-cp- Anscheinend ist die Produktion einer Hörspielfassung von
Lewis Carrolls Klassiker
Alice im Wunderland nicht ganz unproblematisch. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte sehr bildhaft und skurril ist, und dass gerade die vielen wunderbaren Figuren und Situationen schwer in das Medium Hörspiel zu übertragen ist. Versucht haben es dennoch einige, mal mehr, mal weniger gelungen.
1958 Südwestfunk
(Regie: Marcel Wall-Ophüls) Das Problem dieser Fassung ist das deutlich hörbare Alter. Zudem ist der Ton des Erzählers scheinbar auf Kleinstkinder ausgerichtet. Die Geräusch-Effekte sind sehr reduziert, das Wachsen und Schrumpfen ist zum Beispiel gar nicht hörbar. Die Alice-Darstellerin ist ziemlich gut, und insgesamt kann man von einer charmanten Hörspiel-Version sprechen, allerdings nicht von einer wirklich guten. Erhältlich auf CD im Programm von
Der Audio Verlag.
1971 Europa
(Regie: Konrad Halver) Wie bei Europas Klassikern üblich, ist auch diese Fassung drastisch gekürzt. Alles ist sehr knapp gehalten, und so etwas wie Atmosphäre kommt nicht mal in Ansätzen auf. Auch Erzähler Hans Paetsch kann diese ziemlich trashige Hörspielfassung nicht retten. Erhältlich nur als
MP3-Download.
ca. 1980 Litera
(Regie: Dieter Wardetzky) Schwerpunkt dieser DDR-Hörspielumsetzung ist die Musik, die sehr aufwendig ist und wunderbar zur Geschichte passt. Die Sprecher sind soweit okay, aber leider gibt es keinen Erzähler, sodass die Bildhaftigkeit der Geschichte komplett unter den Tisch fällt. Auch die Geräuscheffekte sind sehr reduziert. Dennoch hebt sich diese Fassung von vielen anderen ab, vor allem durch die Musik. Die Fassung ist als
Audio-CD erhältlich.
1999 The Berlin Picture Company
(Regie: Regie: John Clark und Karin Hahn) Soviel Mühe sie sich auch gibt, Franziska Mager als Alice klingt weitestgehend überfordert. Der Text wirkt sehr abgelesen. Da einige der Sprecher mehrere Rollen spielen, ist die klare Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Figuren beinahe unmöglich. Auch wenn Erzähler und Soundeffekte durchaus als Pluspunkte zu erwähnen sind, ist dieses Hörspiel insgesamt schwach. Die Fassung ist auf
CD erhältlich.
2005 Universal Family Entertainment
(Regie: Jürgen Nola und Markus Steffen) Diese Produktion kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie Hörspiel oder Lesung sein möchte. Offiziell ist Ilja Richter der Erzähler, zwischendurch übernimmt auch Sabine Postel, die im Booklet einfach als „Sprecherin“ geführt wird. Allerdings ist sie eigentlich auch so etwas wie eine Erzählerin, wenn auch mit geringerem Wortanteil. Die Wirkung der Produktion ist die einer Lesung. Ilja Richter bemüht sich auch um stimmliche Vielfalt, um den unterschiedlichen Figuren gerecht zu werden. Dann auf einmal gibt es allerdings auch andere Stimmen, die einige der Rollen übernehmen, und es wirkt doch eher wie ein Hörspiel, allerdings ohne Musik- oder Geräuscheinsatz. Es gibt keine Atmosphäre, und der bemühte Ilja Richter, auch wenn er seine Sache ganz gut macht, genügt bei Weitem nicht, die Produktion zu retten, denn das Konzept geht einfach nicht auf. Erhältlich als
Audio-CD.
2010 Titania Medien
(Regie: Stephan Bosenius & Marc Gruppe) Das Hörspiel ist kurzweilig und hat viele Höhepunkte zu bieten. Etwas albern geraten sind vielleicht die Auftritte des Erzählers, in denen er mit den Figuren kommuniziert. Die Musik ist etwas zu seicht und passt eigentlich nicht zum Inhalt. Und wie so oft bei Titania entsteht beim Hören das Gefühl, einen Film ohne Bild geliefert zu bekommen. Die Produktion ist zwar technisch perfekt, aber ihr fehlt ein wenig der Geist der Geschichte. Alles in allem ist dieses "Alice im Wunderland"-Hörspiel dennoch die eindeutig beste Umsetzung des Stoffes. Erhältlich als
Audio-CD.
Darüber hinaus gibt es noch einige Aufnahmen, die sich zwar "Hörspiel" nennen, allerdings nur die Tonspur einer Film-Version des Stoffes auf Tonträger liefern. Diese Fassungen sind als Hörspiele allesamt wenig ernst zu nehmen.