim Hörer wohl erzeugen soll. Die Songs scheinen allerdings so belanglos zu sein, dass er zeitgleich zwei Versionen veröffentlicht: die normale Ausführung und die - Achtung! - "Party-Version"! Beim kurzen Reinhören wird schnell klar, dass man a) eine Schlager-CD kauft, b) der Produzent bestraft werden sollte für die CD und c) die "Party" - wie einfallsreich - mit dem Untermischen von Ballermann-Beats und Zwischenrufen ("Hey! Hey!") entstehen soll. Autsch! Das klappt vielleicht bei Hörern, die inzwischen so alt sind wie Hasselhoff selbst, ansonsten ist es aber Folter und irgendwie sehr, sehr peinlich. Fazit: Setzen! Sechs!
Mittwoch, 23. März 2011
In memoriam: Liz Taylor
-sv/cp- Elizabeth "Liz" Taylor ist heute im Kreise ihrer Familie im Alter von 79 Jahren in Los Angeles im Cedars-Sinai Hospital gestorben [Quelle]. Hier alle Infos über sie bei Wikipedia.
Ihre Kinokarriere endete schon 1974 - da war sie erst 42 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits 32 Jahre vor der Kamera gestanden und sich vor allem mit den folgenden Filmen für immer ins kulturelle Gedächtnis unserer Zeit gebrannt:
Eine ihrer bekanntesten Rollen war die Titelrolle im oben genannten Film "Cleopatra". Makeup und Haarschmuck haben anscheinend auf eine ganz andere prominente Filmfigur abgefärbt: Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) aus Fluch der Karibik (2002):
*Für Mike Nichols war dieser Film der Start einer fulminanten Karriere. Er führte u.a. Regie bei: Die Reifeprüfung (The Graduate, 1967), Catch-22 (1970), In Sachen Henry (Regarding Henry, 1991), Wolf (1994), The Birdcage (1995) und Hautnah (Closer, 2004).
Ihre Kinokarriere endete schon 1974 - da war sie erst 42 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits 32 Jahre vor der Kamera gestanden und sich vor allem mit den folgenden Filmen für immer ins kulturelle Gedächtnis unserer Zeit gebrannt:
- 1956: Giganten (Giant, Regie: George Stevens)
- 1958: Die Katze auf dem heißen Blechdach (Cat on a Hot Tin Roof, Regie: Richard Brooks)
- 1963: Cleopatra (Cleopatra, Regie: Joseph L. Mankiewicz)
- 1963: Hotel International (The VIPs, Regie: Anthony Asquith)
- 1966: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Who’s Afraid of Virginia Woolf?, Regie: Mike Nichols*)
Eine ihrer bekanntesten Rollen war die Titelrolle im oben genannten Film "Cleopatra". Makeup und Haarschmuck haben anscheinend auf eine ganz andere prominente Filmfigur abgefärbt: Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) aus Fluch der Karibik (2002):
*Für Mike Nichols war dieser Film der Start einer fulminanten Karriere. Er führte u.a. Regie bei: Die Reifeprüfung (The Graduate, 1967), Catch-22 (1970), In Sachen Henry (Regarding Henry, 1991), Wolf (1994), The Birdcage (1995) und Hautnah (Closer, 2004).
Montag, 21. März 2011
Deutschland sucht das Rumpelstilzchen ...
-sv- ... titelt "Zeit online" heute und hält (frühe) Rückschau auf die Bundesliga-Saison. HoerSktech, der Märchenverlag hat sein Rumpelstilzchen, das sogar zurück schlägt, schon gefunden! Weitere Informationen gibt´s hier.
Sonntag, 20. März 2011
David Finchers beeindruckende Filmographie
-cp- Schaut man sich das Werk David Finchers in der Übersicht an, kann man schon den einen oder anderen Film entdecken, der mit Fug und Recht als "moderner Klassiker" bezeichnet wird.
Die Anfänge: In den 80er Jahren arbeitete Fincher (*1962) im Bereich "Visuelle Effekte" an den Filmen "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", "Die unendliche Geschichte" und "Indiana Jones und der Tempel des Todes" mit. Da er hier noch keine inhaltliche Verantwortung trägt, seien diese Filme nur am Rande erwähnt. Nach diversen Arbeiten als Musikvideo-Regisseur konnte er 1992 mit "Alien 3" sein (qualitativ noch etwas fragwürdiges) Debüt als Filmregisseur feiern.
Film-Übersicht: Alle (!) Filme, die er danach bis heute (März 2011) als Regisseur verantwortet hat, werden nun im Folgenden aufgelistet:
1995: Sieben 1997: The Game 1999: Fight Club 2002: Panic Room 2007: Zodiac 2008: Der seltsame Fall des Benjamin Button 2010: The Social Network Versuch einer Einordnung: Vielleicht mit Ausnahme von "Benjamin Button" (Steves Rezension), der im Vergleich zu den anderen Filmen etwas sperrig daher kommt, bietet das Werk David Finchers mit "Sieben" einen Meilenstein des Genres Psychothriller und mit "Panic Room" einen weiteren Thriller, der getrost in einem Atemzug mit Alfred Hitchcocks ebenfalls klaustrophobischen Meisterwerk Das Fenster zum Hof (1954) genannt werden darf.
Das Genre "Thriller" spielt auch bei "The Game" und "Zodiac" eine Rolle, wobei diese beiden Filme eine andere Erzählstruktur aufweisen und gleichermaßen als Thriller und als Dramen betrachtet werden können. Auch wenn ihnen die große Anerkennung in Form von Besucherzahlen und Filmpreisen verwehrt blieb, sind die beiden Filme in ihrer Ästhetik und erzählerischen Dynamik unbedingt sehenswert.
Der längst zum Kultfilm avancierte "Fight Club" kann so recht keinem Genre zugeordnet werden. Am ehesten lässt sich von einem Coming Of Age-Thriller sprechen, der das Scheitern Heranwachsender in ihrer Beziehung zu Gesellschaft und Koventionen thematisiert. Der Film ist eine grimmige Antwort auf all die Filme der 90er, die eine romantisierte Generation X zeigten. Vielleicht kann, wenn auch in ganz anderer Weise, "The Social Network" als Anknüpfung an "Fight Club" gesehen werden. Zwischen den beiden Filmen liegen elf Jahre, und statt der Generation X ist die Generation Praktikum am Zug. Die Welt hat in den elf Jahren die wachsende Bedeutung paralleler und vor allem virtueller Welten erlebt hat. Während die Protagonisten in "Fight Club" noch auf mentale und soziale Revolution setzen mussten, kann Finchers Zuckerberg-Verschnitt seine Revolution digital ausleben, indem er eine neue, virtuelle Welt erschafft. Neben den inhaltlichen Parallelen zeigen diese beiden Filme Finchers einzigartige erzählerische Dynamik.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass David Fincher einer der bedeutendesten Thriller-Regisseure seit Alfred Hitchcock ist. Er beherrscht den Thriller in Reinform ("Sieben", "Panic Room"), in Kombination mit dramatischen Anteilen ("The Game", "Zodiac") oder als revolutionäre Coming-Of-Age-Variante ("Fight Club"). Fincher erweist sich immer wieder als brillanter und besonders dynamischer Erzähler ("The Social Network") mit einem Blick für gesellschaftliche Themen und Feingewühl für besondere Charaktere. Man darf auf seine kommenden Filme gespannt sein. Derzeit arbeitet er an einem Remake von Verblendung (Thriller).
Die Anfänge: In den 80er Jahren arbeitete Fincher (*1962) im Bereich "Visuelle Effekte" an den Filmen "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", "Die unendliche Geschichte" und "Indiana Jones und der Tempel des Todes" mit. Da er hier noch keine inhaltliche Verantwortung trägt, seien diese Filme nur am Rande erwähnt. Nach diversen Arbeiten als Musikvideo-Regisseur konnte er 1992 mit "Alien 3" sein (qualitativ noch etwas fragwürdiges) Debüt als Filmregisseur feiern.
Film-Übersicht: Alle (!) Filme, die er danach bis heute (März 2011) als Regisseur verantwortet hat, werden nun im Folgenden aufgelistet:
Das Genre "Thriller" spielt auch bei "The Game" und "Zodiac" eine Rolle, wobei diese beiden Filme eine andere Erzählstruktur aufweisen und gleichermaßen als Thriller und als Dramen betrachtet werden können. Auch wenn ihnen die große Anerkennung in Form von Besucherzahlen und Filmpreisen verwehrt blieb, sind die beiden Filme in ihrer Ästhetik und erzählerischen Dynamik unbedingt sehenswert.
Der längst zum Kultfilm avancierte "Fight Club" kann so recht keinem Genre zugeordnet werden. Am ehesten lässt sich von einem Coming Of Age-Thriller sprechen, der das Scheitern Heranwachsender in ihrer Beziehung zu Gesellschaft und Koventionen thematisiert. Der Film ist eine grimmige Antwort auf all die Filme der 90er, die eine romantisierte Generation X zeigten. Vielleicht kann, wenn auch in ganz anderer Weise, "The Social Network" als Anknüpfung an "Fight Club" gesehen werden. Zwischen den beiden Filmen liegen elf Jahre, und statt der Generation X ist die Generation Praktikum am Zug. Die Welt hat in den elf Jahren die wachsende Bedeutung paralleler und vor allem virtueller Welten erlebt hat. Während die Protagonisten in "Fight Club" noch auf mentale und soziale Revolution setzen mussten, kann Finchers Zuckerberg-Verschnitt seine Revolution digital ausleben, indem er eine neue, virtuelle Welt erschafft. Neben den inhaltlichen Parallelen zeigen diese beiden Filme Finchers einzigartige erzählerische Dynamik.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass David Fincher einer der bedeutendesten Thriller-Regisseure seit Alfred Hitchcock ist. Er beherrscht den Thriller in Reinform ("Sieben", "Panic Room"), in Kombination mit dramatischen Anteilen ("The Game", "Zodiac") oder als revolutionäre Coming-Of-Age-Variante ("Fight Club"). Fincher erweist sich immer wieder als brillanter und besonders dynamischer Erzähler ("The Social Network") mit einem Blick für gesellschaftliche Themen und Feingewühl für besondere Charaktere. Man darf auf seine kommenden Filme gespannt sein. Derzeit arbeitet er an einem Remake von Verblendung (Thriller).
Mittwoch, 16. März 2011
Filme, die sich mit dem Thema "Atomunfall" auseinandersetzen
-sv- Es gibt nicht viele Filme, in denen ein Unfall in einem Kernkraftwerk thematisiert wird. Die meisten Filme handeln von kriegerischen Auseinandersetzungen mit Atombomben. So z.B. in Wenn der Wind weht oder The day after. Gibt man bei imdb.com das Suchwort "Nuclear accident" ein, erhält man 31 Treffer. Spezifiziert man die Suche mit "Movie" und "Drama", bleiben folgende Titel übrig, in denen es um einen Atomunfall geht:
Hier eine Liste aller bekannten (!) Unfälle in kerntechnischen Anlagen.
- Das China-Syndrom (Störfall in einem Atomreaktor, der befürchtete GAU bleibt allerdings aus)
- Die Wolke (Super-GAU in einem hessischen Kernkraftwerk und die Folgen)
- Die Kettenreaktion (Nach einem Erdbeben besteht die Gefahr einer Verseuchung des Trinkwassers durch nuklearen Abfall)
Hier eine Liste aller bekannten (!) Unfälle in kerntechnischen Anlagen.
Montag, 14. März 2011
Songtexter: 50 Prozent am Erfolg beteiligt, null Prozent bekannt.
-sv- Songtexter verdienen bestimmt sehr gut, wenn ihr Text in Verbindung mit einer Komposition ein Hit wird. Bekannt werden sie aber in der Regel nicht. Schauen wir uns zum Beispiel die größten Hits von Udo Jürgens an - die Musik hat immer er geschrieben:
Hits zu schreiben, ist Altersvorsorge. Und an 100 Liedern von Udo Jürgens beteiligt zu sein, dürfte jedes Jahr einen schönen Scheck von der GEMA einbringen. Gratuliere!
- Griechischer Wein Text: Michael Kunze
- Ein ehrenwertes Haus Text: Michael Kunze
- Aber bitte mit Sahne Text: Eckart Hachfeld
- Mit 66 Jahren Text: Wolfgang Hofer
- Immer wieder geht die Sonne auf Text: Thomas Hörbiger
- Ich weiß, was ich will Text: Fred Jay
- Siebzehn Jahr, blondes Haar Text: Udo Jürgens / Thomas Hörbiger
- Merci Cherie Text: Udo Jürgens / Thomas Hörbiger
- Ich war noch niemals in New York Text: Michael Kunze
- Liebe ohne Leiden Text: Wolfgang Hofer
- Gaby wartet im Park Text: Michael Kunze
- Die Sonne und du Text: Michael Kunze
Hits zu schreiben, ist Altersvorsorge. Und an 100 Liedern von Udo Jürgens beteiligt zu sein, dürfte jedes Jahr einen schönen Scheck von der GEMA einbringen. Gratuliere!
Stay von Marc Forster -
die letzten Minuten machen den Unterschied
-sv- Der Psychiater Sam Foster (Ewan McGregor) übernimmt von einer Kollegin einen Patienten namens Henry Latham (Ryan Gosling), der nach wenigen Behandlungstermin droht, sich umzubringen. Foster will Latham daraufhin in eine psychiatrische Klinik einweisen, Latham entzieht sich ihm aber immer wieder. Foster macht sich daraufhin auf die Suche nach seinem Patienten und stößt dabei auf Ungereimtheiten. So trifft er die Mutter von Latham, erfährt aber später, dass diese tot sei. Auch behauptet Latham, dass ein Freund des Psychiaters sein Vater sei - aber auch der Vater ist angeblich tot. Zusätzlich zu diesen Verwirrungen scheint Foster viele Dinge zweimal zu erleben; die anderen Menschen innerhalb dieser Erlebnisse empfinden dies aber nicht so - es scheint sich also um Zeitsprünge zu handeln. Die Realität verschwimmt für Foster immer mehr, er verliert den Boden unter den Füßen. Als er dann endlich Latham findet, erschießt dieser sich.
SPOILER! Nun kommt es zu einem Erzählsprung. Wir sehen Foster, der über Latham kniet. Latham liegt nach einem Autounfall im Sterben. Um Foster herum sind Personen aus dem ersten Erzählstrang. Während Foster jedoch alle diese Menschen im ersten Teil des Filmes kannte, sind es nun Fremde für ihn. Von Sekunde zu Sekunde wird dem Zuschauer klarer, dass der im Sterben liegende Latham all die Personen um ihn herum in eine Art Traum eingefügt hat, den er kurz vor seinem Tode träumt.
SPOILER DE LUXE! Als Latham tot ist, bittet Foster eine Frau (Naomi Watts), die mit ihm neben dem Sterbenden auf den Rettungswagen gewartet hat, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Es ist die Frau, die in Lathams Todestraum mit Foster liiert war. Foster schaut die ihm Unbekannte an und hat kurze Flashbacks, die Erlebnisse mit der Frau zeigen, die er entweder schon mit ihr hatte oder noch haben wird. So endet der Film.
Kritik: Stay ist ein verstörender Film mit verstörenden Bildern und Schnitten. Der Zuschauer ahnt, dass etwas nicht stimmt, kann dies jedoch nicht näher fassen, bis es zur Schlußsequenz am Unfallort kommt. Die schauspielerischen Leistungen sind grundsolide. Was den Film aber ausmacht, ist die Vermischung von filmischer Realität und Todesvision, die einige Fragen offen lassen:
- Warum spricht Foster in einer Szene mit der tot gelaubten Mutter von Latham - dies geht nur in der Todesvision - und erfährt dann von einem Polizisten, dass diese tot sei, was er auch in der Realität erlebt haben kann?
- Warum trifft Latham im ersten Teil des Films eine Frau, die er nur entfernt kennt, sich aber in der Szene am Unfallort als Freundin von Latham herausstellt? Hat er die Frau vorher getroffen?
- Und warum sieht er Bilder aus seinem Leben mit der Helferin vom Unfallort, obwohl er die Frau vorher nicht kannte?
Hier vermischt Regisseur Marc Forster filmische Realität und Todesvision auf für den Zuschauer unlösbare Weise. Forster spielt mit dem Gedanken, dass nichts so sein muss, wie es scheint. Insofern ließe sich der Film als radikal konstruktivistisch bezeichnen. Im radikalen Konstruktivismus wird davon ausgegangen, dass eine Wahrnehmung niemals ein Abbild der Realität liefert, sondern immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung eines Individuums ist. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich - ausnahmslos jede Wahrnehmung ist subjektiv [Quelle].
Vielleicht ist also auch Foster derjenige, der (ähnlich wie in The sixth sense) die ganze Vision hatte?
Kritk auf filmstarts.de.
PS: Eine ähnliche Vermischung von Realität und Vision sowie von Lebenden und Toten findet in der letzten Staffel der TV-Serie Lost statt. Auch hier haben Menschen, die sich vorher nicht kannten, Flashbacks (oder wie es die Produzenten von Lost nennen Flashforwards) von Ihrem Leben. Durch die Möglichkeiten in einer Serie, alles endlos hinzuziehen, wird hier jedoch soviel in einen Topf geworfen, vermischt und hinterher wieder ausgeschüttet, dass dem Zuschauer dieser Eintopf schlecht bekommt und ihn mit einer transzendentalen Message zurücklässt [hier mehr].
SPOILER! Nun kommt es zu einem Erzählsprung. Wir sehen Foster, der über Latham kniet. Latham liegt nach einem Autounfall im Sterben. Um Foster herum sind Personen aus dem ersten Erzählstrang. Während Foster jedoch alle diese Menschen im ersten Teil des Filmes kannte, sind es nun Fremde für ihn. Von Sekunde zu Sekunde wird dem Zuschauer klarer, dass der im Sterben liegende Latham all die Personen um ihn herum in eine Art Traum eingefügt hat, den er kurz vor seinem Tode träumt.
SPOILER DE LUXE! Als Latham tot ist, bittet Foster eine Frau (Naomi Watts), die mit ihm neben dem Sterbenden auf den Rettungswagen gewartet hat, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Es ist die Frau, die in Lathams Todestraum mit Foster liiert war. Foster schaut die ihm Unbekannte an und hat kurze Flashbacks, die Erlebnisse mit der Frau zeigen, die er entweder schon mit ihr hatte oder noch haben wird. So endet der Film.
Kritik: Stay ist ein verstörender Film mit verstörenden Bildern und Schnitten. Der Zuschauer ahnt, dass etwas nicht stimmt, kann dies jedoch nicht näher fassen, bis es zur Schlußsequenz am Unfallort kommt. Die schauspielerischen Leistungen sind grundsolide. Was den Film aber ausmacht, ist die Vermischung von filmischer Realität und Todesvision, die einige Fragen offen lassen:
- Warum spricht Foster in einer Szene mit der tot gelaubten Mutter von Latham - dies geht nur in der Todesvision - und erfährt dann von einem Polizisten, dass diese tot sei, was er auch in der Realität erlebt haben kann?
- Warum trifft Latham im ersten Teil des Films eine Frau, die er nur entfernt kennt, sich aber in der Szene am Unfallort als Freundin von Latham herausstellt? Hat er die Frau vorher getroffen?
- Und warum sieht er Bilder aus seinem Leben mit der Helferin vom Unfallort, obwohl er die Frau vorher nicht kannte?
Hier vermischt Regisseur Marc Forster filmische Realität und Todesvision auf für den Zuschauer unlösbare Weise. Forster spielt mit dem Gedanken, dass nichts so sein muss, wie es scheint. Insofern ließe sich der Film als radikal konstruktivistisch bezeichnen. Im radikalen Konstruktivismus wird davon ausgegangen, dass eine Wahrnehmung niemals ein Abbild der Realität liefert, sondern immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung eines Individuums ist. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich - ausnahmslos jede Wahrnehmung ist subjektiv [Quelle].
Vielleicht ist also auch Foster derjenige, der (ähnlich wie in The sixth sense) die ganze Vision hatte?
Kritk auf filmstarts.de.
PS: Eine ähnliche Vermischung von Realität und Vision sowie von Lebenden und Toten findet in der letzten Staffel der TV-Serie Lost statt. Auch hier haben Menschen, die sich vorher nicht kannten, Flashbacks (oder wie es die Produzenten von Lost nennen Flashforwards) von Ihrem Leben. Durch die Möglichkeiten in einer Serie, alles endlos hinzuziehen, wird hier jedoch soviel in einen Topf geworfen, vermischt und hinterher wieder ausgeschüttet, dass dem Zuschauer dieser Eintopf schlecht bekommt und ihn mit einer transzendentalen Message zurücklässt [hier mehr].
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